Alice Salomons Leben und Werk. Wegbereiterin der modernen Sozialarbeit


Studienarbeit, 2012

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2. Biographie
2.1. Kindheit und Jugend
2.2. Erste soziale Hilfsarbeit
2.3.Studium
2.4. Soziale Frauenschule
2.5. Erster Weltkrieg und Nachkriegszeit
2.6. Nationalsozialismus
2.7. Lebensende im Exil

3. Grundgedanken Salomons zur Sozialen Arbeit
3.1. Salomons Begriff von Sozialer Arbeit
3.2. Soziale Arbeit und Geschlecht

4. Alice Salomons Bezug zur modernen Sozialarbeit
4.1. Klinische Sozialarbeit

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Alice Salomon, die Wegbereiterin der modernen Sozialarbeit und Begründerin des sozialen Frauenberufs des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Obwohl sie viel in ihrem Leben erreicht, und einen großen Sprung für die Rechte und Gleichstellung der Frau geschaffen hat, ist ihr Name heute vielen Menschen unbekannt.

In dieser Arbeit werde ich zunächst auf Salomons Leben von der Kindheit bis zum Tode eingehen und im Folgenden ihre Grundgedanken zur sozialen Arbeit erläutern. Zum Schluss beziehe ich Salomons Theorien auf die moderne Sozialarbeit und gehe dabei besonders auf die Klinische Sozialarbeit ein.

2. Biographie

2.1. Kindheit und Jugend

Alice Salomon wird am 19. April 1872 als fünftes von sieben Kindern in Berlin geboren. Ihr Vater, Albert Salomon, ist ein wohlhabender Kaufmann und ihre Mutter Anna wird den Großteil ihres Lebens ein Kind unter dem Herzen oder auf dem Arm tragen.[1] Alice wächst als behütetes Kind in einem großzügigen Haus mit eigenem Garten auf. Wie alle Kinder liebt sie es dort zu spielen und sie entdeckt früh ihre Leidenschaft für Blumen und die Natur.

1877, im Alter von sechs Jahren, besucht Alice mit ihrer Schwester eine nahegelegte “Höhere-Töchter-Schule“ in der die Beiden, trotz jüdischer Religion, am Religionsunterricht teilnehmen: „Die Mutter gab nach. Integration schien ihr wichtiger als das Festhalten an einer Tradition, der auch sie bereits entfremdet war.“[2]

Alice liebt die Schule so sehr, dass sie weint wenn es Ferien gibt denn ihr Wissensdurst scheint zu dieser Zeit unstillbar zu sein.

Im Jahre 1886 verstirbt Alice Salomons Vater plötzlich an einer verschleppten Brustfellentzündung, da er seinem Körper nicht genesen ließ. Salomons Mutter verfällt daraufhin in Depressionen und die beiden ältesten Schwestern müssen die Rolle der Mutter übernehmen. Alice verliert alles, was ihr lieb ist. Später sagt sie:„Die Kindheit war vorbei.“[3]

Nach ihrem Schulabschluss 1887 hätte Alice Salomon gerne ein Gymnasium besucht um Lehrerin zu werden, was zu dieser Zeit für Mädchen jedoch nicht üblich ist. So besucht sie eine Kunstschule für Nadelarbeit, geht tanzen, lernt kochen und Fremdsprachen, nur um überhaupt etwas tun zu können. Wäre ihr Vater noch am Leben, so sagt sie, hätte er ihr Potential erkannt und das Vorhaben seiner Tochter Lehrerin zu werden unterstützt. „Rückblickend sah sie die Zeit zwischen dem 17. und dem 21. Lebensjahr als eine Zeit der ‘leeren Erwartungen und blinden Hoffnungen‘.“[4]

2.2. Erste soziale Hilfsarbeit

Mit 21 Jahren erhält Alice Salomon eine Einladung zur Gründungsversammlung der “Mädchen- und Frauengruppe für soziale Hilfsarbeit“, die im Berliner Rathaus stattfinden soll. Salomon weiß zu diesem Zeitpunkt nicht, dass jeder Bürger Berlins eine solche Einladung erhalten hatte und später wird ihr klar, dass auch sie, als einfacher Bürger und vor allem als Frau, das Recht hat, ins Rathaus zu gehen. So treten am 5. Dezember 1893 circa 60 Frauen der sozialen Bewegung bei, unter ihnen auch Alice Salomon. Mit dieser Einladung, so sagt sie später, habe erst ihr richtiges Leben angefangen.[5]

Zum ersten Mal in ihrem Leben setzt Salomon sich mit der Bedeutung des Wortes “sozial“ auseinander, denn das Gründungsmotiv der Frauengruppe war die immer größer werdende Kluft zwischen den verschieden Ständen. Junge Frauen der besitzenden Stände tragen ihrer Ansicht nach Mitschuld an der Verbitterung unbemittelter Klassen. Besonders junge Mädchen sollen ein Pflichtbewusstsein für die Armen der Gesellschaft entwickeln und die Aufgabe der bürgerlichen Frauen besteht hauptsächlich darin, unter fachlicher Leitung, soziale Hilfsarbeit in Wohlfahrtseinrichtungen zu leisten. Das einzigartige an dieser Gruppe ist, dass man das Wort Wohltätigkeit im Zusammenhang mit der Gruppe gezielt nicht verwendet und stattdessen den modernen Begriff der “sozialen Hilfsarbeit“ gebraucht:

„‘Wohltätigkeit‘ war planloses, sentimentales Geben, und das will man ja gerade überwinden“[6]

Obwohl sich viele Mädchen zur Mitarbeit in der Gruppe verpflichtet haben, fallen ihre sozialen Tätigkeiten anfangs noch sehr bescheiden aus. Alice Salomon beginnt ihre ehrenamtliche Tätigkeit in einem Mädchenhort. Dort betreut sie die Kinder zweimal die Woche, hilft ihnen bei den Hausaufgaben und führt kleine Näharbeiten oder Rollenspiele mit ihnen durch. Durch ihren ersten Kontakt mit mittellosen Menschen, lernt Alice Salomon die Not und das Elend in den unteren Arbeiterklassen kennen und schämt sich in Anbetracht ihrer guten finanziellen Lage.

Von da an beschließt sie sich von jeglichen Luxusgütern zu trennen, nur noch die einfachste Kleidung zu tragen und kein Geld dafür auszugeben.[7]

1896 übernimmt Alice Salomon ihren ersten Schriftführerposten in der Frauengruppe, und steht somit in regelmäßigem Arbeitskontakt mit der Vorsitzenden Janette Schwerin. Aus dem Arbeitsverhältnis entsteht daraufhin eine sehr enge, fast schon töchterliche Bindung mit Schwerin, die an die soziale Mission der Frau glaubt und somit Salomons geistige und mütterliche Führerin wird.

Als Janette Schwerin dann am 14. Juli 1899 stirbt, verliert Salomon nicht nur ein Vorbild, sondern auch eine gute Freundin.

Ansonsten ist dieses Jahr für Salomon jedoch nur durch Erfolge geprägt, denn mit 27 Jahren übernimmt sie die Rolle Schwerins als Vorsitzende der “Mädchen und Frauengruppe für soziale Hilfsarbeit“. Dabei ist sie nicht, wie es in anderen Wohlfahrtsvereinen üblich ist, ein einflussreiches Mitglied des Komitees oder hätte der Gruppe durch ihren Namen Prestige einbringen können. Ausgesucht wird sie als junges Mitglied, das mit der Gruppe gewachsen ist und ihr einen neuen Namen in der Gesellschaft geben soll.[8]

Salomon tritt energisch ihren neuen Posten an und im selben Jahr noch, eröffnet sie den ersten Jahreskurs für “Berufsarbeit in der Wohlfahrtspflege“. Dies ist der Beginn der sozialen Berufsausbildung in Deutschland.[9]

Nur ein Jahr später, wird Salomon ebenfalls in den Vorstand des “Bundes Deutscher Frauenvereine“ gewählt, indem sie bis 1910 eine Schriftführerrolle einnimmt und bis 1920 als stellvertretende Vorsitzende tätig sein wird.

2.3.Studium

Nachdem Alice Salomon bereits zwei Jahre die Vorsitzende der Gruppe ist, ermutigt sie Professor Max Sering zu studieren und so schreibt sie sich im Sommersemester 1902 an der Berliner Friedrich-Wilhelm Universität für die Fächer Nationalökonomie und Sozialwissenschaften ein. Ihr Studium finanziert sich Salomon selber durch die literarische Tätigkeit, die sie nebenbei ausübt. Außerdem kümmert sie sich um ihre schwächer werdende Mutter, bei der sie immer noch wohnt. Für einen Mann scheint da keine Zeit mehr zu bleiben, und so wird es ihn, in ihrem ganzen Leben, nicht geben.

Im Februar 1906 erhält sie, nach zweimaliger Ablehnung, die Erlaubnis sich der Doktorprüfung zu unterziehen und widmet sich dem Thema der ungleichen Entlohnung bei gleicher Leistung zwischen Männern und Frauen. Salomon schafft das, was vielen anderen Frauen ihrer Zeit noch unvorstellbar schien und darf sich von diesem Tag an Doktor der Philosophie nennen.[10]

2.4. Soziale Frauenschule

Alice Salomon hat die Zeit ihres Studiums sehr genossen und durch den neu erworbenen Doktortitel kann sie sich gleich zwei Lebensträume erfüllen. Zum einen wird sie Lehrerin und unterrichtet an der Fachhochschule für Mädchen Volkswirtschaft. Zum anderen eröffnet sie 1908 die erste soziale Frauenschule in Deutschland, Berlin, und wird dessen Leiterin. Einen akademischen Werdegang einzuschlagen ist für Salomon keine Option, da die soziale Arbeit in ihren Augen auch immer eine praktische Arbeit bleibt.

Viele junge Frauen scheinen sich zu dieser Zeit mit dem Gedanken an eine modernere und gerechtere Welt auseinanderzusetzen und so ist die Nachfrage der Studienplätze für soziale Arbeit überraschenderweise groß und wächst stetig an.[11]

1909 wird Salomon ehrenamtliche Schriftführerin im “International Council of Women“ deren Vorsitzende Lady Aberdeen ist. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich eine ähnlich innige Bindung die Salomon bereits zu Schwein gehabt hat:

„Aberdeen wurde zur mütterlichen Freundin und Förderin. Auch hier entsteht die Nähe durch das Verhältnis in den Rollen von Vorsitzender und Schriftführerin.“

2.5. Erster Weltkrieg und Nachkriegszeit

Im Jahre 1914, als Alice Salomon sich bei ihrer Freundin Aberdeen in Schottland aufhält, bricht der Erste Weltkrieg aus. Salomon ist gezwungen sechs Wochen bei ihr zu verweilen. In dieser Zeit wird ihr immer bewusster, dass sie ihre jüdische Vergangenheit hinter sich lassen will und zum evangelischen Glauben konvertieren möchte. Nicht etwa, weil sie sich ihrer Religion wegen schämt oder um gesellschaftliche Vorteile zu erlangen, es scheint ihr der richtige Weg zu sein. Im selben Jahr noch verstirbt ihre altersschwache Mutter, auf die sie so lange Rücksicht nehmen musste.[12]

Während der Kriegszeit engagiert Salomon sich zwar besonders stark für Hilfsbedürftige, doch die soziale Hilfsarbeit ist eine andere geworden. Nicht bloß untere Gesellschaftsschichten sind vom Krieg betroffen; jeden kann die Armut treffen. So verliert die Wohlfahrtspflege ihren „diskriminierenden Charakter“ und einstige Almosen heißen jetzt „Kriegsunterstützungen“[13]

1920 tritt Salomon, nach zwanzig Jahren Mitgliedschaft, endgültig aus dem Vorstand des “Bundes Deutscher Frauen“ aus, nachdem die Anfeindung gegen ihre internationale Arbeit und der ursprünglichen jüdischen Herkunft immer größer wird.

Salomon ist tief verletzt wegen der Ablehnung ihrer Person durch den verstärkten Antisemitismus, der schon so weit in die Köpfe der “sozialen“ Frauen durchgedrungen ist.[14]

1925 gibt Salomon zwar einen Teil ihrer Leitung der Sozialen Frauenschule aufgrund ihrer schwankenden Gesundheit ab, gründet im selben Jahr jedoch die “Deutsche Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit“, die sie aus ihrem tätigen Ruhestand führt.

Im Jahre 1932 feiert Salomon ihren 60. Geburtstag und wird zu diesem Anlass mit der Ehrendoktorwürde der Medizin und der silbernen Staatsmedaille für ihre großen Verdienste in der sozialen Volkswohlfahrt ausgezeichnet. Außerdem wird die Soziale Frauenschule offiziell in “Alice-Salomon-Schule“ umbenannt.[15]

[...]


[1] Vgl. Feustel, A.: Die Schriften Alice Salomons. Berlin 2004, 10f.

[2] Kuhlmann, C.: Alice Salomon. Weinheim 2000, 50.

[3] Kuhlmann, C.: Alice Salomon. Weinheim 2000, 51.

[4] Kuhlmann, C.: Alice Salomon. Stuttgart 2000, 17.

[5] Vgl. Muthesius, H.: Alice Salomon. Köln/Berlin 1958, 19.

[6] Muthesius, H.: Alice Salomon. Köln/Berlin 1958, 22.

[7] Vgl. Kuhlmann, C.: Alice Salomon. Weinheim 2000, 58f.

[8] Vgl. Muthesius, H.: Alice Salomon. Köln/Berlin 1958, 35f.

[9] Vgl. Muthesius, H.: Alice Salomon. Köln/Berlin 1958, 35f.

[10] Vgl. Muthesius, H.: Alice Salomon. Köln/Berlin 1958, 38-42.

[11] Vgl. Kuhlmann, C.: Alice Salomon. Weinheim 2000, 106-116.

[12] Vgl. Muthesius, H.: Alice Salomon. Köln/Berlin 1958, 71f.

[13] Muthesius, H.: Alice Salomon. Köln/Berlin 1958, 138.

[14] Vgl. Muthesius, H.: Alice Salomon. Köln/Berlin 1958, 154ff.

[15] Vgl. Kuhlmann, C.: Alice Salomon. Weinheim 2000, 197f.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Alice Salomons Leben und Werk. Wegbereiterin der modernen Sozialarbeit
Hochschule
Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
16
Katalognummer
V322943
ISBN (eBook)
9783668223431
ISBN (Buch)
9783668223448
Dateigröße
412 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Alice Salomon, Soziale Arbeit, Bibliographie, Moderne Sozialarbeit, Klinische Sozialarbeit, soziale Frauenschule, Nationalsozialismus, Soziale Diagnose
Arbeit zitieren
Alicia Radermacher (Autor:in), 2012, Alice Salomons Leben und Werk. Wegbereiterin der modernen Sozialarbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/322943

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