Wie wird aus einem Trend eine etablierte Sportart oder sogar eine olympische Disziplin und welche Probleme können bei dieser Entwicklung auftreten? Diesen Fragen werde ich in meiner Seminararbeit am Beispiel des Freeskiings nachgehen und erklären, weshalb sich das Freeskiing so schnell entwickelt hat.
Die Sportwissenschaftler Lamprecht und Stamm haben 2002 die allgemeine Entwicklung einer Trendsportart in fünf Schritte unterteilt:
• Invention
• Innovation
• Entfaltung und Wachstum
• Reife und Diffusion
• Sättigung
Basierend auf diesem Schema wird eine Anlayse durchgeführt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung und Leitfrage
2. Was ist Freeskiing?
2.1. Definition: Trendsport
2.2. Die Sportart Freeskiing
2.2.1. Freeride
2.2.2. Park'n'pipe
2.2.3. Urban
3. Die Sportart Freeskiing
3.1. Erste Schritte hin zum Freeskiing
3.2. Ursprung des Freeskiing
3.3. Weiterentwicklung
4. Schritt zu Olympia
4.1. Olympia im Wandel?
4.2. Wie wird eine Sportart olympisch?
4.3. Teilnahme von Freeskiing an olympischen Winterspielen
5. Die Sichtweise der Freeskieraufdie FIS und Olympia
6. Zukunftsprognose
7. Schlussbetrachtung
8. Literaturverzeichnis
1. Einführung und Leitfrage
Wir leben in einer „Erlebnisgesellschaft“ (Tobias Geisler 2003, S.1), es geht heutzutage nicht mehr darum das Bekannte weiterzumachen, sondern etwas Neues zu entdecken beziehungsweise zu erfinden. Dieser Aspekt spielt auch beim Sport eine wesentliche Rolle. So entstehen neue Abzweigungen von bestehenden Sportarten oder es werden neue Sportarten erfunden. Insbesondere für Jugendliche sind diese Trendsportarten interessant, weil sie als „cool“ gelten und ihnen durch kein striktes, auf Erfolg aufbauendes Training mit Trainern eine gewisse Freiheit bei der Ausübung des Sportes bleibt. Jemand, der früher Turner war oder es werden wollte, hat heute mehr Interesse am Parcour. Und nur Fahrrad zu fahren, ist den meisten Kindern zu unattraktiv, deshalb fahren sie kein Straßenrad, sondern lieber ein Mountainbike. Eine andere Besonderheit dieser Sportarten ist der gute Zusammenhalt. Innerhalb des Trends gibt es eine Gemeinschaft von Freunden, die sich mit ihrem Sport identifiziert.
Ich persönlich fahre seit neun Jahren Ski und bin vor drei Jahren vom alpinen Skifahren auf Freeski „umgestiegen“. Seitdem beschäftige ich mich ausgiebig mit dieser Sportart und dem Lifestyle, der mit ihr verbunden ist (Hinweis auf David Kohle 2008). Freeskiing ist eine Trendsportart gewesen und hat sich in den letzten Jahren so enorm entwickelt, dass es in diesem Jahr bei den olympischen Winterspielen in Sotschi vertreten war.
Doch wie wird aus einem Trend eine etablierte Sportart oder sogar eine olympische Disziplin und welche Probleme können bei dieser Entwicklung auftreten? Diesen Fragen werde ich in meiner Seminararbeit am Beispiel des Freeskiings nachgehen und versuchen zu erklären, wieso sich das Freeskiing so schnell entwickelt hat.
Die Sportwissenschaftler Lamprecht und Stamm haben 2002 die allgemeine Entwicklung einer Trendsportart in fünf Schritte unterteilt:
- Invention
- Innovation
- Entfaltung und Wachstum
- Reife und Diffusion
- Sättigung
Auf diese Phasen werde ich an den entsprechenden Stellen der Arbeit eingehen.
2. Was ist Freeskiing?
2.1. Definition: Trendsport
Das Wort „Trend“ kann in ganz verschiedenen Bereichen verwendet werden. Doch egal, ob Mode-, Freizeit- oder Wahltrend, der Trend beschreibt immer eine „Entwicklungsrichtung [...], die längerfristig und nachhaltig wirkt“ (Dr. Annette Zwahr 2001, Band 23, S. 70).
Trendsportarten bezeichnen neue Bewegungspraktiken, die häufig auf eineretablierten Sportart aufbauen (vgl. J. Schwier 2011, S. 284). Meist verfolgt eine Trendsportart ein neues Ziel, wie die extremere, schwierigere oder gefährlichere Ausführung einer Bewegung. Ein weiteres Merkmal ist die stetig wachsende Popularität sowie die wenigerformelle und unverbindliche Organisation (vgl. Dr. Peter Wastl k. A., Folie 9).
2.2. Die Sportart Freeskiing
Freeskiing (oder auch „newschool“) allgemein ist eine bestimmte Art und Weise des Skifahrens, bei der der Spaß und die „Selbstverwirklichung des Protagonisten [durch die Ausführung verschiedener Tricks] im Vordergrund stehen“ (Kreuzeder 2001, S. 135). Es wird oft mit dem Freestyle-Skiing verwechselt, einer im Vergleich zum Freeskiing stark reglementierten Sportart, bei der das Ziel eine exakte artistische Ausführung von ähnlichen Bewegungen ist, die an Turnen und Trampolinspringen erinnern.
Die Sportart„Freeskiing“ untergliedert sich in:
1. Freeride
2. Park'n'Pipe
3. Urban
2.2.1. Freeride
Das Freeriden (von engl. „free'-„frei“ und „ride“-„fahren“) beschreibt das Fahren im freien Skiraum, also abseits von präparierten Pisten (siehe Anhang: Foto Nr. 1). Es wird auch als Königsdisziplin des Freeskiings bezeichnet, da die Abfahrten oft steil und aufgrund vieler Felsen und Klippen (sog. Cliffs) sehr gefährlich sein können (vgl. David Kohle, S. 20). In Büchern wie „Freeski“ von Xandi Kreuzeder wird deutlich, dass sich das Freeriden mit dem Park'n'Pipe in der Ausführung von Tricks über Schanzen oder Cliffs überschneidet.
Für das Fahren im freien Skiraum gibt es hauptsächlich drei Möglichkeiten, die von Freeridern genutzt werden, um aufden Berg zu gelangen:
- Liftanlagen (nur selten in geeignetem Gelände vorhanden)
- Tourengehen (der Berg wird zu Fuß beziehungsweise auf Skiern bestiegen)
- Heliskiing (hier werden die Sportler mit einem Helikopter auf den Berg geflogen)
2.2.2. Park'n'pipe
Beim Park'n'Pipe [dt. Park (hier: Funpark) und Half-Pipe] geht es darum, möglichst spektakuläre, kreative und schwierige Tricks über und auf verschiedenen Hindernissen (sog. Obstacles) zu absolvieren. Die Sportler fahren dabei mit speziellen Freestyle-Ski durch einen sogenannten „Park“, in dem verschiedene künstlich gebaute Obstacles zu finden sind. Dazu gehören unter anderem Schanzen („Kicker“) und Geländer („Rails“) sowie in großen Skigebieten meist auch eine Half-Pipe (halbe Röhre, in der auf beiden Seiten der Wölbung Sprünge durchgeführt werden können, siehe Anhang: Foto Nr. 2). In Österreich gab es 2013 bereits 75 Funparks (vgl. Internetquelle Nr. 11), Tendenz steigend. Viele weitere Orte versuchen, in den nächsten Jahren auf Grund der großen Nachfrage ihr Gebiet mit einem Park zu erweitern (vgl. David Kohle 2008, S. 20 f).
Da sich immer mehr neue Bewegungsmuster entwickeln, ist der Anzahl verschiedener Tricks beinahe keine Grenze gesetzt. Besonders bei großen Sprüngen über Kicker greift der Fahrer oftmals in der Luft an eine bestimmte Stelle des Skis („Grab“). Außerdem kann durch verschiedene Drehungen („Spins“) und Salti („Flips“) oder eine rückwärtige Anfahrt („Switch“) ein höherer Schwierigkeitsgrad erreicht werden (siehe Anhang: Foto Nr.3). Durch diese diversen Möglichkeiten an Bewegungen entstehen dann Tricks wie der folgende (siehe Anhang: Video Nr. 1):
Trick: „Double CorkLeftside 1280 Tail-Grab“
Erklärung: Bei diesem Trick springt der Fahrer vorwärts ab („Frontside“) und dreht sich in der Luft dreieinhalb Mal (1280°) linksherum um die eigene Achse („Leftside“). Während dieses „Spins“ führt er zwei Drehungen über den Kopf durch („Cork“) und greift einen Ski am Ende („Tail-Grab“). Somit landet er schließlich rückwärts („Switch“).
Doch auch auf Geländern oder anderen Obstacles werden viele komplexe Tricks durchgeführt. Beim sogenannten „Jibben“ geht es nicht darum, sehr waghalsige und spektakuläre Tricks durchzuführen, sondern den Trick möglichst lässig („stylisch“) und cool aussehen zu lassen.
2.2.3. Urban
Das Urban-Skiing entspringt dem Park'n'Pipe und beschreibt das Ausführen von Tricks im „urbanen“ [dt. (inner-)städtischen] Raum. Hierbei stehen vor allem die Kreativität bei der Suche nach Obstacles an einem möglichst besonderen Ort („Spot“) sowie die lässig aussehende Ausführung der Tricks eine entscheidende Rolle. Generell kann das Urban-Skiing auch als „Jibben“ in der Stadt bezeichnet werden. Wie beim Park'n'Pipe fahren die Sportler auf speziellen Ski, die auf beiden Seiten hochgebogen sind, um das Vorwärts- und Rückwärtsfahren zu ermöglichen („Twin-Tip“). Um einen Spot befahrbar zu machen, nutzen die Fahrer oft ein Bungee-Seil oder einen Seilzug, um genug Schwung für die Ausführung des Tricks zu haben, (siehe Anlage: Foto Nr. 4)
3. Die Sportart Freeskiing
3.1. Erste Schritte hin zum Freeskiing
Die Wurzeln des Skisports sind in Skandinavien im Anfang des 19. Jahrhundert zu finden. Nachdem der Ski zunächst lediglich als Fortbewegungsmittel genutzt wurde, entwickelte sich das Skifahren ab 1880 zum „Fun-“ und Freizeitsport (Xandi Kreuzeder 2001, S. 135). In diesen Jahren kam die Sportart auch in die Alpen. Wenn auch ohne Lifte und präparierte Pisten, verbreitete sich das Skifahren schlagartig, sodass sich erste Skiclubs bildeten, wie z.B. 1890 der Skiclub München (vgl. Prof. Dr. Jürgen Beckmann 2007, S.29).
Schon zu dieser Zeit lassen sich Merkmale des Freeskiings wiederfinden, denn das Fahren im freien Skiraum kann man als Startschuss für das heutige Freeriden deuten (vgl. Xandi Kreuzeder2001, S. 136).
Kurze Zeit später entsteht in den Alpen eine ganz neue Art des Skifahrens, der sogenannte Skikunstlauf. Bei dieser Form des Skifahrens wurden auf Skiern Walzerdrehungen, Stocküberschläge und auch die ersten Saltis durchgeführt. Als Erfinder dieses Stils wird der norwegische Skipionier Mathias Zdasky gehalten, der unter anderem auch als Mitbegründer der damaligen Abfahrtstechnik gilt und die erste funktionsfähige Bindung aufeinem Ski gebaut haben soll (vgl. Internetquelle Nr. 8). Der Grundstein für das heutige Freestyle-Skiing wurde somit 1905 in Europa gelegt. Diese Zeit lässt sich als Phase der Invention einordnen, da diese nach Lamprecht und Stamm die Entdeckung oder Erfindungen einer neuen Bewegungsform beschreibt (vgl. Schwier, Prof. Dr. Jürgen 2011, S. 187).
In den nächsten Jahren versuchten sich viele Sportler im Skikunstlaufen. Es entwickelte sich ein richtiger Trend. Dennoch spielten der Skikunstlauf, wie auch der alpine Rennlauf bei den ersten olympischen Winterspielen in Chamonix (Frankreich) 1924 keine Rolle. Zu der Zeit hatten sich nur die nordischen Disziplinen etabliert: Es gab lediglich zwei Langlaufdisziplinen, eine Skisprungdisziplin und die nordische Kombination (vgl. Prof. Dr. Jürgen Beckmann 2007, S.20).
Bei den IV. Olympischen Winterspielen 1936 in Garmisch-Patenkirchen (Deutschland) hatte der alpine Skirennlauf sein Debut, wohingegen der Skikunstlauf auf Grund mangelnder Aufmerksamkeit von der Bildfläche verschwand (vgl. Internetquelle Nr. 8).
In den Jahren um 1950 veränderte sich vieles im Skisport. Das Material hatte sich grundlegend verbessert, da nun auch Kunststoffe für die Ski und die Schuhe verwendet wurden. Außerdem gab es die ersten Ski mit Taillierung, welche eine dynamischere, schnellere sowie kontrolliertere Kurvenbewegung ermöglichten (vgl. Klaus Polzer2001 in: Freeski von Xandi Kreuzeder. S. 141; vgl. Internetquelle Nr. 10). Unter anderem durch diese Weiterentwicklungen kam es ab 1950 in Nordamerika zum Comeback des Freestyle-Skiings. Einwanderer aus Europa brachten den Skikunstlauf nach Nord-Amerika, wo die Sportler vom Stil der Europäer angetan waren. Schon kurz darauf gab es in Amerika Freestyle-Shows und erste Wettbewerbe mit einem festgelegten Regelwerk wurden veranstaltet (vgl. Internetquelle Nr. 8).
Knapp 20 Jahre nach der Wiederkehr des Freestyle-Skiings wurden 1971 die ersten inoffiziellen Weltmeisterschaften des Skikunstlaufes in Colorado (USA) veranstaltet (vgl. Internetquelle Nr. 8). Doch auch in Europa wurde der Freestyle wieder beliebter, sodass dort ebenfalls Wettbewerbe stattfanden und 1973 der erste SkikunstlaufVerband in der Schweiz durch Arthur Farrer gegründet wurde (vgl. Markus Beckedahl 2013, S. 6 f). In den folgenden Jahren wurden nach und nach immer mehr Wettbewerbe, wie zum Beispiel der erste Europacup, durchgeführt. Die Sportart wurde so beliebt, dass sie 1978 vom DSV (Deutscher Skiverband e.V.) und der FIS (Fédération Internationale de Ski) anerkannt wurde und somit auch die Möglichkeit bestand, in das olympische Programm aufgenommen zu werden. In Zusammenarbeit mit der FIS wurde 1981 der erste Weltcup im Freestyle-Skiing durchgeführt (vgl. Markus Beckedahl 2013, S. 7 f) und 1992 mit der Buckelpiste die erste Freestyle-Disziplin olympisch (vgl. Internetquelle Nr. 8). Bei dieser Disziplin geht es darum, möglichst technisch korrekt und schnell eine präparierte Buckelpiste herunter zu fahren. Zwei Jahre später wurde auch das Skikunstspringen („Aerials“) olympisch. Ähnlich wie beim Kunstturnen ist das Ziel hier die elegante Ausführung möglichst schwieriger Tricks während eines großen Sprunges über einen Kicker.
Diese beiden Disziplinen vertreten bis heute gemeinsam mit dem Ski-Cross
(Wettrennen zwischen vier Fahrern durch einen Parcour), welches seit 2006 vom IOC
[...]
- Arbeit zitieren
- Niklas Klausen (Autor:in), 2014, Freeskiing. Die Entwicklung einer Trendsportart zur anerkannten Sportart und olympischen Disziplin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323762
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