Skript: Fertigungswirtschaft 2


Skript, 2004

24 Seiten


Leseprobe


Inhalt

1 Die Ermittlung von Verteilzeiten
1.1 Die Verteilzeit (tv oder V)
1.2 Verfahren zur Bestimmung von Verteilzeitprozentsätzen
1.2.1 Die Langzeitaufnahme
1.2.2 Die geteilte Zeitaufnahme
1.2.3 Die Multimomentaufnahme

2 Die Ermittlung von Erholzeiten
2.1 Menschliche Arbeit und Leistung
2.1.1 Die körperliche Leistungsfähigkeit
2.1.2 Ermüdung und Erholung
2.2 Die Ermittlung von Erholzeitprozentsätzen

3 Die Arbeitsbewertung
3.1 Allgemeine Grundlagen
3.2 Die summarische Arbeitsbewertung
3.2.1 Das Rangfolgeverfahren
3.2.2 Das Lohngruppenverfahren
3.2.3 Die summarische Punktemethode
3.3 Die analytische Arbeitsbewertung
3.3.1 Die analytische Punktemethode
3.3.2 Das Stufen-Wertzahl-Verfahren nach Euler und Stevens
3.3.3 Das Rangreihenverfahren nach Hagner und Weng

4 Die Organisation des Unternehmens
4.1 Arbeitsteilung und Organisation
4.2 Die Organisation der Unternehmensspitze
4.2.1 Das Direktoralsystem
4.2.2 Das Kollegialsystem
4.3 Die Aufbauorganisation des Gesamtunternehmens
4.3.1 Das patriarchalische System
4.3.2 Das Liniensystem
4.3.2.1 Das Liniensystem mit funktionaler Gliederung
4.3.2.2 Die Spartenorganisation
4.3.3 Das Stabliniensystem
4.3.4 Die Matrixorganisation
4.4 Die Organisation des Arbeitsablaufs
4.4.1 Das Werkstättenprinzip
4.4.2 Das Fließprinzip
4.4.3 Das Gruppenprinzip

1 Die Ermittlung von Verteilzeiten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.1 Die Verteilzeit (tv oder V)

te = tg + tv + ter

tr = trg + trv + trer

tv = tp + ts Abb.1.1 Verteilzeiten

Die Einzelteilzeit te setzt sich zusammen aus der Grundzeit tg, der Verteilzeit tv und der Erholzeit ter. Die Rüstzeit tr setzt sich zusammen aus der Rüstgrundzeit trg, der Rüstverteilzeit trv und der Rüsterholzeit trer. Die Verteilzeit tv setzt sich zusammen aus persönlicher Verteilzeit tp und sachlicher Verteilzeit ts. (siehe Abb. 3.1 P4 Auftragszeit) Die Verteilzeit wird prozentual zugeschlagen.

Definition: Verteilzeiten sind zusätzlicher Zeitaufwand, der mit dem Arbeitsauftrag nur mittelbar im Zusammenhang steht, aber notwendige Tätigkeiten beinhaltet (ts) oder der für die Belange des Arbeiters erforderlich ist (tp).

Die sachlichen Verteilzeiten ts enthalten in der Regel Zeiten für zusätzliche Tätigkeit MZ (tMZ) und Zeiten für störungsbedingtes Unterbrechen (tMS).

Die persönlichen Verteilzeiten enthalten in der Regel Zeiten für persönlich bedingtes Unterbrechen MP (tMP).

Verteilzeiten treten in der Regel unregelmäßig auf und können daher dem einzelnen Auftrag nicht direkt zugeordnet werden. Daher werden Verteilzeiten prozentual zugeschlagen. Beispiele sind der Toilettengang, Späne entfernen, kleine Reparaturen. Sie werden pro Werkstück prozentual zugeschlagen, es gibt also einen Verteilzeitprozentsatz zv im Betrieb, der bei jeder neuen Vorgabezeit benutzt wird um die Verteilzeit zu berechnen.

tv = ( zv / 100 ) * tg Die Grundzeit tg wird nach MTM oder WF bestimmt.

1.2 Verfahren zur Bestimmung von Verteilzeitprozentsätzen

zv = Stv aufgenommen / Stg aufgenommen

Je nach Verhältnissen im Betrieb werden Verteilzeitprozentsätze ermittelt,

a) für einzelne Arbeitsplätze

b) für Gruppen von Arbeitsplätzen

c) für ganze Werkstätten

Grundsätzlich muss eine Verteilzeitaufnahme so lang dauern, dass jede Verteilzeit die Chance bekommt, in der Aufnahme zu erscheinen. Also mindestens Aufnahmedauer von einer Woche. Es gibt drei verschiedene Verteilzeitaufnahmeverfahren, die im folgenden behandelt werden: Die Langzeitaufnahme, die geteilte Zeitaufnahme, die Multimomentaufnahme.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1.2 Verteilzeitprozentsätze

1.2.1 Die Langzeitaufnahme

Die Langzeitaufnahme ist eine Stoppuhrzeitaufnahme. Sie erfolgt am gleichen Arbeitsplatz jeweils von Schichtanfang bis Schichtende während einer ganzen Woche. Dabei werden alle Grundzeiten, alle Verteilzeiten und alle Erholzeiten aufgenommen. Die Aufnahme erfolgt auf dem Verteilzeitaufnahmebogen V2. Auf dem Sortierbogen V3 werden die Zeiten sortiert. Auf dem Zusammenstellungsbogen V4 werden die einzelnen Zeitarten zusammengestellt und dann wird auf der Rückseite des Ergebnisbogens V1 der Verteilzeitprozentsatz errechnet.

1.2.2 Die geteilte Zeitaufnahme

Die geteilte Zeitaufnahme ist ein Verfahren, das besonders gut geeignet ist, wenn ein gemeinsamer Verteilzeitprozentsatz für mehrere Arbeitsplätze gebildet werden soll, und diese Arbeitsplätze sich bezüglich der Arbeitsverhältnisse und der dort bearbeiteten Aufträge in einem bestimmten Maß unterscheiden. Sie ist ebenfalls eine Stoppuhrzeitaufnahme und muss ebenfalls über eine Woche laufen, allerdings an mehreren Arbeitsplätzen stichprobenartig. Die Zeitabschnitte müssen zufällig sein, und es muss an jedem Arbeitsplatz an jedem Wochentag einmal aufgenommen werden. Die Zeitaufnahme erfolgt auf den gleichen Bögen (V1-V4) wie die Langzeitaufnahme.

Wir teilen die Schicht in so viele Zeitabschnitte, wie sie Arbeitsplätze hat. Nun wird in einem Zufallsplan festgelegt, welcher Arbeitsplatz an welchem Wochentag in welchem Zeitabschnitt angelaufen wird. (Tabelle 1.1)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle.1.2 Beispiel für Zufallsplan

1.2.3 Die Multimomentaufnahme

Die Multimomentaufnahme ist keine Stoppuhrzeitaufnahme. Sie ist geeignet, wenn ein gemeinsamer Verteilzeitprozentsatz für mehrere Arbeitsplätze gebildet werden soll, die möglicherweise im Betrieb auch in größerer Entfernung voneinander angeordnet sein dürfen. Bei dieser Verteilzeitaufnahme werden nur die an den beobachteten Arbeitsplätzen jeweils angetroffenen Zeitarten markiert. Bei einer genügend großen Stichprobe wird die Zeitart, die am häufigsten auftritt auch am häufigsten angetroffen werden, und die mit dem geringsten Zeitanteil auch am wenigsten. So kann gesagt werden, dass der Anteil der Markierungen für eine Zeitart an der Gesamtheit aller Markierungen auch dem Zeitanteil dieser Zeitart an der Gesamtzeit entspricht. Auf diese Weise können Zeitanteile bestimmt werden ohne die Zeit wirklich zu messen. Daher wird die Multimomentaufnahme nicht nur zur Ermittlung von Verteilzeitprozentsätzen eingesetzt, sondern überall dort, wo es wichtig ist, Zeitanteile an einer Gesamtzeit festzustellen. Es folgen die Blätter V1 – V4 + 2 x Zufalls - Minutentafeln

Ablauf eine Multimomentaufnahme:

1) Ziel festlegen
2) Ablaufabschnitte (bzw. Zeitarten) festlegen
3) Zeitarten in Beobachtungsbogen eintragen
4) Rundgangsplan festlegen, immer der gleiche Weg. Festlegen, in welcher Reihenfolge die Arbeitsplätze während der Untersuchung angelaufen werden.
5) Bestimmung der Stichprobengröße

a) gehe von der am meisten interessierenden Zeitart aus und schätze ihren Anteil p´ an der Gesamtzeit.

b) lege die geforderte Genauigkeit fest und bestimme daraus das Streumaß f´

c) errechne die voraussichtliche Stichprobengröße n´

n´ = [1,96² * p´ * (100-p´)] / f´ ²

p´ ist der vorläufig geschätzte Anteil der interessierenden Zeitart an der Gesamtzeit aus Punkt a)

6) Bestimmung der Rundgangszahl

a) wir legen die Anzahl der täglichen Beobachtungen fest nT = n´ / T

b) wir legen die Anzahl der täglichen Rundgänge fest RT = nT / nR

nR ist die Anzahl der Beobachtungen pro Rundgang, also der Maschinen pro Rundgang.

7) Bestimmung der Rundgangszeitpunkte. Es wird für jeden Beobachtungstag ein neuer Zeitplan erstellt. Die Rundgangsroute ist immer die gleiche, damit die Beobachtungspunkte (z.B. Stützpfeiler) immer die gleichen sind. Unser Team behilft sich der Zufalls-Stunden-Minuten-Tafeln. Jedes Kästchen links ist eine Zufallsstundentafel, jedes Kästchen rechts ist eine Zufalls-Minuten-Tafel. Wir ermitteln so eine Zusammenstellung von jeweils Stunden und Minuten, die dann zusammengeschrieben werden. Die Startzeiten müssen nun der Größe nach sortiert werden, alle diejenigen vor Schichtbeginn und nach Schichtende müssen ausgestrichen werden, und alle Startzeiten, die zu eng beisammen liegen werden ebenfalls gestrichen. Die verbleibende Rest sind nun die Rundgangsstartzeiten.

8) Durchführung der Multimomentaufnahme.

a) Aufnahme von ca. 500 Beobachtungen, unabhängig davon, ob n´ vielleicht 2500 war. Die 500 Stück dienen zur Festlegung der endgültigen Stichprobenzahl n.

b) Wir bilden einen Prozentsatz der interessierenden Zeit und nennen ihn p500

c) Wir errechnen das Streumaß von 500:

f500 = 1,96 * Ö [ p500 * (100-p500) / n500]

d) Ist f500 £ f´ kann mit der Multimomentaufnahme schon jetzt aufhört werden, da sehr genau beobachtet wurde und die Genauigkeit schon sichergestellt ist.

e) Ist f550 > f´ legen wir die neue Stichprobengröße n fest.

n = [1,96² * p500 * (100-p500)] / f´ ²

f) Erhebung der Gesamtstichprobe n und Endauswertung in Prozentsätzen.

Beurteilung:

Negativ: Die Multimomentaufnahme ist nicht nachvollziehbar.

Positiv: Sie ist wenig aufwendig, leicht durchzuführen und bindet den Zeitnehmer nicht permanent. Die Spannung zwischen Arbeitnehmer und Zeitaufnehmer entsteht nicht.

Beispiele:

- Anteil bestimmter Störungsbedingter Stillstandzeiten von Maschinen
- Kenntnisse solcher Zeitanteile wichtig bei geplanten Rationalisierungsmaßnahmen -

2 Die Ermittlung von Erholzeiten

2.1 Menschliche Arbeit und Leistung

2.1.1 Einführung

Die Menschliche Arbeit und Leistung kann nicht wie bei einer Maschine bewertet werden, da der Mensch ermüdet.

2.1.2 Die körperliche Leistungsfähigkeit

Die Arbeit und die Leistung des Menschen dürfen nicht nur an physikalischen Grenzen gemessen werden. Neben der körperlichen Arbeitseignung und der Übereinstimmung von Eignung und Anforderung spielen vielfältige geistige und seelische Einflüsse beim Zustandekommen von Leistung eine Rolle.

Wir unterscheiden zwischen vorwiegend muskelmäßiger Arbeit und vorwiegend nicht muskelmäßiger Arbeit. ( siehe Abb.2.5 P4)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Grundumsatz ist der Energieumsatz, der notwendig ist zur Aufrechterhaltung der Körperfunktionen, wie Atmung, Herzschlag, Verdauung, Körperhaltung, Er beträgt ca. 7100 bis 7500 kJ pro Tag. Die Höchstleistung hingegen ist:(Tb. 2.1)

Tabelle 2.1Höchstleistung

Messung der menschlichen Arbeit:

Anhand der Kurve des tatsächlichen O2 Bedarfs sehen wir das die benötigte Menge von Sauerstoff erst später als erforderlich zur Verfügung steht. Der Sauerstoffmangel wird nach der Belastung kompensiert, d.h. er wird ausgeglichen. (Abb. 2.1)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.1 Respirationsmessung

Die Dauerleistungsgrenze (DLG) ist die Belastung, bei der gerade noch ein „steady state“ eintritt. Werte sind der Ruhepuls + 30/35 Schläge. Leistungen oberhalb der DLG erfordern Ruhepausen. (Abb. 2.2)

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Skript: Fertigungswirtschaft 2
Veranstaltung
Vorlesung
Autor
Jahr
2004
Seiten
24
Katalognummer
V32703
ISBN (eBook)
9783638333580
ISBN (Buch)
9783638651936
Dateigröße
918 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Skript, Fertigungswirtschaft, Vorlesung
Arbeit zitieren
Rolf Mohr (Autor:in), 2004, Skript: Fertigungswirtschaft 2, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32703

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Skript: Fertigungswirtschaft 2



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden