Die Global Mental Health Bewegung stellt weltweit nicht nur einen Anstieg von psychischen Erkrankungen fest, sondern auch einen treatment gap überwiegend in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. In vielen Gebieten existiert jedoch ein breites Netzwerk von Medizinpraktikern, die außerhalb der gesetzlichen Ebene agieren. In dieser Arbeit geht es um die Rolle dieser Praktiker– in Indien bezeichnet als Rural Medical Practitioners (RMPs), die eine zentrale Funktion im lokalen Gesundheitssystem einnehmen. Obwohl sie in der Theorie außerhalb des Gesetzes praktizieren, werden sie in der Praxis dennoch vom Staat toleriert, weil sie die Lücken im staatlichen Gesundheitssystem im Bereich der psychischen Grundversorgung füllen.
Die Frequenz von RMPs in Indien liegt bei 51-55%. Die Hauptgründe, warum sie den formellen Ärzten vorgezogen werden, sind: Bequemlichkeit bzw. Einfachheit, Erschwinglichkeit von Konsultation und Medikamenten und kulturelle und soziale Identifikation. Gute Beziehungen zu Patienten, ärztlichem Fachpersonal, Pharmafachverkäufern und Pharmaherstellern sind wichtig, um von ihnen über Medikationsstile und Arzneimittel zu lernen und um Medikamente, im besten Fall kostenfrei, zu erwerben. Floating prescriptions und inkonsequente Pharmahändler machen es Patienten leicht, verschreibungspflichtige Antidepressiva zu erstehen und fördern gleichzeitig die Existenz der gesetzeswidrigen RMPs.
Aufgrund weit verbreiteter Angebote medizinischer Praktiken von RMPs lässt sich das treatment gap infrage stellen, da bei dessen Berechnung durch die WHO, das Versorgungsangebot des privaten Sektors in seiner Ganzheit nicht berücksichtigt wurde. Das heißt, dass diese Lücke in der Realität nicht in der ermittelten Größe existiert. Denn obwohl die RMPs keine Lizenz haben, bieten sie nichtsdestotrotz medizinische Dienstleistungen an, die das Ziel haben, Patienten zu helfen und im Bestfall zur Heilung bzw. Genesung oder Linderung der Symptome beizutragen.
Globale Organisationen fordern die Integrierung der RMPs in das indische Gesundheitssystem, die Ärztekammer sieht RMPs jedoch als eine Gefahrenquelle für die Patienten an.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Problem des treatment gap
- Rural Medical Practitioners
- Definition
- Berufseinstieg und Ausbildung
- Beziehungen zu formellen Ärzten
- Vorteile für Patienten
- Floating prescriptions
- Existiert tatsächlich ein treatment gap?
- Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rolle von Rural Medical Practitioners (RMPs) in Indien, insbesondere im Kontext des "treatment gap" bei psychischen Erkrankungen. Sie analysiert die Praxis der RMPs, ihre Bedeutung für die medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten und ihre Auswirkungen auf das Gesundheitssystem.
- Das Problem des "treatment gap" bei psychischen Erkrankungen in Indien
- Die Rolle der RMPs in der medizinischen Versorgung ländlicher Gebiete
- Die Auswirkungen der RMPs auf das indische Gesundheitssystem
- Die Frage der Legalität und Regulation der RMPs
- Die Debatte um die Integration von RMPs in das Gesundheitssystem
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Problem des "treatment gap" bei psychischen Erkrankungen in Indien dar und führt in die Thematik der Rural Medical Practitioners (RMPs) ein. Kapitel 2 erläutert das Konzept des "treatment gap" und seine Bedeutung für die psychische Gesundheit in Indien. Kapitel 3 definiert die Rolle der RMPs, beschreibt ihre Ausbildung und Praxis sowie ihre Beziehungen zu formellen Ärzten. Es beleuchtet auch die Vorteile und Nachteile der Versorgung durch RMPs sowie die Praxis des "floating prescriptions".
Schlüsselwörter
Treatment gap, psychische Erkrankungen, Rural Medical Practitioners (RMPs), Indien, Gesundheitssystem, medizinische Versorgung, ländliche Gebiete, floating prescriptions, Legalität, Regulation, Integration.
- Arbeit zitieren
- Oxana Peters (Autor:in), 2016, Die Rolle der Rural Medical Practitioners (RMPs) in der psychischen Grundversorgung Indiens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/322218