Mann sieht Rot. Der Farbeffekt auf die Wahrnehmung männlicher Personen und ihr Verhalten einer Frau gegenüber


Projektarbeit, 2015

27 Seiten, Note: 1,7

Tessa Thun (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

Schlüsselwörter

Theoretische Einleitung
Effekte der Farbe Rot
Die attraktivitätssteigernde Wirkung der Farbe Rot im Partnerwahlkontext
Rot als Annäherungsstimulus

Methode
Versuchspersonen
Versuchsmaterial
Fragebogen.
Stimuli.
Versuchsablauf
Versuchsplan

Ergebnisse

Diskussion

Literaturverzeichnis

Anhang

Zusammenfassung

Zahlreiche Studien konnten sowohl im Tierreich als auch im menschlichen Partnerwahlkontext die attraktivitätssteigernde und anziehende Wirkung der Farbe Rot feststellen.

Anhand eines Experiments haben wir den Effekt von Rot auf die Attraktivitätsbeurteilung und das annähernde Verhalten männlicher Personen in Bezug auf eine Frau untersucht. 89 männliche, studentische Versuchspersonen bewerteten eine im roten vs. blauen vs. orange farbigen Oberteil gekleidete Frau auf einem Poster nach ihrer generellen und physischen Attraktivität. Zudem wurden behaviorale Intentionen in Bezug auf den Stimulus und das Gefühl, sich von ihm angezogen zu fühlen, abgefragt. Anhand der Distanz zwischen Teilnehmern und Stimulus wurde Annäherungsverhalten überprüft.

Die Attraktivitätsbeurteilung der Frau fiel nicht signifikant positiver aus und die Personen näherten sich ihr nicht verstärkt an, wenn sie in Rot im Vergleich zu blau oder orange zu sehen war.

Diese Ergebnisse lassen an der Existenz und der Wirkung des Rot-Effekts zweifeln und rufen zu weiterer Forschung auf.

Schlüsselwörter

Attraktivität, Farbe, Attraktion, Rot-Effekt, Annäherung, Distanz, Bewertung einer Frau

MANN SIEHT ROT – DER FARBEFFEKT AUF DIE WAHRNEHMUNG MÄNNLICHER PERSONEN UND IHR VERHALTEN EINER FRAU GEGENÜBER

Theoretische Einleitung

Das erste Date – Die Wahl des perfekten Outfits fällt schwer. Doch welche Farbe soll die Frau tragen, wenn sie bei einem Mann punkten will? Angenommen, eine Frau möchte den Mann ihres Begehrens um den Finger wickeln und daher besonders attraktiv wirken – Zu welcher Farbe würden Sie ihr raten? Wahrscheinlich zu Rot. Die Farbe Rot wird nun mal sehr häufig mit Weiblichkeit und Sexualität in Verbindung gebracht.

Effekte der Farbe Rot

Farben haben einen ästhetischen Wert (Elliot & Niesta, 2008). Häufig beschäftigt man sich damit, welche Farben zusammenpassen oder wer welche Farbe am liebsten mag (Elliot & Maier, 2012). Trägt eine Frau beispielsweise ein rotes Kleid und vielleicht noch den dazu passenden roten Lippenstift, so zieht sie die Blicke vieler Menschen auf sich. Vor allem im Partnerwahlkontext wird der Farbe Rot eine sexuelle Implikation nachgesagt (Elliot & Maier, 2014). Farbe transportiert aber auch Bedeutung. So sei das Wahrnehmen einer Farbe ausreichend, um Affekte oder Kognitionen bei einer Person zu erzeugen und ein bestimmtes Verhalten auszulösen (Elliot & Niesta, 2008).

Bereits Johann Wolfgang von Goethe stellte in seinem Werk „Zur Farbenlehre“ heraus, dass Farben unterschiedliche Bedeutungen haben können. Er nahm eine Kategorisierung in „Plus- und Minus-Farben“ vor. Rot, vor allem in Kombination mit Gelb, zählte er dabei zu den Plus-Farben und sagte ihnen nach, positive Gefühle zu erzeugen (Goethe, 1810/ 1967 zit. nach Elliot & Maier, 2014). Kurt Goldstein nahm zudem an, dass das Wahrnehmen von verschiedenen Farben unterschiedliche physiologische Reaktionen bei Menschen hervorrufe. Rot und Gelb wurde sowohl nachgesagt, eine stimulierende Wirkung zu haben, als auch gewaltsame Handlungen zu fördern (Goldstein, 1942 zit. nach Elliot & Maier, 2014).

Rot erweckt neben positiven also auch negative Assoziationen. Rot dient in vielen Bereichen als Signalfarbe und zeigt häufig Gefahr, zum Beispiel in Form von Stoppschildern, an. Auch Kampf und Blut, sowie Satan und das Böse sind Beispiele für Assoziationen, die viele Menschen mit der Farbe Rot haben (Kaya & Epps, 2004). Diese Farbeffekte wirken sich automatisch auf den Menschen aus. Die Farbinformation gelangt von der Retina zum Kortex, ohne, dass es uns bewusst ist (u.a. Ling & Blades, 1996 zit. nach Elliot & Maier, 2012).

Schon in der Schule werden Fehler in Klassenarbeiten meist mit einem rotfarbigen Stift angestrichen. Rot wird folglich häufig mit Misserfolg in Leistungssituationen in Verbindung gebracht. Rutchick et al. (2010 zit. nach Elliot & Maier, 2014) konnten zeigen, dass die Farbe Rot kognitiv stark mit dem Vorkommen von Fehlern verknüpft ist. Versuchspersonen, die einen roten Stift verwendeten, vervollständigten Wortstämme häufiger mit fehlerrelevanten Wörtern, als Personen, welche einen schwarzen Stift benutzten. In einer Reihe von Experimenten, welche von Elliot und Kollegen im Jahr 2007 durchgeführt wurden, konnte der hemmende Effekt der Farbe Rot auf die Performanz in Leistungssituationen bestätigt werden (Elliot & Maier, 2014). Personen, die vor dem Lösen von Anagrammen, Analogien und Mathematikaufgaben mit der Farbe Rot konfrontiert wurden, schnitten insgesamt schlechter ab als Personen, welche Kontrollfarben zu sehen bekamen. In einer anderen Studie (Hill und Barton, 2008 zit. nach Elliot & Maier, 2014) konnte hingegen festgestellt werden, dass sportliche Teams bei ähnlicher Fähigkeit häufiger Wettkämpfe gewannen, wenn sie rote im Vergleich zu blauer Sportbekleidung trugen. Dieses Ergebnis spricht dafür, dass Rot neben Bedrohung auch auf Dominanz hindeutet. Die gleiche Farbe kann also unterschiedliche oder sogar gegensätzliche Bedeutungen haben, je nach dem, in welchem Kontext sie auftritt (Elliot & Maier, 2014).

Die attraktivitätssteigernde Wirkung der Farbe Rot im Partnerwahlkontext

Viele Studien beschäftigen sich mit der attraktivitätssteigernden Wirkung von Rot. Der Farbe Rot wird unterstellt, eine aphrodisierende Wirkung zu haben, da sie im Kontext heterosexueller Interaktionen Sexualität und Romantik vermittelt (Elliot & Niesta, 2008). Studien zu Farbassoziationen zeigten, dass Menschen die Farbe Rot unter anderem mit Leidenschaft, Lust und romantischer Liebe verbinden (Kaya & Epps, 2004). Kaya und Epps berichteten beispielsweise über Versuchspersonen, die mit der Farbe Rot den Valentinstag, sowie die Form eines Herzens verbanden. Andere sagten, dass sie an rote Unterwäsche denken müssten.

Die Wirkung der Farbe Rot habe zwei voneinander abhängige Quellen, wie beispielsweise Elliot & Niesta 2008 postulierten. Dabei handle es sich um einen biologisch- evolutionären Ursprung auf der einen, und um Konditionierungsprozesse auf der anderen Seite. Elliot und Meier behaupteten 2012, es würden generelle, kulturell erlernte Assoziationen zwischen Rot und Romantik bestehen, welche Frauen und Männer gleichermaßen hätten. Jene Assoziationen seien allerdings verankert in unserem biologischen Erbe. Weibchen vieler Spezies, darunter Paviane und Schimpansen, ist beispielsweise deutlich anzusehen, wenn sie sich ihrem Eisprung nähern und somit paarungsbereit sind. Brust- und Genitalbereich schwellen an und färben sich rot. Diese Signale wirken anziehend auf die Männchen, welche dann versuchen, das jeweilige Weibchen zu besteigen (z.B. Bielert, Girolami, & Jowell, 1989 zit. nach Niesta Kayser, Elliot & Feltman, 2010).

Aber existiert ein ähnlicher Effekt auch bei Menschen? Fest steht, dass man Frauen im Gegensatz zu Primatenweibchen nicht auf den ersten Blick ansieht, wenn sie sich in der fruchtbaren Phase ihres Zyklus befinden. Untersuchungen konnten aber zum Beispiel zeigen, dass Gesichter, welche einen rötlich angehauchten, etwas gelblichen und hellen Farbton aufwiesen, als attraktiver und vor allem gesünder eingeschätzt werden (z.B. Coetzee et al., 2012 zit. nach Elliot & Maier, 2014). Diese Erkenntnis lässt darauf schließen, dass auch Menschen sich unbewusst von Farben, die auf dem Körper auftreten, beeinflussen lassen. Niesta Kayser und Kollegen postulierten 2010, dass Männer, ebenso wie Primatenmännchen die Farbe Rot als sexuelles Signal wahrnehmen, wenn sie in Verbindung mit Frauen auftritt. Dabei könne es sich auch um ein „künstliches“ Rot handeln, welches auf Körper oder Gesicht auftaucht. Lippenstift, Rouge oder einfach rotes Licht könnten von Männern laut Autoren ebenso als sexuelles Signal interpretiert werden wie Rot, welches direkt auf der Haut auftritt (Niesta Kayser et al., 2010). Auch das Tragen roter Kleidung führte in Untersuchungen dazu, dass Frauen attraktiver und sexuell anziehender durch Männer beurteilt wurden (z.B. Elliot & Niesta, 2008). Es geschieht nicht bewusst, aber eine 2013 veröffentlichte Studie zeigte sogar, dass Frauen eher dazu neigen, rote Kleidung zu tragen, wenn sie sich am Höhepunkt ihrer Fertilität befinden (Beall & Tracy, 2013 zit. nach Elliot & Maier, 2014).

In ihrer 2008 veröffentlichten Studie berichteten Elliot und Niesta von fünf durchgeführten Experimenten, welche der Untersuchung der Fragestellung dienten, ob die Farbe Rot im Vergleich zu anderen Farben bei Männern dazu führt, dass sie Frauen als attraktiver und anziehender empfinden. Im ersten Experiment zeigte sich ein signifikanter Haupteffekt der Farbe Rot. Die wahrgenommene Attraktivität der mittelmäßig attraktiven Frau, welche vor einem roten Hintergrund präsentiert wurde, fiel deutlich höher aus als die der Frau, welche vor einem weißen Hintergrund abgebildet war. Dieser Effekt zeigte sich allerdings nur bei männlichen Teilnehmern, wie in einem zweiten Experiment gezeigt werden konnte. In den darauf folgenden Experimenten wurden sowohl die Helligkeit, als auch die Farbtöne variiert. Es zeigten sich stets signifikante Haupteffekte der Farbe Rot für die wahrgenommene Attraktivität, die sexuelle Anziehung und erwünschtes sexuelles Verhalten. Die Bewertung der allgemeinen Sympathie hingegen ergab keinen signifikanten Effekt. Die Frau in der roten Bedingung wurde zwar nicht als freundlicher oder intelligenter, dafür aber als attraktiver und sexuell anziehender bewertet. Zudem wünschten sich die Männer mit dieser Frau eher eine sexuelle Interaktion. Schließlich wurde im letzten Experiment Blau als Kontrollfarbe eingesetzt. Die Farbpräsentation erfolgte diesmal auf einem T-Shirt. Auch hier konnte für die in Experiment drei verwendeten Variablen, sowie für Dating-Intentionen ein signifikanter Effekt zugunsten der roten Bedingung festgestellt werden.

Insgesamt unterstützten die Experimente alle zuvor aufgestellten Hypothesen. Es zeigte sich außerdem, dass die attraktivitätssteigernde und anziehende Wirkung der Farbe Rot unabhängig von der Kontrollfarbe oder der Farbpräsentation (auf einem T-Shirt oder als Hintergrundfarbe) besteht. Die Bewertung der Sympathie, Freundlichkeit und Intelligenz hingegen waren von diesem Effekt nicht betroffen. Aufgrund der signifikanten Ergebnisse und dem damit verbundenen hohen Erkenntnisgewinn ist diese Studie eine der einflussreichsten in der Erforschung des Rot-Effekt und seiner attraktivitätssteigernden Wirkung.

Rot als Annäherungsstimulus

In einer Untersuchung von Niesta Kayser et. al. aus dem Jahr 2010 wurde männlichen Versuchteilnehmern ein Foto einer Frau gezeigt. Es wurde behauptet, jene Frau würde in einem anderen Raum auf die Versuchsperson warten, um dort ein fünfminütiges Gespräch mit ihr zu führen. Auf dem Foto war eine mittelmäßig attraktive Frau zu sehen, welche je nach Bedingung entweder ein rotes oder blaues Oberteil trug. Im Anschluss wurden die Teilnehmer in den Raum geführt, in welchem das Gespräch mit der Dame stattfinden sollte. Es standen zwei Stühle darin. Der Versuchsleiter erklärte, dass der Stuhl der Frau immer an der Stelle stehe, an dem er sich in diesem Augenblick befand. Der Teilnehmer sollte sich den zweiten Stuhl nehmen und sich dem anderen Stuhl gegenüber im Raum positionieren. Anschließend wurde behauptet, die besagte Frau hätte das Experiment im Anschluss an ein Telefonat kurzfristig beenden müssen und der Teilnehmer wurde wieder hinaus begleitet. Dann wurde die Distanz zwischen den beiden Stühlen ermittelt. Es zeigte sich ein signifikanter Effekt der Farbe Rot. Versuchspersonen, welche zuvor ein Foto der Frau im roten Oberteil gesehen hatten, positionierten den eigenen Stuhl im Schnitt näher an den vermeintlichen Stuhl der Frau als Versuchspersonen, die die Frau in blau sahen. Jene Distanz wurde als Maß für physische Distanz verwendet. In der roten Bedingung wollten Männer also eine geringere Distanz zur Frau haben, was für die Wirkung der Farbe Rot als Annäherungsstimulus spricht.

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Mann sieht Rot. Der Farbeffekt auf die Wahrnehmung männlicher Personen und ihr Verhalten einer Frau gegenüber
Note
1,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
27
Katalognummer
V323581
ISBN (eBook)
9783668237421
ISBN (Buch)
9783668237438
Dateigröße
2177 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rot, Farbe, Wahrnehmung, Attraktivität, Experiment, Dating, blau, orange, Partnerwahl, Anzeihung, Attraktion, Versuch
Arbeit zitieren
Tessa Thun (Autor:in), 2015, Mann sieht Rot. Der Farbeffekt auf die Wahrnehmung männlicher Personen und ihr Verhalten einer Frau gegenüber, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323581

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Mann sieht Rot. Der Farbeffekt auf die Wahrnehmung männlicher Personen und ihr Verhalten einer Frau gegenüber



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden