Einleitung
„Wenn ich der Presse die Zügel locker ließe, würde ich keine drei Monate im Besitz der Macht bleiben.“(1)
Diese Worte stammen von dem Französischen Feldherren Napoleon und stehen stellvertretend für ganze Generationen von Machthabern, die sich über Jahrhunderte hinweg vor der Presse fürchteten. Zeugen hierfür sind die harten Verfolgungen, denen sich Schriften über Jahrtausende hinweg ausgesetzt sahen. Von den Bücherverfolgungen im antiken Athen über die Inquisition bis zum Mai 1933 waren Schriften oft Opfer harter Verfolgungen. Doch obwohl diese Geschichte mehr als ein Jahrtausend umfaßt, sind die Gründe immer die gleichen geblieben: es sind politische, theologische und moralische - lediglich die Schwerpunkte der Verfolgung haben sich gewandelt. „Im Gegensatz zu den Jahrhunderten zuvor spielten im 19. Jahrhundert religiöse Schriften als Gegenstand von Zensur und Unterdrückung zunächst kaum mehr eine Rolle.“(2) Dafür kamen neue Zensurrichtlinien hinzu. Die Gründe für ein Verbot waren nun häufiger moralischer oder politischer Natur. Ich möchte im Folgenden versuchen, die Geschichte der Zensur von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum ersten Weltkrieg näher zu beleuchten. Es wird zu zeigen sein, daß es für die deutsche Geschichte charakteristisch ist, daß „Zensur in der Regel gestützt auf geltendes Recht ausgeübt“ wurde. Somit muß sich eine Arbeit, die sich mit dem Verbot von Schriften auf deutschem Boden befaßt, hauptsächlich mit einem Stück Rechtsgeschichte beschäftigen.
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1 Hier zitiert nach: Jipp, Karl-Ernst: Medien, Mächte, Meinungen. Eine Sammlung von Zitaten über Medien und Gesellschaft, Journalisten und Politiker, Leser und Verleger, Macht und Moral, Pressefreiheit und Zensur, Multimedia und Zukunft, Stuttgart: Berthelsen-Verlag, 1998, S.151.
2 Eisenhardt, Ulrich: "Wandlungen von Zweck und Methoden der Zensur im 18. und 19. Jahrhundert", in: Göpfert, Herbert G. u. Weyrauch, Erdmann (Hrsg.): “Unmoralisch an sich...”. Zensur im 18. Und 19. Jahrhundert, In: “Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens”, Band 13, Wiesbaden: Harrassowitz, 1988, S. 22.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Von der Revolution bis zur Reichsgründung 1871
- 2.1 Ergebnisse der 48er Revolution
- 2.2 Das Pressegesetz vom 12.05.1851
- 2.3 Das Bundespressegesetz von 1854
- 2.4 Beginn der Bismarck-Ära
- 3 Das Reich von 1871: Reichspressegesetz, Kulturkampf-Gesetzgebung und Sozialistengesetz (1871-1890)
- 4 Zensur in der Wilhelminischen Zeit 1890 - 1914
- 4.1 Theaterzensur
- 4.2 Kunst und Kultur
- 4.3 Malerei
- 4.4 Literatur
- 5 Zensur zu Beginn des 20. Jahrhunderts
- 7 Literaturverzeichnis
- 8 Anhang: Handout des Referates zum Thema
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beleuchtet die Geschichte der Zensur in Deutschland von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg. Das Hauptziel ist es, die Entwicklung der Zensurmethoden und -gründe in diesem Zeitraum zu untersuchen und deren Auswirkungen auf die Pressefreiheit aufzuzeigen. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die rechtlichen Grundlagen der Zensur und deren praktische Anwendung.
- Entwicklung der Pressefreiheit nach der 48er Revolution
- Einfluss der Reichsgründung 1871 auf die Zensur
- Rechtliche Grundlagen der Zensur im Deutschen Reich
- Auswirkungen der Zensur auf verschiedene Medien (Presse, Theater, Kunst)
- Wandel der Zensurgründe im Laufe des Zeitraums
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung stellt die Bedeutung der Pressefreiheit und die lange Geschichte der Zensur dar, beginnend vom antiken Athen bis zum frühen 20. Jahrhundert. Sie betont den Wandel der Gründe für Zensur von religiösen hin zu politischen und moralischen Aspekten im 19. Jahrhundert und kündigt die Fokussierung der Arbeit auf die deutsche Zensurgeschichte zwischen der Mitte des 19. Jahrhunderts und dem Ersten Weltkrieg an. Die Autorin hebt hervor, dass die deutsche Zensur in der Regel auf geltendem Recht beruhte und die Arbeit sich somit auch mit rechtshistorischen Aspekten auseinandersetzen wird.
2 Von der Revolution bis zur Reichsgründung 1871: Dieses Kapitel untersucht die Entwicklung der Pressefreiheit nach der Revolution von 1848. Es zeigt, wie die anfängliche Aufhebung der Zensur nur von kurzer Dauer war und wie die Reaktion mit neuen Gesetzen die Pressefreiheit wieder einschränkte. Detailliert wird das preußische Pressegesetz von 1851 analysiert, das den Konzessionszwang, die Ordnung der Presse und das Strafverfahren regelte, um die Kontrolle der öffentlichen Meinung zu gewährleisten. Der Fokus liegt auf der Betrachtung des Journalismus als staatsgefährdendes Element und den Strategien der Behörden, die Presse zu kontrollieren, ohne die Präventivzensur des Vormärz wieder einzuführen.
3 Das Reich von 1871: Reichspressegesetz, Kulturkampf-Gesetzgebung und Sozialistengesetz (1871-1890): Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung der Zensur im neu gegründeten Deutschen Reich. Es wird die Gesetzgebung des Reichs, insbesondere das Reichspressegesetz, im Kontext des Kulturkampfes und des Sozialistengesetzes untersucht. Der Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung, wie diese Gesetze die Pressefreiheit einschränkten und die staatliche Kontrolle über die Medien sicherten. Die Zusammenhänge zwischen politischer Macht und der Regulierung der öffentlichen Meinung werden herausgearbeitet. Die Bedeutung dieser gesetzlichen Regelungen für die gesellschaftliche Entwicklung und die Meinungsbildung wird beleuchtet.
4 Zensur in der Wilhelminischen Zeit 1890 - 1914: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Zensurpraktiken während der Wilhelminischen Ära. Es beschreibt die verschiedenen Bereiche, in denen Zensur angewendet wurde, insbesondere im Theater, in der Kunst und Literatur, und analysiert die Methoden und die Ziele der staatlichen Kontrolle. Die Kapitel-Zusammenfassung geht auf die spezifischen Herausforderungen ein, denen Kunst und Kultur in diesem Zeitraum gegenüberstanden, und wie sich die Zensur auf die kreative Produktion und die Meinungsäußerung auswirkte. Es wird der spezifische Fokus auf Malerei und Literatur beleuchtet und die Maßnahmen der Regierung erläutert, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und kritische Stimmen zu unterdrücken.
5 Zensur zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Kontinuitäten und Veränderungen der Zensur zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es skizziert die anhaltenden Bemühungen des Staates, die öffentliche Meinung zu kontrollieren, und analysiert die Methoden und den Umfang der Zensur in diesem Kontext. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der Zensurmechanismen, ihrer Effektivität und den Auswirkungen auf die Meinungsfreiheit und die gesellschaftliche Entwicklung in der Übergangszeit zum Ersten Weltkrieg. Wichtige Entwicklungen und Trends werden hervorgehoben und in den Kontext des sich verändernden politischen und sozialen Klimas gestellt.
Schlüsselwörter
Zensur, Pressefreiheit, Deutsches Reich, 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, 48er Revolution, Bismarck, Reichspressegesetz, Kulturkampf, Sozialistengesetz, Wilhelminische Zeit, Medienkontrolle, öffentliche Meinung, Rechtsgeschichte.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Geschichte der Zensur in Deutschland (1848-1914)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Geschichte der Zensur in Deutschland von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg. Sie analysiert die Entwicklung der Zensurmethoden und -gründe, deren Auswirkungen auf die Pressefreiheit und die rechtlichen Grundlagen der Zensur und deren praktische Anwendung.
Welche Zeiträume werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf den Zeitraum von der Revolution von 1848 bis zum Ersten Weltkrieg (1848-1914), wobei der Schwerpunkt auf der Entwicklung der Zensur im Deutschen Reich liegt.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung der Pressefreiheit nach der 48er Revolution, den Einfluss der Reichsgründung 1871 auf die Zensur, die rechtlichen Grundlagen der Zensur im Deutschen Reich, die Auswirkungen der Zensur auf verschiedene Medien (Presse, Theater, Kunst) und den Wandel der Zensurgründe im Laufe des Zeitraums.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zur Einleitung, zur Entwicklung der Zensur von der Revolution bis zur Reichsgründung 1871, zur Zensur im Deutschen Reich (Reichspressegesetz, Kulturkampf, Sozialistengesetz), zur Zensur in der Wilhelminischen Zeit (1890-1914) mit Fokus auf Theater, Kunst und Literatur, und zur Zensur zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zusätzlich enthält sie ein Literaturverzeichnis und einen Anhang.
Wie wird die Zensur in der Zeit nach der 48er Revolution dargestellt?
Das Kapitel beschreibt, wie die anfängliche Aufhebung der Zensur nach der Revolution von 1848 nur von kurzer Dauer war und durch neue Gesetze, wie das preußische Pressegesetz von 1851, wieder eingeschränkt wurde. Es analysiert diese Gesetze und die Strategien der Behörden zur Kontrolle der Presse.
Welche Rolle spielte das Reichspressegesetz?
Das Reichspressegesetz im Kontext des Kulturkampfes und des Sozialistengesetzes wird analysiert, um aufzuzeigen, wie diese Gesetze die Pressefreiheit einschränkten und die staatliche Kontrolle über die Medien sicherten. Die Zusammenhänge zwischen politischer Macht und der Regulierung der öffentlichen Meinung werden herausgearbeitet.
Wie wurde die Zensur in der Wilhelminischen Zeit praktiziert?
Dieses Kapitel beleuchtet die Zensurpraktiken in der Wilhelminischen Ära, insbesondere im Theater, in der Kunst und Literatur. Es analysiert die Methoden und Ziele der staatlichen Kontrolle und deren Auswirkungen auf die kreative Produktion und Meinungsäußerung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Zensur, Pressefreiheit, Deutsches Reich, 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, 48er Revolution, Bismarck, Reichspressegesetz, Kulturkampf, Sozialistengesetz, Wilhelminische Zeit, Medienkontrolle, öffentliche Meinung, Rechtsgeschichte.
Wo finde ich die detaillierten Kapitelzusammenfassungen?
Detaillierte Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel (Einleitung, Kapitel 2-5) sind im HTML-Dokument enthalten.
- Arbeit zitieren
- Jana Lippmann (Autor:in), 2001, Zensur in Deutschland von der 48er Revolution bis zum 1. Weltkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3250