Schon der Konstruktivismus postuliert „das völlige Eintauchen der Kunst in das Leben“ (Arvatov). Gefordert wird, die Kunst mit dem Leben zu vereinen, die Kunst soll nicht nur dekorieren sondern aktiv und gestaltend in soziale Prozesse eingreifen. Spätestens seit der Erweiterung des Kunstbegriffes durch den deutschen Künstler Joseph Beuys ist der soziale Aspekt von Kunst fest in der Kunstwelt verankert. Nach Beuys ist jede Handlung, bei der ein Mensch gestaltend, schöpferisch mit seiner Umgebung in Beziehung tritt, künstlerisch.
Der Begriff der „sozial engagierten Kunst“ tauchte bereits in den siebziger Jahren auf und beschreibt nach Pablo Helguera “a social interaction that proclaims itself as art“. Oder noch präziser: „Over the past twenty years, an abundance of art forms have emerged that use aesthetics to affect social dynamics. These works are often produced by collectives or come out of a community context; they emphasize participation, dialogue, and action, and appear in situations ranging from theater to activism to urban planning to visual art to health care“.
Im folgenden Text wird der Begriff auch im Sinne von Alexander Rodtschenkos Aufforderung verwendet: „Nieder mit Kunst, die dazu da ist, einem Leben zu entfliehen, das es nicht wert ist, gelebt zu werden. Arbeite fürs Leben und nicht für Paläste, Kathedralen, Friedhöfe und Museen. Arbeite mitten in allem und mit jedem."
Die klassische Beziehung zwischen dem Künstler als dem Hersteller eines Produktes 'Kunst' und dem Rezipienten als Konsumenten des Produktes löst sich dadurch auf. Der Rezipient ist in den schöpferischen Prozess eingebunden, bedingt ihn sogar bis zu einem gewissen Grade. Wie Joseph Beuys es ausdrückt : "Das Atelier ist zwischen den Menschen".Kunst findet also zwischen den Menschen statt, ist zuerst immateriell vorhanden, etwa als Gefühlsregung, Gedanke oder als Idee mit dem Ziel sich in verschiedenen sichtbaren und unsichtbaren Formen zu manifestieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Die Kunst vereint mit dem Leben …..
- Gedanken und Emotionen als immaterielle Vorform der materiell manifestierten Wirklichkeit ...
- Das sozial engagierte Kunstwerk als interaktive Projektionsfläche für Wirklichkeitsformung ...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der sozial engagierten Kunst und untersucht, wie sie als plastizierende Kraft auf individuelle und gesellschaftliche Prozesse einwirkt. Er beleuchtet den Zusammenhang zwischen Kunst und Leben und argumentiert, dass Kunst nicht nur dekorativ sein sollte, sondern aktiv in soziale Prozesse eingreifen soll.
- Die Rolle der sozial engagierten Kunst in der Gestaltung von gesellschaftlichen Strukturen
- Die Bedeutung von Wahrnehmung, Reflexion und emotionaler Reaktion in der Kunst
- Die Bedeutung von interaktiven Kunstformen wie Performances, Happenings und sozialen Skulpturen
- Die Funktion des Künstlers als Katalysator für individuellen und gesellschaftlichen Wandel
- Die Verbindung von immateriellen Gedanken und Emotionen mit materiellen Formen der Wirklichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den Zusammenhang zwischen Kunst und Leben und stellt die Bedeutung von sozial engagierter Kunst heraus. Sie argumentiert, dass Kunst nicht nur dekorativ sein sollte, sondern aktiv in soziale Prozesse eingreifen soll. Der zweite Abschnitt untersucht die Rolle von Gedanken und Emotionen als immaterielle Vorformen der materiellen Wirklichkeit. Es wird argumentiert, dass Kunst diese immateriellen Elemente sichtbar machen und somit die Wirklichkeit formen kann. Der dritte Abschnitt widmet sich dem sozial engagierten Kunstwerk als interaktive Projektionsfläche für Wirklichkeitsformung. Er analysiert verschiedene Formen von sozial engagierter Kunst und untersucht deren Wirkung auf Individuen und Gesellschaften.
Schlüsselwörter
Sozial engagierte Kunst, Wirklichkeitsformung, Kunst und Leben, Interaktion, Wahrnehmung, Reflexion, Emotion, immaterielle Vorformen, Kunstwerk, Katalysator, gesellschaftlicher Wandel.
- Quote paper
- Lydia Schelli (Author), 2015, Kunst als wirklichkeitsformende Kraft. Wie sozial engagierte Kunst auf individuelle und gesellschaftliche Prozesse wirken kann, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323756