"Die Leiden des jungen Werthers" ist eines der umstrittendsten Werke des jungen Goethes. Verschiendene Literaturwissenschaftler und Kritiker stellten sich die Frage, wie es in die anderen Werke Goethes einzuordnen sei und wie es zu interpretieren sei; zum Beispiel als Werk der Empfindsamkeit oder als Ausdruck einer allesübersteigenden Liebe zur Natur. Besonders von Seiten der Kirche wurde es scharf kritisiert. Demnach widerspreche der Werther allem, worauf ein guter Christ vertraue und an was ein guter Christ glaube. Wie passt diese Haltung zu dem, was die literarische Figur des
Werthers über sich selbst sagt: "Ich ehre die Religion"? Und wie passt sie zu der vor allem durch Herbert Schöffler iniziierten und begründeten Meinung, der Briefroman beinhalte ganz
offensichtlich Bezüge zur christlichen Religion und zur Bibel? Ja, nicht nur das, er sei sogar "als Leidens- und Sterbensbericht, als Passion" zu lesen. Stellt der Werther eine Neuformulierung der christlichen Passion und eine Überführung ihrer in einen weltlichen, irdischen Bereich dar?
Oder wendet er sich gegen ebendiese und bezeichnet nur ein "des Fluchs würdige[s]" und für die Zwecke des Dichters passend gemachtes, von Sünde handelndes Zitat der biblischen Passion? Denn das ist Selbstmord in den Augen der Kirche des 18. Jahrhunderts und oft auch heute noch: Sünde.
Was bedeutet der Selbstmord hingegen für den jungen Werther? Ist er mit dem Tod Christi vergleichbar? Diesen Fragen soll in der vorliegenden Seminararbeit nachgegangen werden. Dabei steht die Figur des Werthers und ihr Verhältnis zu Gott und Religion im Mittelpunkt. Außerdem wird zu untersuchen sein, inwiefern Parallelen zwischen Werther und Christus bestehen und ob sich Werthers Tod gar als "Opfertod" bezeichnen lässt. Eine zentrale Rolle spielt auch der
geistesgeschichtliche Hintergrund und Goethes eigene Beziehung zu der christlichen Religion. Warum könnte er sein Werk auf diese Weise konzipiert haben und warum schlug es auf dem gesellschaftlichen Boden des 18. Jahrhunderts "ein wie eine Bombe"?
Das Ziel dieser Arbeit ist insofern eine Untersuchung des Werthers nach der vorgestellten Fragestellung unter dem Titel
"Goethes Werther – Eine Neuformulierung von christlicher Passion und Opfertod?", in Form einer Zusammenschau der Forschungsliteratur, die es in zahlreicher Weise bereits auf diesem Gebiet gibt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Werther und die christliche Religion
- Werther als religiöse Figur?
- Werthers Gottesverständnis und -verhältnis
- Werther und Jesus Christus
- Parallelen zu Christi Leben und Leiden
- Werthers Tod - Ein Opfertod?
- Der Hintergrund des Werkes
- Der geistesgeschichtliche Kontext
- Goethe und der Werther
- Der Werther als Neuformulierung der christlichen Passion?
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht die Figur des Werthers und sein Verhältnis zu Gott und Religion im Kontext von Goethes „Leiden des jungen Werthers". Dabei wird die Frage aufgeworfen, ob sich in Werthers Geschichte eine Neuformulierung der christlichen Passion und des Opfertodes widerspiegelt. Die Arbeit analysiert die Parallelen zwischen Werther und Christus, befasst sich mit Werthers Gottesverständnis und -verhältnis sowie mit dem geistesgeschichtlichen Hintergrund des Werkes.
- Die Darstellung von Werthers Beziehung zur christlichen Religion
- Die Untersuchung von Parallelen zwischen Werther und Jesus Christus
- Die Analyse von Werthers Tod als möglichem Opfertod
- Die Einordnung des Werkes in den geistesgeschichtlichen Kontext
- Die Rolle von Goethes eigener Beziehung zur christlichen Religion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor: Ist Goethes „Werther“ eine Neuformulierung von christlicher Passion und Opfertod? Die Einleitung beleuchtet die kontroversen Reaktionen auf das Werk, insbesondere von Seiten der Kirche, und stellt die Relevanz von Werthers Gottesverständnis und seinem Verhältnis zur Religion heraus.
Das Kapitel „Werther und die christliche Religion“ beschäftigt sich mit der Frage, ob Werther ein religiöser Mensch ist und in welchem Verhältnis er zu Gott steht. Es analysiert Werthers ambivalenten Umgang mit der Religion und seine distanzierte Haltung gegenüber der dogmatischen Ausgestaltung des Christentums.
Das Kapitel „Werther und Jesus Christus“ untersucht Parallelen zwischen Werthers Leben und Leiden und dem Leben und Leiden Christi. Es beleuchtet die Frage, ob Werthers Tod als Opfertod interpretiert werden kann.
Das Kapitel „Der Hintergrund des Werkes“ analysiert den geistesgeschichtlichen Kontext des Werkes und beleuchtet Goethes eigene Beziehung zur christlichen Religion. Es beleuchtet die Gründe, warum Goethes „Werther“ im 18. Jahrhundert so große Resonanz fand.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Literatur und Religion, insbesondere im Kontext des jungen Goethes. Die Arbeit analysiert die Figur des Werthers, dessen Gottesverständnis und dessen Verhältnis zur christlichen Religion. Wichtige Themen sind die Parallelen zu Christi Leben und Leiden, die Frage nach Werthers Tod als Opfertod sowie der geistesgeschichtliche Hintergrund des Werkes.
- Arbeit zitieren
- Mareike Meyer (Autor:in), 2014, Goethes "Die Leiden des jungen Werthers". Die Neuformulierung von christlicher Passion und Opfertod?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323508