Der Einzug Jesu in Jerusalem. Eine Exegese zu Markus 11,1-11


Quellenexegese, 2015

17 Seiten, Note: 1,0

T. Woodpecker (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Übersetzungsvergleich

2. Literarischer Kontext
2.1 Unmittelbarer Zusammenhang (davor- danach)
2.2 Weiterer Textzusammenhang
2.3 Weiterer Buch- bzw. Briefkontext
2.4 NT/AT und Gesamtbiblischer Kontext
2.5 Gliederung des Textes

3. Textkritik

4. Vers-für-Vers-Erklärung

5. Skopus

6. Systematisch-theologische Auswertung

Quellenangaben

Bücher

Internet

1. Übersetzungsvergleich

Für den Übersetzungsvergleich wurden die Luther Bibel[1], Elberfelder Bibel[2] und die Hoffnung für alle[3] verwendet.

Alle drei Übersetzungen sind in ihrer Beschreibung der Geschehnisse sehr ähnlich. Selbst die Hoffnung für alle Übersetzung weist nur an wenigen Stellen Zusätze im Text auf, die sich so bei Luther oder der Elberfelder Übersetzung nicht finden. Es lassen sich jedoch Unterschiede hinsichtlich des Stiles und der gebrauchten Worte erkennen, die auch ausschlaggebend für die Wahl meiner Übersetzung waren.

Im Nachfolgenden habe ich dazu zwei Verse mit mehreren Wörtern des Textes exemplarisch ausgewählt, um Unterschiede deutlich zu machen.

Vers 1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Gleich beim ersten Vers werden zwei Dinge deutlich, die sich mehrfach in diesem Übersetzungsvergleich finden lassen. Als erstes fällt auf, dass die ELB hier die Verben „nähern“ und „sendet“ im Präsens übersetzt, während die LUT und Hfa hier in der Vergangenheit übersetzen. Der Gebrauch des Präsens holt, wie ich finde, auch den Text mehr in die Gegenwart und macht ihn zum einen lebhafter zu lesen und zum anderen verliert er ein Stück weit den Charakter einer reinen Geschichte, die vielleicht irgendwann einmal passiert ist.

Die Unterschiede im Detail zwischen der LUT und der ELB auf der einen Seite, die sich meist gleichen und der Hfa auf der andern Seite werden z.B. an den Worten „senden“ und „schicken“ deutlich. Senden wirkt hierbei als Verb kräftiger. Jesu schickt seine Jünger nicht nur, er sendet sie. Das bedeutet sie sind von ihm gesandt, mit Vollmacht und Autorität in seinem Namen zu handeln. Der gleiche Unterschied findet sich auch noch einmal in Vers 3.

Vers 11

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Als erstes möchte ich hier auf den Unterschied zwischen „ging“ und „zog ein“ eingehen. Ein Einzug ist etwas Prachtvolles einem König würdig wenn er nach einer erfolgreichen Schlacht nach Hause in die Hauptstadt seines Reiches zurückkehrt. Aber auch der Eroberer zieht nach dem Sieg in die gerade eroberte Stadt seiner Feinde ein. Irgendwo „hingehen“ dagegen tun wir alle. Daran scheint nichts Besonderes oder Triumphales. Ist es normalerweise eher die LUT, die stärkere Verben benutzt, ist hier auffällig, dass sich die LUT hier im Gegensatz zur ELB und Hfa zurückhält, obwohl man die Ankunft Jesu in Jerusalem der Beschreibung nach durchaus als Einzug bezeichnen kann. Eine Möglichkeit ist. dass die LUT hier einen anderen Blickwinkel einnimmt. Nämlich den von Jesus. Er kommt nicht als Eroberer nach Jerusalem. Seine schwersten Stunden (sein Kampf) liegen noch vor und nicht hinter ihm. Aus der Sicht der Jünger und der Menschen kann aber sehr wohl von einem (triumphalen) Einzug gesprochen werden wenn man sich die jubelnde Menschenmenge vor Augen hält.

Des Weiteren ist auffällig, dass an der Stelle, wo Jesus sich umsieht, alle drei Übersetzungen verschieden sind. Das „besah“ der LUT drückt eher eine ruhige, unaufgeregte Handlung aus was gut zu dem Satz davor passt. In der ELB blickt er über alles umher. Es macht deutlich, wie Jesus alles im Blick hat. Er steht über den Geschehnissen, in deren Mitte er ist. Die Hfa zeigt durch das „sah sich aufmerksam um“, dass Jesus alles sehr genau wahrnahm und dass es ihm keineswegs gleichgültig war, was um ihn herum geschah.

Aufgrund des Vergleichs der drei Übersetzungen habe ich mich für die Weiterarbeit mit der Luther Übersetzung entschieden. Sie ist ausdruckstark, kurz und prägnant.

2. Literarischer Kontext

2.1 Unmittelbarer Zusammenhang (davor- danach)

Der Text von Mk. 11,1-11 bildet das Ende der Reise von Jesus und seinen Jüngern nach Jerusalem. Zuvor hatte Jesus den blinden Bartimäus geheilt. Der folgt ihm daraufhin auf seinem Weg von Jericho nach Jerusalem und muss somit auch Augenzeuge des Einzuges Jesu in Jerusalem gewesen sein.

Der Textabschnitt schließt damit, dass Jesus und die Jünger den Tempel spät am Abend, nachdem sie sich alles angeschaut haben, wieder verlassen. Sie sind nur tagsüber in der Stadt und verbringen die Nacht in Bethanien.

Mit Vers 12 folgt der nächste Morgen, an dem Jesus und sein Jünger erneut nach Jerusalem zum Tempel gehen. Diesmal jedoch belässt es Jesus nicht bei Beobachtungen, sondern er handelt. Er schmeißt die Geldwechsler und Händler aus dem Tempel.

Nachdem in Vers 11 zunächst nicht klar ist, was Jesus sich im Tempel anschaut und warum, finden wir hier in Vers 12 eine Erklärung dessen, was Jesus dort gesehen hat. Eine interessante Beobachtung stellt die Tatsache dar, dass Jesus hier nicht gleich schon am ersten Abend seiner Ankunft in Jerusalem die Händler hinauswirft, sondern erst am folgenden Tag. Sein Handeln in Vers 12 wird also nicht aus dem Affekt heraus geschehen sein, sondern wohl durchdacht.

2.2 Weiterer Textzusammenhang

Die Kapitel 11 und 12 des Markusevangeliums können als eine Einheit betrachtet werden.

Sie berichten vom Wirken Jesu im Tempel von Jerusalem ab dem Tag seines Einzuges in Jerusalem und dem ersten Besuch, bei dem er sich alles anschaute, bis zu dem Tag an dem er durch Judas verraten wurde.

Während des Festes an dem die Juden feiern, dass Gott sich seinem Volk offenbart hat und unter ihnen wohnt, kommt es zu den entscheidenden Auseinandersetzungen zwischen Jesus und den Schriftgelehrten.[4]

Dieses Handeln mündet schließlich in der Kreuzigung Jesu. Zwar sind seine Gegner schon seit Beginn seines Wirkens präsent und beobachten ihn. Die Lage spitzt sich aber nun zu und veranlasst die Pharisäer ihren Plan, Jesus zu töten, voran zu treiben. Das Hauptaugenmerk von 11,1 -12,44 liegt also in „der Auseinandersetzung zwischen Jesus und seinen Gegnern“[5]. Der vorherige Abschnitt von Kapitel 8,27 – 10,45 sowie der folgende Abschnitt von 13,1-37 beschäftigen sich hingegen schwerpunktmäßig mit der Unterweisung der Jünger.[6] [7]

2.3 Weiterer Buch- bzw. Briefkontext

Ziel des Markusevangeliums ist es, das Wirken Jesu herauszustellen. Dabei wird das Markusevangelium seiner Literarischen Gattung nach erstmals als „Evangelium“ bezeichnet und als Unterform des in der Antike gebräuchlichen βιοι gesehen. Diese Biographische Gattung ist meist ernsthaft und respektvoll und betont das Leben einer Hauptfigur. Es erhebt den Anspruch ein historisches Zeugnis zu sein. Der Tod und die letzten Worte der Hauptperson spielen dabei eine Rolle, allerdings nicht in demselben Umfang, wie es die Evangelien tun.

Das Markusevangelium hat also den Anspruch „ein historisches Zeugnis zu sein, dessen Inhalt als Verkündigung weitergegeben wird“[8]. Das Erzählziel des Markusevangeliums liegt jedoch auf dem Tod der Hauptperson, Jesus Christus, und dessen Bedeutung. Das Markusevangelium kann dabei in sechs Hauptteile unterteilt werden, an deren vorletzter Stelle das Wirken Jesu in Jerusalem steht, bevor die Passion Jesu beginnt.

Das Markusevangelium weißt dabei im Vergleich zu den anderen Evangelien einige Besonderheiten auf. So wird der öffentliche Dienst Jesu sehr stark betont und die Handlungen und die Ereignisse um und mit Jesus werden beschrieben. Dagegen fehlen die Kindheitsbeschreibungen und einige große Reden Jesu. Wenigen Gleichnissen stehen bei Markus viele Wunderberichte gegenüber. Herauszustellen sind auch noch die Berichte über die Rückzüge Jesu aus der Öffentlichkeit, und der straffe, sowie sehr unmittelbare Erzählstil von Markus. Dieser wird durch den häufigen Gebrauch des Präsens unterstützt.

Das Markusevangelium kennzeichnet auch die Thematik des Messias-Geheimnis, in der es darum geht, dass Jesus sich nicht offen als Messias zeigt.

Zwei Punkte, warum Jesus sich nicht offen zu erkennen gibt, sind, zum ersten, dass die volle Bestätigung des Messias erst mit seiner Auferstehung geschieht und zum zweiten, dass die Vorstellungen über den Messias bei Jesus und den Juden damals sehr unterschiedlich waren. So waren die Vorstellungen der Juden zur Zeit Jesu stark von den Pharisäern geprägt, die auf der Grundlage von 2. Sam. 7,11-14 mit einem Heerführer rechneten, der die Feinde besiegt und Frieden im Land schafft. Im Übrigen herrschte die Meinung vor, dass es sich beim Messias um einen königlichen, diesseitigen Herrscher handelt, „der die politischen Verhältnisse wieder nach Gottes Gesetzen ordnet“[9]

Viele der oben beschriebenen typischen Merkmale finden sich auch in dem Text aus Markus 11,1-11. So wird auch hier das Präsens benutzt, um den Text lebendiger zu gestalten. Die unterschiedlichen Erwartungen an den Messias erklären die Diskrepanz zwischen dem Verhalten der Leute und Jesus bei seinem Einzug. Das Wirken Jesu und die Passion nehmen dabei ein Drittel des Markusevangeliums ein.

2.4 NT/AT und Gesamtbiblischer Kontext

Der Einzug Jesu nach Jerusalem ist von allen drei Synoptikern beschrieben (Mat, 21,1-9/ Lk. 19,28-38). Dieser Einzug von Jesus nach Jerusalem kann als zeichenhafte Handlung gedeutet werden. Zwar erwähnt der Text selber keine Stelle aus dem Alten Testament, die Handlung kann jedoch sehr klar auf das Prophetenwort aus Sach. 9,9 bezogen werden. Hier wird das Kommen des Königs Israel nach Jerusalem auf einem Esel vorhergesagt. „Auch in Gen. 49,11 wird der künftige König aus Juda, dem Stamm Davids, durch einen Esel als Reittier als Friedensherrscher gekennzeichnet“. Jesus stellt sich klar in diese Linie und sieht sich als der kommende König Israels.[10]

Die Tatsache, dass Markus keinen Schriftbeweis liefert, kann darin liegen, dass er nicht möchte, dass dadurch die Historizität angezweifelt wird. Andersrum bedeute dies auch, dass dort, wo ein Schriftbeweis vorliegt- z.B. bei Mt. 21,4-5- dieser nicht automatisch als nicht authentischer Bericht betrachtet werden kann. Eine nicht messianische Handlung Jesu, die erst später als solche präsentiert und gedeutet wurde, ist aber unwahrscheinlich. Der Einzug als messianische Handlung passt sowohl in das bisherige und zukünftige Handeln Jesu als auch zu der „politischen-davidischen, messianischen Erwartungshaltung“[11] der Menschen zur damaligen Zeit. Der Einzug Jesu in Jersusalem zeigt wohl den stärksten und öffentlichsten, „populär-messianischen Selbstanspruch Jesu“[12].[13]

[...]


[1] Die Bibel, Nach der Übersetzung Martin Luthers, Bibeltext in der revidierten Fassung von 1984. Verfügbar über http://www.bibleserver.com. Datum des Zugriffs: 16.09.2015.

[2] Elberfelder Studienbibel, mit Sprachschlüssel und Handkonkordanz, Witten 62009, 1912.

[3] Hoffnung für alle, Die Bibel, Basel 2011.

[4] Vgl. W. Klaiber, Das Markusevangelium, Neukirchen-Vluyn 2010, 209.

[5] H. Bayer, Das Evangelium des Markus, HTA, Witten 2008, 387.

[6] Vgl. Ebd., 387.

[7] Vgl. H.Bayer a.a.o., 60-74.

[8] Ebd., 63.

[9] Ebd. 74.

[10] Vgl. W. Klaiber, a.a.o., 210.

[11] H.Bayer, a.a.o., 391.

[12] Ebd., 391.

[13] Vgl. ebd., 390-391.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Der Einzug Jesu in Jerusalem. Eine Exegese zu Markus 11,1-11
Hochschule
Theologisches Seminar Adelshofen
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
17
Katalognummer
V321331
ISBN (eBook)
9783668211698
ISBN (Buch)
9783668211704
Dateigröße
1015 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einzug, jesu, jerusalem, eine, exegese, markus
Arbeit zitieren
T. Woodpecker (Autor:in), 2015, Der Einzug Jesu in Jerusalem. Eine Exegese zu Markus 11,1-11, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/321331

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