„Kinder und Jugendliche leben in einer sich ständigen veränderten Gesellschaft. [...] Durch den Globalisierungsprozess [...] entstand die multikulturelle und multireligiöse Gesellschaft. Verbindliches – auch in Sachen Religion [...] muss in der Gesellschaft und ihren Teilgruppen neu ausgehandelt werden.“ (Böhm 2012: 231). Zum einen verändert sich die Gesellschaft derzeit durch Migration und Flucht in einem Maße, dessen langfristige Konsequenzen nicht absehbar sind. Zum anderen hat insbesondere „der Islam aufgrund der bedeutenden Migrationsbewegungen eine zuvor nicht gekannte gesellschaftliche Präsenz erhalten“ (Fricke 2012: 385). Beide Aussagen – drei Jahre vor der sogenannten „Flüchtlingskrise“ formuliert – sind derzeit aktueller denn je, denn aufgrund des kulturellen und religiösen Hintergrund vieler Flüchtlinge wird es in Deutschland künftig mehr Menschen und somit auch SchülerInnen muslimischen Glaubens geben.
Solange es in Bayern keinen flächendeckenden islamischen Religionsunterricht gibt, ist davon auszugehen, dass sich die muslimischen SchülerInnen entweder im Ethikunterricht oder dem evangelischen Religionsunterricht wiederfinden. Dies stellt den Unterricht vor vielerlei Herausforderungen wie Sprachbarrieren, kulturelle Verschiedenheiten, aber auch sich divergierende religiöse Vorstellungen. Eine wichtige, wenn nicht gar die zentrale Frage ist dabei die nach dem Sein und Wesen Gottes, das im Islam und Christentum differiert und dessen Unterschiede sich insbesondere auf die Dreieinigkeit beziehen (Kapitel 2). Sieht man die Entwicklung von Kompetenzen als Anliegen und Ziel eines jeden Unterrichts- und Lernprozesses, ist religiöse Kompetenz Anliegen und Ziel des (evangelischen) Religionsunterrichts. Diese schließt die christliche Rede vom dreieinigen Gott sowie dessen Notwendigkeit mit ein (Kapitel 3). Um in einem Religionsunterricht, der immer mehr von Pluralität und Heterogenität geprägt ist, nicht nur die religiöse Kompetenz der „eigenen“ SchülerInnen zu fördern, sondern auch die Andersgläubiger, muss der eigene Glaube – in dieser Arbeit weitestgehend beschränkt auf den christlichen – kommuniziert, diskutiert und veranschaulicht werden, um ihn zu verstehen (Kapitel 4). Dies zeigt letztendlich, wie wichtig die Rede vom dreieinigen Gott in interreligiösen Gesprächen im evangelischen Religionsunterricht und allgemein ist (Kapitel 5). [...]
Inhaltsverzeichnis
- Pluralität der Religionen in Deutschland - Notwendigkeit religiöser Kompetenz
- Die Trinität aus der Außenperspektive - Von der Problematik trinitarischen Denkens in einem Monotheismus
- Die Trinität aus der Innenperspektive - Von der dogmatischen Bedeutung trinitarischen Denkens
- Die Trinität aus religionspädagogischer Perspektive
- Kompetenzen und Ziele im Rahmen von „10.2 – Die Frage nach Gott“
- Verschiedene Verstehensangebote zur Trinitätsproblematik
- Zur Bedeutung der Trinität in interreligiösen Gesprächen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, wie SchülerInnen im multireligiösen Unterricht verantwortlich und reflektiert vom dreieinigen Gott reden können. Sie untersucht die Trinitätslehre aus unterschiedlichen Perspektiven und analysiert ihre Bedeutung im Kontext der religiösen Pluralität in Deutschland.
- Die Problematik des trinitarischen Denkens aus der Sicht des Monotheismus
- Die dogmatische Bedeutung der Trinitätslehre im Christentum
- Die Rolle der Trinität in der Religionspädagogik
- Die Relevanz der Trinitätslehre für interreligiöse Gespräche
- Die Förderung religiöser Kompetenz im multireligiösen Unterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Bedeutung religiöser Kompetenz im Kontext der wachsenden Pluralität in Deutschland. Es beleuchtet die Herausforderungen, die sich durch die Integration von Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen und Religionen für den Religionsunterricht ergeben.
Kapitel zwei analysiert die Kritik am christlichen Gottesbild aus der Perspektive des Islam. Es werden zentrale Stellen aus dem Koran zitiert, die die Trinitätslehre als eine Abkehr vom Monotheismus interpretieren.
Kapitel drei beleuchtet die Trinitätslehre aus der Sicht der christlichen Dogmatik. Es werden die verschiedenen Aspekte der Trinitätslehre und ihre Bedeutung für das christliche Verständnis von Gott erläutert.
Kapitel vier widmet sich der Bedeutung der Trinität in der Religionspädagogik. Es werden Kompetenzen und Ziele im Rahmen des Religionsunterrichts diskutiert und verschiedene Verstehensangebote zur Trinitätsproblematik vorgestellt.
Kapitel fünf untersucht die Relevanz der Trinitätslehre für interreligiöse Gespräche. Es werden die Herausforderungen und Chancen der interreligiösen Kommunikation im Kontext der Trinitätslehre betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Trinität, Monotheismus, religiöse Kompetenz, interreligiöse Kommunikation, Islam, Christentum, Religionsunterricht, multireligiöser Unterricht.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2015, Reflektiertes trinitarisches Denken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/321852