Reinhard Brandt erkennt in seinem Artikel, „Moral in Zahlen - Die weltweite Empörung trifft die amerikanische Ökonomie“ einen Zusammenhang zwischen dem Image-Schaden, den Amerika durch den Irakkrieg und den Kampf gegen den Terror hinnehmen musste und den Umsatzeinbußen amerikanischer Unternehmen im Ausland. Er kommentiert die Entwicklung folgendermaßen:
„Dass die Moral einen ökonomischen Schaden anrichten kann, ist ein ungeahnter Triumph der idealistischen Sittlichkeit. Die reine Moral wird praktisch, und dies in einer nachweislichen Art, in Zahlen von so und so vielen Milliarden Dollar! Hier liegt die Chance des moralischen Fortschritts. […] So könnte das freie moralische Urteil auch in Zukunft seine Wirksamkeit entfalten und einen heilsamen Einfluss auf das äußere Verhalten ausüben.“
In einer Meldung des Handelsjournals wird Brandts Aussage präzisiert:
„Verbraucher in Europa und den USA reagieren beim Einkauf auf die Irak-Krise: Sie meiden oder bevorzugen bestimmte Produkte. Konsum ist für sie bewusstes politisches Ausdrucksmittel.“
Dieses Beispiel zeigt einen Trend, der immer mehr Raum in den Köpfen der Konsumenten zu gewinnen scheint: Ökologische, soziale und politische Faktoren spielen eine zunehmende Rolle bei der Determinierung des Konsumverhaltens. Ein Produkt wie „Mecca Cola“ hätte sicherlich kaum Chancen gehabt, in den gesättigten Markt der Softdrinks einzudringen, ohne die deutliche politische Positionierung als islamische Alternative zur amerikanischen Coca Cola. Kann Konsum bewusstes politisches Ausdrucksmittel und damit Mittel politischer Partizipation sein? Wird sich politischer Konsum in der Zukunft durchsetzen und wird er ein ernstzunehmender Ersatz für Wahlen sein können? Es stellt sich die Frage, wie über den Konsum politischer Einfluss ausgeübt werden kann, da Konsum außerhalb der politischen Institution stattfindet und damit nicht direkt mit dem politischen System verbunden ist. Das über das Konsumverhalten wirtschaftlicher Einfluss ausgeübt werden kann, ist unumstritten. Konsumentenboykotte sind seit der Entstehung der Marktwirtschaften beliebtes Mittel, um gegen überhöhte Preise oder schlechte Qualität zu protestieren. Ziel der Boykotte war allerdings fast immer die Preispolitik von Unternehmen, eine berühmte Ausnahme bildete die „Boston Tea Party“ im Dezember 1773.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Politischer Konsum - ein Mittel politischer Partizipation?
- Definition politischen Konsums
- Konsumieren und Wählen - neue politische Partizipation
- Die Konsumgesellschaft
- Definition von Konsum und Konsumgesellschaft
- Gesellschaftliche Veränderungen
- Politische, soziale und ökonomische Entwicklungen hin zur Konsumgesellschaft
- Individualisierung
- Veränderung der Öffentlichkeit
- Verschmelzung des Politischen und des Unpolitischen
- Philosophische Betrachtung des Konsums
- Übersicht über Konsumtheorien
- Die Auflösung sozialer Klassen durch den Konsum?
- Symbolik des Konsums
- Die Entwicklung des politischen Konsums
- Politische Kultur und politischer Konsum
- Politische Kultur als Grundlage politischer Partizipation
- Indikatoren politischer Kultur: Sozialkapital und politisches Kapital
- Politisches Kapital: Das Verhältnis der Bürger zu den Institutionen
- Sozialkapital
- Neue Soziale Bewegungen – neues politisches und soziales Kapital
- Politischer Konsum, politisches Kapital und Sozialkapital
- Konsumentenboykotte als Mittel politischer Konsums
- Definition des Boykotts
- Fehlende Kontrolle von Boykotten
- Politischer Konsum aus der wirtschaftswissenschaftlichen Perspektive
- Ökonomische Grundlagen des Konsums
- Politischer Konsum – Eine Frage des Marketings?
- Der Neue Konsument
- Cause-related Marketing
- Exkurs: Regelungen der UNO und EU
- Beispiele politischer Konsummöglichkeiten
- Mecca Cola - « Ne buvez pas stupide, buvez engagé !>>
- IQ4you - Wasser für die Förderung des Nachwuchssports
- Das Krombacher Regenwald Projekt
- The Body Shop
- Two Wings
- Politischer Konsum – eine Antwort auf die Globalisierung?
- Die Globalisierung
- Der technische Fortschritt – ein demokratisches Kernproblem?
- Verantwortung und Ethik des Konsums
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Frage, ob und inwiefern Konsum als Mittel politischer Partizipation eingesetzt werden kann. Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung des politischen Konsums im Kontext der Konsumgesellschaft und analysiert die Rolle von politischer Kultur und Sozialkapital im Zusammenhang mit dem Konsumverhalten.
- Definition und Entwicklung des politischen Konsums
- Die Konsumgesellschaft und ihre Auswirkungen auf politisches Handeln
- Politische Kultur und Sozialkapital im Kontext des Konsums
- Konsumentenboykotte als Mittel politischer Partizipation
- Die Rolle von Marketing und Unternehmensethik im Kontext des politischen Konsums
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den Zusammenhang zwischen Moral und Ökonomie anhand des Beispiels von „Mecca Cola“ dar und führt in die Frage nach dem politischen Potenzial des Konsums ein.
- Kapitel 2 definiert den Begriff des politischen Konsums und untersucht die Möglichkeit, dass Konsum eine neue Form politischer Partizipation darstellt.
- Kapitel 3 widmet sich der Konsumgesellschaft und ihren gesellschaftlichen Veränderungen. Es analysiert die Entstehung der Konsumgesellschaft, die Individualisierung und die Veränderung der Öffentlichkeit. Außerdem wird die philosophische Betrachtung des Konsums und die Frage nach der Auflösung sozialer Klassen durch den Konsum beleuchtet.
- Kapitel 4 untersucht den Zusammenhang zwischen politischer Kultur und politischem Konsum. Es analysiert die Rolle von Sozialkapital und politischem Kapital im Kontext der politischen Partizipation und betrachtet Konsumentenboykotte als Mittel des politischen Konsums.
- Kapitel 5 betrachtet den politischen Konsum aus der wirtschaftswissenschaftlichen Perspektive. Es analysiert die ökonomischen Grundlagen des Konsums und untersucht die Rolle von Marketing im Zusammenhang mit politischem Konsum. Außerdem werden die Konzepte „Der Neue Konsument“ und „Cause-related Marketing“ vorgestellt.
- Kapitel 6 präsentiert verschiedene Beispiele für politische Konsummöglichkeiten, wie zum Beispiel „Mecca Cola“, „IQ4you“ und „The Body Shop“.
- Kapitel 7 befasst sich mit der Frage, ob politischer Konsum eine Antwort auf die Globalisierung sein kann. Es analysiert die Globalisierung und ihre Auswirkungen auf den Konsum und beleuchtet die Rolle von Technik und ethischer Verantwortung im Kontext des Konsums.
Schlüsselwörter
Politischer Konsum, Konsumgesellschaft, politische Partizipation, Sozialkapital, politisches Kapital, Konsumentenboykotte, Marketing, Unternehmensethik, Globalisierung.
- Arbeit zitieren
- Daniel Eichhorn (Autor:in), 2004, Die Macht der Konsumenten - Konsum als Mittel politischer Partizipation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32184