Leseprobe
Gliederung:
1. Die Sache
2. Die Sequenz – zeitliche Abfolge
3. Die Lernziele
4. Verwendete Materialien / Medien
5. Verwendete Literatur
6. Stundenbild
7. Anhang
1. Die Sache
Die Sache an sich
Hanna und Simeon sind im Tempel von Jerusalem anzutreffen – einem Ort, mit dem sich die Hoffnung verbindet, dass hier die messianische Endzeit des Friedens beginnen wird.
Simeon ist ein jüdischer Greis in Jerusalem. Lk 2, 25-35 erzählt anlässlich der Darstellung Jesu im Tempel, Simeon sei durch den Heiligen Geist offenbart worden, dass er den Tod nicht schauen werde, ehe er den Messias des Herren gesehen habe. Vom Heiligen Geist in den Tempel geführt, nimmt er das Jesus-Kind, das acht Tage nach seiner Geburt nach dem Gesetz des Moses von Maria und Josef dem Herrn im Tempel dargebracht werden soll, in die Arme und spricht das hymnische „Nunc dimittis“ („Nun entlässt du [Herr, deinen Knecht…in Frieden scheiden.]“) sowie eine Prophetie über die künftige Bedeutung Jesu. Simeon erkennt in dem Kind den Messias beziehungsweise Gottes Wirken in diesem Kind. In diesem Vertrauen wird er nun auch sterben können.
Die Erzählung wird judenchristlichen Ursprungs sein; über einen eventuellen historischen Haftpunkt ist kaum Sicheres zu sagen.
Früh nahm sich die weitere Legendenbildung des Simeon an. Das Protevangelium Jacobi 24, 3 f. macht ihn zum Beispiel zum Priester und Nachfolger des Zacharias, des Vaters Johannes' des Täufers. Nach Acta Pilati 17, 1 wäre er gar Hohepriester gewesen; Jesus hätte später zwei seiner Kinder von den Toten erweckt. Simeons angebliche Reliquien wurden im 6. Jahrhundert nach Konstantinopel gebracht, dann 1243 nach Zara in Dalmatien, wo sie in einem von Elisabeth von Ungarn gestifteten Schrein verehrt werden. Festtag ist im Westen der 8. Okt., im byzantinischen Raum der 3. Febr.
Lukas oder schon die ihm vorliegende Tradition ergänzt V 36-38 mit der komplementären Perikope der Segnung durch Hanna (hebräisch „die Begnadete“). Die Prophetin ist 84 Jahre alt und Witwe seit vielen Jahren. Sie verbrachte ihr Leben damit, Tag und Nacht Gott mit Fasten und Beten zu dienen. Sie kam dazu, als Simeon im Tempel Gott für die Ankunft Jesu in der Welt dankte. Auch Hanna dankte Gott und übernahm als erste die Aufgabe, in ganz Jerusalem die gute Nachricht von der Erlösung der Menschen zu verbreiten.
Veronika Prüller-Jagenteufel sieht in der Beschreibung Hannas, symbolische Anspielungen: Sie war sieben Jahre verheiratet: sieben ist die Zahl der Fülle; sie lebte als Witwe im Tempel: also ganz auf Gott ausgerichtet, und das 84 = 7 x 12 Jahre lang: sozusagen 7 Jahre für jeden der 12 Stämme Israels. So wird sie zur Repräsentantin Israels und seiner Geschichte.
Hanna wird als Tochter Penuels bezeichnet. Penuel bedeutet: Ich habe Gott gesehen, und es ist die Bezeichnung, die Jakob dem Ort gibt, an dem er im Fluss mit Gott gerungen und Gottes Segen erhalten hat. Hanna trägt also ein Erbe: Sie weiß gewiss, dass Gott sich zeigt, und wenn das auch einmal ein Ringen bedeutet, so bringt es doch letztendlich Segen.
Über Hanna ist außer dem Bericht des Lukas nichts bekannt, es gibt auch keine Legenden.
Die Schüler und die Sache
Mit dieser Unterrichtseinheit endet das Thema „Menschen warten auf den, der Frieden bringt“. Die Schüler erlebten Jesu Kommen auf die Erde vom Wunsch Israels nach Rettung ab bis hin zu Hannas und Simeons Erfahrung von Weihnachten. Auf Grund dieses roten Fadens wird den Schülern bewusst, was das weltbewegende Ereignis bedeutet und die Geschichte wird nicht „nur“ auf das „Ereignis im Stall“ reduziert.
Hanna und Simeon sprechen deutlich das aus, was die Kinder fasziniert und bewegt beziehungsweise in ihrem Glauben stärkt: Jesus ist der Retter! Beide machen den Schülern Mut, Weihnachten nicht im Trubel und in der Hektik zu suchen. Die Schüler erkennen, dass Stärke manchmal ganz klein beginnt, nicht in Macht und Ruhm besteht.
Simeon und Hanna machen Mut, offen zu sein für eine Begegnung mit dem Neugeborenen. Die Schüler sehen Weihnachten somit nicht nur als Fest für einen Tag, sondern als eines, das Auswirkungen auf ihr ganzes Leben hat, weil dieses neugeborene Kind nicht nur ein Geschenk in der Krippe ist, sondern „das Licht der Welt“. Licht, ein Symbol, das beruhigt, nachdenklich stimmt und besinnlich macht. Es ermöglicht, die neben der fotografierbaren Wirklichkeit noch existierende andere Wirklichkeit abzubilden. Den Kindern wird durch die Ausbildung des „dritten Auges“ möglich, sich durch tieferes Sehen in der Welt zu orientieren.
Von Simeon und Hanna können die Schüler lernen, auf Gottes Verheißungen zu vertrauen und auf die Erfüllung von Frieden und Gerechtigkeit auch dann zu warten, wenn die äußeren Umstände das Gegenteil ansagen (siehe auch das Thema „Josef und seine Brüder“).
2. Die Sequenz - zeitliche Abfolge
1. Wir drücken unsere Hoffnungen und Sehnsüchte aus
2. Jesaja bringt eine trostvolle Botschaft
3. Der Engel Gabriel verkündet Maria eine frohe Botschaft
4. Maria und Elisabet
5. Jesus wird im Stall geboren – die Weihnachtsgeschichte nach dem Lukasevangelium aus der Sicht der Hirten
6. Hanna und Simeon sagen: Jesus ist das Licht für alle Völker
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