Gewalt in den Schulen. Präventionsmöglichkeiten


Hausarbeit, 2015

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der Gewaltbegriff und das Verständnis von Gewalt

3 Wo beginnt Gewalt?

4 Formen der Gewalt an Schulen

5 Prävention von Gewalt – eine Aufgabe der Schule?

6 Gewaltprävention und Gewaltintervention
6.1 Allgemeine Möglichkeiten der Prävention und Intervention
6.2 Präventionsmöglichkeiten
6.2.1. Individuelle Schülerebene
6.2.2. Klassenebene
6.2.3. Schulebene

7 Fazit

8 Literaturverzeichnis

Printquellen

1 Einleitung

Kinder und Jugendliche verbringen sehr viel Zeit in der Schule. So wie die Erwachsenen zur Arbeit gehen müssen, müssen die Jugendlichen die Hälfte ihres Tages in der Schule verbringen. Dort lernen sie nicht nur Fächer wie Geschichte oder Mathematik usw., sondern auch, wie man mit anderen Menschen kommuniziert, wie man sich an die Gesellschaft anpasst und wie man sich durchsetzen kann oder auch nicht. Vor 50 Jahren war die Welt für Kinder und Jugendliche nicht so komplex wie heute und mehr oder weniger übersichtlich. Die Familie hatte mehr Zusammenhalt und in der Regel waren beide Eltern da. Das soziale Umfeld beschränkte sich auf Freunde und Familie, weil es damals keine sozialen Netzwerke gab. Die Auseinandersetzungen, die in der Schule stattfanden, blieben meistens auch in den Wänden der Schule, d. h. sie drangen nicht in die Öffentlichkeit. Im Notfall konnten die Eltern die Schule wechseln, wenn z. B. das Mobbing des Kindes in der Schule für das Kind nicht mehr auszuhalten war, und so ihr Kind außer Gefahr bringen. In der heutigen Leistungsgesellschaft und der totalen Vernetzung reicht es nicht mehr, die Schule zu wechseln, weil die Gewalt auch die sozialen Netzwerke erreicht hat.

Alleinerziehende Eltern sind in unserer Zeit keine Seltenheit mehr. Dadurch sind die Kinder mehr mit sich selbst beschäftigt und müssen ihre Freizeit allein verbringen. Dies geschieht zunehmend in den sozialen Netzwerken, wo die Heranwachsenden von den Eltern nicht beaufsichtigt werden.

Unsere Gesellschaft wird immer mehr leistungsorientierter, dadurch müssen die Kinder und Jugendlichen in der Schule mehr lernen. Es verursacht bei Jugendlichen Stress, den schulischen Anforderungen gerecht zu werden. Körperliche Veränderungen bei Jugendlichen sind ebenfalls wichtige Stressfaktoren. Der junge Körper braucht viel Bewegung. Wenn das Kind sich nur mit dem Lernen beschäftigt oder vor dem Computer sitzt, sucht die Energie, die der Heranwachsende in sich trägt, sich einen Ausweg, und nicht selten wird diese Energie in Gewalt umgewandelt.

Man kann sagen, dass die Gewalt, die in den Schulen stattfindet, neue Maßstäbe erreicht hat und oft gefährlicher ist, als man vermutet. So hinterlässt z. B. die neue psychische Gewaltform Cyberbullying ihre Spuren nicht nur in den sozialen Netzwerken, sondern sie verursacht auch bleibende Narben in der Seele. Diese unsichtbaren Zeichen können sich später in physischer oder psychischer Form äußern.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts werden Gewalt, Mobbing und Diskriminierung in unserer Gesellschaft und auch in der Schule zunehmend als inakzeptabel angesehen. Seit den 1990er-Jahren gibt es zahlreiche wissenschaftliche Studien und Forschungen zum Thema Gewalt in der Schule und zum Thema Prävention. Dieses Problem ist so alt wie die Schule selbst und auf der ganzen Welt vertreten. Wenn es früher das Kräftemessen und die Grenzerfahrung betraf, so geht es heute darum, Spaß an der Gewalt zu empfinden. Man kann sich sicher sein, dass Gewalt und Mobbing in den Schulen schon so lange existieren, wie es Schulen selbst gibt. Es handelt sich also um ein „sehr altes Phänomen. Die Tatsache, dass einige Kinder häufig und systematisch von anderen Kindern gemobbt und angegriffen werden, wird in vielen Werken der Literatur beschrieben und viele Erwachsene haben selbst Erfahrungen aus ihrer eigenen Schulzeit.“ (Olweus 2002, S. 15)

Das Thema Gewalt in der Schule ist schon seit längerer Zeit stark in den Medien vertreten. Meist handelt es sich um Berichte über extreme Einzeltäter mit Tötungsdelikten oder Selbsttötungen, denen die Medien ihre Aufmerksamkeit widmen. „So proklamieren die Medien meist eine generelle Zunahme von Gewalt an Schulen (vgl. Holtappels et al. 2004, S. 7f.).

Um zu verstehen, warum es bei den Jugendlichen zur Gewalt in der Schule kommt, müssen viele Faktoren berücksichtigt werden. Diese umfassen u. a. die Familie, das soziale Umfeld bis hin zum Medieneinfluss. Jede Gewalttat von Jugendlichen – egal, ob es sich um physische oder psychische Gewalt handelt – hat ihren Ursprung, der zumindest teilweise begründet werden kann.

Die Präventionsarbeit, die in der Schule stattfindet, ist die Weitererziehung des Kindes. Die Schule und die Familie teilen sich die Verantwortung für die Erziehung des Kindes und die Eltern und Lehrer dürfen ihre Probleme bezogen auf die Schüler nicht hin- und herschieben.

Die Defizite, die in der Erziehung eines Kindes in der Familie stattgefunden haben, kann die Schule nur teilweise kompensieren. Im Idealfall erfordert die Präventionsarbeit eine enge Zusammenarbeit von Psychologen, Sozialarbeitern, Pädagogen und den Schülern. Die Präventionsarbeit beschäftigt sich nicht nur mit dem Gewaltverständnis und der Gewaltprävention, sondern auch mit der Frage, wie man mit der Gewalt umgeht, wenn man z. B. Opfer von Gewalt wurde, und wie man dies verarbeiten würde.

2 Der Gewaltbegriff und das Verständnis von Gewalt

Es ist schwer, den Gewaltbegriff zu definieren, weil es in der Wissenschaft und auch im Alltagsverständnis keine einheitliche Auffassung von Gewalt gibt. Zudem steht der Gewaltbegriff in Konkurrenz mit Begriffen wie Aggressivität, Aggression, Mobbing, Bullying, Vandalismus, Amoklauf, Devianz, Delinquenz, Kriminalität, Störungen des Sozialverhaltens, Persönlichkeitsstörungen usw. (vgl. Scheithauer und Hayer 2007, S. 15–37). Im Hinblick auf den psychologischen Aspekt ist man sich einig darüber, dass sich die Aggression auf spezifische, zielgerichtete Verhaltensweisen zur Schädigung anderer Personen bezieht. Hinzu kommt, dass die Sachbeschädigung (Vandalismus) und die Autoaggression mitberücksichtigt werden (vgl. Scheithauer und Hayer 2007, S. 16f.). Aggressivität bedeutet die erhöhte Neigung zum aggressiven Verhalten. Jedoch sollte man die erhöhte Aggressivität immer in ihrem Kontext bewerten. So wird zum Beispiel im Sport Aggressivität verlangt. Beim Gewaltbegriff steht die absichtsvolle Schädigung von Menschen durch Menschen im Mittelpunkt. Sie kann in physischer oder psychischer Form (verbal oder nonverbal) stattfinden. Aus dem soziologischen Aspekt geht hervor, dass die Gewalt zur Benennung öffentlicher Macht zur Durchsetzung von Ordnungsvorstellungen dienen kann. Deshalb wird im Englischen zwischen staatlicher Gewalt (power), verletzender Gewalt (violence) und körperlicher Stärke/Gewalt (force) unterschieden (vgl. Hurrelmann und Bründel 2007, Wahl und Hees 2009). Zwar stellt Gewalt eine Teilmenge der Aggression dar, dennoch werden in der Gesellschaft die Begriffe Gewalt und Aggression zunehmend synonym verwendet. Der Gewaltbegriff kann unterschiedlich weit gefasst werden. Ein eng gefasster Gewaltbegriff beschränkt sich auf die zielgerichtete, direkte physische Schädigung. Der weit gefasste Gewaltbegriff hingegen bezieht auch die psychische Gewalt ein. Eine Erweiterung des Gewaltbegriffs stellen die staatlichen Gewaltformen wie die institutionelle oder strukturelle Gewalt dar. Da diese in der empirischen Forschung schwierig zu untersuchen sind, werden sie nur als verursachende Bedingungen für die Gewalt einbezogen (vgl. Schubarth 2013, S. 17). Im Laufe der Jahre haben sich unter der schulischen Aggression und Gewalt neue Phänomene gebildet, und zwar Mobbing und Bullying. Mobbing und Bullying werden inzwischen synonym verwendet. Mobbing („to mob“ = fertigmachen, anpöbeln) kommt aus dem schwedischen Sprachraum vom (mobbning) und wurde in Deutschland erstmals für das permanente, zielgerichtete Belästigen am Arbeitsplatz verwendet (vgl. Schubarth 2013, S. 17). Olweus definiert Mobbing wie folgt: „Ein Schüler ist Gewalt ausgesetzt oder wird gemobbt, wenn er wiederholt und über eine längere Zeit den negativen Handlungen eines oder mehrerer anderer Schüler ausgesetzt ist. Mobbing ist demnach eine spezifische Gewalt- bzw. Aggressionsform mit folgenden Merkmalen: zielgerichtete Schädigungshandlung: verbal (z. B. Drohen, Hänseln, Spotten, Beschimpfen, körperlich (Schlagen, Treten, Stoßen, Kneifen usw.)), nonverbal (z. B. Gestik, aus Gruppe ausschließen, Ignorieren); Häufigkeit und Dauer: wiederholt und über eine längere Zeit; Ungleichgewicht der Kräfte: Der Schüler ist alleine nicht in der Lage, aus der Mobbingsituation herauszukommen.“ (Olweus 1995, S. 22)

3 Wo beginnt Gewalt?

Viele Menschen setzen den Zeitpunkt, an dem Gewalt beginnt, unterschiedlich an. Für die einen beginnt Gewalt mit einer Hänselei. Für die anderen fängt Gewalt erst bei Raufereien an, für wieder andere beginnt Gewalt erst bei Verletzungen oder Sachbeschädigungen. Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder und Jugendliche eher ein enges Gewaltverständnis haben und im Gegensatz zu Erwachsenen nur die physische Gewalt einbeziehen. Viele Jugendliche sind der Meinung, dass man von „Gewalt“ sprechen kann, wenn das Gewaltopfer eine sichtbare körperliche Schädigung davonträgt, z. B. wenn Blut fließt. Bei Jugendlichen ist der Gewaltbegriff nicht eindeutig definiert, da Handlungen wie körperliche Angriffe, Erpressung und Vandalismus als Gewalt angesehen werden. Andere Handlungen in Form von psychischer und verbaler Gewalt oder Handgreiflichkeit werden als normal oder als „Spaßkampf“ betrachtet. Auch Mobbingphänomene werden nicht als Gewalt betrachtet, diese Ansicht wird hauptsächlich von Jungen vertreten. Mädchen gehen mit dem Gewaltthema sensibler um, auch Gymnasiasten haben im Vergleich zu Nichtgymnasiasten eine andere Sichtweise (vgl. Melzer, Schubarth, Ehninger 2004, o. S.). Das Verständnis des Gewaltbegriffes von Jugendlichen sollte bei der Präventionsarbeit in der Schule immer berücksichtigt werden.

4 Formen der Gewalt an Schulen

An Schulen sind viele Formen der Gewalt vertreten. Anzutreffen sind sehr verschiedene individuelle wie auch unterschiedliche institutionelle Gewaltformen (siehe Tab. 1).

Tab. 1: Klassifikation von Gewalt im schulischen Kontext (vgl. Hurrelmann und Bründel 2007, S. 16ff.)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mit Bezug auf die oben aufgeführte Tabelle kann man die Gewaltformen im schulischen Kontext nach individueller und institutioneller Gewalt subklassifizieren. Zur individuellen Gewalt zählen die psychische und die physische Gewalt. Unterformen der psychischen Gewalt sind die verbale, die nonverbale und die indirekte psychische Gewalt. Durch moderne Kommunikationsmedien wie Smartphones, soziale Netzwerke und E-Mails sind in den letzten Jahren neue psychische Gewaltformen entstanden (vgl. Schubarth 2013, S. 19), z. B. „Cyberbullying (Bullying auf elektronischem Weg) und ‚Happy Slapping‘ (‚Fröhliches Zuschlagen‘) bzw. ‚Handy Slapping‘ (Filmen und Verbreiten von Gewaltakten mit dem Handy)“ (ebd.). Zur individuellen Gewalt zählen außerdem die vandalistische Gewalt, Formen der fremdenfeindlichen und rassistischen Gewalt sowie die sexuelle bzw. geschlechterfeindliche Gewalt. Seit den Vorfällen in Erfurt (2002), Emsdetten (2006), Winnenden und Ansbach (2009) gibt es eine neue Form der schulischen Gewalt, nämlich Amokläufe. Diese werden in den USA als School Shootings klassifiziert (vgl. Schubarth 2013, S. 20).

Die institutionelle Gewalt lässt sich in drei Formen unterteilen: die legitime „Ordnungsgewalt“, die illegitime „strukturelle Gewalt“ und die kollektive „politische“ Gewalt (vgl. Hurrelmann und Bründel 2007).

Die schulischen Gewaltphänomene lassen sich auch hinsichtlich der Akteursgruppen unterscheiden (vgl. Schubarth 2013, S. 20), z. B. in „Gewalt unter Schülern, Gewalt zwischen Schülern und Lehrern, einschließlich der Gewalt von Lehrern gegenüber Schülern, oder auch Gewalt unter Lehrern“ (ebd.).

Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Schule und Gewalt sollte man folgende Punkte als Grundprämissen beachten:

Das Phänomen Gewalt an Schulen gibt es nicht nur in Deutschland. In den modernen Gesellschaften gibt es verschiedene Entwicklungen, die dazu führen, dass man sich mit der Gewaltproblematik stärker gesellschaftlich auseinandersetzen muss (vgl. ebd.).

Die Gewalt, die unter den Schülern stattfindet, stellt kein historisch neuartiges Phänomen dar. Wenn man heutige Gewaltphänomene dramatisieren würde, würde man die frühere Gewalt verharmlosen. Außerdem hat sich die Wahrnehmung von Gewalt verändert und in der heutigen Zeit ist die Sensibilität für Gewalt stärker geworden (vgl. ebd.).

Gewalt gilt nicht nur als ein Problem von Kindern und Jugendlichen, sondern ist ein gesamtgesellschaftliches Problem (vgl. ebd.).

Abgesehen von der Diskussion, die in der Öffentlichkeit über die Gewalt an Schulen stattfindet und die ein verzerrendes Bild von der wirklichen Situation wiedergibt, sollte das Thema Gewalt an Schulen nicht verharmlost werden (vgl. ebd.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Gewalt in den Schulen. Präventionsmöglichkeiten
Hochschule
Universität Vechta; früher Hochschule Vechta
Note
2,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
18
Katalognummer
V323395
ISBN (eBook)
9783668225190
ISBN (Buch)
9783668225206
Dateigröße
609 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gewalt, schulen, präventionsmöglichkeiten
Arbeit zitieren
Natalia Bokova (Autor:in), 2015, Gewalt in den Schulen. Präventionsmöglichkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323395

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