Die acht Lebensphasen eines Menschen - Entwicklungskrisen im Lebenszyklus


Hausarbeit, 2001

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Weiterentwicklung der Freudschen Theorie
2.1 Die psychosoziale Dimension
2.2 Identität und Persönlichkeit

3. Die acht Lebensphasen des Menschen
3.1 Vertrauen vs. Misstrauen
3.2 Autonomie vs. Scham und Zweifel
3.3 Initiative vs. Schuld
3.4 Kompetenz vs. Minderwertigkeit
3.5 Identität vs. Rollendiffusion
3.6 Intimität vs. Isolierung
3.7 Generativität vs. Stagnation
3.8 Ich-Integrität vs. Verzweiflung

4. Stärken und Schwächen der Theorie

5. Schluss

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In nachfolgender Hausarbeit werde ich die acht Lebensphasen des Menschen nach Erik H. Erikson[1] erläutern und in einzelnen Abschnitten näher auf sie eingehen. Dabei berücksichtige ich den jeweiligen psychosozialen Modus und das „Ich-Gefühl“ der jeweiligen Phase. Ich beginne mit einer Erläuterung zu Sigmund Freuds Instanzenlehre, dessen Konzept Erikson übernommen und um acht psychosoziale Phasen ergänzt hat, und leite über zum Thema Kultur und welchen Einfluss diese auf die Entwicklung eines Kindes hat. In Kapitel 2.2 gebe ich verschiedene Definitionen des Begriffes „Identität“ und erläutere kurz, wie sich Eriksons Meinung nach eine „gesunde“ Persönlichkeit entwickelt. Bevor ich auf die einzelnen Lebensphasen näher eingehe, spreche ich von dem Einfluss der Bezugspersonen auf die Entwicklung eines Kindes und wie wichtig es ist, die zur gegebenen Zeit auftretenden Konflikte erfolgreich zu lösen. Dabei beschreibe ich ausführlich die einzelnen Krisen und die daraus resultierenden positiven und negativen Lösungen. Erfolge und Misserfolge können dabei den Verlauf der nächsten Stufe mit beeinflussen. Alle Menschen durchlaufen diese Stufen der Entwicklung und zu jeder Zeit ihres Lebens (von der Geburt bis zum Tod) sehen sie sich mit einem anderen Konflikt konfrontiert. Dem Ich-Gefühl wird in jeder Phase besondere Aufmerksamkeit geschenkt, da es sich stets verändert und neu definiert werden möchte. Eine Vertiefung einer bestimmten Lebensphase habe ich bewusst weggelassen. Interessant für mich war, wie sich die Suche nach der eigenen Identität im Laufe eines Lebens gestaltet und demnach habe ich jede Phase sehr ausführlich beschrieben, um die Identitätssuche im Gesamtzusammenhang sehen zu können. Am Ende gebe ich einen kleinen Überblick über die Stärken und Schwächen von Eriksons Theorie und schließe meine Ausführungen mit meiner persönlichen Meinung.

2. Weiterentwicklung der Freudschen Theorie

Im Gegensatz zur Frühzeit der Psychoanalyse teilte Erikson den Lebenszyklus eines Menschen in acht Lebensphasen auf. Er konzentrierte sich in seiner Entwicklungstheorie auf die Bedeutung der Erfahrungen, die jeder Mensch –abhängig von der Kultur und Gesellschaft, in der er aufgewachsen ist- macht. Fragen der Interaktion zwischen Gesellschaft und Ich traten durch ihn in den Vordergrund.

Zusammenfassend kann man sagen, dass er die allgemeinen Konzepte der Freudschen Theorie übernommen und um acht psychosoziale Phasen ergänzt hat. Erikson übernimmt Freuds Instanzenlehre, die Einteilung in Unbewusstes und Bewusstsein sowie seine psychosexuellen Phasen: Triebe und andere sogenannte intrapsychische Kräfte und vor allem der Sexualtrieb waren für Freud der hauptsächliche Auslöser für menschliches Verhalten und die psychische Entwicklung. Ein Trieb baue eine psychische Spannung auf, die nur durch die Befriedigung des triebauslösenden Bedürfnisses reduziert werden könne. Dagegen sieht Erikson Entwicklung eher als Lösung von Konflikten durch einander widerstrebende Kräfte. Freuds Meinung nach kann das lustorientierte Handeln des Menschen nur durch starke Kontrolle unterdrückt werden. Daher teilte er die menschliche Psyche in die Instanzen „Es“, „Ich“ und „Über-Ich“ ein. Das „Es“ stellt organische und durch Sozialisation erworbene Bedürfnisse dar, die oft unbewusst entstehen. Das „Es“ ist ein seit Geburt vorhandener psychischer Apparat, der die Triebe des Kindes ausbildet. Das „Über-Ich“ (Gewissen) steht dem „Es“ gegenüber und wird durch Erziehung, gesellschaftliche und kulturelle Normen, Werte und Vorschriften entwickelt. Das Gewissen bildet sich etwa im 5.Lebensjahr und lehrt die Menschen, sich an Normen zu halten. Das „Ich“ möchte sich der Umwelt anpassen, indem es die eigenen Bedürfnisse auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingen abstimmt. Es hat die Funktion, zwischen Trieben und Normen zu vermitteln. Das „Ich“ ist bei Kindern im Alter von zwei bis drei nachweisbar, es hat die Funktion des Denkens, des Sprechens und der Wahrnehmung.

2.1 Die psychosoziale Dimension

Erikson reiste im Laufe seines Lebens viel herum und interessierte sich für Menschen unterschiedlichster Kulturen. Die Kinder dieser Welt durchlaufen alle dieselbe Anzahl von Lebensphasen, aber jede einzelne Kultur steuert und fördert das Verhalten des Kindes auf ihre eigene Art und Weise. Sioux-Indianerinnen z.B. stillen ihre Kinder viel länger als in westlichen Kulturen, weil es ihrem Wertesystem entspricht. Lebensentwürfe sind auch von den Vorstellungen und dem Wertesystem einer Gesellschaft geprägt. Indianerkinder z.B. werden ganz anders erzogen als Kinder in der westlichen, industrialisierten Welt. Ihnen wird beigebracht mit Waffen und Werkzeugen umzugehen, um sie auf ein späteres Leben als Jäger und Sammler vorzubereiten, während Kindern aus industrialisierten Ländern Lesen und Schreiben beigebracht wird. Innerhalb einer Kultur kann es auch Unterschiede geben, welche durch historisch bedingte Veränderungen gegeben sind. So können sich Institutionen, die den Bedürfnissen der älteren Generation entsprochen haben, für die jüngere als völlig ungeeignet erweisen. Historische Ereignisse wie Industrialisierung, Verstädterung, Wirtschaftskrise u.ä.m. haben Lerninhalte von Kindern verändert und sie vor neue Herausforderungen gestellt. Erikson untersuchte u.a. die sozialen Veränderungen in den Vereinigten Staaten, die Kindererziehung bei verschiedenen Indianerstämmen, das Spiel von psychisch gestörten und normalen Kindern, das Sozialverhalten in Indien, den Generationenkonflikt, Rassenkonflikte, Jugendkriminalität u.v.m. Aufgrund dieser Arbeiten war er überzeugt davon, dass Freuds Theorie der psychosexuellen Entwicklung, die in fünf Phasen stattfindet, um eine psychosoziale Dimension ergänzt werden muss. Die psychosoziale Entwicklung folgt dem epigenetischen Prinzip, das besagt, dass sich die Persönlichkeit genauso wie der Fötus immer weiter ausdifferenziert. Sie entfaltet sich innerhalb der sozialen Dimension der Gesellschaft, in der das Kind aufwächst und wird gleichzeitig von ihr geformt. Körperliche Reifung hilft dem Kind, neue Dinge zu lernen, z.B. das Sprechen. Dadurch werden ihm neue Möglichkeiten eröffnet. Gleichzeitig steigen aber auch die gesellschaftlichen Anforderungen an das Kind: es soll jetzt sprechen, wenn es etwas will, und nicht mehr weinen. Die Entwicklung des Kindes verläuft nach einer Reihe angeborener Gesetzmäßigkeiten, aus denen sich eine Abfolge von Möglichkeiten mit Personen entwickelt, die für das Kind wichtig sind. Um den Bedürfnissen eines Kindes in den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung entgegenzukommen, hat jede Gesellschaft Normen entwickelt, die allgemein gültig sind und von allen akzeptiert werden.

„Das Kind ist von Menschen umgeben, die sich selbst über verschiedene Phasen weiterentwickeln. Während die Kultur sich über viele Generationen hinweg dem Kind angepaßt hat, paßt sich das Kind an die Kultur an [...]“[2]

2.2 Identität und Persönlichkeit

Ein zentrales Thema im Leben eines Menschen ist sein Streben nach Identität. Identität bedeutet „sich gleich bleibend“. Körper, Gene und Geist bleiben identisch, man ist sich bewusst, dass „man selbst ist“. Identität ist, wenn wir versuchen, jemand individuelles gegenüber anderen zu sein. Sie wird jeden Tag aufs Neue durch uns bekräftigt. Indem wir uns an Vergangenes erinnern, stellen wir Identität her. Identität ist ein vorbewusst bleibendes Grundgefühl. Erikson bezeichnet es als „Ich-Identität“, wenn das Ich auf eine greifbare kollektive Zukunft zuschreitet und es lernt, sich innerhalb einer sozialen Realität selbst zu definieren (vgl. Eriksona, S. 17).

„Das bewußte Gefühl eine persönliche Identität zu besitzen, beruht auf zwei gleichzeitigen Beobachtungen: der unmittelbaren Wahrnehmung der eigenen Gleichheit und Kontinuität in der Zeit, und der damit verbundenen Wahrnehmung, daß auch andere diese Gleichheit und Kontinuität erkennen.“[3]

Wir haben auch so etwas wie ein autobiographisches Gedächtnis, an schöne Dinge erinnern wir uns gerne, wogegen unangenehme verdrängt werden. Identitäts bildung ist eine lebenslange Entwicklung, „die für das Individuum und seine Gesellschaft weitgehend unbewusst verläuft. [...] schon im ersten antwortenden Lächeln des Säuglings ist etwas von einer Selbst-Erkennung, verbunden mit einer gegenseitigen Angerkennung, enthalten.“[4] b

Was sagt Sigmund Freud über Identität? Er hat diesen Begriff im Zusammenhang mit seiner persönlichen Bindung an das Judentum verwendet. Identität verweist hier auf das Band, das einen Menschen mit der Geschichte und dem Wertesystem seines Volkes verbindet. Für Freud entspringt das menschliche Selbstgefühl aus folgenden Quellen, zu dessen Aufbau die Kindheit einen wichtigen Teil beigesteuert hat:

[...]


[1] Erikson, Erik H.: Identität und Lebenszyklus. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2000, 18.Auflage

[2] Miller, Patricia H.: Theorien der Entwicklungspsychologie. Heidelberg [u.a.]: Spektrum, Akademischer Verlag, 1993, S.156

[3] aErikson, Erik H.: Identität und Lebenszyklus. Frankfurt am Main 2000: S. 18

[4] a.a.O., S.141

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die acht Lebensphasen eines Menschen - Entwicklungskrisen im Lebenszyklus
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
Vorlesung
Note
1,7
Autor
Jahr
2001
Seiten
17
Katalognummer
V32412
ISBN (eBook)
9783638331388
Dateigröße
490 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lebensphasen, Menschen, Entwicklungskrisen, Lebenszyklus, Vorlesung
Arbeit zitieren
Janine Hertlein (Autor:in), 2001, Die acht Lebensphasen eines Menschen - Entwicklungskrisen im Lebenszyklus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32412

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