Rita (R.) ist schon seit langer Zeit eine bedeutsame Bekannte von mir. Ich kenne sie und ihr Leben ausgesprochen gut. Im Moment ist R. arbeitslos und hofft auf eine neue berufliche Chance. Außerdem ist sie Mutter von zwei Kindern. Die Tochter lebte bis zu ihrem 20. Lebensjahr bei ihr. Der 18jährige Sohn lebt bei ihrem Ex-Mann. R. ist seit 1986 geschieden. Sie hat in der Zwischenzeit keine feste Dauerbeziehung mehr erlebt. Der Sohn wohnte bis 1989 bei ihr, ist aber dann zum Vater gezogen, weil er dort in der Schule besser zurecht kam. Das stellte sich heraus, als er einmal für 3 Wochen am Wohnort des Vaters die Schule besuchen mußte, weil R. zu dieser Zeit im Krankenhaus war. Der Sohn war damals ein sehr lebhaftes Kind und hatte Schwierigkeiten in der Schule. R. überließ ihrem Sohn schließlich die Entscheidung wo er leben möchte. Vor kurzer Zeit erzählte mir R., daß sie ihn vielleicht doch nicht einfach hätte gehen lassen sollen. R. hat den Kontakt zu ihrer Mutter seit ca. 2 Jahren total abgebrochen. Sie möchte von ihrer Seite keinen Kontakt mehr. Der Mutter selbst ist dies anscheinend auch egal.
Als R. mir immer mal von Zeit zu Zeit etwas von ihren Erlebnissen in ihrem Leben erzählte, war ich oftmals verblüfft, wie gut sie ihren Lebensweg trotz allem bewältigt. Sie hat meines Wissens nach niemals zu irgendwelchen Drogen gegriffen. Ich wußte bereits vor dem Interview von den wichtigsten Ereignissen und Gegebenheiten, wie z. B. die Heirat, die Scheidung, die Arbeitslosigkeit und die Krankheiten. Von dem sexuellen Mißbrauch habe ich vor einem Jahr gehört. Ihr selbst wurde all dies auch erst vor kurzem klar. Auch im Rahmen verschiedener Gesprächstherapien konnte sie vieles genauer erkennen. Des öfteren überlegte ich, ob all die vielen Schwierigkeiten, wie z. B. die psychosomatischen Krankheiten und die dadurch entstandenen beruflichen Probleme, eventuell Folgen der schlimmen Kindheit sind. Von daher bekam ich die Idee, diese Thematik als Interviewgrundlage zu verwenden. Es interessierte mich sehr, ihre Erzählung zu analysieren. Ich freute mich als sie zusagte.
Inhaltsverzeichnis
- Vorverständnis
- Zeichenerklärung
- Narratives Interview
- Interviewverlauf und Interviewatmosphäre
- Sequenzierung
- Kernaussagen
- Paraphrasierung
- Hintergrundwissen
- Kindheit
- Mißhandler und Mißhandlungen in R´s Leben
- Ehe
- Mutterverhältnis
- Krankheiten
- Beruflicher Werdegang
- Lebensweg
- Interpretation
- Das Ablaufmodell für Verlaufskurvenprozesse nach Schütze
- Interviewinterpretation
- Resümee
- Glossar
- Literaturangabe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert ein narratives Interview mit einer Frau, die in ihrer Kindheit schwere Traumata erlebte. Das Ziel ist es, zu untersuchen, wie diese Erfahrungen ihr Leben beeinflusst haben und welche Auswirkungen sie auf ihre Entwicklung und Lebensgestaltung hatten.
- Die Folgen von schweren Kindheitserlebnissen auf das weitere Leben
- Die Bedeutung des Narrativen Interviews als Methode der qualitativen Sozialforschung
- Die Analyse von Verlaufskurvenprozessen im Leben der Interviewpartnerin
- Die Auswirkungen von Traumata auf die psychosoziale Entwicklung
- Die Rolle der Lebensgeschichte im Kontext von Traumaverarbeitung und Bewältigung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet das Vorverständnis des Interviewers und beschreibt die Beziehung zur Interviewpartnerin. Das zweite Kapitel erklärt die verwendeten Zeichenerklärungen und Symbole im Interviewtranskript. Das dritte Kapitel präsentiert das narrative Interview mit der Interviewpartnerin, das vierte Kapitel beschreibt den Interviewverlauf und die Interviewatmosphäre. Das fünfte Kapitel erläutert die Sequenzierung des Interviews, das sechste Kapitel fasst die Kernaussagen des Interviews zusammen. Das siebte Kapitel befasst sich mit der Paraphrasierung des Interviews, das achte Kapitel liefert Hintergrundinformationen zur Interviewpartnerin, einschließlich ihrer Kindheit, den Erfahrungen mit Misshandlung, ihrer Ehe, ihrem Verhältnis zur Mutter, ihren Krankheiten, ihrem beruflichen Werdegang und ihrem Lebensweg. Das neunte Kapitel interpretiert das Interview und setzt es in den Kontext des Ablaufmodells für Verlaufskurvenprozesse nach Schütze. Das zehnte Kapitel bietet ein Resümee der Arbeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet Themen wie Traumata, Kindheitserlebnisse, narratives Interview, qualitative Sozialforschung, Verlaufskurvenprozesse, psychosoziale Entwicklung, Lebensgeschichte, Traumaverarbeitung und Bewältigung.
- Quote paper
- Yasmin Einloft (Author), 1999, Auswirkungen von gravierenden Kindheitserlebnissen auf das weitere Leben - Ein Leben als Lernprozess? (Auswertung eines narrativen Interviews), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32280