Der Kanzler Ludwig Erhard war ein Symbol der deutschen Wiederaufstiegs nach dem Zweiten Weltkrieg, ein personenbezogenes Symbol mehr noch als Konrad Adenauer. Der ragte aus der Weimarer Zeit und sogar noch aus dem Kaiserreich in die 1949 neu geschaffene Bundesrepublik hinein. Konrad Adenauer bezog seine politische Autorität und Durchsetzungskraft nicht nur aus seinem Machtwillen – er bezog sie ebenso aus einer gefestigten politischen Orientierung in einer orientierungslosen Zeit2. Das dem asketischen ersten Bundeskanzler sein gedrungener Wirtschaftsminister folgte, war mehr als ein Zufall: Nach der außenpolitischen Neuorientierung, die feste Einbindung des neuen Staates in den Westen mit sich brachte, sollte nun jener Mann an der Spitze der Regierung rücken, dessen Grundsatzentscheidungen das bewirkt hatten, was das Ausland „deutsche Wirtschaftswunder“ nannte. Im Grunde besaß Erhards wirtschaftspolitische Leistung auch eine außenpolitische Dimension, die sich freilich eher beiläufig ergab: Das außenpolitische Ansehen, das die Bonner Republik nach 1945 wider jede Erwartung errang, wäre jedenfalls nicht erreicht worden ohne seine wiedergewonnene wirtschaftliche Leistungsfähigkeit – und sie wiederum war Erhard zu danken.3 In diesem Zusammenhang ist die Frage nach den Kriterien der parteiinternen Bewertung eines Spitzenpolitikers wie Erhard relevant. Sind es Charakter und Leistung, ist es die gesellschaftliche Stellung, sind es religiöse Überzeugungen oder seine Verdienste, die den Ausschlag geben? Hängt seine Stellung in der Partei von dem Umfang seines Betrages zur Machterwerbung und Machterhaltung ab? Vielleicht erspart sich mancher Politiker Enttäuschungen, wenn er etwas mehr über die Belastbarkeit und die Grenzen politischen Freundschaften nachdenken würden. Es ist überraschend, daß selbst Frauen und Männer, die ihr Leben der Politik als Beruf widmen, sich in dieser Hinsicht Illusionen machen. Wird nicht die Belastbarkeit und die Dauer politischer Freundschaft durch die gegenseitige Einschätzungen des Nutzens bestimmt, oder sind Vertrauen, Dankbarkeit und Wirkung gemeinsamer Überzeugungen wichtiger und ausschlaggebender?
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Kurze Biographie
- Adenauer und Erhard
- Der Kanzler Ludwig Erhard
- Das Verhältnis zur Macht
- ,,Formierte Gesellschaft"
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Regierungsstil und den Entscheidungsmustern des Bundeskanzlers Ludwig Erhard in der Übergangszeit der Bundesrepublik Deutschland. Ziel ist es, die Rolle Erhards als Wirtschaftspolitiker und "Volkskanzler" im Kontext des wirtschaftlichen Aufstiegs nach dem Zweiten Weltkrieg zu beleuchten.
- Die Herausforderungen des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg
- Erhards wirtschaftspolitische Vision und die Einführung der sozialen Marktwirtschaft
- Das Verhältnis zwischen Erhard und Adenauer
- Der Einfluss des "Wirtschaftswunders" auf die politische und gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands
- Das Image und die Popularität Erhards als "Volkskanzler"
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einführung beleuchtet den Kontext des wirtschaftlichen Aufstiegs Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg und betont die Bedeutung von Ludwig Erhards Rolle. Die Kurze Biographie stellt Erhards Lebensweg dar und beleuchtet seinen Werdegang zum Wirtschaftsminister. Das Kapitel "Adenauer und Erhard" betrachtet die Beziehung zwischen den beiden Politikern und ihre unterschiedlichen Schwerpunkte. Das Kapitel "Der Kanzler Ludwig Erhard" analysiert Erhards Regierungsstil und seinen Einfluss auf die Politik der Bundesrepublik.
Schlüsselwörter
Ludwig Erhard, "Volkskanzler", Regierungsstil, Entscheidungsmuster, Wirtschaftswunder, soziale Marktwirtschaft, Bundesrepublik Deutschland, Wiederaufbau, Adenauer, Politische Kultur, Post-Kriegszeit
- Arbeit zitieren
- Vassil Loukarsky (Autor:in), 1999, Regierungsstil und Entscheidungsmuster des Kanzlers Ludwig Erhard, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32562