Der vorliegende Text setzt sich kritisch mit Erichs Fromm Text zur Furcht vor der Freiheit auseinander. Schwerpunkt der Auseindersetzung ist Fromms Kapitel zur Rennaissance. Es wird argumentiert, dass nicht eine Furcht vor der Freiheit ausschlaggebend für die Genese autoritärer Gesellschaftlichkeit ist, sondern die der kapitalistischen Produktionsweise immanente Tendenz, jegliche Subsistenzmittel zu zerstören.
Der Freudmarxist Erich Fromm widmet sich in seinem Buch „Die Furcht vor der Freiheit“ der Charakterstruktur und der Bedeutung der Freiheit für den modernen Menschen. Fromm vertritt die These, dass der moderne Mensch, je mehr er Individuum wird und sich von den „Fesseln der vor-individualistischen Gesellschaft“ (Fromm 2014: 7) befreie, sich entweder mit der Welt in „spontaner Liebe und produktiver Arbeit“ vereine oder Bindungen eingehe, die seine Freiheit und die Integrität seines individuellen Selbst zerstöre. Das Individuum der Moderne ist für Fromm stets Produkt eines widersprüchlichen Gesellschaftsprozesses. Diesen Prozess meint er auch in den ideologischen und sozioökonomischen Entwicklungen der Reformation entdecken zu können. Gesellschaftliche Umwälzungen und Verwerfungen gingen Hand in Hand und bringen – damals wie heute – menschliche Freiheit und Autonomie mit sich, jedoch nur um den Preis der sozialen Isolation, die mithin neue Bindungen und die Unterwerfung unter eine höhere Autorität hervorbringe. In Kapitel 3a „Mittelalterlicher Hintergrund und Renaissance“ versucht Fromm den Übergang von mittelalterlichen Gesellschaften zur Renaissance und dem „Italiener der Renaissance“ (ebd. 39) zu skizzieren, dessen Charakterstruktur er als Ausgangspunkt des modernen Individuums sieht.
Inhaltsverzeichnis
- Mittelalterlicher Hintergrund und Renaissance
- Die Gesellschaft des Mittelalters
- Der Italiener der Renaissance
- Die Entstehung des Individuums
- Primäre Bindungen und soziale Isolation
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Abhandlung analysiert Erich Fromms Kapitel 3a aus seinem Buch „Die Furcht vor der Freiheit“ und beleuchtet die Argumentationsstruktur des Autors hinsichtlich der Entstehung des modernen Individuums im Kontext der Renaissance. Der Fokus liegt auf der Analyse der These, dass die neu gewonnene Freiheit der Renaissance mit sozialen Problemen wie Isolation und Angst einherging, die zu neuen, sekundären Bindungen führten.
- Die Transformation von mittelalterlichen Gesellschaften zur Renaissance
- Die Entstehung des Individuums und die Auflösung traditioneller Bindungen
- Die Rolle der wirtschaftlichen Freiheit und der Besitzenden Klasse
- Soziale Isolation und Angst als Folge der neu gewonnenen Freiheit
- Die Kritik an Fromms Konzept der „primären Bindungen“
Zusammenfassung der Kapitel
In Kapitel 3a skizziert Fromm den Übergang von mittelalterlichen Gesellschaften zur Renaissance. Er beschreibt die mittelalterliche Gesellschaft als geprägt von einem Mangel an individueller Freiheit und festen Rollen. Die Menschen waren in ein stabiles Gesellschaftskorsett eingebunden, das ihnen kaum vertikale oder horizontale Mobilität erlaubte. Diese Gesellschaft bot jedoch auch eine gewisse Sicherheit und Transparenz, da alle Handlungen in Bezug auf Ursache und Wirkung klar waren.
Mit der Renaissance entstand ein neuer Individualismus, der sich im „Italiener der Renaissance“ verkörperte. Dieser Wandel war durch die Entstehung einer neuen besitzenden Klasse geprägt, die von der neu gewonnenen wirtschaftlichen Freiheit profitierte, während die Masse der Arbeiter_innen ausgebeutet und politisch unterdrückt wurde. Diese neue Freiheit führte zu sozialen Problemen wie Isolation, Angst und einem Kampf um Macht und Besitz, der alle menschlichen Beziehungen vergiftete.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Kapitels sind die Entstehung des modernen Individuums, die Rolle der wirtschaftlichen Freiheit, soziale Isolation und Angst, die Auflösung traditioneller Bindungen, der Übergang von mittelalterlichen Gesellschaften zur Renaissance, die Kritik an Fromms Konzept der „primären Bindungen“ und die historische Entwicklung des Kapitalismus.
- Quote paper
- Jan Roh (Author), 2016, „Die Furcht vor der Freiheit“ von Erich Fromm. Eine Abhandlung zu Kapitel 3a, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/324020