Irgendwann als Kinder entdecken wir alle einmal die Magie der Verwandlung. Wir haben uns als Indianer, Artisten, Stars oder einfach nur als unsere Eltern ausprobiert, als Katzen, Helden und Clowns. Früher oder später machten wir dabei auch Erfahrungen mit Masken. Diese waren erdacht oder aufgemalt, gebastelt oder fertig gekauft und ich persönlich fand diese Form der Verwandlung immer besonders faszinierend, weil sie auch für andere die Verwandlung offensichtlich und konkret macht. Wenn ich mich als Kind maskierte, dann wollte ich nicht mehr hören. „Aah! Du bist ein Löwe.“, sondern: „Aah! Da ist ein Löwe.“ Ich wollte hinter der Maske verschwinden und auch in der Wahrnehmung anderer ganz zu dem werden was ich darstellte. Dazu gehörte auch, dass ich den Namen der Maskenfigur trug. Erst dieser neue Name machte die Verwandlung perfekt und bekräftigte die Tatsache, dass ich nicht „Geraldine als...“ war, sondern eben „wirklich“ eine Prinzessin, Robin Hood, Enidlareg... Manchmal ärgerte es mich regelrecht, wenn ich im Spiel eine andere Identität angenommen hatte und dann von meinen Eltern noch als Tochter erkannt und angesprochen wurde! Grundlage für die Verwandlung mit oder ohne Maske bildete für mich die Idee des veränderten Gesichtes und der daraus für mich logisch erwachsenden Konsequenz der Identitätsverschiebung. Mein Erleben von Persönlichkeit war stark mit dem Antlitz verknüpft und das wiederum mit meiner Vorstellungskraft. Irgendwie schien mir das Gesicht am nahesten zu meinem inneren Geschehen zu sein, als sitze mein inneres Ich tatsächlich wie in einer Kommandozentrale hinter meiner Stirn und projiziere sich auf die Fläche davor. Als Kind erlebte ich die Verwandlung im Spiel immer als etwas von innen kommendes, und egal ob Prinzessin oder Löwe, der Charakterdes erdachten Wesens oblag immer meiner freien Entscheidung. So hatte es für mich jedenfalls den Anschein. Ich stellte mir weder die Frage danach, wie frei ich im Maskenspiel sei noch machte ich mir Gedanken über ein mögliches „richtig“ oder „falsch“ im Spiel. Instinktiv richtete ich mich nach meinem Empfinden aus und gab mich dem angestoßenen Spiel hin. Lange Zeit vergaß ich dann das Spiel mit der Maske, als Teenager probierte ich zwar durch Schminke meinen Typ zu verändern aber ich verstand die Abänderungen immer als Spielarten meiner Persönlichkeit, der Name des in Erscheinung tretenden Wesens blieb immer der meinige. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 1. Was ist eine Maske?
- 1.1 Einführende Definition des Maskenbegriffs
- 1.2 Maske ist nicht gleich Maske
- 1.3 Kleinste gemeinsame Nenner
- 1.4 Die Maske als Verweissystem
- 1.4.1 Das Phänomen der Verdrängung
- 1.4.2 Verweis auf den maskierten Bereich
- 1.4.3 Verweis auf den unmaskierten Bereich
- 1.4.4 Der Verweis der Maske auf sich selber als nicht-solche
- 1.5 Zwischenfrage
- 1.6 Das Gesicht als Maske
- 1.7 Noch mehr Masken
- 1.8 Zorro und Supermann
- 1.9 Zusammenfassung
- 2. Das Geheimnis des Gesichts
- 2.1 Von Anfang an
- 2.2 Der Sitz der Gefühle
- 2.3 Das Wunder der Mimik
- 2.4 Was verraten unsere Gesichter?
- 2.5 Die Kunst, Gesichter zu lesen
- 2.6 Die Augen als Spiegel der Seele
- 2.7 Zusammenfassung
- 3. Die Gleichung: Maske + Mensch = Figur
- 3.1 Was der Zuschauer erlebt
- 3.1.1 Die „Neutrale Maske“ und wie Geschichten entstehen
- 3.1.2 Zwischenfragen zur Natur der Dinge
- 3.1.3 Die Maske wird zur Figur
- 3.1.4 Zusammenfassung
- 3.2 Seitenwechsel
- 3.3 Was der Maskenträger erlebt
- 3.3.1 Die Figurfindung von innen betrachtet
- 3.3.2 Was ist da passiert?
- 3.4 Wie wandelbar ist das Maskenwesen?
- 3.5 Tot oder lebendig?
- 3.6 Die Schritte zur Entstehung einer Maskenfigur
- 3.1 Was der Zuschauer erlebt
- 1. Was ist eine Maske?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht das Wesen der Maske und das damit verbundene Maskenwesen. Ziel ist es, die transformative Kraft der Maske zu ergründen und die Wechselwirkung zwischen Maskenträger und Zuschauer zu analysieren. Die Arbeit basiert auf persönlichen Erfahrungen der Autorin mit Masken im Spiel und im darstellenden Kontext.
- Die Definition und Vielfältigkeit des Maskenbegriffs
- Die Rolle des Gesichts und der Mimik in der Kommunikation
- Die Entstehung und Wirkung von Maskenfiguren
- Das Konzept des „Maskenwesens“ und seine energetische Auswirkung
- Die Verwandlung und Identitätsverschiebung durch das Tragen einer Maske
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die persönlichen Erfahrungen der Autorin mit Masken im Kindesalter und im Erwachsenenalter im Kontext des darstellenden Spiels. Sie beschreibt die Faszination der Verwandlung und die Identitätsverschiebung, die durch das Tragen einer Maske ausgelöst wird. Die Autorin stellt zentrale Fragen zum Wesen der Maske und des Maskenwesens, die im Hauptteil der Arbeit untersucht werden sollen. Der Unterschied zwischen kindlichem, unreflektiertem Maskenspiel und dem im Studium erlebten, reglementierten Umgang mit Masken wird herausgestellt, und die daraus resultierenden Fragen nach dem „Maskenwesen“ werden als Ausgangspunkt der Arbeit definiert.
1. Was ist eine Maske?: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition des Begriffs „Maske“. Es wird differenziert zwischen verschiedenen Arten von Masken und deren Funktionen. Es wird untersucht, wie Masken als Verweissystem funktionieren, indem sie auf den maskierten und unmaskierten Bereich verweisen, sowie auf sich selbst als Nicht-Maske. Der Aspekt der Verdrängung und die Rolle des Gesichts als Maske werden beleuchtet. Der Vergleich von fiktiven Figuren wie Zorro und Superman wird herangezogen, um die vielfältigen Möglichkeiten der Maskenwirkung zu illustrieren. Die Zusammenfassung des Kapitels fasst die verschiedenen Facetten des Maskenbegriffs zusammen.
2. Das Geheimnis des Gesichts: Dieses Kapitel erforscht die Bedeutung des Gesichts als Ausdruck von Emotionen und Persönlichkeit. Es betrachtet den Gesichtsausdruck als Spiegel der Seele und die Kunst, ihn zu lesen. Von den Anfängen der Wahrnehmung des Gesichts über die Mimik und deren Deutung bis zur besonderen Rolle der Augen als Informationsquelle werden verschiedene Aspekte betrachtet. Die Zusammenfassung des Kapitels betont die Komplexität des menschlichen Gesichts als Kommunikationsinstrument und seine zentrale Bedeutung für die Wirkung von Masken.
3. Die Gleichung: Maske + Mensch = Figur: Dieses Kapitel analysiert die Interaktion zwischen Maske, Mensch und der daraus resultierenden Figur. Es beschreibt die Perspektive des Zuschauers und die Entstehung von Geschichten durch die „neutrale Maske“. Weiterhin werden die Erfahrungen des Maskenträgers, die Figurfindung und die Wandelbarkeit des Maskenwesens betrachtet. Das Kapitel untersucht Fragen der Lebendigkeit und des Herstellungsprozesses einer Maskenfigur. Die Zusammenfassung fasst die komplexe Wechselwirkung zwischen Maske und Mensch zur Entstehung einer überzeugenden Figur zusammen.
Schlüsselwörter
Maske, Maskenwesen, Gesicht, Mimik, Identität, Verwandlung, Darstellung, Theater, Figur, Zuschauer, Kommunikation, Verdrängung, Identitätsverschiebung, energetische Wirkung.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Das Wesen der Maske und des Maskenwesens
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht das Wesen der Maske und das damit verbundene Maskenwesen. Sie ergründet die transformative Kraft der Maske und analysiert die Wechselwirkung zwischen Maskenträger und Zuschauer. Die Arbeit basiert auf persönlichen Erfahrungen der Autorin mit Masken im Spiel und im darstellenden Kontext.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Definition und Vielfältigkeit des Maskenbegriffs, der Rolle des Gesichts und der Mimik in der Kommunikation, der Entstehung und Wirkung von Maskenfiguren, dem Konzept des „Maskenwesens“ und seiner energetischen Auswirkung sowie der Verwandlung und Identitätsverschiebung durch das Tragen einer Maske.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, einen Hauptteil mit drei Kapiteln und einen Schluss mit Zusammenfassung und Schlüsselbegriffen. Die Einleitung beschreibt die persönlichen Erfahrungen der Autorin mit Masken. Der Hauptteil untersucht den Maskenbegriff, die Bedeutung des Gesichts und die Interaktion zwischen Maske, Mensch und Figur.
Was ist das zentrale Thema von Kapitel 1 ("Was ist eine Maske?")?
Kapitel 1 befasst sich mit der Definition des Begriffs „Maske“. Es differenziert zwischen verschiedenen Arten von Masken und deren Funktionen und untersucht Masken als Verweissystem (Verweis auf den maskierten und unmaskierten Bereich, sowie auf sich selbst als Nicht-Maske). Verdrängung und die Rolle des Gesichts als Maske werden beleuchtet. Beispiele wie Zorro und Superman illustrieren die vielfältigen Möglichkeiten der Maskenwirkung.
Was wird in Kapitel 2 ("Das Geheimnis des Gesichts") behandelt?
Kapitel 2 erforscht die Bedeutung des Gesichts als Ausdruck von Emotionen und Persönlichkeit. Es betrachtet den Gesichtsausdruck als Spiegel der Seele und die Kunst, ihn zu lesen. Von den Anfängen der Wahrnehmung des Gesichts über die Mimik und deren Deutung bis zur besonderen Rolle der Augen als Informationsquelle werden verschiedene Aspekte betrachtet.
Worin besteht der Inhalt von Kapitel 3 ("Die Gleichung: Maske + Mensch = Figur")?
Kapitel 3 analysiert die Interaktion zwischen Maske, Mensch und der daraus resultierenden Figur. Es beschreibt die Perspektive des Zuschauers und die Entstehung von Geschichten durch die „neutrale Maske“. Die Erfahrungen des Maskenträgers, die Figurfindung und die Wandelbarkeit des Maskenwesens werden betrachtet. Das Kapitel untersucht Fragen der Lebendigkeit und des Herstellungsprozesses einer Maskenfigur.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Maske, Maskenwesen, Gesicht, Mimik, Identität, Verwandlung, Darstellung, Theater, Figur, Zuschauer, Kommunikation, Verdrängung, Identitätsverschiebung, energetische Wirkung.
Welche Methode wird in der Arbeit angewendet?
Die Arbeit basiert auf den persönlichen Erfahrungen der Autorin mit Masken im Spiel und im darstellenden Kontext. Die Methode wird nicht explizit benannt, aber es ist eine qualitative Analyse, die auf Reflexion und Interpretation der Erfahrungen basiert.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Die Arbeit ist für ein akademisches Publikum bestimmt, das sich für die Themen Maske, Identität, Darstellung und Theater interessiert. Sie ist insbesondere relevant für Studierende der Theaterwissenschaft, Darstellenden Künste und verwandter Disziplinen.
- Quote paper
- Geraldine Endrizzi (Author), 2002, Maskenwesen - Vom Wesen der Maske, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32423