Kaum ein anderes Ereignis hat in der jüngsten Geschichte in der deutschen Öffentlichkeit zu derartigen Diskussionen und Kontroversen geführt wie der Irak- Krieg 2003, kein Krieg wurde der Öffentlichkeit in einem solchen Ausmaß detailliert und zeitnah vermittelt. Dabei geht es zum einen um die Frage nach der Legitimität des Krieges, die die Welt wie nie zuvor teilt in Kriegsgegner und -befürworter. Zum anderen zeigt dieser Krieg erneut die Abhängigkeit öffentlicher Meinungsbildung von der Vermittlung und Darstellung der Ereignisse in der Tagespresse.
Ein offenes Mediensystem, wie es sich heute in dem westlichen Demokratieverständnis als normative Vorgabe verankert hat, fordert eine strikte Trennung von militärischer Propaganda, regierungsamtlichen Verlautbarungen sowie journalistischer Berichterstattung. Dies erweist sich jedoch zu Krisen- und Kriegszeiten immer wieder als eine kaum realisierbare Forderung. Journalisten sind eingespannt in ein Beziehungsgewirr aus Presse, staatlichen PR-Agenturen, Militär sowie Politik. In diesem Zusammenhang wird den Medien in Demokratien auch eine Funktion als „vierte Gewalt“ zugeschrieben, denn ohne die Begleitung, die Hilfe oder auch den Widerstand der Medien ist Politik heute kaum durchführbar. Gleichzeitig kann das von der Presse postulierte Geschehen von den Lesern nur schwer nachgeprüft werden. Hindernisse sind nicht nur das Verschweigen von Fakten und die gezielte Weitergabe von Desinformation durch die am Konfliktfall Beteiligten, sondern auch der journalistische Wettbewerb, der auf hohe Auflagen und Schnelligkeit abzielt. Im Zeichen der globalen Vernetzung kann die Presse bei einem unkritischen Betrachter schnell die Vision einer falschen Wirklichkeit erzeugen, was sie vor allem in Kriegszeiten vor besondere Herausforderungen stellt. So führt die Kriegsberichterstattung in demokratischen Gesellschaften oft zu einem Vertrauens- und Autoritätsverlust der Medien.
In diesem Zusammenhang kommt der Tagespresse als „Exklusivlieferant der Informationen“ vom Kriegsschauplatz eine besondere Rolle zu, da die Macht der Worte und der Bilder sowohl moralisch als auch politisch einen großen Teil zur Ablehnung oder Anerkennung des Irak-Krieges beisteuert. Es stellt sich die Frage, welche Rolle die deutsche Tagespresse als neutraler Beobachter und Kriegsberichterstatter sowie als Sprachrohr der Regierung zur öffentlichen Meinung beigetragen hat.
Inhaltsverzeichnis
- EINFÜHRUNG
- Problemstellung
- Konzeption und Vorgehensweise
- Begriffsklärung
- Kriegsberichterstattung
- ,,embedded journalists"
- Stereotype, Vorurteile und Feindbilder
- Propaganda und Public Relations
- KRIEGSBERICHTERSTATTUNG IM WANDEL DER ZEIT: VOM VIETNAMKRIEG BIS ZUM IRAK-KRIEG 2003
- Exkurs: Der Krieg als Medienereignis
- Der Vietnamkrieg
- Grenada
- Der Golfkrieg 1990/91
- Kosovokrieg
- HISTORISCHER HINTERGRUND DES IRAK-KRIEGES 2003
- Die Vorgeschichte des Irak-Krieges 2003 und die Rolle der Medien
- Der Irak-Krieg 2003 im Überblick
- KRIEGSBERICHTERSTATTUNG IN DER DEUTSCHEN TAGESPRESSE ZUM IRAK-KRIEG 2003
- Aufgaben und Funktionen der Tagespresse
- Die Zyklen der Kriegsberichterstattung
- Begründung der Auswahl der Tagespresse
- Frankfurter Allgemeine Zeitung
- die tageszeitung
- Bild-Zeitung
- Göttinger Tageblatt
- Charakteristik der Kriegsberichterstattung in der deutschen Tagespresse zum Irak-Krieg 2003
- Die Intensität der Kriegsberichterstattung
- Die Themenschwerpunkte der Kriegsberichterstattung
- Die Akteure der Kriegsberichterstattung
- Die Sprache der Kriegsberichterstattung
- Die Wahl der Pressefotografien
- Transparenz und Quellenvielfalt
- Berichterstattung durch Expertenstatements
- Zusammenfassung
- Kritik der Kriegsberichterstattung in der deutschen Tagespresse zum Irak-Krieg 2003
- Polarisierende Berichterstattung
- Journalismus ohne Gewähr
- Vor- und Nachteile der Kriegsberichterstattung durch „embedded journalists“
- Propaganda und Public Relations: Zeitungen als Instrumente politischer Kommunikation
- Sind die Vorwürfe gegen die Kriegsberichterstattung der deutschen Tagespresse zum Irak-Krieg 2003 gerechtfertigt? Positionen ausgewählter Personen aus Wissenschaft, Politik und Medien
- KRISENKOMMUNIKATION DER ZUKUNFT
- Kriegsberichterstattung und Objektivität
- Selbstbeobachtung der Medien
- Friedensjournalismus als Zukunftsmodell
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Kriegsberichterstattung in der deutschen Tagespresse zum Irak-Krieg 2003. Im Fokus steht die Frage, inwieweit die Berichterstattung objektiv, ausgewogen und transparent war. Die Arbeit beleuchtet die spezifischen Herausforderungen der Kriegsberichterstattung und untersucht, wie die Medien mit diesen Herausforderungen umgegangen sind.
- Die Rolle der Medien im Vorfeld und während des Irak-Krieges 2003
- Die Herausforderungen der Kriegsberichterstattung
- Die Darstellung des Krieges in der deutschen Tagespresse
- Die Kritik an der Kriegsberichterstattung
- Die Suche nach einem zukunftsfähigen Modell der Kriegsberichterstattung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Problemstellung ein und erläutert die Konzeption und Vorgehensweise der Arbeit. Es werden die zentralen Begriffe Kriegsberichterstattung, ,,embedded journalists", Stereotype, Vorurteile und Feindbilder sowie Propaganda und Public Relations definiert. Das zweite Kapitel beleuchtet die Entwicklung der Kriegsberichterstattung vom Vietnamkrieg bis zum Irak-Krieg 2003 und analysiert die Rolle der Medien in diesen Konflikten. Im dritten Kapitel wird der historische Hintergrund des Irak-Krieges 2003 skizziert und die Rolle der Medien in der Vorgeschichte des Krieges untersucht. Das vierte Kapitel befasst sich mit der Kriegsberichterstattung in der deutschen Tagespresse zum Irak-Krieg 2003. Es werden die Aufgaben und Funktionen der Tagespresse, die Zyklen der Kriegsberichterstattung und die Begründung der Auswahl der untersuchten Zeitungen erläutert. Anschließend wird die Kriegsberichterstattung der vier Zeitungen (Frankfurter Allgemeine Zeitung, die tageszeitung, Bild-Zeitung und Göttinger Tageblatt) anhand verschiedener Kriterien analysiert, wie z.B. die Intensität der Berichterstattung, die Themenschwerpunkte, die Akteure, die Sprache, die Wahl der Pressefotografien, die Transparenz und Quellenvielfalt sowie die Berichterstattung durch Expertenstatements. Schließlich werden die Ergebnisse der Analyse zusammengefasst und die Kritik an der Kriegsberichterstattung in der deutschen Tagespresse zum Irak-Krieg 2003 erörtert.
Schlüsselwörter
Kriegsberichterstattung, Irak-Krieg 2003, Medien, Tagespresse, Objektivität, Transparenz, Propaganda, Public Relations, „embedded journalists", Stereotype, Vorurteile, Feindbilder, Friedensjournalismus.
- Quote paper
- Samira Neuhaus (Author), 2004, Charakteristik und Kritik der Kriegsberichterstattung in der deutschen Tagespresse zum Irak-Krieg 2003, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32696