Geschichte, Tendenzen und Merkmale des Expressionismus


Forschungsarbeit, 2015

13 Seiten, Note: 16/20


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Zum Begriff Expressionismus
1.1 Begriffsbestimmung
1.2 Zum historischen Hintergrund
1.3 Zum geistesgeschichtlichen Hintergrund

2 Tendenzen und Merkmale des Expressionismus
2.1 Themenkreis
2.2 Tendenzen und Merkmale
2.3 Gattungsspezifische Merkmale expressionistischer Literatur
2.3.1. Die Lyrik
2.3.2. Die Epik
2.3.3. Die Dramatik

3 Ziele und programmatische Zeitschriften der Expressionisten

4 Merkmale expressionistischer Literatur in Alfred DöblinsBerlinalexanderplatz“ (1929)

Schluss

Literaturverzeichnis

Der Autor der vorliegenden Arbeit ist kein Deutsch-Muttersprachler. Bitte haben Sie Verständnis für grammatikalische Fehler und Uneinheitlichkeit im Ausdruck.

Einleitung

Eines der wesentlichen Kategoriensysteme, mit deren Hilfe Literaturwissenschaftler ihren Gegenstandsbereich ordnen, ist die Periodisierung der Literatur, ihre historische Gliederung durch Epochenbegriffe. Das Wort „Epoche‘‘ stammt von dem Griechischen „Epoché‘‘ und bedeutet „Halte- und Fixpunkt‘‘. Dieses Wort bezeichnet so gesehen den Raum zwischen zwei Einschnitten oder Daten. Die Geschichte der Literatur ist durch viele literarische Bewegungen überfüllt. Die Einteilung dieser literarischen Epochen oder Bewegungen hängt von den Gemeinsamkeiten einer bestimmten Textgruppe ab. Diese können gattungspoetologisch, poetisch, ästhetisch, philosophisch, sozialgeschichtlich usw. sein. Ausgehend von diesen Merkmalen spricht man beispielweise von der Literatur der Renaissance und Humanismus(1470-1600), der des Barocks(1600-1720), Literatur des Naturalismus(1880-1900), Literatur des Expressionismus(1910-1925). Der Letztgenannte bzw. der Expressionismus (Lat. Expressio= Ausdruck), worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, ist eine prägende literarische Bewegung des früh 20.Jahrhunderts, die einen Abriss in der Geschichte der Literatur bildet, denn er erscheint als Anfang der Moderne laut einigen Theoretikern. Was ist Expressionismus? Welches sind seine historischen und geistesgeschichtlichen Hintergründe? Welches sind seine Tendenzen und Merkmale? Was bezwecken die Expressionisten? Wie kommen Merkmale expressionistischer Literatur in Döblins „Berlin Alexanderplatz‘‘(1929) zum Ausdruck? Eine Antwort auf diese Fragen, die den roten Faden bzw. Aufhänger unserer Arbeit bilden, ist das gesamte Streben unseres Augenmerks.

1 Zum Begriff Expressionismus

1.1 Begriffsbestimmung

Die Epoche des Expressionismus ist eine literarische Bewegung am Anfang des 20. Jahrhunderts. Hier versuchen die Künstler, durch darstellerische ausdruckstarke Aspekte in seinen Werken, Erlebnisse darzustellen[1]. Die Themen Krieg und Verfall, Angst und Weltuntergang waren die tonangebenden Motive der Epoche. Was die Erstreckung und die Begrenzung der vorliegenden Epoche angeht, ist es relevant zu erwähnen, dass es eine Meinungsverschiedenheit dabei gibt. Zum einen, etwa bei Theresa Gruss und Wolfgang Pohl, erstreckt sich die Epoche des Expressionismus von 1905 bis 1925, und zum anderen, etwa bei Eva Maria Kabisch, erstreckt sie sich von 1910 bis 1925.

1.2 Zum historischen Hintergrund

In diesem Teil ist es die Rede davon, den historischen Hintergrund dieser literarischen Epoche zu hinterfragen. Es geht nämlich um eine Übersicht auf markante geschichtliche Fakten, die zum Zustandekommen von dem Expressionismus geführt haben. Hier muss betont werden, dass die Generation der zwischen 1875 und 1895 geborenen Schriftsteller, Maler, Bildhauer durch den Kaiserreich seit 1871, die autoritäre Regierungszeit Wilhelms II(1888-1918), die Großstadterfahrung und den ersten Weltkrieg(1914-1918) geprägt ist. Zudem ist auch zu notieren, dass „ in den Gründerjahren nach 1871 ein neureiches, selbstzufriedenes Bürgertum entsteht‘‘ [2] . Die wilhelminische Ära, zumal das preußische Vorbild des Reserveoffiziers erscheint in Anlehnung an Walter Fähnders als „ ein großes Repressionsarsenals‘‘ [3] . Es herrschte auch eine starke politische Oppositionskraft im Wilhelminismus nämlich „ Arbeiterbewegung und Sozialdemokratie ‘‘[4]. Darüber hinaus führt der Industrialisierungsschub des 19.Jahrhunderts zur Entstehung und Erstarkung von Großstädten, die sich durch „Ballung, sozialer Probleme, Isolation, Alkohol, Drogen, Kriminalität‘‘[5] auszeichnen lassen. Seit dem Berliner Kongress -, den durch Otto von Bismarck in 1878 ausgerufen wird, um koloniale Konflikte zwischen europäischen Ländern abzuschließen, - befestigten sich Spannungen in Europa, die in Krisen „ wie Marokkokrisen und zwar Agardir Krise (1911) und Tanger Krise (1905), Balkanspannungen münden, die den Boden auf den ersten Weltkrieg bereitet haben[6]. Diese Zeit ist auch durch viele Revolutionen unterminiert. Hier sind die russische Revolution von 1905 und die Oktoberrevolution 1917 zu ernennen.

Da haben wir den historischen Hintergrund des Expressionismus umgerissen. Was zeichnet den geistesgeschichtlichen Hintergrund aus?

1.3 Zum geistesgeschichtlichen Hintergrund

In Anlehnung an Marx‘ Lehren herrschte eine sozialrevolutionäre Vorstellung von Kommunismus und Sozialismus. Markant war auch obendrein die Ablehnung des positivistischen Weltbildes[7] aus der Erfahrung einer unmenschlich gewordenen Zivilisation. Die Lehren von dem englischen Naturwissenschaftler Charles Darwin(1809-1882) oder dem Darwinismus bestimmen das Weltbild. Diese Lehre ist eine „ Abstammung-und Entwicklungslehre, welche annimmt, dass die zu große Zahl der Nachkommen von Lebewesen auf die Erde zu einem Kampf ums Dasein führt, bei dem nur die am besten angepassten überleben‘‘. [8] . Hinzu kommen Kulturpessimismus und Antimoralismus. Dies lässt sich zum einen bei dem Philosophen Friedrich Nietzsche(1844-1900) in „Also sprach Zarathustra‘‘, ‚Gott ist tot‘‘, „Wir brauchen einen neuen Menschen‘‘ zum Ausdruck kommen. Der Verlust religiöser Bindung und übergeordneter Sinngebung des Lebens gewinnt hier am Boden als Folge. Bei Kafka und Thomas Mann gibt es eine Umwertung der Werte. Am Ende entsteht die Psychoanalyse, deren Gründer der Nervenarzt Sigmund Freud(1856-1939) ist. Mit Freud tauchen Seelenkunde, Entdeckung des Unbewussten, Traumdeutung, Lehre von Ich, Es und Über-Ich auf[9].

Welches sind die Tendenzen und Merkmale des Expressionismus?

2 Tendenzen und Merkmale des Expressionismus

2.1 Themenkreis

Die expressionistische Literatur ist auffallend insofern als die Thematik hier zumeist um den Pathos kreist. Themen wie Krieg, Frieden, Krankheit, Utopie, die existentielle Not, der Tod, der Verfall, der Selbstmord, der Wahnsinn, die Zerstörung, die Entfremdung, die Sehnsucht usw. bilden die zentralen Themen expressionistischer Literatur.

2.2 Tendenzen und Merkmale

In diesem Teil handelt es sich davon, die Tendenzen und Merkmale expressionistischer Literatur im Allgemeinen zu skizzieren. Das Erschrecken über das Versagen bisheriger Normen führt zur Ablehnung von Tradition und Denkweisen, die auf Logik und Erklärbarkeit beruhen. Dies lässt sich in der expressionistischen Literatur durch „ die Verarbeitung von Vater-Sohn-Konflikten[10] begründen. Generationskonflikte, die sich in Texten durch Aufbegehren gegen die Väterwelt auszeichnen, sind das Streben expressionistischer Autoren. Beispielhaft hierfür ist Frank Kafka mit seinen Schriften „ Brief an den Vater “(1919), „Urteil “(1913), „ Die Verwandlung “(1915). Es gibt obendrein einen Aufbruch im politischen und philosophisch-ästhetischen Bereich, denn Expressionisten wollen eine Veränderung gesellschaftlicher Lage. Diese literarische Bewegung, die sich vielmehr als besondere Ausdruckskunst versteht, steht dem Naturalismus und Impressionismus entgegen. Statt Vorstellung der äußeren Erscheinung wird vielmehr der Ausdruck inneren Erlebens gefordert.[11] Das Wesen der Dinge wird wichtig. Der Dichter als Künder innerlich geschauter Wahrheit soll bilden nicht abbilden. Was die expressionistische Sprache angeht kommt Fritz Martini zur Feststellung, dass sie schon in Naturalismus, Neoromantik, und Jugendstil vorbereitet war[12]. Dies lässt sich durch seine extreme Subjektivität kennzeichnen. Des Weiteren wird ein Hang zum Pathos und Ekstase festgestellt, der sich in Texten durch Befreiung des Wortes aus tradierten Zwängen und grammatischen Normen fetzenartiger Reihung, Montagen, Collagen, Groteske, Verkürzungen (Alfred Kubin), visionäre Bilder, weit hergeholte Metaphern, Farbsymbolik illustrieren[13]. Wie lassen sich gattungsspezifisch diese Merkmale ausdrücken?

2.3 Gattungsspezifische Merkmale expressionistischer Literatur

Von Vornherein muss in den Vordergrund gesetzt werden, dass sich in dieser expressionistischen Literatur die Abkehr von traditionellen und die Hinwendung zu den neuen Formen und Themen der Moderne vollzog. Eine stark metaphorische Sprache entwickelte sich, Ausdrucksfähigkeit und rhythmische Texte bestimmten die Literatur. Rhetorische Figuren wie Worthäufungen oder Syntax kamen zur Anwendung, die, zusammen mit Reduzierung der Wörter, als besonderes Merkmal in expressionistischen Literaturtexten auftauchten. In dieser Hinsicht wäre eine Annäherung an die drei Grundgattungen notwendig. In derselben Blickrichtung behauptet Albert Soergerl: „Expressionismus ist lyrischer Zwang, dramatischer Drang, nicht epischer Gang“ [14] .

2.3.1. Die Lyrik

Ausgehend von der ganz oben zitierten Aussage von Albert Soergel wird klar, dass Lyrik die wichtigste Gattung des Expressionismus ist. Gottfried Benn beschreibt es in demselben Blickwinkel als „Wirklichkeitszertrümmerung, als rücksichtsloses An-die-Wurzel-der-Dinge-Gehen“ [15] . Dabei haben also die Gedichte die Funktion, wie bei „Weltende“ von den Frühexpressionisten Jakob van Hoddis (1911), das Glaubensbekenntnis dieser Generation quasi darzustellen. Die typischen Themen- und Motivkomplexe sind Angst, Tod, Wahnsinn, Melancholie, Krieg. Darüber hinaus ist die Sprache der Expressionisten oftmals stakkatohaft, abgerissen, voller Neologismen und erscheint in ungewohnten Rhythmen. An dieser Stelle muss hervorgehoben werden, dass es doch dem expressionistischen Autor eben nicht um die Wirklichkeit geht, sondern vielmehr um die Wahrheit, die er vermitteln will. Einige Vertreter hier sind Autoren wie Georg Heym, Frank Werfel, Gottfried Benn, Else Lasker-Schüler, Ernst Stadter, Georg Trakl, usw.

2.3.2. Die Epik

Die Dichter des Expressionismus hier lehnen die Psychologie und Kausalität zur Erklärung von Mensch und Welt ab. Dabei neigen sie vielmehr zur Kürze, zu Wucht und Prägnanz des Ausdrucks. Eines der Hauptmotive bei der erzählenden kurzen Prosa ist „ der jüngste Tag “. Zu den wichtigsten Autoren zählen Alfred Döblin mit seinen Werken „ Die Ermordung einer Butterblume “(1913), „ Berlinalexanderplatz “(1929), Franz KafkaDie Verwandlung “, Heinrich MannProfessor Unrat “.

[...]


[1] http://www.pohlw.de/literatur/epochen/express.htm, am 12/05/13, um 14Uhr30 nachgeforscht

[2] Eva Maria Kabisch, Literaturgeschichte kurzgefasst, 1 .Auflage, Ernst Klett Verlag, Stuttgart, 1985. S.30.

[3] Walter Fähnders, Avantgarde und Moderne 1890-1933, J.B. Metzler, Stuttgart. Weimar, 1998, S.127.

[4] Walter Fähnders, a.a.O., S.127.

[5] Eva Maria Kabisch, a.a.O., S.30.

[6] Walter Fähnders, a.a.O., S.126.

[7] Hier muss unterstrichen werden, dass der Positivismus als Weltanschauung, die sich als Lehre von der Gesetzmäßigkeit aller Dinge ohne metaphysische Voraussetzung war repräsentativ für den Naturalismus(1880-1900).

[8] Wahrig Digital, Wissen Media Verlag GmbH, Gütersloh/München, 2007.

[9] Vgl. Eva Maria Kabisch, a.a.O., S .30.

[10] Walter Fähnders, a.a.O., S.128.

[11] Vgl. Eva Maria Kabisch, a.a.O., S.31.

[12] Fritz Martini, Deutsche Literaturgeschichte: von den Anfängen bis zur Gegenwart, 18.,neu bearbeitete Auflage, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart, 1984, S.519.

[13] Vgl. Eva Maria Kabisch, a.a.O., S.31.

[14] Walter Fähnders, Avantgarde und Moderne, 1890-1933, JB. Metzler, Stuttgart Weimar, 1998.

[15] http://www.gutefrage.net/frage/merkmale-des-kuenstlerischen-expressionismus am 12/05/13, um 14Uhr30 nachgeforscht

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Details

Titel
Geschichte, Tendenzen und Merkmale des Expressionismus
Note
16/20
Autor
Jahr
2015
Seiten
13
Katalognummer
V321221
ISBN (eBook)
9783668213791
ISBN (Buch)
9783668213807
Dateigröße
474 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
"Als angehender Forscher gelingt es Soh Mbe einige Sachen so ersichtlich zu zeigen, dass man genau sieht, was er zeigen wil. Diese Arbeit der Kürze zum Trotz ist ein grosser Beitrag an dem Verständnis dieser literaterischen Epoche." Dozent an er Universität Yaoundé, der Gutachter dieser Arbeit.
Schlagworte
Mermale, Expressionismus, Berlin Alexanderplatz., literatur, döblin
Arbeit zitieren
Floriant Telesport Soh Mbe (Autor:in), 2015, Geschichte, Tendenzen und Merkmale des Expressionismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/321221

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