Die 1998 gegründete Europäische Zentralbank (EZB) bildet die zentrale, makropolitische Institution der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. Zusammen mit den nationalen Zentralbanken der Staaten, die den Euro als Zahlungsmittel eingeführt haben, bildet sie das Eurosystem. Gemeinsam sind sie für die Geldpolitik im Euroraum zuständig, mit der EZB in der Führungsrolle. Ihr oberstes Ziel ist die Wahrung der Preisstabilität im Euroraum.
Die Wirtschaftskrise seit 2007 offenbarte grundsätzliche Probleme im Aufbau der europäischen Geldpolitik. Relativ schnell waren die konventionellen Maßnahmen der EZB erschöpft. Durch die Einführung von unkonventionellen Maßnahmen versucht die EZB der Krise entgegenzusteuern, doch auch diese sind in ihrer Funktionalität beschränkt und werden teilweise stark kritisiert. Es ist bislang noch nicht gelungen, die Inflationsziele wieder zu erreichen und das Wirtschaftswachstum in der Eurozone anzukurbeln. Momentan wird auf eine mögliche Deflationsspirale hingewiesen. An der Nullzinsgrenze angekommen, droht der Leitzins ins Negative zu rutschen. Erstmals seit 2009 zeigt sich zu Jahresbeginn 2015 eine Deflation im europäischen Raum. Entstehen daraufhin Deflationserwartungen, werden Ausgaben der Konsumenten und Investitionen der Unternehmen in die Zukunft verschoben, die Produktion wird zurückgefahren und es entsteht ein gefährlicher Teufelskreis, der zu einem Wirtschaftszusammenbruch führen kann.
Neben unterschiedlichen Ansichten über Aufgaben und Vorgehensweise der EZB in der Krise, wurde wiederholt auf architektonische Defizite in der Struktur der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) hingewiesen, die im großen Maße verantwortlich für das suboptimale Vorgehen aller Verantwortlichen während dieser Zeit erscheinen. Diese Defizite sollen, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit, in dieser Arbeit aufgezeigt und sogleich alternative Reformvorschläge für Veränderungen dargestellt werden, um ein einheitliches, effizientes Vorgehen während der derzeitigen Krise und in Zukunft gewährleisten zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Rolle der EZB in der europäischen Geldpolitik und ihr Vorgehen in der Krise
- Die EZB als Dreh- und Angelpunkt der Währungsunion
- Fehlender fiskalpolitischer Rückhalt
- EZB als Lender of last Resort für Staaten
- Nicht ausreichende Konjunkturstimulierung
- Vertrauensverlust und Kritik an der EZB
- Das geld- und wirtschaftspolitische Umfeld der EZB
- Natur des Währungsraumes
- No-Bailout-Klausel
- Maastrichter Defizit-Kriterien
- Reformwillen der Mitgliedsstaaten
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB) in der europäischen Geldpolitik und ihr Vorgehen in der Wirtschaftskrise seit 2007. Sie beleuchtet insbesondere die Herausforderungen, die sich aus der Krise für die EZB ergeben haben, und untersucht die Effektivität der von ihr umgesetzten Maßnahmen.
- Defizite in der Struktur der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU)
- Die Rolle der EZB als Lender of last Resort für Staaten
- Die Wirksamkeit unkonventioneller geldpolitischer Maßnahmen
- Kritik an der EZB und ihre Auswirkungen auf die Unabhängigkeit
- Alternativen zur Bewältigung der Krise und Reformvorschläge für die EWWU
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und beleuchtet die Herausforderungen, vor denen die EZB im Zuge der Wirtschaftskrise stand. Es wird auf die Gefahr einer Deflationsspirale hingewiesen und die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Vermeidung eines Wirtschaftszusammenbruchs betont.
Kapitel 2 beleuchtet die zentrale Aufgabe der EZB, die Wahrung der Preisstabilität im Euroraum, und beschreibt die konventionellen und unkonventionellen Maßnahmen, die sie während der Krise ergriffen hat. Es wird auf die institutionelle Unabhängigkeit der EZB und das Verbot der monetären Staatsfinanzierung hingewiesen.
Kapitel 3 analysiert die EZB als Dreh- und Angelpunkt der Währungsunion. Es werden die Defizite im fiskalpolitischen Rückhalt, die Rolle der EZB als Lender of last Resort für Staaten und die Kritik an der EZB im Kontext des Vertrauensverlusts beleuchtet.
Kapitel 4 untersucht das geld- und wirtschaftspolitische Umfeld der EZB. Es werden die Natur des Währungsraumes, die No-Bailout-Klausel, die Maastrichter Defizit-Kriterien und der Reformwillen der Mitgliedsstaaten analysiert.
Schlüsselwörter
Europäische Zentralbank (EZB), Europäische Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU), Preisstabilität, Deflation, Wirtschaftskrise, konventionelle und unkonventionelle Geldpolitik, Lender of last Resort, Staatsfinanzierung, Reformvorschläge, Kritik an der EZB, Unabhängigkeit.
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- Lisa Friedrich (Author), Karolin Vogt (Author), 2015, Europäische Geldpolitik. Chancen und Risiken der Deflation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/322834