Der „individuelle“ Konsum
Die Analysen, die Wiswede unter der These des „Individuellen Konsums“ zusammenfaßt, beschäftigen sich mit dem Zusammenhang zwischen Individualität, Freiheit und Konsum (Wiswede, 1972: 280ff.). Ihrer Meinung nach wirke sich Konsum, so wie er sich in unserer heutigen Gesellschaft abspielt, positiv auf Individualität und Freiheit der Individuen, bzw. Konsumenten aus. Zwei Faktoren spielen dafür eine wichtige Rolle: Die Verkürzung der Arbeitszeit und die Auffächerung des Güterangebots. Ersteres würde laut Wiswede von den Vertretern dieser These – im positiven Sinne – so interpretiert, „daß der Mensch nunmehr von der Umklammerung der Arbeitswelt weitgehend befreit worden sei und damit die Chance echter Daseinsverwirklichung und Sinngebung ... erhalten habe“ (1972: 280). Die Freiheit wird außerdem noch durch eine Wahl- und Entscheidungsfreiheit im Bereich des Konsums ergänzt. Im zweiten Faktor, der Auffächerung des Güterangebots, liege der „Keim der Individualisierung“. Der Konsum-differenzierung werden Fähigkeiten zugeschrieben wie die Widerspiegelung des Persönlichkeitsausdrucks, die Entwicklung des guten Geschmacks oder die
Förderung des ästhetischen Bewußtseins. Alles in allem führe dies zu einem Individualismus neuer Art, „so daß dem Konsum mit seinen heutigen Gestaltungsmöglichkeiten eine Art schöpferischer Funktion zukomme“ (1972: 281). Zu diesem Werturteil über Konsum passen die Konsumtypen des Konsumenten als „Identity-seeker“ und als „Artist“, die Gabriel und Lang vorstellen (Gabriel/Lang, 1995: 81ff.; 100ff.). Die beiden Typen greifen die Schlagwörter Individualität und schöpferische Kraft auf, die die These des individuellen Konsums vertritt. Außerdem finden wir in der These zum „individuellen Konsum“ auch noch die Wahlfreiheit, die auf den Konsumenten als „Chooser“ verweist (1995: 27ff.). Ziehen wir noch die Verbraucherleitbilder hinzu, die Mitropoulos aufstellt (Mitropoulos, 1997: Kap. 3), so findet man in der These des „individuellen Konsums“ sowohl das Verbraucherleitbild der Konsumentensouveränität als auch das der Konsumfreiheit wieder. Beide Leitbilder werden hier als Tatsache dargestellt: der Konsument ist souverän und frei in seinen Kaufentscheidungen und in dem Nutzen, den er aus dem Konsum zieht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konsumkritische Thesen
- Kulturoptimistische konsumkritische Thesen
- Der „individuelle“ Konsum
- Der „demokratische“ Konsum
- Kulturpessimistische konsumkritische Thesen
- Der „fremdbestimmte“ Konsum
- Der „totale“ Konsum
- Der „regressive“ Konsum
- Neuere konsumkritische Arbeiten
- Das Ende des Ausschlußprinzips und das Aufkommen neuer Konsumenten-typen
- Werbung, Beeinflussung und „falsche“ Bedürfnisse
- Fazit
- Kulturoptimistische konsumkritische Thesen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung konsumkritischer Thesen. Sie analysiert die historischen Wurzeln der Konsumkritik und untersucht die Veränderungen und neuen Herausforderungen, denen sich die Kritik am Konsum in der heutigen Zeit stellen muss. Dabei wird der Fokus auf die Frage gelegt, inwiefern die Konsumgesellschaft das Individuum beeinflusst und in welchen Bereichen die Grenzen der Konsumfreiheit liegen.
- Entwicklung der konsumkritischen Thesen
- Beeinflussung durch Konsum und Werbung
- Veränderung des Konsumverhaltens
- Neue Konsumententypen und ihre Beweggründe
- Die Rolle der Konsumkritik in der heutigen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Konsumkritik ein und stellt die zentrale Fragestellung der Hausarbeit vor. Am Beispiel des Begriffs „Lumumba“ wird die problematische Verknüpfung von Konsum und historischer Persönlichkeit deutlich. Die Arbeit möchte analysieren, inwiefern Konsumgesellschaften das Individuum beeinflussen und welche Rolle die Kritik am Konsum dabei spielt.
Konsumkritische Thesen
Dieses Kapitel stellt fünf konsumkritische Thesen vor, die von Wiswede (1972) in kulturoptimistische und kulturpessimistische Thesen unterteilt werden. Die Thesen werden näher erläutert und mit den Konsumententypen von Gabriel und Lang (1995) sowie den Verbraucherleitbildern von Mitropoulos (1997) in Verbindung gesetzt.
Kulturoptimistische konsumkritische Thesen
Die kulturoptimistischen Thesen gehen davon aus, dass Konsum positive Effekte auf Individualität und Freiheit hat. Sie betrachten die Verkürzung der Arbeitszeit und die Erweiterung des Güterangebots als positive Entwicklungen. Die Thesen des „individuellen“ und des „demokratischen“ Konsums werden in diesem Kontext näher beleuchtet.
Kulturpessimistische konsumkritische Thesen
Die kulturpessimistischen Thesen sehen den Konsum kritisch und betrachten ihn als Instrument der Fremdbestimmung und der Unterdrückung. Sie analysieren die Folgen des „fremdbestimmten“, „totalen“ und „regressiven“ Konsums und dessen Einfluss auf die Gesellschaft und den Einzelnen.
Neuere konsumkritische Arbeiten
Dieser Abschnitt befasst sich mit drei weiteren Texten neueren Datums, die sich mit der Kritik am Konsum auseinandersetzen. Es wird untersucht, wie sich die Konsumkritik in der Gegenwart entwickelt hat und welche neuen Herausforderungen sie bewältigen muss. Der Fokus liegt hierbei auf dem Aspekt der Beeinflussung durch Werbung und die Entstehung neuer Konsumententypen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind Konsumkritik, Konsumgesellschaft, Individualität, Freiheit, Beeinflussung, Werbung, Konsumententypen, Verbraucherleitbilder, Kulturpessimismus, Kulturoptimismus, Fremdbestimmung, „falsche“ Bedürfnisse.
- Arbeit zitieren
- Nadia Cohen (Autor:in), 2003, Konsumkritische Thesen und ihre Weiterentwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32555