Scientology als Psychosekte? Definition, Bewertung und Abgrenzung zur Psychotherapie


Hausarbeit, 2012

15 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2. Begriffsklärungen: Psychogruppe und Psychosekte
2.1 Die Psychogruppe
2.2 Die Psychosekte

3. Die Psychosekte Scientology: Dianetik und ihre pseudopsychologischen Methoden
3.1 Ein kostenloser Persönlichkeitstest zum Einstieg
3.2 Auditing - Das scientologische Therapieverfahren
3.2.1 Das E-Meter

4. Abgrenzung von fachlicher Psychotherapie zu Psychosekten
4.1 Kennzeichen der fachlichen Psychotherapie
4.2 Die Abgrenzung

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Eine Psychosekte - was ist das überhaupt? Und wie kann ihre Vorgehensweisen von denen der fachlichen Psychotherapie abgegrenzt werden? Und stellt sie nicht eine gute Alternative dar, so wie beispielsweise alternative Heilmethoden zu den Vorgehensweisen der Schulmedizin?

Diesen Fragestellungen soll durch vorliegende Erarbeitung über Psychosekten und speziell Scientology nachgegangen werden. Denn vor allem seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts haben sich unzählige Gruppen gebildet, die Lebenshilfe und Krisenberatungen, Selbsterfahrung und ganzheitliche Therapie versprechen und die vermeintlich genau das bieten, was der Hilfesuchende in seiner speziellen Situation am nötigsten braucht. Häufig sind dies auch pseudopsychologische Verfahren, weshalb auch von einem Psychoboom die Rede ist.

Es ist also ein Dschungel von Angeboten entstanden, der nicht leicht zu durchdringen ist, es ist nicht einfach geworden, die Spreu vom Weizen zu trennen. Auch Sekten schließen sich diesem Trend an und versuchen dadurch, mehr Menschen in ihr Netz zu ziehen. Dabei nutzen sie pseudopsychologische Methoden und packen - wie beispielsweise die Sekte Scientology, die den Inbegriff einer Psychosekte darstellt - die Menschen an einer empfindlichen Stelle an: So verspricht Scientology etwas, wovon viele Menschen träumen, nämlich von schlechten und belastenden Erinnerungen befreit zu werden und sein wahres Ich zu finden. Außerdem geht bei Scientology dieses Abstreifen von Negativem ganz einfach, worin gleichzeitig das verführerische Element liegt.

Geschürt wird der Erfolg solcher Gruppen dadurch, dass an die Leistungs- und Wirkfähigkeit der Psychologie hohe Erwartungen geknüpft werden, an sie wird ein Allmachtsanspruch gestellt.

2. Begriffsklärungen: Psychogruppe und Psychosekte

2.1 Die Psychogruppe

Der Begriff Psychogruppe hat sich in den letzten Jahrzehnten herausgebildet und wird dazu benutzt, um verschiedenste Angebote zu bezeichnen, die Lebenshilfe, Unterstützung bei der Lebensorientierung und Persönlichkeitsentwicklung bieten möchten und die außerhalb der fachlichen Psychologie angesiedelt werden. Dazu gehören neben esoterischen und okkulten Methoden auch alternative psychologische Angebote.

Der Begriff Psychogruppe dient zur Bezeichnung von „vielfältigen psychologischen und pseudopsychologischen Angebote[n] zur Lebenshilfe, Lebensorientierung und Persönlichkeitsentwicklung außerhalb der fachlichen Psychologie und des Gesundheitswesens“1.

Um dann wirklich von einer Psychogruppe sprechen zu können, benötigen diese besagten Angebote einen gewissen dauerhaften Organisationsgrad und es müssen sich gruppentypische Innen- und Außenbeziehungen etablieren.

Dieser sogenannte Psychomarkt, der sich wie oben bereits angedeutet in den letzten Jahrzehnten herausgebildet hat, umfasst alle Angebote von Psychogruppen, die die Gesundheit, Befindlichkeit und Leistungsfähigkeit von Menschen betreffen. Dazu zählen beispielsweise auch psychologische Erfolgskurse für die Wirtschaft oder esoterische Beratungen.

Einige der Verfahren, die auf dem Psychomarkt zu finden sind, werden auch von geschulten Psychotherapeuten eingesetzt. Psychogruppen machen sich den Fortschritt der psychologischen Forschung zunutze, um selbst davon profitieren zu können, so z.B. aus den Bereichen der Hypnose, der Gruppentherapie und Gruppendynamik. Der US-Psychologe Steven Hassan formulierte dieses moderne Phänomen folgendermaßen:

„Ursprünglich wurden diese gruppendynamischen Methoden nur mit willigen Teilnehmern praktiziert, und viele von ihnen berichteten von positiven Erfahrungen.

Doch schon bald sickerten einige dieser Techniken in die allgemeine Psychoszene durch, wo sie für jedermann zum Mißbrauch verfügbar wurden. Skrupellose Geschäftemacher benutzten sie, um zu Geld oder Macht zu kommen, indem sie einen Zirkel von Anhängern manipulierten.“2

Dieses Zitat von Steven Hassan macht also zwei Beispiele deutlich, welche Ziele Psychogruppen verfolgen, nämlich Geld und Macht.

2.2 Die Psychosekte

Psychosekten sind spezielle Psychogruppen, allerdings ist nicht jede Psychogruppe auch eine Psychosekte. Mit dem Kunstwort Psychosekte werden Gruppen bezeichnet, „die durch eine ideologische oder auch quasireligiöse Überhöhung von Psychologie gekennzeichnet sind sowie durch Vereinfachung, Generalisierung, Verabsolutierung, fallweise auch Vulgarisierung psychologischer Theorien und Therapien“.3

Der Begriff lässt sich im deutschen, allerdings nicht im internationalen Sprachgebrauch finden und dies seit gut 20 Jahren, auch in den einschlägigen Nachschlagewerken. Kennzeichnend ist also, dass die Anhänger einer Psychosekte und somit auch allgemein einer Psychogruppe die Meinung vertreten, dass man durch die Anwendung von Psychologie die Grundbedingungen des Menschseins verändern und ein neuer Mensch geschaffen werden kann. So versprechen sie durch beispielsweise Therapien auf der einen Seite eine symptomunspezifische Wirkung, also eine ganzheitliche Heilung, und auf der anderen Seite Persönlichkeitswachstum, Selbsterfahrungen, Lebenshilfe, Sinnfindung und auch spirituelles Wachstum.

Meistens haben Psychosekten einen äußerst fragwürdigen Hintergrund und verfügen häufig nicht über die nötigen Referenzen. Die Qualifikation der „Psychotechniker“ ist also in den seltensten Fällen nachgewiesen.

3. Die Psychosekte Scientology: Dianetik und ihre pseudopsychologischen Methoden

Scientology wird in die Kategorie Psychosekte eingeordnet. Sie setzt nämlich beim Bewusstsein ihrer Mitglieder an und versucht durch pseudopsychologische Methoden deren Persönlichkeiten zu verändern und zu manipulieren.

Nach außen hin bietet sie Lebenshilfen, Orientierung und als höchstes Ziel die Unsterblichkeit. Kurz gesagt: Sie bietet den perfekten Menschen. Da ihre psychologischen Mittel von den Fachärztlichen abweichen, steht sie außerhalb der fachlichen Psychologie und des Gesundheitswesens.

Lafayette Ronald Hubbard (1911-1986), der Gründer von Scientology, veröffentlichte 1950 sein Buch „Dianetik - Die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit“. Mit diesem schuf er die Basis für Scientology und ihre pseudopsychologischen Methoden. Dianetik ist zu einem Standardwerk für Scientologen geworden, da sie als Teilgebiet integriert wurde und ihre komplette Lehre enthält.

Das Kunstwort Dianetik soll nach Hubbard aus dem Griechischen kommen und setzt sich aus įȚ੹ (durch) und ȞȩȠȢ (Seele, Sinn, Denken) zusammen, bedeutet also so etwas wie „durch das Denken“ oder „durch die Seele“. Die Dianetik untersucht das Verhältnis des Geistes zu seinem Körper und soll die Heilung des Menschen durch den Geist ermöglichen. Hubbard erklärt darin, dass er die Quelle praktisch aller menschlichen Probleme entdeckt hat: Denn nach Hubbard kann sich jeder in kürzester Zeit selbst therapieren, da fast alle Krankheiten psychosomatisch hervorgerufen werden. Er beschreibt die Wirkweise der Technik seiner angeblichen Wissenschaft folgendermaßen:

„ Dianetik umfasst eine therapeutische Technik, mit der alle nichtorganischen Geisteskrankheiten und alle organischen psychosomatischen Leiden mit der Gewissheit völliger Heilung in beliebigen Fällen behandelt werden können.“4

Durch Dianetik könnten beispielsweise verkümmerte Gliedmaßen neu wachsen, gebrochene Knochen heilen, Altersfalten verschwinden, der Mensch könnte von Komplexen befreit und seine Intelligenz würde drastisch erhöht werden. Die Dianetik gebe die „Gewissheit völliger Heilung in beliebigen Fällen“5.

Das Hubbardsche Werk hatte unter anderem deshalb einen bahnbrechenden Erfolg, da er allen versprach, was sich bisher nur gutbetuchte Menschen leisten konnten, nämlich die Psychotherapie. Der Hubbard-Biograph Christopher Evans formulierte dies folgendermaßen:

„Von nun an konnte jeder Psychotherapie betreiben […] Ein paar Stunden Dianetik, und man war ein praktizierender Dianetiker, der Resultate vorweisen konnte.“6

[...]


1 Deutscher Bundestag/Enquete-Kommission (Hrsg.): So genannte Sekten und Psychogruppen - Neue religiöse und ideologische Gemeinschaften und Psychogruppen in der BRD, Bonn 1998, 33

2 Steven Hassan: Ausbruch aus dem Bann der Sekten, Hamburg 1993, 70

3 Lexikon der Sekten, Sondergruppen und andere Weltanschauungen

4 Hugo Stamm: Scientology - Eine Pseudokirche lässt sich den Würgegriff vergolden, in: Jacques Vontobel u.a. (Hrsg): Das Paradies kann warten. Gruppierungen mit totalitärer Tendenz, Zürich 31993, 46, 51, 62

5 Christopher Evans: Kulte des Irrationalen, Hamburg 1979, 37

6 N.N.: Scientology - Kirche auf Abwegen oder Spirituelle Mogelpackung?, Wiesbaden 1992, 3

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Scientology als Psychosekte? Definition, Bewertung und Abgrenzung zur Psychotherapie
Hochschule
Universität Augsburg
Note
1,3
Jahr
2012
Seiten
15
Katalognummer
V321515
ISBN (eBook)
9783668210196
ISBN (Buch)
9783668210202
Dateigröße
451 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
scientology, psychosekte, definition, bewertung, abgrenzung, psychotherapie
Arbeit zitieren
Anonym, 2012, Scientology als Psychosekte? Definition, Bewertung und Abgrenzung zur Psychotherapie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/321515

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Scientology als Psychosekte? Definition, Bewertung und Abgrenzung zur Psychotherapie



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden