Ziel dieser Arbeit ist es, darzustellen, wie Ekel sich in den frühen Gedichten Gottfried Benns manifestiert. Der Autor analysiert und erläutert am Beispiel des Morgue-Zyklus und anderer früher Gedichte die Motive, Themen und die Funktionen des Ekels in Benns Dichtungen. Dabei werden die dominanten Faktoren herausgearbeitet, die die Hinwendung des Autors zum Ekel und dessen Darstellung in den frühen Gedichten bedingten und beeinflussten. Das Augenmerk liegt dabei auf der Frage, ob Benn einer bestimmten theoretischen Strömung folgt und, ob er von einer der dargestellten Geistesströmungen, einem literarischen Werk oder einem der Autoren nachhaltig beeinflusst wurde.
Die unzähligen Fernsehsendungen über Morde, Autopsien und gewalttätige Psychopathen zeugen davon, dass das Interesse am Ekel gegenüber Tod, Gewalt und Leichen vorhanden ist. Millionen von Menschen schauen täglich an den Bildschirmen zu, wie andere ermordet und seziert, wie sie aufgeschnitten und analysiert werden. Im Gegensatz zur Realität schauen sie aber nicht weg, sondern bleiben gebannt vor dem Geschehen sitzen.
Die Lust an der Abscheulichkeit des Ekels ist demnach nicht zu leugnen und sie ist schon so alt wie die Menschheit selbst. Als es weder Film noch Foto gab, begnügten sich die Menschen mit der Literatur und ebenso, wie wir heute Sendungen verfolgen, die in uns das abscheuliche Gefühl hervorrufen, lasen die Menschen damals Texte, Dramen und Gedichte.
In jeder Epoche sind Darstellungen des Hässlichen, des Verfalls, des Todes und des Ekels in der Literatur und der bildenden Kunst zu finden.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Aas, Blut und Sektion – die Morgue
1.1. Worte des Ekels – Wortwahl und Symbolik in Benns frühen Gedichten
1.1.1 Menschliches Sein und Verderben
1.1.2 Geschlechtlichkeit und Geburt
1.1.3 Nahrung, Ernährung
1.1.4 Personen, Dinge und Tiere
1.1.5 Soziale Aspekte
1.1.6 Religiöse Elemente
1.1.7 Schönes
1.1.8 Medizinisches
1.1.9 Sonstige Aspekte
2. Einfluss der Historie
2.1. Der Gegensatz zur ästhetischen Theorie
2.2. Benn als Gegner der klassischen Anti-Ekelideale
2.2.1 Schöne – hässliche Körper - tote Statuen
2.3. Romantik und die Ästhetik des Hässlichen
2.4. Nachwirkungen des Naturalismus
3. Typische Erscheinung des Expressionismus oder Leidender des Fin de Siècle ?
3.1. Benn und die dekadente Gefühlslage
3.2. Benn in der Tradition Baudelaires?
3.3. Wahrnehmungsproblematik und Weltbild im Frühexpressionismus
3.3.1 Nihilistische Einflüsse im Expressionismus
3.3.2 Entpersonifizierung und Verdinglichung des Menschen
Ergebnis und Ausblick
Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)
Aus dem Häßlichen läßt sich viel machen, aus dem Schönen nichts.[1]
Einleitung
Als menschliche Emotion und als ästhetisches Phänomen ist der Ekel so alt wie die Menschheit selbst und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Doch als negativ gewertete Erscheinung scheint die Gesellschaft dazu zu neigen, ihn, wo immer es möglich ist, aus ihrer Wahrnehmung auszublenden.
Aber ist es wirklich so? Möchte tatsächlich niemand etwas von diesem widerwärtigen Gefühl wissen oder es gar erleben?
Das Gegenteil ist oftmals der Fall. Wer möchte nicht ein zweites Mal hinsehen, wenn er z.B. einen Unfall mit Verletzen sieht oder auch nur, wenn er verschimmelte Lebensmittel im Kühlschrank findet?
Die unzähligen Fernsehsendungen über Morde, Autopsien und gewalttätige Psychopathen zeugen davon, dass das Interesse am Ekel gegenüber Tod, Gewalt und Leichen vorhanden ist. Millionen von Menschen schauen täglich an den Bildschirmen zu, wie Andere ermordet und seziert, wie sie aufgeschnitten und analysiert werden. Im Gegensatz zur Realität schauen sie aber nicht weg, sondern bleiben gebannt vor dem Geschehen sitzen.
Die Lust an der Abscheulichkeit des Ekels ist demnach nicht zu leugnen und sie ist schon so alt wie die Menschheit selbst. Als es weder Film noch Foto gab begnügten sich die Menschen mit der Literatur und ebenso, wie wir heute Sendungen verfolgen, die in uns das abscheuliche Gefühl hervorrufen, lasen die Menschen damals Texte, Dramen und Gedichte.
Schon in den Schriften der Antike findet man Passagen über abstoßende Szenen, die bis ins Detail beschrieben sind.
Da du doch schwarze Zähne hast, mit Runzeln hohes
Alter dir die Stirne furcht
und weitauf klafft so scheußlich zwischen dürren Backen
der Hintern wie bei einer magren Kuh!
Doch es erregt vielleicht der Busen mich? Die Brüste welk
wie Stuteneuter!
Der schlaffe Bauch, die Schenkel, strotzenden
Waden dürre angefügt?[2]
Horaz vermerkt in dieser selten übersetzten Epode, dass er mit ihr den Ekel illustrieren wollte. Der Dichter ruft den Topos der sogenannten ,vetula’, der alten Frau als Innbegriff des Ekels auf, zu der ein übler Geruch und auch ein unersättlicher sexueller Appetit auf junge Männer kommt. Auf das unzweideutige Ansinnen der ,vetula’ reagiert das ,lyrische Ich’ bei Horaz aber mit völliger Geringschätzung. An andere Stelle heißt es: „Damit Du ihn mir hoch holst von den stolzen Hoden, musst mit dem Munde du dich mühn!“.[3] Dieser Mund ist aber an voriger Stelle als besonders widerlich bezeichnet worden. Gleich, ob hier die geheimen Wünsche des Mannes auf die Frau projiziert werden oder nicht, offenbar geht gerade von dem ekelhaft Verworfenen eine starke sexuelle Faszination aus.
Die bildende Kunst des Mittelalters stellte das Hässliche meist im Zusammenhang mit der Erbsünde oder den Todsünden dar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb 1: Bosch, Hieronymus: Die Kreuztragung Christi, entstanden: 1515-1516[4]
Hieronymus Bosch malte 1515/16 dieses Bild eines kreuztragenden Christus inmitten von hässlichen Personen, die ihn mit ihren verzerrten Fratzen umgeben. Die Gesichter dieser Menschen sind abstoßend inszeniert und verweisen in ihrer hässlichen Darstellung auf die Ablehnung der Juden im Mittelalter. Eine übertriebene Darbietung körperlicher Merkmale sozialer Minderheiten war zu dieser Zeit ein beliebtes Stilmittel, um deren Eigenartigkeit zu zeigen. Juden wurden oft mit übergroßen Nasen und verzerrter Physiognomie dargestellt. Die Darstellung der Sünder oder Ungläubigen als Lepra- oder Syphiliskranke mit zerfressenen Gesichtern war im Spätmittelalter und in der Renaissance dominant. Der Ekel dient zu dieser Zeit der Darstellung von sozialer oder ökonomischer Erniedrigung und lässt den Zuschauer vor der drohenden Scham zurückweichen.
In jeder weiteren Epoche sind solche Darstellungen des Hässlichen, des Verfalls und des Todes in der Literatur und der bildenden Kunst zu finden.
Ziel dieser Arbeit ist es, darzustellen, wie Ekel sich in den frühen Gedichten Gottfried Benns manifestiert. Ich analysiere und erläutere am Beispiel des Morgue-Zyklus und anderer früher Gedichte die Motive, Themen und die Funktionen des Ekels in Benns Dichtungen. Dabei werden die dominanten Faktoren herausgearbeitet, die die Hinwendung des Autors zum Ekel und dessen Darstellung in den frühen Gedichten bedingten und beeinflussten. Das Augenmerk liegt dabei auf der Frage, ob Benn einer bestimmten theoretischen Strömung folgt und, ob er von einer der dargestellten Geistesströmungen, einem literarischen Werk oder einem der Autoren nachhaltig beeinflusst wurde.
Der Benn ist ein giftiger Lanzettfisch, den man zumeist in Leichenteilen
Ertrunkener festgestellt hat.
Fischt man solche Leichen an den Tag, so kriecht gern der Benn aus
After oder Scham oder in diese hinein.[5]
1. Aas, Blut und Sektion – die Morgue
[...] es war ein Zyklus von sechs Gedichten, die alle in der gleichen Stunde aufstiegen, da waren, vorher war nichts von ihnen da; als der Dämmerzustand endete, war ich leer, hungernd, taumelnd und stieg schwierig hervor aus dem großen Verfall.[6]
Der Morgue-Zyklus besteht aus fünf Gedichten, zu denen aber aufgrund der ähnlichen Thematik auch noch „Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke“[7] gezählt wird. Die folgenden Kapitel beziehen sich zusätzlich, zur vollständigen Erklärung der Thematik sowie der Symbolik, auf „Saal der kreißenden Frauen“,[8] „Der Arzt I“,[9] „Der Arzt II“,[10] „Der Arzt III“[11], „Curettage“[12] und „Nachtcafé“.[13]
Das Jahr 1912, in dem Benns frühe Gedichte veröffentlicht wurden, bezeichnet Jens als ein Schicksalsjahr der deutschen Literatur.[14] Georg Heym, ein großer frühexpressionistischer Schriftsteller, ertrank in der Havel, Trakl bereitete die Ausgabe seiner Gedichte vor und Kafka schrieb innerhalb kurzer Zeit „Das Urteil“[15] nieder. Es war eines der Jahre, in dem die Literatur neue Bereiche der Wirklichkeit eroberte. Sie wendet sich auch dem Kranken, Hässlichen und Ekelerregenden zu. In härterer und brutalerer Weise als die Naturalisten gehen die Schriftsteller dieser Zeit mit der Realität um. Das Vokabular der Naturwissenschaft und die medizinische Nomenklatur finden Eingang in die Lyrik.
In dieser Zeit erscheint Benns skandalträchtiger Zyklus „Morgue“[16] im 21. Flugblatt des Verlages A. R. Meyer, Berlin-Wilmersdorf. Die Auflage von 500 Exemplaren wurde schnell bekannt und war rasch vergriffen. Der 26-jährige Militärarztanwärter Benn war in literarischen Kreisen vorher eher unbekannt.[17] Aus den Jahren vor der Morgue sind wenige Gedichte bekannt. „Gefilde der Unseligen“[18] und „Raureif“[19] wurden im Februar 1910 abgedruckt. In den sehr frühen Gedichten versuchte Benn zunächst, sich den Stil der zeitgenössischen Dichtung und Naturlyrik anzueignen,[20] bevor er später mit der Tradition brach und eigene Wege ging. Lediglich das Gedicht „schöne Jugend“[21] weist noch auf den Typus der liedhaften Lyrik zurück. Der Titel geht, wie Killy bemerkte, auf eine beliebte Klischee-Bildung epigonaler Lyrik zurück.[22] Er bezeichnet jedoch nicht das menschliche Sujet des Gedichts, sondern die schöne Jugend der Rattenfamilie, die in einer Leiche aufwuchs. Benn hat ohne Zweifel mehr geschrieben, das nicht veröffentlicht wurde.
Also ich war hier, wohnte in der Wilhelmstr. 10, und in Berlin-Lichtenfelde gab es eine Zeitschrift mit dem Titel ,Romanzeitschrift’. Die hatte eine Rubrik, in der anonym eingesandte Gedichte rezensiert wurden. Dorthin schickte ich damals Gedichte und wartete nun zitternd einige Wochen auf das Urteil. Es kam und lautete ,G.B. – freundlich in der Gesinnung, schwach im Ausdruck. Senden sie gelegentlich wieder ein.’[23]
Die ersten Gedichte erlangten nicht den Status großer Kunst, wie die Sammlung von 1912 es später tat. Mit „Morgue“ landete er jedoch zuerst einen Skandal:
Die Presse wusste sich, bis auf wenige Ausnahmen nicht zu helfen und fand den einzigen Ausweg darin, daß sie ein Indianergeheul der Entrüstung und Wut ausstieß.[24]
Benn wolle dem Leser „den Hals voll Ekel propfen“[25] bemerkte Kurtz. Else Lasker-Schüler, die später mit Benn intim befreundet war, nannte den Zyklus das „grauenhafte Kunstwunder“.[26] Ob es sich tatsächlich um ein Wunder oder nur um ein Produkt von Zivilisationskritik handelt, wird an späterer Stelle behandelt.
Die folgenden Seiten haben nicht den Anspruch einer umfassenden Interpretation oder Analyse, sondern sollen lediglich eine Einführung in die frühen Gedichte Benns sein und zeigen, an welchen Stellen und mit welchen Themen und Motive Benn den Ekel in seine Gedichte einbringt.
Fünf der Gedichte des Bandes „Morgue“ bilden einen Zyklus, in dem ein sezierender Arzt in der Leichenhalle dargestellt wird.[27] Leichen aus dem Leichenschauhaus sind die Objekte der Beschreibung. Die Toten existieren nicht mehr in ihrer ganzen Körperlichkeit, sondern sind auf einzelne Attribute oder Körperteile reduziert. Meist sind die Leichen nur in oberflächliche Kategorien eingeteilt, z.B. „Bierfahrer“,[28] „Dirne“[29] oder auch „weiße Frau“[30]. Mehr erfährt man oft nicht über die Person. Der Leser wird nur über ihren Zustand im Tod informiert und kann als Zuschauer an ihrer Sektion teilnehmen.
Auffallend ist die Entpersonifizierung der Individuen. Die Toten sind nur noch als leblose Subjekte dargestellt, denen jedwede Menschlichkeit entsagt wird. Sie werden auf den „Tisch gestemmt“,[31] an ihnen wird herum geschnitten, sie werden aufgebrochen, als wären sie Dinge.[32] Tieren, Blumen oder unbelebten Objekten wird meist mehr Respekt entgegengebracht als den Leichen. Den jungen Ratten in „Schöne Jugend“[33] wird Zweidrittel des Gedichts gewidmet, die Wasserleiche eines jungen Mädchens wird dagegen nur eingangs angeführt. In diesem Beispiel tritt zudem eine Art Naturlyrik zu Tage, die in kompletter Opposition zum Inhalt des Gedichts steht. Tod und Natur, Verwesung und Werden sind in diesem Gedicht vereint. Die Ursache dieser Entpersonifizierung liegt vermutlich in Benns Menschen- und Weltbild begründet.[34] In der Majorität der Gedichten ist ein Zusammenspiel von Tod und Gebären zu beobachten. Seziertwerden und Gebären scheinen in engem Gefüge zu stehen.[35] In „kleine Aster“[36] z.B. wird der Herbstblume durch die Sektion eine Vase gegeben und so zum Leben verholfen. Die Ratten in „Schöne Jugend“[37] erblicken erst durch die Sektion das Licht der Welt, während sie vorher wie Embryonen im Körper der Leiche herangewachsen sind.
Anklänge an christliche Themen sind in der Mehrheit von Benns frühen Gedichten auffindbar. So tritt in „Schöne Jugend“[38] ein mariologisches Thema zu Tage, der Mensch fungiert hier als Gefäß für neues Leben. „Requiem“[39] bildet eine Häufung von religiösen Anspielungen. Die Fleischlichkeit des Menschen ist Gottes Tempel und Teufels Stall zugleich. Dieser religiöse Bezug steht jedoch im Gegensatz zu der zerhackten Körperlichkeit, der in Näpfe gefüllten Leichenteile.[40]
Dort, wo es in Benns frühen Gedichten nicht um Tod oder Leichen geht, spielen Krankheiten eine vorherrschenden Rolle. Die Menschen werden zum Teil auf die gleiche Stufe wie Tiere gestellt. „Die Krone der Schöpfung, das Schwein, der Mensch“[41] wird lediglich durch die Krankheiten der jeweiligen Alterstufe charakterisiert. Er ist nur „Darmkrankheit“,[42] „Pickel“[43] oder „Rachenspalte“.[44] Der Mensch fängt im Dreck[45] an und endete nach einem Leben voller Krankheiten auch wieder dort.[46]
Benn beschreibt den Tod, die Leichen und Krankheiten mit einem kühlen, fast sezierenden Blick. Es ist aber falsch, daraus zu schließen, dass die Gedichte lediglich seinen Alltag als Arzt beschreiben, auch wenn es nicht zu leugnen ist, dass seine beruflichen Erfahrungen in die künstlerische Arbeit einfließen. Trotz der nahezu 300 Sektionen, an denen Benn während seiner Ausbildung teilnahm[47] sind die Gedichte der „Morgue“[48] aber keine Sektionsberichte, wie es manchmal in der Sekundärliteratur behauptet wird.[49]
Die Frage, ob die frühen Gedichte expressionistisch sind oder eher den Eindrücken und Strömungen des Fin de Siècle und der Dekadenz folgen, wird in späteren Kapiteln behandelt.[50] Schon hier ist zu erwähnen, dass Eyckmann sie aufgrund des Willens zum Befremdlichen und des anklägerischen Tons als expressionistisch deklariert.[51] Zu leugnen ist nicht, dass Benn mittels seiner Gedichte auf die Verfassung des Subjekts in der Zivilisation der Moderne rekurriert. Die Sekundärliteratur ist sich aber auch einig, dass Benn sehr stark von Nietzsches Werke, besonders von seinem Nihilismus, beeinflusst wurde.[52] Im Laufe dieser Arbeit soll deutlich werden, welche Einflussfaktoren dominant sind und zu dem Überfluss an Ekelerregendem und Hässlichen in den frühen Gedichten führen.
Offensichtlich ist, dass in der Motivik von Tod, Leichen, Innereien und Krankheiten das Ekelhafte dominiert. Aufgrund dieser Dominanz wirkt es zwar weiterhin schockierend, verliert aber zusehens seinen Platz als Gegenpol zum Schönen.
Zum Abschluss dieser Einführung ist noch zu erwähnen, dass Benn keinesfalls der Erste war, der das Ekelhafte in die Kunst brachte. Wie oben erläutert, hat sich schon Baudelaire das Grässliche als Stilmittel zu eigen gemacht. Die Morgue-Thematik ist aber auch in Rilkes „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“[53] zu finden. Das Thema von „Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke“[54] ist ebenfalls schon in diesem Text angelegt. Dort heißt es:
Jetzt wird in 559 Betten gestorben. Natürlich fabrikmäßig. Bei so enormer Produktion ist der einzelne Tod nicht so gut ausgeführt, aber darauf kommt es auch nicht so an. Die Masse macht es.[55]
Sowohl das Motiv des Massentodes, bei dem die Menschlichkeit gegenüber der Verdinglichung zurücktritt, als auch die Verharmlosung der Degeneration ist hier zu finden.
Der Aspekt des extrem Hässlichen ist ebenfalls in Rilkes „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“[56] vorgeprägt. Dort spitzt sich die Beschreibung von abstoßend Hässlichem zu, wenn etwa „grüner Schleim“[57] oder „Kadaver“[58] und „Abzesse“[59] genannt werden.
Zudem hat auch Rilke ein Gedicht mit dem Titel „Morgue“[60] verfasst. Im Unterschied zu Benn greift Rilke aber nicht auf eine harte, fast brutale Sprache zurück, um die Stimmung gegen den sinnlosen und unangemessenen Tod in der unpersönlichen Großstadt einzufangen.[61] Er nutzt nicht Bilder des Hässlichen, sondern richtet den Blick nach Innen. In ähnlichen Bildern gebraucht er, darin entspricht Benn ihm, die Verbindung von Tod und Sexualität und den sinnlos gewordenen Kreislauf von Tod und Geburt. Anklänge an Liliencorn, den Benn um 1905 als seinen Gott bezeichnete, werden besonders von Ridley thematisiert.[62] Die Passage „Im Haar ein Nest von jungen Wasserratten“,[63] aus Heyms „Ophelia“,[64] weist zudem eklatante Ähnlichkeit mit Benns Gedicht „Schöne Jugend“ auf[65]. Die Beschreibung einer von Ratten fast zernagten Toten steht der medizinisch-sachlichen Beschreibung Benns sehr nahe.[66] Im Unterschied zu der Darstellungsweise Benns, die später thematisiert wird, erfolgt bei Heym eine Emotionalisierung der Toten. Obwohl Benn der erste war, der die Verfalls- und Krankheitsmotivik mit solcher Härte durchhält, hat er sicherlich in den erwähnten Autoren seine Vorbilder gehabt.
Im folgenden Kapitel werde ich die dominierenden Symbole des Ekelhaften näher analysieren und deren Funktion erläutern.
1.1. Worte des Ekels – Wortwahl und Symbolik in Benns frühen Gedichten
Die Themen der Morgue-Gedichte sowie „Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke“[67], „Saal der kreißende Frauen“,[68] “Der Arzt I“,[69] „Der Arzt II“,[70] „Der Arzt III“,[71] „Curettage“[72] und „Nachtcafé“[73] sind hauptsächlich Tod, Sektion, Krankheit, die Vergänglichkeit der Leiblichkeit an sich. Im Folgenden soll näher auf die Motive und Symbole des Ekels eingegangen werden, die eine Schockwirkung beim Leser erzielen sollen.
Schon Horch[74] hat sich in seiner Dissertation mit der Wortwahl Benns beschäftigt. Mit Hilfe der damaligen Datenverarbeitung analysierte er das Vokabular in Benns Lyrik. Dabei stellte er fest, dass „Blut“,[75] „Gehirn“, „Leiden“, „Tier“ „Tod“ „Fleisch“, „Geburt“, „krank“, „Leiche“, „Qual“ und „Wunde“ zu den Begriffen gehören, die in Benns gesamtem lyrischen Werk in gehäuftem Maße auftreten (mehr als 40 mal). Wichtig ist aber auch zu betrachten, im Verbund mit welchen anderen Ausdrücke sie oft auftreten. So findet man z.B. im Zusammenhang mit „Blut“ oft auch „Mann“, „Gehirn“, „Fleisch“ und „Wunde“, „brechen“ tritt mit „Gehirn“, „Leiche“, „Fleisch“ auf. „Tier“ ist im Verbund mit „Mann“, „Blut“, „Leiche“, „riechen“, „Geburt“, „fressen“, „Tod“ mit „Abend“, „krank“, „Lust“, „Fleisch“ mit „brechen“, „Brust“, „Schrei“, „Hure“ zu finden. Im Zusammenhang mit „Geburt“ steht „Tier“, „Gehirn“, „riechen“, um nur einige von Horchs Ergebnissen zu referieren. Die Elemente erhalten durch ihre Verbindung die jeweilige Bedeutung im Kontext des Gedichts. Ihre schockhafte Wirkung, die zumindest in den frühen Gedichten indiziert ist, wird mittels Paarung und Häufung der Elemente erhöht.
Auffällig ist die Anhäufung der Worte „Gehirn“, „Fleisch“, „riechen“ und „fressen“.[76] Einzeln sind die Worte relativ harmlos, doch in ihrer Paarung entfachen sie Ekel. Sie gehören dann einem Themenkreis an, dessen positive Interpretation nicht möglich ist. Der Leitgedanken des Verfalls und der Vertierung bestimmt sie.
Im Folgenden wird aufgezeigt, wie sich die schon aufgezeigte Wortwahl Benns in den frühen Gedichten widerspiegelt und mit welchen Symbolen und Themen Benn eine ekelerregende Schockwirkung beim Leser erzielt.
Analysiert man die Wortwahl Benns in seinen frühen Gedichten, so fällt auf, dass sich die Wörter in Kategorien einteilen lassen. Nach eingehender Analyse habe ich 14 verschiedene Kategorien bzw. Themenkreise mit insgesamt 20 Unterkategorien ausmachen können. In Anhang I sind die kompletten Listen zu finden. Zur Erklärung der Analyse werden nur ausgewählte Beispiele genutzt und auch der Handlungszusammenhang der Gedichte wird berücksichtigt. Die Oberkategorien gliedern sich in 1. menschliches Sein und Vergehen, 2. Geschlechtlichkeit/Geburt, 3. Nahrung/Ernährung, 4. Personen, 5. Dinge, 6. Tiere, 7. Soziale Aspekte, 8. Religiöse Elemente, 9. Schönes, 10. Medizinisches/Sektion, 11. Vergänglichkeit, 12. Ruhestätten Liegestätten, 13. Verben der Bewegung, des Handelns, 14. Eklige Adjektive/Verben, 15. Farben.
Schon diese Übersicht zeigt, dass dem Schönen in der Bennschen Lyrik ein sehr kleiner Teil zukommt, was auch am Inhalt der Gedichte offensichtlich ist. Zur genauen Funktion des Schönen siehe Kapitel 1.1.7.
Im Folgenden werde ich die wichtigsten Kategorien herausgreifen und deren Inhalte erläutern.
1.1.1 Menschliches Sein und Verderben
Diese Kategorie, mit ihren sieben Unterkategorien ( a. Leiblichkeit – außen, b. Leiblichkeit – innen, c. Ausscheidungen/Körperflüssigkeiten, d. Krankheiten, e. Deformationen, f. Todesursachen, g. Ausdruck von Schmerz/Leid) bildet den größten Teil. Betrachtet man die Themen der behandelten Gedichte, so wird offensichtlich, dass in diesen das menschliche Sein und dessen Vergehen die Hauptrolle spielt. Im Folgenden werde ich nur auf die dominantesten Kategorien und ihre Elemente eingehen.
„Kleine Aster“[77] handelt von der Sektion eines ertrunkenen Bierfahrers, „Schöne Jugend“[78] von der Leiche eines ertrunkenen Mädchen, „Kreislauf“[79] von der Sektion einer Dirne, „Negerbraut“[80] von einer weißen weiblichen Leiche und einem toten Schwarzen. „Der Arzt“ I, II, III,[81] beschreiben verschiedene Krankheiten und körperliche Deformationen. In „Saal der kreißenden Frauen“[82] und „Curettage“[83] ist nicht von Leichen und Toten die Rede, aber trotzdem ist auch hier der menschliche Körper das Hauptthema. Statt der Sektion der Leichen steht die Geburt im Mittelpunkt. Der Vorgang wird aber nicht, wie erwartet, positiv beschrieben, sondern folgt der erschreckenden Symbolik der anderen Gedichte.
Fleischlich-Hässliches bildet demnach die Hauptthematik Benns. Betrachtet man die Kategorien 1.a und 1.b, so findet man in der Wortliste nahezu die gesamte menschliche Anatomie wieder. Wider jeder Erwartung benutzt Benn, der erfahrene Arzt, aber nicht die medizinische Nomenklatur, sondern bedient sich generell bekannter Beschreibungen für die einzelnen Körperteile. Von Haut[84] anstelle von Derma, Brust[85] statt Mama, Zwerchfell[86] an der Stelle von Diaphragma, Leber[87] für Hepar, Stirn[88] anstelle von Frons, Darm und sogar Gedärmen ist die Rede. Trotz der in der Sekundärliteratur vielfach erwähnten Kühle der Beschreibung und der distanzierten Objektivität, erfährt dies eine Begrenzung, wenn anstelle der medizinischen Fachtermini die umgangssprachlichen Namen gebraucht werden. Von der Hypothese, die Gedichte seien medizinische Sektionsberichte[89] kann man daher Abstand nehmen und eher unterstellen, dass Benn wollte, dass alle Leser seine Gedichte verstehen und rezipieren können. Deutlicher wird dies noch, betrachtet man weitere Kategorien.
Es gibt viel Blut in Benns Gedichten, doch selten ist es lebendig. Meist ist es das Blut von Toten. Es ist „kalt“,[90] „dunkel“[91] und tot. Das Blut ist so unbelebt, wie die Leichen es sind, in denen es einst floss. Dort, wo es nicht tot ist, wird es mit Krankheit in Verbindung gesetzt. In „Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke“[92] blutet ein Patient „wie aus dreißig Leibern“,[93] Frauen bei der „Curettage“[94] sind „krank nach Blutung“.[95] Bei Benn gibt es kein blutdurchströmtes Leben. Der Verfall des Menschen schwingt immer mit. Die Menschen sondern Kot, Urin und Schweiß ab, sie leiden an „Darmkrankheit“[96] und „Filzläusen“,[97] sind gezeichnet von „Löchern“,[98] „Rachenspalten“[99] und „Furchen“.[100] Schließlich sterben sie und landen auf dem Seziertisch.[101] Die erwähnte Umgangsprachlichkeit der Beschreibungen zieht sich auch durch diese und die weiteren Kategorien. Wo faule Säfte fließen, von „Geknolle“,[102] schieläugigen Menschen und ersoffenen Bierfahrern die Rede ist, da versteht jeder, was gemeint ist. Der Medizinerjargon wird zugunsten einer leichter verständlichen und daher ekligeren Umgangssprache geopfert. Die Schilderung der Situationen erfolgt aus der naturwissenschaftliche Perspektive des Mediziners, dessen Beobachtungsobjekte dem Verfall ausgeliefert sind. Auf Emotionalisierung oder auch Verklärung wird verzichtet. Unterstützt wird der Schockeffekt noch durch verschiedene Ausdrücke von Schmerz und Leid. Die leidenden Menschen wimmern, es wird geschrieen, gejammert und geröchelt.[103]
Benn spart nicht an Wendungen des Leidens, wenn es darum geht, die hässliche Vergänglichkeit des menschlichen Lebens darzustellen. Betrachtet man die Wortwahl, die Leiblichkeit des menschlichen Körpers thematisierend, so kann man nur zu dem Schluss kommen, dass es Benn darum geht, die ekelerregende Hässlichkeit des körperlichen Verfalls darzustellen. Im Leiden, im Tod und auch in der Geburt sieht er einen erniedrigenden Aspekt der menschlichen Leiblichkeit. Weder Kranke, Leichen noch Gebärende werden mit einem Hauch Empathie oder auch Mitleid behandelt. Immer herrscht die kein schockierendes Detail auslassende Beschreibung vor. Die nahezu naturalistische[104] Wortwahl unterstützt diesen Effekt und bewirkt beim Leser, damals wie heute, einen nicht zu unterdrückenden Ekel vor dem eigenen Verfall, der ihm vor Augen geführt wird. Die Zeitlichkeit wird durch die wiederholte Symbolik von Blut, Leiden und Qual unterstützt.
Bisher wurde betont, dass der körperliche Verfall im Mittelpunkt der Bennschen Lyrik steht. Betrachtet man Benns Schaffen in den Jahren 1910 und 1914,[105] tritt noch eine weitere Perspektive dazu.
Vor Erscheinen der Morgue-Gedichte veröffentlichte Benn drei kleinere Aufsätze die jüngste Entwicklung in Psychiatrie, medizinischer Psychologie und Naturwissenschaften betreffend. Darin greift er unter anderem die Überwindung des Leib-Seele-Problems auf.[106]
Das Psychische [...], das Unfassbare schlechthin ward Fleisch und wohnet unter uns.[107]
Der Mensch wird hier als Einheit begriffen, dessen Seele nicht von seinem Körper getrennt ist. „Die biologische Grundlage der Persönlichkeit“ ist „nicht das Großhirn, sondern der ganze Organismus“,[108] heißt es Jahre später im „Aufbau der Persönlichkeit“.[109]
Geist und Körper sind untrennbar miteinander verbunden. Die Hinfälligkeit des Körpers, die Zentralmotiv der frühen Gedichte ist, bedeutet demnach auch einen geistigen Verfall. Nicht nur der Körper ist von Krankheit und Verfall bedroht, sondern auch der Geist und das Bewusstsein, das in den späteren Gedichten Benns noch eine zentrale Rolle spielen wird. Explizit wird dieser geistige Verfall nur äußerst selten deutlich.
„Sein Gehirn wandelt über eine Nebelsteppe“[110] ist in den behandelten Gedichten die einzige Textstelle, die auch auf die Thematik des geistigen Verfalls schließen lässt. Betrachtet man die Äußerungen in den frühen Aufsätzen, wird klar, dass auch der psychische Verfall immer mitschwingt.
Abgesehen von natürlichem Verfall, Krankheit und Deformation, erscheint das Fleischliche schlechthin als das Ekelhafte. Dabei treten besonders die Vorgänge, die mit Ernährung und Geschlechtlichkeit in Zusammenhang stehen, in den Vordergrund. Im folgenden Kapitel werde ich auf die Kategorie 2 näher eingehen, da sie in Bezug auf Benns frühe Gedichte eine besondere Rolle spielt.
1.1.2 Geschlechtlichkeit und Geburt
Die Sexualität und das positive Ereignis der Geburt finden Platz in Benns frühen Gedichten. Auch hier ist die Perspektive nicht positiv. Die Menschen paaren sich wie Tiere, sie „hurten“[111] miteinander und werden „befruchtet“.[112] Sexualität und Tod stehen in engem Zusammenhang miteinander. Die Lust und die Zeugungsorgane sind bevorzugte Todesstätten, Sexualität ein Krankheitsherd. Der Tod nistet sich in „Zerfallenen Schöße“[113] und die „zerfallene Brust“[114] ein. Auch der chirurgische Eingriff bringt gleichzeitig Tod und Lust. Die „Leiber gebären [...] ihr allerletztes Mal“,[115] wenn sie ausgenommen werden. Die Patientin der „Curettage“[116] liegt auf dem Operationstisch in „derselben Pose, wie sie empfing“.[117] Hinter der „Curettage“[118] zeigt Benn die Sehnsucht nach Tod und Sexualität, nach einem „nahen Untergang“.[119] Lust und Tod, Berauschung und Gefangensein in der Fleischlichkeit liegen sehr nah beieinander.
Aus den Schößen der Weiber werden die Früchte der „süßen Leiblichkeit“[120] gepresst und erblicken, eingesalbt von „Kot und Urin“,[121] das Licht der Welt. Genau wie der Tod, der durch die eigene Schuld, wie der ersoffene Bierfahrer, herbeigeführt werden kann oder durch Krankheit bewirkt wird und im Dreck auf dem Seziertisch endet, fängt auch das Leben unter Qual und im Dreck an. Die Gebärenden schreien, werden aber nicht beachtet.[122] Unter Körperqualen pressen die Frauen das „kleine fleischerne Stück“[123] aus sich heraus. Ein positiver Blick auf das Leben ist auch hier nicht zu finden. Mütter, wie auch Kinder, werden erniedrigend geschildert. Auch die Vermehrung rettet den Menschen nicht vor seinem Verfall. „Jammer und Glück“[124] fallen zusammen und enden wie alles im Tod. Auf der geschlechtlichen Ebene wird der Mensch anscheinend zum Tier, keine einzige Vokabel drückt die Liebe aus, die der Mensch empfinden kann. „Die Krone der Schöpfung, das Schwein, der Mensch“[125] liebt nicht, er hurt herum. Nicht von Frauen und Ehepaaren ist die Rede, sondern von „Weibern“,[126] „Huren“,[127] „Bierfahrern“[128] und „Gefangenen“.[129] Doch worin sind sie Gefangene? In einer von Trieb und Vergänglichkeit gesteuerten Welt? Benn scheint es so zu sehen.
Alles wird geboren, um wieder zu sterben:
[...] Und die Frucht-:
das wird häufig schon verquiemt geboren:
mit Beuteln auf dem Rücken, Rachenspalten, [...]
-; aber selbst was heil endlich ans Licht quillt, ist nicht eben viel,
und durch die Löcher tropft die Erde: [...][130]
Die Erde des Grabes ist schon bei der Geburt in Sichtweite. Zwischen Leben und Tod hat der Mensch nur ein Ziel, die Triebbefriedigung. Eine auf das Triebhafte reduzierte Ebene zeigt auch das Gedicht „Nachtcafé“.[131] Abstoßende Männer werben um verkommene Frauen.
[...]
Junger Kropf ist Sattelnase gut.
Er bezahlt für sie drei Biere.[132]
Bartflechte kauft Nelken,
Doppelkinn zu erweichen. [...][133]
In anderen Gedichten säuft der Bierfahrer, der Leichendiener will tanzen gehen und nutzt zur Geldbeschaffung den Goldzahn einer Toten,[134] andere huren herum und wollen sich vermehren, um schließlich niederzukommen und im Hospiz als vegetierende Kranke auf dem Seziertisch zu enden.
Geschlechtlichkeit bei Benn ist nichts positives, sondern nur Mittel, um geboren zu werden und wieder zu sterben.
Die Geburt ist nicht nur durch verschieden Ausdrücke wie „gebären“,[135] „empfing“[136] oder „pressen“[137] zum Thema der Gedichte geworden.
Auf der thematischen Ebene ist sie viel öfter vorhanden. Eine „Kleine Aster“[138] wird wie im Mutterleib im Brustkorb eines Mannes eingenäht und soll sich satt trinken, um zu wachsen. Die kleinen Ratten wuchsen im Leib einer Wasserleiche auf und machten deren Innereien zu ihrer Plazenta. Selbst bei der Sektion ,gebären’ die „Leiber [.] nun ihr allerletztes Mal“.[139]
[...]
[1] Saner, Hans: Macht und Ohnmacht der Symbole. Essays. Basel 1993, S. 273 Anm. 1.
[2] Horaz: Oden und Epoden (lat.-dt.). Übersetzt und herausgegeben von Bernhard Kytzler, Stuttgart 1978.
[3] Horaz: Oden und Epoden (lat.-dt.).
[4] http://images.zeno.org/Kunstwerke/I/big/1770051a.jpg, aktualisiert am 21.04.2016
[5] Blei Franz: Das große Bestiarium der Literatur. Hrsg. von Rolf-Peter Baacke. Hamburg 1995, S. 24.
[6] Benn, Gottfried: Lebensweg eines Intellektualisten. In: Ders.: Gesammelte Werke in vier Bänden. Herausgegeben von Dieter Wellershof. Bd. 4. Stuttgart 1995, S. 45.
[7] Benn, Gottfried: Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke. In: Ders.: Werke. Bd. 3, S. 14f.
[8] Benn, Gottfried: Saal der kreißenden Frauen. In: Ders.: Werke. Bd. 3, S. 16.
[9] Benn, Gottfried: Der Arzt I. In: Ders.: Werke. Bd. 3, S. 11.
[10] Benn, Gottfried: Der Arzt II. In: Ders.: Werke. Bd. 3, S. 12.
[11] Benn, Gottfried: Der Arzt III. In: Ders.: Werke. Bd. 3, S. 13.
[12] Benn, Gottfried: Curettage. In: Ders.: Werke. Bd. 3, S. 17.
[13] Benn, Gottfried: Nachtcafé. In: Ders.: Werke. Bd. 3, S. 18.
[14] Jens, Walter: Sektion und Vogelflug. In: Ders.: Statt einer Literaturgeschichte. Düsseldorf/Zürich 1998, S. 255.
[15] Kafka, Franz: Das Urteil. In: Ders.: Das Urteil und andere Prosa. Stuttgart 1998.
[16] Benn, Gottfried: Morgue. In: Ders.: Werke, Bd. 3.
[17] Vgl. Ridley , Hugh: Gottfried Benn. Ein Schriftsteller zwischen Erneuerung und Reaktion. Opladen 1990, S. 33.
[18] Benn, Gottfried: Gefilde der Unseligen. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 350.
[19] Ebd. Raureif, S 394.
[20] Vgl. Killy, W.: Wandlungen des lyrischen Bildes. Göttingen 1956, S. 127f.
[21] Benn, Gottfried: Schöne Jugend. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 8.
[22] Killy, W.: Wandlungen des lyrischen Bildes, S. 127f.
[23] Doktor, Thomas; Carla Spies: Gottfried Benn – Rainald Goetz. Medium Literatur zwischen Pathologie und Poetologie. Opladen 1997, S. 17.
[24] Martens, Wolfgang. In: Benn. Wirkung wider willen. Dokumente zur Wirkungsgeschichte Benns. Hrsg. von Peter Uwe Hohendahl Frankfurt a.M. 1971, S. 89.
[25] Benn. Wirkung wider willen, S. 93.
[26] Ebd. Lasker-Schüler, S. 98.
[27] Vgl. Sahlberg , Oskar: Gottfried Benns Phantasiewelt. „Wo Lust und Leiche winkt“. München 1977, S. 27.
[28] Benn, Gottfried: Schöne Jugend. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 7.
[29] Benn, Gottfried: Negerbraut. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 10.
[30] Benn, Gottfried: Schöne Jugend. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 8.
[31] Ben, Gottfried: Kleine Aster. In: Ders., Bd. 3, S. 7.
[32] Benn, Gottfried: Schöne Jugend. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 8.
[33] Ebd.
[34] Vgl. Kapitel 3.3.
[35] Vgl. ebd.
[36] Benn, Gottfried: Kleine Aster. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 7.
[37] Benn, Gottfried: Schöne Jugend. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 8.
[38] Ebd.
[39] Benn, Gottfried: Requiem. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 9.
[40] Vgl. II 1.1.6
[41] Benn, Gottfried: Der Arzt II. In: Ders.: Gottfried Benn: Werke, Bd. 3, S. 12.
[42] Benn, Gottfried: Der Arzt I. In: Ders.: Gottfried Benn: Werke, Bd., S. 11.
[43] Benn, Gottfried: Nactcafé. In: Ders.: Gottfried Benn: Werke, Bd., S. 17.
[44] Benn, Gottfried: Der Arzt IÍI. In: Ders.: Gottfried Benn: Werke, Bd., S. 13.
[45] Benn, Gottfried: Saal der kreißenden Frauen. In: Ders.: Gottfried Benn: Werke, Bd., S. 16.
[46] Vgl. II.1.1.1.
[47] Vgl. Gottfried Benn: Gedichte in der Fassung der Erstdrucke, Mit einer Einführung Hrsg. von Bruno Hillebrand. Frankfurt a. M. 1982, S. 594.
[48] Benn, Gottfried: Morgue. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 7-17.
[49] Vgl. Buddecke, Wolfram: Gottfried Benn. In: Deutsche Dichter des 20. Jahrhunderts. Hrsg. Von Hartmut Steinecke. Berlin 1994, S. 272.
[50] Vgl. II. 3
[51] Vgl. Eyckmann, Christoph: Die Funktion des Hässlichen in der Lyrik Georg Heyms, Georg Trakls und Gottfried Benns, S. 135.
[52] Vgl. Balser, Hans-Dieter: Das Problem des Nihilismus im Werke Gottfried Benns. Bonn 1965.
[53] Rilke, Rainer Maria: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. In: Ders.: Gedichte und Prosa. Köln 2000, S. 91-297.
[54] Benn, Gottfried: Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 14.
[55] Rilke, Rainer Maria: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. In: Ders.: Gedichte und Prosa, S. 95.
[56] Rilke, Rainer Maria: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, S. 91-297.
[57] Rilke, Rainer Maria: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, S. 121.
[58] Rilke, Rainer Maria: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, S. 246.
[59] Ebd.
[60] Rilke, Rainer Maria: Morgue, S. 743.
[61] Ridley, Hugh: Gottfried Benn. Ein Schriftsteller zwischen Erneuerung und Reaktion, S. 59.
[62] Ebd., S. 55 f f.
[63] Heym, Georg: Ophelia. In: Ders.: Gedichte. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Stephan Hermlin. Frankfurt a.M. 1966, S. 57.
[64] Ebd.
[65] Benn, Gottfried: Schöne Jugend. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 8.
[66] Ridley, Hugh: Gottfried Benn. Ein Schriftsteller zwischen Erneuerung und Reaktion., S. 60.
[67] Benn, Gottfried: Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 14f.
[68] Benn, Gottfried: Saal der kreißenden Frauen. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 16.
[69] Benn, Gottfried: Arzt I. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 11.
[70] Benn, Gottfried: Arzt II. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 12.
[71] Benn, Gottfried: Arzt III. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 13.
[72] Benn, Gottfried: Curettage. In: Ders.: Werke, Bd. 3,S. 17.
[73] Benn, Gottfried: Nachtcafé. In: Ders.: Werke, Bd. 3,S. 18.
[74] Horch, Hans Otto: Gottfried Benn – Worte Texte Sinn. Darmstadt 1975, Anhang.
[75] Alle Zitate zwischen den Fußnoten 252 und 253 sind dem Anhang von Horchs Werk entnommen.
[76] Siehe S. 42
[77] Benn, Gottfried: Kleine Aster. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 7.
[78] Benn, Gottfried: Schöne Jugend. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 8.
[79] Benn, Gottfried: Kreislauf. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 8.
[80] Benn, Gottfried Negerbraut. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 9.
[81] Benn, Gottfried: Der Arzt I-III. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 11-13.
[82] Benn, Gottfried: Saal der kreißenden Frauen. , S. 16.
[83] Benn, Gottfried: Curettage. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 17.
[84] Benn, Gottfried: Der Arzt II. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 12.
[85] Benn, Gottfried: Kleine Aster. In: Ders.: Werke, Bd. 3 , S. 7.
[86] Benn, Gottfried: Schöne Jugend. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 8.
[87] Ebd.
[88] Benn, Gottfried: Negerbraut. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 9.
[89] Vgl. Buddecke, Wolfram: Gottfried Benn. In: Deutsche Dichter des 20. Jahrhunderts. Hrsg. Von Hartmut Steinecke. Berlin 1994. S. 272.
[90] Benn, Gottfried: Schöne Jugend. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 8.
[91] Benn, Gottfried: Negerbraut. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 9.
[92] Benn, Gottfried: Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 14.
[93] Ebd.
[94] Benn, Gottfried: Curettage. In: Ders.: Werke, Bd. 3 , S. 16.
[95] Ebd.
[96] Benn, Gottfried: Der Arzt II. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 12.
[97] Benn, Gottfried: Der Arzt II. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 12.
[98] Ebd.
[99] Ebd.
[100] Benn, Gottfried: Der Arzt I. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 11.
[101] Benn, Gottfried: Kleine Aster. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 7.
[102] Benn, Gottfried: Der Arzt II. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 12.
[103] Vgl. ebd. Saal der kreißenden Frauen, S. 16.
[104] Die Wortwahl ist nur in dem Sinn naturalistisch, dass sie umganssprachlich ist. Sie ist ansonsten nicht naturalistisch, da der Aspekt des Erneuerungswillens fehlt.
[105] 1910-11 arbeitete Benn als Unterarzt in der Beliner Charité, von 1912-14 war er Assistenzarzt am pathologisch-anatomischen Institut des Krankenhauses Charlottenburg-Westend.
[106] Vahland, Joachim: Gottfried Benn. Ein unversöhnter Widerspruch. Heidelberg 1979, S. 35.
[107] Benn, Gottfried: Beitrag zur Geschichte der Psychiatrie. In: Ders.: Werke, Bd. 4, S. 417.
[108] Benn, Gottfried: Bd. 1 Aufbau der Persönlichkeit, S. 97.
[109] Benn, Gottfried: Bd. 1 Aufbau der Persönlichkeit, S. 90-107.
[110] Ders. Bd. 3, Der Arzt I, S. 11.
[111] Benn, Gottfried: Requiem. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 10.
[112] Benn, Gottfried: Der Arzt I. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 11.
[113] Benn, Gottfried: Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke In: Ders.: Werke, Bd. 3., S. 14f.
[114] Ebd.
[115] Benn, Gottfried: Requiem. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 10.
[116] Benn, Gottfried: Curettage. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 17.
[117] Benn, Gottfried: Curettage. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 17.
[118] Benn, Gottfried: Curettage. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 17.
[119] Ebd.
[120] Benn, Gottfried: Der Arzt I. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 11.
[121] Benn, Gottfried: Saal der kreißenden Frauen. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 16.
[122]:Ebd.
[123] Ebd.
[124] Ebd.
[125] Benn, Gottfried: Der Arzt II. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 12.
[126] Benn, Gottfried: Requiem. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 10.
[127] Benn, Gottfried: Kreislauf. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 10.
[128] Benn, Gottfried: Kleine Aster. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 7.
[129] Benn, Gottfried: Saal der kreißenden Frauen. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 16.
[130] Benn, Gottfried: Der Arzt III. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 13.
[131] Benn, Gottfried: Nachtcafé. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 18.
[132] Benn, Gottfried: Nachtcafé. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 18.
[133] Ebd.
[134] Sahlberg , Oskar: Gottfried Benns Phantasiewelt, S. 29.
[135] Benn, Gottfried: Requiem. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 10.
[136] Benn, Gottfried: Curettage. In: Ders.: Werke, Bd. 3,, S. 17.
[137] Benn, Gottfried: Saal der kreißenden Frauen. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 16.
[138] Benn, Gottfried: Kleine Aster. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 7.
[139] Benn, Gottfried: Requiem. In: Ders.: Werke, Bd. 3, S. 10.
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- Simone Meyer (Autor:in), 2003, Der Ekel in Gottfried Benns früher Lyrik. Motive, Themen und Funktionen des Ekels, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/321572
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