Das, das ist der garstige breite Graben, über den ich nicht kommen kann, sooft und ernstlich ich auch den Sprung versucht habe. Kann mir jemand hinüberhelfen, der tu′ es; ich bitte ihn, ich beschwöre ihn. Er verdienet einen Gotteslohn an mir.6 Lessing situiert sich selbst also auf der Vernunftsseite des Grabens. Der Sprung auf das gegenüberliegende Ufer wird ihm durch sein rationelles Denken verwehrt. Er kann den durch die historische Kritik gebildeten Abgrund, der sich vor ihm auftut, nicht überwinden. Aber ein Wille, über den Graben zu kommen existiert; der Wunsch, sich von der Rationalität wenigstens etwas abzulösen und den Glauben zu verstehen, vielleicht sogar selbst anzufangen, an eine geoffenbarte Religion zu glauben, ist da. Aber er schafft diesen Sprung nicht, weil er die Religionsgeschichte für zufällig hält und nach einer Wahrheit fragt, die unabhängig von der Historie existiert. So bittet er um Hilfestellung bei der Überwindung des Abgrunds, oder sucht zumindest nach einer Brücke, über die er sich dem anderen Ufer, der „Glaubenbereitschaft“, wenigstens annähern kann.
Inhaltsverzeichnis
- Introduktion
- Der reimarsche „Hauptsturm auf die christliche Religion“
- Die Brandstiftung: Lessings Beweggründe für die Herausgabe der Fragmente
- „Die logische Ordnung unsrer Gedanken“: Axiomata
- Das vorläufige Etwas und Lessings Schwächen
- „Es ist mir erlaubt, Ihnen den Eimer faulen Wassers, in welchem Sie mich ersäufen wollen, tropfenweise auf den entblößten Scheitel fallen zu lassen.“ Lessings Antwort, die Anti-Goeze
- Die nötige Antwort (auf eine unnötige Frage?)
- Die Zensur
- Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text beleuchtet Lessings Engagement für die Aufklärung und seinen Kampf gegen die „Unmündigkeit“ des Menschen gegenüber einer vermeintlich übergeordneten göttlichen Instanz. Er analysiert Lessings Auseinandersetzung mit der Theologie und die Konflikte, die aus seiner rationalen Denkweise und seinem Interesse für die Religion resultieren.
- Lessings Auseinandersetzung mit der Religionskritik von Hermann Samuel Reimarus
- Die Rolle der Vernunft und des Glaubens im Denken Lessings
- Die Bedeutung der Fragmente für die Entwicklung von Lessings Theologie
- Der Konflikt zwischen Vernunft und Offenbarung
- Die Bedeutung des Fragmentenstreits in der Geschichte der Aufklärung
Zusammenfassung der Kapitel
- Introduktion: Dieses Kapitel führt in Lessings Lebenswerk und seine Auseinandersetzung mit der Aufklärung ein. Es beleuchtet Lessings Suche nach der Wahrheit und sein Spannungsfeld zwischen Vernunft und Glauben.
- Der reimarsche „Hauptsturm auf die christliche Religion“: Hier wird Reimarus' Werk "Die vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion" vorgestellt. Reimarus argumentiert, dass alle Religionen ihren Ursprung in einer natürlichen, aus der Vernunft entstandenen Religion finden.
- Die Brandstiftung: Lessings Beweggründe für die Herausgabe der Fragmente: Dieses Kapitel beleuchtet Lessings Entscheidung, Reimarus' Fragmente zu veröffentlichen, und die Motivationen hinter dieser Wahl.
- „Die logische Ordnung unsrer Gedanken“: Axiomata: Hier werden Lessings philosophische Grundsätze und seine Suche nach einer rationalen Ordnung der Welt diskutiert.
- Das vorläufige Etwas und Lessings Schwächen: Dieses Kapitel befasst sich mit den Grenzen der Vernunft und den Herausforderungen, die Lessing in seiner Auseinandersetzung mit dem Glauben begegnet.
- „Es ist mir erlaubt, Ihnen den Eimer faulen Wassers, in welchem Sie mich ersäufen wollen, tropfenweise auf den entblößten Scheitel fallen zu lassen.“ Lessings Antwort, die Anti-Goeze: Dieser Abschnitt beleuchtet Lessings Verteidigung seiner Position gegenüber dem Hamburger Hauptpastor Johann Melchior Goeze.
- Die nötige Antwort (auf eine unnötige Frage?): Dieses Kapitel setzt sich mit Lessings Antwort auf Goez' Kritik auseinander und vertieft die Debatte um Vernunft und Glaube.
- Die Zensur: Hier wird Lessings Kampf gegen die Zensur seiner Schriften und seine Bemühungen um Meinungsfreiheit beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Themen des Textes sind: Aufklärung, Vernunft, Glaube, Religion, Theologie, Fragmentenstreit, Reimarus, Goeze, Offenbarung, Geschichte, Philosophie, Toleranz, Zensur, Axiomata, Fragmente, "Nathan der Weise", "Die Erziehung des Menschengeschlechts", "Die vornehmsten Wahrheiten der natürlichen Religion".
- Arbeit zitieren
- Nike-Marie Steinbach (Autor:in), 2004, "...ein garstiger, breiter Graben... " Gotthold Ephraim Lessing in der Konfrontation "Vernunft versus Religion und Glaube", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32720