In der vorliegenden Arbeit werde ich mich mit der Arginusenschlacht und dem darauf
folgenden Arginusenprozess des Jahres 406 v. Chr. in Athen beschäftigen. Vor allem der
Arginusenprozess hat sowohl in der Antike als auch in unserer Zeit großes Aufsehen
erregt, da er zum Teil als Justizskandal angesehen wird und vielleicht ein großes Stück
zum schlechten Ruf des athenischen Gerichtswesens beigetragen hat.
Für diese Ereignisse stehen mit der Hellenika von Xenophon und der Griechischen
Weltgeschichte Diodors nur zwei Hauptquellen zur Verfügung. Xenophon war Zeitzeuge
und Diodor, der im 1. Jh. v. Chr. lebte, hängt möglicherweise zum Teil von der
Hellenika Oxyrhynchia eines unbekannten Verfassers sowie von Ephoros ab. Ein großes
Problem in diesem Sachverhalt ist, dass sich diese beiden Quellen teilweise in wichtigen
Punkten grundlegend unterscheiden. Herauszufinden, welche Sichtweise eher der
Wahrheit entsprechen könnte und wie die moderne Forschung dazu Stellung bezieht,
wird einen Teil meiner Arbeit umfassen. An diesem Thema kann sehr deutlich gezeigt
werden, wie unterschiedlich die Darstellung eines Ereignisses in den verschiedenen
Quellen sein kann und was diese Unterschiede für Konsequenzen in der anschließenden
Bewertung nach sich ziehen.
Zudem möchte ich der Fragestellung nachgehen, inwieweit der Prozess nun wirklich
gegen die bestehenden Gesetze verstoßen hat und ob die Angeklagten nicht doch in
einem rechtmäßigen Verfahren zum Tode verurteilt wurden. Dabei möchte ich auch auf
das gewählte Anklageverfahren sowie das ungeschriebene Recht der Bestattungspflicht
eingehen. Des Weiteren werde ich die Frage verfolgen, ob möglicherweise politische
Gründe zu der Verurteilung der Angeklagten beigetragen haben und wie sie zu erklären
wären.
Die moderne Forschung hat sich mehrfach und ausführlich mit dem Justizfall
beschäftigt. Sie kommt aber nicht zu einem übereinstimmenden Urteil über den Prozess
und lässt teilweise noch viele Fragen offen. Einig sind sich die Forscher jedoch in
einigen massiven Kritikpunkten an den Quellen, die ich im Laufe der Arbeit noch
darlegen werde.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II.
- 1. Verlauf der Arginusenschlacht nach Xenophon und Diodor
- 2. Der Arginusenprozess
- 2.1. Die Darstellung des Prozesses bei Xenophon und Diodor
- 2.2. Xenophon, Diodor und die 'historische Wahrheit'
- 2.3. Bergung von Schiffbrüchigen oder von Leichen?
- 2.3.1. Die Bedeutung der Bestattungspflicht im 5. Jh. v. Chr. in Athen
- 2.4. Unrechtmäßiges Verfahren oder gerechte Verurteilung?
- 2.4.1. Individuelle und unrechtmäßige Verfahren
- 2.4.2. Der Eisangelie-Prozess
- 2.5. Die politische Dimension des Prozesses
- III. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Arginusenschlacht und dem anschließenden Arginusenprozess im Jahr 406 v. Chr. in Athen. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Arginusenprozess, der sowohl in der Antike als auch in der modernen Zeit große Aufmerksamkeit erregt hat, da er als Justizskandal angesehen wird und möglicherweise zum schlechten Ruf des athenischen Gerichtswesens beigetragen hat.
- Die Analyse der beiden Hauptquellen, Xenophons Hellenika und Diodors Griechischer Weltgeschichte, sowie deren unterschiedliche Darstellungen der Ereignisse.
- Die Untersuchung der Frage, ob der Prozess gegen die bestehenden Gesetze verstoßen hat oder ob die Angeklagten in einem rechtmäßigen Verfahren verurteilt wurden.
- Die Rolle des Anklageverfahrens und des ungeschriebenen Rechts der Bestattungspflicht.
- Die Bedeutung politischer Gründe für die Verurteilung der Angeklagten.
- Die kritische Auseinandersetzung mit der modernen Forschung zum Thema.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Diese Einleitung stellt den Kontext und die Zielsetzung der Arbeit vor. Sie erläutert, warum der Arginusenprozess sowohl in der Antike als auch in der modernen Zeit großes Aufsehen erregt hat. Außerdem werden die beiden wichtigsten Quellen, Xenophon und Diodor, vorgestellt, sowie die Herausforderungen, die sich aus deren unterschiedlichen Darstellungen ergeben.
II.
1. Verlauf der Arginusenschlacht nach Xenophon und Diodor
Dieses Kapitel beschreibt den Verlauf der Arginusenschlacht im Herbst 406 v. Chr. und geht dabei auf die unterschiedlichen Berichte von Xenophon und Diodor ein. Es werden die Vorgeschichte der Schlacht, die strategische Situation und die beteiligten Parteien beleuchtet. Außerdem wird diskutiert, welche der beiden Quellen eine zuverlässigere Darstellung bietet.
2. Der Arginusenprozess
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Arginusenprozess, der nach der Schlacht stattfand. Es werden die Darstellungen des Prozesses bei Xenophon und Diodor verglichen und die unterschiedlichen Perspektiven auf die Ereignisse beleuchtet. Außerdem wird die Frage aufgeworfen, ob der Prozess tatsächlich gegen die bestehenden Gesetze verstoßen hat.
Schlüsselwörter
Arginusenschlacht, Arginusenprozess, Xenophon, Diodor, Hellenika, Griechische Weltgeschichte, athenisches Gerichtswesen, Justizskandal, Bestattungspflicht, politische Gründe, Rechtmäßigkeit, moderne Forschung.
- Arbeit zitieren
- Maike Berhorst (Autor:in), 2003, Historische Untersuchungen zur Arginusenschlacht und zum sogenannten Arginusenprozess des Jahres 406 v. Chr., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32651