In der Soziolinguistik bilden die Wörter „Sprache, Kultur, Nation“ und deren Korrelation gerade in Deutschland seit Jahrzehnten ein Betrachtungsfeld, das zu etlichen sprachphilosophischen Untersuchungen geführt hat. Wie stehen diese Begriffe zueinander? Bedingen sie sich gegenseitig, im Sinne einer „Klimax“? Zunächst also die Sprache, die eine gemeinsame Kultur bildet, die wiederum eine Nation konstituiert, wie es womöglich in Deutschland der Fall war? Oder überformt und gliedert eine Nation die Kultur nach ihren Maßstäben und Wünschen, die dann wiederum die Sprache beeinflusst, wie dies scheinbar in Frankreich geschah? Vielleicht werden die Interdependenzen auch überschätzt und man sollte die Begriffe isoliert betrachten, um zu wertneutralen Urteilen zu gelangen. Eine Aufgabe des interdisziplinären Ansatzes? Überspitzt formuliert hieße dies, das Feld der Sprache den Linguisten zu überlassen, die Kultur den Kunstwissenschaftlern und die Entstehung einer Nation den Politologen und Historikern. Anstatt sich weiterhin hypothetisch dem Thema zu nähern, soll der Zusammenhang anhand eines konkreten Beispiels dargelegt werden. Der Sprachpurismus des „langen“ 1 19. Jahrhundert wird deshalb unter nationalen Gesichtspunkten analysiert. Deutschland ist sicherlich ein Land, welches in besonderem Maße und über Jahrhunderte hinweg vor dem Problem der Zusammenführung der Begriffe „Sprache - Kultur - Nation“ stand. Deutsche Intellektuelle nahmen dabei maßgeblichen Einfluss auf diese Diskurse innerhalb der „verspäteten Nation“. Durch einen konzisen chronologischen Überblick möchte ich Tendenzen schlaglichtartig nachzeichnen, die aufzeigen, inwiefern Sprache als Gegenstand politischer Interessen missbraucht und ideologisiert wurde. Dabei werden historische Stationen behandelt, die Entwicklungslinien und Kontinuitäten eines [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erste Ansätze zur Sprachpflege in Deutschland
- Sprachkritik im Zeitalter der Romantik
- Sprache und „Rasse“
- „Der Allgemeine Deutsche Sprachverein“
- Der Vorsitzende Herman Riegel
- Abschlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Sprachpurismus des 19. Jahrhunderts unter nationalen Gesichtspunkten, um den Zusammenhang zwischen den Begriffen „Sprache“, „Kultur“ und „Nation“ in Deutschland zu beleuchten. Dabei soll die Ideologisierung der Sprache als Instrument politischer Interessen anhand historischer Beispiele aufgezeigt werden. Die Arbeit zielt darauf ab, die Entwicklungstendenzen des Sprachpurismus in Deutschland zu verstehen und die Bedeutung des Sprachnationalismus im Kontext der „verspäteten Nation“ zu beleuchten.
- Die Ideologisierung der Sprache als politisches Instrument
- Die Bedeutung des Sprachpurismus im Kontext der „verspäteten Nation“
- Die Rolle des „Allgemeinen Deutschen Sprachvereins“ und Herman Riegels
- Sprachnationalismus und der Kampf gegen die „fremde“ Sprache
- Die Entwicklung des Sprachpurismus in Deutschland vom Barock bis zum 19. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet den Zusammenhang zwischen den Begriffen „Sprache“, „Kultur“ und „Nation“ in Deutschland und stellt das Konzept des Sprachpurismus als Thema der Arbeit vor. Sie erklärt, wie Sprache als Gegenstand politischer Interessen missbraucht und ideologisiert wurde.
- Erste Ansätze zur Sprachpflege in Deutschland: Dieses Kapitel behandelt die frühesten Sprachpflegeversuche in Deutschland, beginnend mit dem „Teutschen Dictionarius“ von Simon Roth aus dem Jahr 1571. Es analysiert die sprachpflegerischen Tendenzen der Barockzeit und zeigt, wie die deutsche Sprache im Kontext der französischen Sprache und Kultur betrachtet wurde.
- Sprachkritik im Zeitalter der Romantik: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung des Sprachpurismus im Zeitalter der Romantik und zeigt, wie Sprachreinigung aus nationalistischen Gründen betrieben wurde. Der Abschnitt bezieht sich auf die Arbeit aufgeklärter Persönlichkeiten wie Joachim Heinrich Campe und Carl Gustav Jochmann, die sich für eine verständlichere Sprache einsetzten.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind Sprachpurismus, Sprachnationalismus, „Sprache“, „Kultur“, „Nation“, „Allgemeine Deutsche Sprachverein“, Herman Riegel, deutsche Sprachkritik, Barockzeit, Romantik, „Teutschen Dictionarius“, „verspätete Nation“, Ideologisierung, politische Interessen, historische Entwicklung, Sprachpflege.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2004, Sprachpurismus - Sprachnationalismus im 19. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32323