Die Erzählung „Der kleine Herr Friedemann“ von Thomas Mann gehört heutzutage nicht gerade zu den bekanntesten und meistgelesenen Werken eines Autors, der mit Romanen wie „Die Buddenbrooks“, „Doktor Faustus“, „Der Zauberberg“ aber auch mit Erzählungen wie „Der Tod in Venedig“ oder „Tristan“ zu Weltruhm gelangte. Dennoch beinhaltet der Friedemann–Text schon einiges der künstlerischen Ästhetik, die das Schreiben Thomas Manns auszeichnet. Nach eigenen Angaben des Autors verhalf diese Erzählung erheblich zu seinem literarischen Durchbruch1, was natürlich allein schon als Grund vollends genügt, sie näher zu beleuchten. Es stellt sich nun die Frage, worin seine Besonderheiten liegen? Das markanteste Merkmal der Erzählung ist sicherlich die Figurendarstellung und –entwicklung der beiden Hauptakteure Johannes Friedemann und Gerda von Rinnlingen. Die Seminararbeit will die Figurenprofile dieser beiden Personen nachzeichnen. Hierbei soll insbesondere darauf Rücksicht genommen werden, inwiefern das Potenzial der Selbstzerstörung in Friedemann schon vor der Begegnung mit Gerda vorhanden war und wodurch diese Frau es schaffte, in dem Mann die Begierde nach Liebe und Leidenschaft neu zu wecken. Selbstverständlich wird sich diese Arbeit zunächst auf die Erzählung selbst stützen und die darin dargestellten Figurenprofile schildern. An entscheidenden, interpretatorisch relevanten Stellen wird auch Literatur zum Thema herangezogen werden, unter der vor allem die Abhandlungen von Thomas Vaget, Fred Müller und Holger Rudloff von größerer Bedeutung sind.
Inhaltsverzeichnis
- I. Hinführung mit Erörterung der Fragestellung
- II. Entwicklung der Figurenprofile
- 1. Johannes Friedemann von der Kindheit bis zur Begegnung mit Gerda von Rinnlingen
- 1.1 Der „stiefmütterlich behandelte Mensch\" Friedemanns physische Gebrechen und die Reaktionen darauf
- 1.2 Der „vom Schicksal geschlagene\" - Friedemanns negative Erfahrungen mit Frauen
- 1.3 Die „friedlich-philosophische Art“ - Friedemanns Absage an die Leidenschaft
- 2. Gerda von Rinnlingen tritt in Friedemanns Leben
- 2.1 Gerdas Auftreten und Äußeres
- 2.2 Ihre ersten Zusammentreffen mit Friedemann
- 2.3 Die Gemeinsamkeiten der beiden und Gerdas Verständnis für ihn
- III. Sehnsucht und Motive in der Erzählung
- 1. Friedemanns Sehnsucht nach Ruhe
- 2. Das Zittern - Friedemanns Reaktion auf Katastrophen
- IV. Das Ende Friedemanns
- 1. Spielt Gerda mit Friedemann?
- 2. Wer vernichtet Friedemann?
- IV. Abschließende Bemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert die Figur des Johannes Friedemann in Thomas Manns Erzählung „Der kleine Herr Friedemann“. Sie untersucht, wie Friedemanns Charakter und Lebensgeschichte durch seine körperlichen und emotionalen Erfahrungen geprägt wurden und welche Rolle die Begegnung mit Gerda von Rinnlingen in seiner Entwicklung spielt.
- Die Darstellung des „stiefmütterlich behandelten Menschen“ Friedemann
- Die Auswirkungen von Friedemanns physischen Gebrechen und negativen Erfahrungen
- Die Beziehung zwischen Friedemann und Gerda von Rinnlingen
- Friedemanns Sehnsucht nach Ruhe und seine Reaktion auf Katastrophen
- Die Rolle von Liebe und Leidenschaft in Friedemanns Leben
Zusammenfassung der Kapitel
I. Hinführung mit Erörterung der Fragestellung
Die Einleitung stellt die Erzählung „Der kleine Herr Friedemann“ im Kontext des Gesamtwerks von Thomas Mann vor und erläutert die Bedeutung der Figurendarstellung und -entwicklung für die Geschichte. Sie stellt die Frage, inwieweit Friedemanns Potenzial zur Selbstzerstörung bereits vor seiner Begegnung mit Gerda vorhanden war und wie diese Frau seine Begierde nach Liebe und Leidenschaft neu weckt.
II. Entwicklung der Figurenprofile
1. Johannes Friedemann von der Kindheit bis zur Begegnung mit Gerda von Rinnlingen
Dieser Abschnitt beschreibt Friedemanns physische und psychische Entwicklung von der Kindheit bis zu seiner Begegnung mit Gerda. Er beleuchtet seine körperlichen Makel, die Reaktionen seiner Umwelt auf diese Makel und seine negativen Erfahrungen mit Frauen.
2. Gerda von Rinnlingen tritt in Friedemanns Leben
Dieser Abschnitt beschreibt die Begegnung Friedemanns mit Gerda und die Auswirkungen ihrer Beziehung auf ihn. Er untersucht Gerdas Auftreten, ihre ersten Begegnungen mit Friedemann und das Verständnis, das sie für ihn aufbringt.
III. Sehnsucht und Motive in der Erzählung
Dieses Kapitel beleuchtet Friedemanns Sehnsucht nach Ruhe und seine Reaktion auf Katastrophen. Es untersucht, wie diese Motive in der Erzählung zum Ausdruck kommen.
IV. Das Ende Friedemanns
Dieser Abschnitt untersucht die Frage, ob Gerda mit Friedemann spielt und wer letztendlich für seinen Untergang verantwortlich ist.
Schlüsselwörter
Die Erzählung „Der kleine Herr Friedemann“ thematisiert die Folgen von physischen und psychischen Traumata für die Entwicklung eines Menschen. Die Beziehung zwischen Friedemann und Gerda, die Sehnsucht nach Ruhe und die Reaktion auf Katastrophen stehen im Zentrum der Analyse.
- Arbeit zitieren
- Hans-Peter Schneider (Autor:in), 2004, Figurendarstellung und Figurenentwicklung im "Kleinen Herr Friedemann" von Thomas Mann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32792