Der Begriff Liebe in Schillers Drama "Kabale und Liebe". Zwischen Verbundenheit und Besitzanspruch


Hausarbeit, 2014

14 Seiten, Note: 3,0

Anonym


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Luise - geliebt von Vater und Geliebtem?
1.1. Miller
1.2. Ferdinand

Fazit

Siglenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Einleitung

Bereits aus dem Titel Kabale und Liebe ersichtlich, ist die Liebe eines der Hauptthemen des Dramas. Die erste Assoziation, die einem in den Sinn kommt, beim Schlagwort Liebe, im Kontext des Trauerspiels, ist die Liebesgeschichte zwischen Ferdinand und Luise, die die Rahmenhandlung darstellt. Als Kontrast zur leidenschaftlichen Liebe bietet auch die fürsorgliche Liebe des Vater Millers zu seiner Tochter Luise ein viel behandeltes Thema in der Forschung zu Kabale und Liebe. Neben der Liebe ist unter anderem der Vorwurf bekannt, dass die Figuren des Dramas materialistisch veranlagt seien und der Besitz einen gehobenen Wert darstelle. Lady Milford als Personifikation des Mätressenwesens, der Präsident und dessen Anspruch an das Leben seines Sohnes und ob sich Luise einen gesellschaftlichen Aufstieg erhofft, durch das Verhältnis zu Ferdinand, wären diesbezüglich Aspekte, die einen vielversprechenden Untersuchungsanspruch erfüllen würden, was jedoch den Rahmen dieser Untersuchung sprengen würde.

Diese wissenschaftliche Arbeit wird ihren Fokus auf Miller und Ferdinand legen und deren Liebe zu Luise. Dabei wird auf zwei Faktoren besonderer Wert gelegt: Einerseits inwiefern sich deren Verständnis zu Liebe mit dem modernen Begriff der Liebe vereinbaren lässt und andererseits ob und inwiefern eine Anklage angebracht sei, dass die Liebe lediglich dazu diene, materialistische Beweggründe der Charaktere zu verschleiern. Besonders hervorheben möchte ich die Forschungsansätze von Wittkowski[1], der die Interpretation Millers in Bezug auf sein Verhältnis zu Luise maßgeblich beeinflusst hat und Widersprüchlichkeiten aus der Welt räumen konnte. Weiterhin empfehlenswert ist der Aufsatz von Katharina Grätz[2], um sich einen Überblick über die Beziehungsdynamik von Ferdinand und Luise zu verschaffen, sowie den Aufsatz von Günter Saße[3], der den Verfall von Ferdinands Liebe dokumentiert.

Diese wissenschaftliche Untersuchung vergleicht Thesen aus der Forschungsliteratur mit adäquaten Textstellen des Trauerspiels und wird dabei gesondert die Positionen Millers und Ferdinand erarbeiten.

1. Luise - geliebt von Vater und Geliebtem?

Die Beziehung zwischen Vater und Tochter ist auf der einen Seite geprägt von Zuneigung und Sorge um die Tochter und wird noch erweitert um einen Forschungsdisput, der Millers Beziehung zu Luise auf eine ökonomische Komponente beschränkt. Luise wird dabei reduziert auf ein Kapital des Vaters, dessen Sorge lediglich darin besteht ihr Leben zu beschützen, um dadurch seine Altersvorsorge nicht zu verlieren.

Die Partnerschaft zwischen Ferdinand und Luise sei „Liebe auf den ersten Blick“[4] und doch in seiner Ausübung komplett unterschiedlich. Leider kann aufgrund des Umfangs dieser Forschungsarbeit nur auf die Auslegung der Liebe Ferdinands eingegangen werden. Ferdinand erhebt einen absolutistischen Anspruch an die Liebe, der sich über buchstäblich alles und jeden hinwegsetzen soll.

Im folgenden wird untersucht, inwiefern sich der moderne Begriff der Liebe innerhalb des Dramas widerspiegelt in Bezug auf Ferdinand und Miller, beziehungsweise er sich davon abhebt:

- starkes Gefühl des Hingezogenseins; starke, im Gefühl begründete Zuneigung zu einem [nahestehenden] Menschen
- auf starker körperlicher, geistiger, seelischer Anziehung beruhende Bindung an einen bestimmten Menschen [des anderen Geschlechts], verbunden mit dem Wunsch nach Zusammensein, Hingabe o.Ä.
- sexueller Kontakt, Verkehr[5]

1.1. Miller

Die Beziehung des Musikus Miller zu seiner Tochter ist geprägt von Zuneigung. Beim ersten Aufeinandertreffen drückt Luise ihrem Vater die Hand und grüßt ihn liebevoll und er erwidert diese Begrüßung warm.[6] Es sind vor allem die Regieanweisungen, die das vertraute Miteinander widerspiegeln: Luise „[ ]stürzt ihrem Vater zu (KL 12) und Miller „eilt auf sie zu, drückt sie wider seine Brust“(KL 13) Die zweite Dimension äußert sich darin, dass Miller voller Sorge ist, als er von den Buhlschaften, um seine Tochter erfährt. Er hegt die Vermutung, dass sich diese nicht positiv auf Luise und deren Leben auswirken wird, da eine intime Beziehung, oder sogar eine Hochzeit zwischen Ferdinand und Luise, aufgrund der Unterschiede der Herkunft, lediglich Utopie für ihn darstellt.[7]

Deshalb richtet sich seine Sorge darauf, die Tochter könne das einzige Kapital verlieren, das sie darstellt und das sie für ihren Vater bedeutet, ihre Jungfräulichkeit. Vorehelicher Geschlechtsverkehr mit Kindesfolge und sozialer Abstieg (...) sind die größten Gefahren, die dem kleinfamilialen bürgerlichen Konsolidierungsprozess am Ende des 18. Jahrhunderts drohen.[8]

Aufgrund dieser Tatsache lässt sich das Verhalten Millers in Bezug auf die, seiner Meinung nach, wirklichkeitsfremde Liebe zwischen Luise und Ferdinand nicht nur nachvollziehen, sondern auch die Tatsache, dass Miller es als väterliche Pflicht sieht, Luise dies, als Ausdruck seiner Liebe, auch zu kommunizieren:[9]

Luise – teures – herrliches Kind – Nimm meinen alten mürben Kopf nimm alles – alles - den Major – Gott ist mein Zeuge – ich kann dir ihn nimmer geben. (KL 13)

Ein interessanter und hitzig diskutierter Aspekt, in der Beziehung zwischen Vater und Tochter ist der Vorwurf, dass Millers Verhältnis zu Luise ökonomischer Natur ist und sein Handeln dadurch intendiert ist, sein Kapital, in Form seiner Tochter, zu schützen. Für diese Interpretation spricht die „Geldmetaphorik, die in einigen Äußerungen auftritt, die Miller im Zusammenhang zu seiner Tochter verwendet“[10]:

Du warst mein Alles. Jetzt vertust du nicht mehr von deinem Eigentum. Auch ich hab alles zu verlieren. Du siehst, mein Haar fängt an grau zu werden. Die Zeit meldet sich allgemach bei mir, wo uns Vätern die Kapitale zustatten kommen, die wir im herzen unserer Kinder anlegten – Wirst du mich darum betrügen, Luise? Wirst du dich mit dem Hab und Gut deines Vaters auf und davon machen? (KL 89)

Auch Bernd Fischer stützt diese These:

[...]


[1] Wittkowski, Wolfgang. Hausväter im Drama Lessings und des Sturms und Drangs. Frankfurt am Main: Internationaler Verlag der Wissenschaften, 2013

[2] Grätz, Katharina. “‘Kabale und Liebe’ oder: Politik und Moral.” In Zum Schillerjahr 2009: Schillers politische Dimension, edited by Bernd Rill. München: Hanns-Seidel-Stiftung, 2009, S. 35-44

[3] Saße, Günter. “Liebe Als Macht. Kabale Und Liebe.” In Schiller: Werk, Interpretationen, edited by Günter Sasse. Beiträge Zur Neueren Literaturgeschichte, Bd. 216. Heidelberg: Winter, 2005, S. 35-55.

[4] Luserke-Jaqui, Matthias. Friedrich Schiller. Tübingen: Francke, 2005, S. 123.

[5] Duden: Lie­be, die. http://www.duden.de/rechtschreibung/Liebe, aufgerufen am 14.09.2014.

[6] Vgl. Schiller, Friedrich. Kabale Und Liebe: Ein Bürgerliches Trauerspiel. Stuttgart: Reclam, 1990, S. 11f.

[7] Vgl. Luserke-Jaqui, Matthias. “Die Unordnung Der Liebe.” In Individualität Als Herausforderung: Identitätskonstruktionen in Der Literatur Der Moderne (1770-2006), edited by Jutta Schlich and Sandra Mehrfort. Beiträge Zur Neueren Literaturgeschichte, Bd. 234. Heidelberg: Winter, 2006, S. 17-34, hier S. 21f.

[8] ebd., S. 21.

[9] Wittkowski (2013), S. 335.

[10] Fiederer, Margrit. Geld Und Besitz Im Bürgerlichen Trauerspiel. Epistemata, Bd. 414. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2002, S. 146.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Begriff Liebe in Schillers Drama "Kabale und Liebe". Zwischen Verbundenheit und Besitzanspruch
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Veranstaltung
Übung / Einführung II (Bürgerliches Trauerspiel)
Note
3,0
Jahr
2014
Seiten
14
Katalognummer
V323162
ISBN (eBook)
9783668221161
ISBN (Buch)
9783668221178
Dateigröße
633 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
begriff, liebe, schillers, drama, kabale, zwischen, verbundenheit, besitzanspruch
Arbeit zitieren
Anonym, 2014, Der Begriff Liebe in Schillers Drama "Kabale und Liebe". Zwischen Verbundenheit und Besitzanspruch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323162

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