Die Demontage des American Dream in Doctorows Ragtime


Seminararbeit, 2001

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Themenstellung
1.2 Begriffserklärung und geschichtlicher Hintergrund

2 Der American Dream in Doctorows Ragtime

3 Die einzelnen Charaktere und ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit dem American Dream
3.1 Father
3.1.1 Einordnung von fathers American Dream in den Roman
3.1.2 Die Polexpedition als Sinnbild des American Dream
3.1.3 Das Scheitern der Expedition
3.1.4 Die Bloßstellung von fathers Traum
3.2 Tateh
3.2.1 Einordnung der Figur Tatehs in den Roman
3.2.2 Tatehs American Dream
3.2.3 Tatehs Wandlung
3.3 Coalhouse
3.3.1 Einordnung von Coalhouses American Dream in den Roman
3.3.2 Die Person Coalhouse
3.3.3 Das Scheitern von Coalhouse
3.3.4 Inkorporation des Charakters Coalhouse in den Text

4 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

1.1 Themenstellung

Der Roman Ragtime von E.L. Doctorow beschäftigt sich mit der amerikanischen Gesellschaft und Geschichte zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Dabei mischt Doctorow Fiktion und geschichtliche Wahrheit, indem er neben erdachten Charakteren auch real existierende Personen in die Handlung mit ein bezieht. Der Roman greift dabei verschiedene Themen auf; neben der Frauenbewegung, Rassenkonflikten und der Arbeiterbewegung wird vor allem auf den American Dream mit seinen Schattenseiten eingegangen.

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Demontage des American Dream in Doctorows Ragtime, exemplarisch belegt am Beispiel verschiedener Charaktere und Situationen. Dabei wird zuerst allgemein auf den Begriff des American Dream eingegangen und die Kernelemente herausgearbeitet. Anhand der festgelegten Definitionen sollen anschließend Aspekte in Doctorows Roman aufgezeigt werden, die sich mit dem American Dream befassen. Dabei soll belegt werden, dass Doctorow dessen Ideale sehr kritisch betrachtet und hinterfragt, also eine Demontage des American Dream stattfindet. Exemplarisch werden dabei die Personen father, Tateh und Coalhouse untersucht. Diese drei Charaktere verdeutlichen die verschiedenen Aspekte des American Dream: die Suche nach bisher Unerforschtem (father), der materielle Aufstieg (Tateh) und das Freiheits- und Gerechtigkeitsideal (Coalhouse). Zwar erscheinen im Roman auch noch weitere Figuren, die den amerikanischen Traum aus ihrem Blickwinkel betrachten, doch dessen Vielschichtigkeit lässt sich besonders gut an den genannten Charakteren verdeutlichen.

1.2 Begriffserklärung und geschichtlicher Hintergrund

Schon immer faszinierte der Mythos des American Dream Generationen von Amerikanern, Immigranten und Menschen aller Kulturkreise. Viele wollten an ihm teilhaben und nahmen für seine Erfüllung oft große Risiken auf sich. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff American Dream ?

Laut Wersich versteht man unter dem American Dream „einen synthetischen Begriff, unter dem die historisch je unterschiedlichen Wünsche und Zukunftserwartungen subsumiert werden, die mit Amerika oder speziell den USA verbunden sind. Diese spiegeln zunächst eher die Defizite der europäischen Situation und die Dispositionen der außeramerikanischen Betrachter als inneramerikanische Realitäten.“[1]

Die Bedeutung des American Dream wurde schon 1931 von J.T. Adams erkannt, der damit „the greatest contribution we have as yet made to the thought and welfare of the world”[2] bezeichnete. Obwohl schon die ersten Siedler ihre Vorstellungen des amerikanischen Traums mit in die neue Heimat brachten, war Adams der erste, der den Begriff prägte.

Die mythische Dimension des American Dream ist eine der ersten, die das Bild von Amerika prägen. So sehen die Entdecker Amerika als El Dorado und für viele Immigranten auf der Flucht vor Hunger und Überbevölkerung wird es zum Land, in dem „Milch und Honig fließen“. Erst durch die europäischen Defizite sich kann der American Dream als Mythos etablieren.[3]

Der Begriff lässt sich ebenfalls ökonomisch interpretieren. Fruchtbares Land war in Amerika genügend vorhanden; außerdem mangelte es nicht an Bodenschätzen wie Gold und Öl, die zu wahren Rauschzuständen der Bevölkerung führten (z.B. dem Alaska Gold Rush 1905). Durch Bürgerkrieg und Industrialisierung reduzierte sich der amerikanische Traum fast nur auf diese ökonomische Dimension, bei der die soziale Mobilität propagiert wird und nach dem es jedem möglich ist, genügend zu verdienen, wenn er sich nur genügend Mühe gibt.[4]

Inzwischen existieren viele verschiedene Definitionen, immer abhängig von Zeit und Umfeld, in dem sie entstanden. Allen gemeinsam ist aber die Tatsache, dass sie den amerikanischen Traum als eine Einstellung von Hoffnung und Glauben bezeichnen, die darauf abzielt, menschliche Wünsche und Begierden im spezifischen amerikanischen Kontext zu erfüllen. Eine Beschreibung dieser Wünsche findet sich in Thomas Jeffersons Unabhängigkeitserklärung von 1776: „We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.“[5]

Diese sozio-politische Dimension, die in der Verfassung festgeschrieben ist, propagiert den unbeschränkten Induvidualismus. Immaterielle und vor allem materielle Selbstverwirklichung wird dabei als oberstes Bürgerrecht betrachtet, ohne Rücksichtnahme auf die negativen Begleiterscheinungen.[6]

So prägt heutzutage vor allem der Ausspruch „from rags to riches“ (etwa: vom Tellerwäscher zum Millionär) unser Bild vom amerikanischen Traum, das sich sowohl in den Köpfen der Menschen wie auch in der Literatur fest eingeprägt hat.

2 Der American Dream in Doctorows Ragtime

Doctorows Ragtime beschreibt den amerikanischen Traum der Jahrhundertwende. Im Roman tauchen verschiedenste Aspekte des amerikanischen Traums auf: die Suche nach bisher Unerforschtem, der materielle Aufstieg und das Freiheitsideal. Doc-

torow beschreibt diese Facetten an den unterschiedlichsten Charakteren; allerdings beschränkt er sich nicht auf das bloße Betrachten, sondern hinterfragt kritisch die verschiedenen Aspekte des American Dream.

Doctorow versteht es, die verschiedenen Facetten des amerikanischen Traums durch einzelne Charaktere genauer zu beleuchten. Durch die Ansiedlung in unterschiedlichen sozialen Milieus und die zu Beginn des Romans scheinbar unverknüpften Handlungsstränge ist es ihm möglich, die Thematik des amerikanischen Traums von mehreren Seiten her anzugehen. Die Verknüpfung der Handlungsstränge im Verlauf des Romans führt diese Einzelaspekte dann zu einem Gesamtkonzept zusammen, das die Komplexität des Begriffes American Dream verdeutlicht. Dabei beleuchtet Doctorow vor allem die negativen Aspekte des amerikanischen Traums.

Das Thema „Träume und die damit verbundenen Enttäuschungen“ zieht sich durch den gesamten Roman. Ausbeutung der Immigranten als billige Arbeitskräfte, die fortwährende Rassendiskriminierung sowie die extreme Kluft zwischen arm und reich verleumden die Existenz des amerikanischen Traums. Unzufriedenheit kennzeichnet die Weißen der Mittel- und Oberschicht in Doctorows Roman, die primären Anhänger des amerikanischen Traums, der langsam, aber sicher zu bröckeln beginnt. Die zunehmende Anzahl an mittellosen Immigranten, die in der Hoffnung auf politische Freiheit sowie vor allem materiellen Reichtum nach Amerika auswanderten, machte deutlich, dass das angestrebte Konzept einer klassenlosen Gesellschaft nicht zu verwirklichen war. Für die Hauptcharaktere von Ragtime verwandeln sich die Enttäuschungen in Desillusion.

[...]


[1] Wersich, S. 51.

[2] Adams, S. VII.

[3] Vgl. Wersich, S. 52.

[4] Vgl. Wersich, S. 52.

[5] Jefferson, S.1.

[6] Vgl. Wersich, S. 52.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Demontage des American Dream in Doctorows Ragtime
Hochschule
Universität Mannheim  (Fachbereich Anglistik)
Veranstaltung
Proseminar Literaturwissenschaften
Note
1,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
18
Katalognummer
V3280
ISBN (eBook)
9783638119948
Dateigröße
531 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Demontage, American, Dream, Doctorows, Ragtime, Proseminar, Literaturwissenschaften
Arbeit zitieren
Stefanie Schaal (Autor:in), 2001, Die Demontage des American Dream in Doctorows Ragtime, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3280

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