Was ist das für eine Geschichte, in der eine junge Frau mit allen weiblichen Vorzügen ausgestattet ist, und doch etwas bei sich hat, was großes Unheil mit sich bringt? Es scheint der Stoff für einen typischen Hollywoodfilm zu sein und ist doch so viel älter als Hollywood selbst. Die Geschichte handelt von Pandora, einer von den Göttern erschaffenen Frau, die eine Büchse voller Unheil bei sich trägt. Sie entstammt der griechischen Mythologie und ist wie so viele andere in der modernen Gesellschaft sprichwörtlich geworden. Man sagt "die nukleare Aufrüstung der Dritten Welt wird zur Büchse der Pandora“ oder „die aktuellen Reformen werden für unser Sozialsystem zur Büchse der Pandora“.
Doch auch auf anderem Wege nahm Pandora Einfluss auf unsere Kultur. Mit der Entstehung des Mythos traten Schriftsteller und Regisseure auf den Plan, die sich dieses Stoffes annahmen. Erstmals vom griechischen Dichter Hesiod aufgeschrieben, eroberte die Geschichte 1901 die Bühne, nach einer Erzählung von Frank Wedekind. Die von ihm erzählte Geschichte wurde 1929 von Georg Wilhelm Pabst als „Die Büchse der Pandora“ zum Stummfilm umgesetzt. Hauptcharakter dieser Erzählung ist eine Figur namens Lulu, die die Männer reihenweise erst in große Gefühle und dann in großes Unheil stürzt. Doch soll Lulu, diese hübsche, moderne, junge Frau, wirklich den Mythos Pandora verkörpern?
In der vorliegenden Arbeit werde ich versuchen, einige Verbindungslinien zwischen der Figur Lulu in Wedekinds und Pabsts Werken und dem griechischen Mythos herauszuarbeiten. Dabei möchte ich mich hauptsächlich auf die Frage konzentrieren:
Was macht die Figur der Lulu zur Pandora?
Ich möchte mich jedoch nicht allein auf diese Figur beschränken, sondern auch die Entstehung und den Aufbau der genannten Werke mit dem Mythos in Verbindung bringen. Dient die Metapher einer Pandora auch als Ausdruck von Gesellschaftskritik? Inwiefern haben das Bühnenwerk und der Stummfilm wirklich noch etwas mit den Vorgängen in der Götterwelt gemeinsam? Oder ist es nur die bereits angesprochene sprichwörtliche Bedeutung, die diesen Werken den Namen „Die Büchse der Pandora“ gab?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist der Mythos der Pandora?
- Der Mythos Pandora im Drama von Frank Wedekind
- Die Figur der Lulu bei Frank Wedekind
- Tabubrüche in der Gesellschaft zur Jahrhundertwende
- Zeitgenössische Kritik am Werk Wedekinds
- Die filmische Umsetzung des Dramas durch Georg Wilhelm Pabst
- Louise Brooks als Lulu bei Georg Wilhelm Pabst
- Zeitgenössische Kritik am Stummfilm „Die Büchse der Pandora“
- Das Frauenbild der Lulu – verkörpert durch Louise Brooks
- Fazit
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verbindung zwischen dem Mythos der Pandora und dessen Umsetzung in Frank Wedekinds Drama und Georg Wilhelm Pabsts Film "Die Büchse der Pandora". Die zentrale Frage ist, inwiefern die Figur der Lulu den Mythos verkörpert und welche gesellschaftlichen Aspekte die Werke reflektieren.
- Der Mythos der Pandora und seine verschiedenen Interpretationen.
- Die Darstellung der Figur Lulu in Wedekinds Drama und Pabsts Film.
- Die gesellschaftliche Kritik in beiden Werken.
- Das Frauenbild der Lulu und seine Einordnung in den historischen Kontext.
- Der Vergleich zwischen der mythologischen Pandora und der literarischen/filmischen Lulu.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Verbindung zwischen dem Mythos der Pandora und den Werken Wedekinds und Pabsts vor. Sie skizziert den sprichwörtlichen Gebrauch der "Büchse der Pandora" und kündigt den methodischen Ansatz an, der die Analyse der Figur Lulu, die Entstehung der Werke und deren gesellschaftlichen Kontext umfasst. Die Arbeit zielt darauf ab, die Interpretationen des Mythos in den untersuchten Werken zu beleuchten und die Relevanz der Pandora-Metapher für eine Gesellschaftskritik zu untersuchen. Die Einleitung legt den Grundstein für die detailliertere Auseinandersetzung mit dem Mythos und seinen literarischen und filmischen Umsetzungen.
Was ist der Mythos der Pandora?: Dieses Kapitel erläutert den Ursprung des Mythos der Pandora in der griechischen Mythologie. Es beschreibt Pandora als die erste Frau, erschaffen von Zeus als Strafe für Prometheus' Tat. Das Kapitel hebt die ambivalente Natur Pandoras hervor: Sie ist mit Schönheit und Reizen ausgestattet, trägt aber gleichzeitig eine Büchse mit allen Übeln der Welt. Die unterschiedlichen Interpretationen des Mythos im Laufe der Geschichte werden beleuchtet, von der anfänglichen ambivalenten Darstellung bis hin zu einseitig negativen und frauenfeindlichen Interpretationen im Mittelalter und der Wiederbelebung des ambivalenten Bildes in der Renaissance. Der Fokus liegt auf der dualistischen Natur des Mythos und der Frage nach dem Beweggrund für das Öffnen der Büchse, was als Metapher für die menschliche Neugier oder die unauflösliche Verbindung von Gutem und Bösem gedeutet werden kann. Die Zusammenfassung des Kapitels bildet eine solide Grundlage für den Vergleich mit den Werken von Wedekind und Pabst.
Der Mythos Pandora im Drama von Frank Wedekind: Dieses Kapitel analysiert Wedekinds Umsetzung des Pandora-Mythos in seinen Dramen. Es wird die Figur Lulu als zentrale Figur dargestellt, die mit ihrem Charme und ihrer sexuellen Ausstrahlung Männer verführt und ins Unglück stürzt. Wedekinds Werk wird im Kontext der gesellschaftlichen Tabubrüche der Jahrhundertwende betrachtet, und die zeitgenössische Kritik an seinen Werken wird beleuchtet. Die Analyse konzentriert sich darauf, wie Wedekind den Mythos adaptiert und ihn als Ausdruck gesellschaftlicher Kritik nutzt. Die Zusammenfassung verdeutlicht, wie Lulu als eine moderne Version der Pandora interpretiert werden kann, die die Doppeldeutigkeit und die gesellschaftlichen Spannungen ihrer Zeit repräsentiert.
Die filmische Umsetzung des Dramas durch Georg Wilhelm Pabst: Dieses Kapitel behandelt Pabsts Verfilmung von Wedekinds Werk und konzentriert sich auf die Darstellung von Lulu durch Louise Brooks. Die zeitgenössische Kritik an dem Stummfilm "Die Büchse der Pandora" wird analysiert und in Bezug auf die filmische Umsetzung des Mythos gesetzt. Es wird untersucht, inwieweit der Film den ursprünglichen Mythos interpretiert und welche visuellen und narrativen Mittel eingesetzt werden, um die Figur der Lulu und den Mythos zu vermitteln. Die Bedeutung von Brooks' Darstellung wird in Bezug auf das Frauenbild des Films diskutiert und in den zeitgeschichtlichen Kontext eingeordnet. Der Fokus liegt auf der filmischen Interpretation des Mythos und ihrer Rezeption.
Schlüsselwörter
Pandora, Mythos, Frank Wedekind, Georg Wilhelm Pabst, Die Büchse der Pandora, Lulu, Louise Brooks, Gesellschaftskritik, Frauenbild, Jahrhundertwende, Stummfilm, Drama, Ambivalenz, Dualismus.
Häufig gestellte Fragen zu "Die Büchse der Pandora": Mythos, Drama und Film
Was ist der Inhalt der vorliegenden Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Verbindung zwischen dem Mythos der Pandora und seiner Umsetzung in Frank Wedekinds Drama und Georg Wilhelm Pabsts gleichnamigem Film "Die Büchse der Pandora". Der Fokus liegt auf der Figur der Lulu und ihrer Rolle als moderne Pandora, sowie auf der gesellschaftlichen Kritik in beiden Werken.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt den Mythos der Pandora, seine verschiedenen Interpretationen, die Darstellung der Figur Lulu in Drama und Film, die gesellschaftliche Kritik in beiden Werken, das Frauenbild der Lulu im historischen Kontext und einen Vergleich zwischen der mythologischen Pandora und der literarischen/filmischen Lulu.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zum Mythos der Pandora, ein Kapitel zur Umsetzung des Mythos in Wedekinds Drama, ein Kapitel zur filmischen Umsetzung durch Pabst und abschließende Kapitel mit Fazit und Schlussbemerkungen. Jedes Kapitel beinhaltet eine Zusammenfassung.
Wie wird der Mythos der Pandora in der Arbeit dargestellt?
Der Mythos der Pandora wird in seiner griechischen Ursprungsgeschichte erläutert, mit Fokus auf Pandoras ambivalente Natur und die verschiedenen Interpretationen im Laufe der Geschichte. Es wird auf die dualistische Natur des Mythos und die Bedeutung des Öffnens der Büchse eingegangen.
Wie wird die Figur der Lulu in Wedekinds Drama und Pabsts Film dargestellt?
Lulu wird als zentrale Figur analysiert, die mit ihrem Charme und ihrer sexuellen Ausstrahlung Männer verführt und ins Unglück stürzt. Die Arbeit untersucht, wie Wedekind und Pabst den Mythos adaptieren und ihn als Ausdruck gesellschaftlicher Kritik nutzen, und wie Louise Brooks' Darstellung die Figur prägt.
Welche gesellschaftliche Kritik wird in den Werken Wedekinds und Pabsts thematisiert?
Die Arbeit untersucht die gesellschaftlichen Tabubrüche der Jahrhundertwende, die in Wedekinds Drama und Pabsts Film reflektiert werden. Der Fokus liegt auf der Kritik an den gesellschaftlichen Normen und dem Frauenbild der Zeit.
Wie wird das Frauenbild der Lulu im historischen Kontext eingeordnet?
Die Arbeit untersucht das Frauenbild der Lulu im Kontext der Jahrhundertwende und analysiert, wie ihre Darstellung die gesellschaftlichen Vorstellungen von Weiblichkeit und deren Ambivalenz reflektiert. Die Rolle von Louise Brooks' Darstellung für die filmische Interpretation des Frauenbildes wird ebenfalls behandelt.
Welchen Vergleich stellt die Arbeit zwischen der mythologischen Pandora und der literarischen/filmischen Lulu her?
Die Arbeit vergleicht die mythologische Pandora mit der Figur der Lulu, um die Adaption des Mythos in den Werken Wedekinds und Pabsts zu beleuchten und die Relevanz der Pandora-Metapher für die Gesellschaftskritik zu untersuchen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und zieht Schlussfolgerungen zur Interpretation des Mythos in den untersuchten Werken sowie zur gesellschaftlichen Relevanz der Pandora-Metapher. Die Schlussfolgerungen werden im Fazit und in den Schlussbemerkungen dargelegt.
Welche Schlüsselwörter sind mit der Arbeit verbunden?
Schlüsselwörter sind: Pandora, Mythos, Frank Wedekind, Georg Wilhelm Pabst, Die Büchse der Pandora, Lulu, Louise Brooks, Gesellschaftskritik, Frauenbild, Jahrhundertwende, Stummfilm, Drama, Ambivalenz, Dualismus.
- Arbeit zitieren
- Henry Berndt (Autor:in), 2004, Der Einfluss des Mythos der Pandora auf Frank Wedekind und Georg Wilhelm Pabst, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32097