Ungarneinfälle und deren Abwehr zur Zeit Heinrichs I.


Seminararbeit, 2004

14 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Quellen Übersicht: Widukind von Corvey Thietmar von Merseburg

II. Ungarneinfälle, Hintergründe und deren Auswirkungen unter Einbeziehung der Quellen Widukinds
1. Die Ungarn in Bayern
2. Die ungarischen Raubzüge im Jahre 926-8

III. Organisation Der Abwehr
1. Defensive Verteidigungsmaßnahmen gegen den Osten
2. Offensive Verteidigungsmaßnahmen gegen den Osten
3. Taktik der Schlachtführung

IV. Nachwirkungen der erfolgreichen Verteidigung

Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis.

1. Einleitung

Die ungarischen Steppenreiter waren der gefährlichste Gegner des ottonischen Reiches. Als Steppenreiter werden riesige Heere von berittenen Bogenschützen bezeichnet, die aufgrund ihrer Geschwindigkeit, Wendigkeit und Menge einen nie zu unterschätzenden Gegner darstellten.

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Kampf gegen den äußeren Feind, insbesondere den schlimmsten von ihnen, die Ungarn, zurzeit Heinrich I. (875 - 936), dem ersten König des Deutschen Reiches. Bereits die früheste Nachricht führt uns zu diesen Ereignissen. Widukind von Corvey beschreibt das Geschehen beim Einfall der Ungarn im Jahre 926.

In der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, wie es Heinrich I. die Abwehr gegen die äußeren Feinde gelang – insbesondere der Ungarn, die seit dem ausgehenden 9. Jahrhundert mit zunehmender Intensität in das Reich einbrachen.

Welche konkreten Berührungspunkte gab es zwischen dem Abendland und den Ungarn? Wie ging man militärisch mit der ′unbekannten Übermacht′ um? Mit diesen Fragestellungen wird sich die vorliegende Arbeit in Grundzügen beschäftigen.

Als Quelle dient dabei die Sachsengeschichte von Widukind von Corvey und im geringeren Umfang auch die Quelle von Thietmar von Merseburg.

I. Quellen Übersicht:

1. Widukind von Corvey

Über das Leben Widukinds, abgesehen von seinem Beruf als Mönch, ist wenig bekannt. Der seltene Name könnte als Indiz auf Verwandtschaft mit jenem aufständischen Sachsenführer Widukind verstanden werden, der schließlich von Karl dem Großen bezwungen wurde und sich dem Kaiser unterwarf; allein dies bleibt Spekulation, die anderweitig keine substantielle Bestätigung erfährt[1]. Man vermutet, dass er um 925 geboren wurde und im Jahre 940 ins Kloster Corvey eingetreten ist[2]. Und wahrscheinlich im Jahre 973 gestorben ist. Widukind von Corvey, der Historiker des Sachsenstamms und Mönch zu Corvey, tritt uns fast ausschließlich in seinem einzig überlieferten Werk entgegen, den Res gestæ Saxonicæ. Gegenstand dieses Werkes ist die Geschichte des sächsischen Stammes von dessen Ursprung über die Zeit Heinrichs I. und Ottos des Großen bis in den Anfang der 70-er Jahre des 10. Jahrhunderts.

Widukinds Sachsengeschichte ist Mathilde gewidmet, der Tochter Ottos des Großen und Äbtissin von Quedlinburg.

Das erste Buch behandelt die Vorgeschichte der Sachsen, und den Übergang der fränkischen Königskrone auf die Sachsen und das Königtum Heinrichs I.

2. Thietmar von Merseburg

Thietmar von Merseburg (* 975,.. 1018) schreibt seine Chronik über die sächsische Kaiserzeit um 1012 zur Zeit Heinrichs II., also ca. 50 Jahre später als Widukind. Er entstammte der Familie der Grafen von Walbeck und war verwandt mit den Stader Grafen, den Billungern und den Ekkehardingern. Thietmar war für die geistliche Laufbahn vorgesehen und erhielt seine Erziehung und seinen Unterricht im Ottonischen Familienstift Quedlinburg sowie im Magdeburger Domstift. 1009 wurde Thietmar auf den Merseburger Bischofssitz berufen. Sein Wirken als Bischof war bestimmt von den Problemen der Wiederherstellung des Bistums Merseburg[3].

Thietmar von Merseburg begann seine zeitgenössische Chronik bereits Ende 1012. Am Ende des Jahres 1013 waren die ersten 3 Bücher niedergeschrieben. Bis zu seinem Tod 1018 schrieb er noch 5 weitere Bücher, wobei das letzte unvollendet abbricht. Äußerlich ist die Chronik in 8 Bücher gegliedert von denen die ersten 4 jeweils die Regierungszeit eines Königs, angefangen mit Heinrich I. bis Otto III., beinhalten[4].

II. Ungarneinfälle, Hintergründe und deren Auswirkungen unter Einbeziehung der Quellen Widukinds

Bevor wir uns mit den konkreten Auswirkungen der ungarischen Überfälle beschäftigen, müssen wir einen Blick auf deren Hintergründe werfen und uns der Frage zuwenden, in welchem Licht zum Beispiel Widukind von Corvey die Ungarn erscheinen lässt. Und das klingt erwartungsgemäß düster. Widukind vergleicht die Angehörigen des ungarischen Stammes mit wilden Tieren. Abgeschieden hätten sie getrennt von Sümpfen gelebt, bis sie einer Hirschkuh auf der Jagd folgend auf zivilisierte und urbanisierte Gegenden trafen[5]. Der Westen hatte das Gefühl, dass er den Angriff einer ganz fremden Welt abzuwehren hatte.[6] Zu Recht, denn die Ungarn erschienen dem abendländischen Menschen der Art Fremd, dass ihre Angriffe als eine unausweichliche Naturkatastrophe galten.

Die Forschung hat ergeben, dass die Ungarn in Friedenszeiten als ein in sieben Stammesgruppen gegliedertes Nomadenvolk waren, das sich nur in Kriegszeiten zusammenschloss und einem Großfürsten unterstellte[7]. Im Gegensatz zum Frankenreich

kannten diese Nomadenreiche weder feste, geschlossene Grenzen, noch eine rassische und sprachliche Einheit und eine solche wurde überhaupt nicht angestrebt[8].Was trieb aber diese Reiternomaden über die Grenzen ihres ursprünglichen Lebensraumes? Nun ist es in der modernen Forschung festgestellt, dass die westeuropäischen Feldzüge der Ungarn von 862 bis 955 in erster Linie das Ziel hatten, Beute zu machen. Die Ungarn Folgten dabei aber fast immer dem Ruf damaliger West-Mächte. Über solche Bündnisse und Beziehungen der West-Mächte mit den Heiden berichtet keine Quelle. Im Westen dagegen war man bemüht, die Beziehungen zu den so viel Unheil stiftenden „Heiden“ vor der Öffentlichkeit möglichst zu verbergen[9].

Die Reiter der zunächst östlich der Karpaten sesshaften Ungarn erschienen erstmals 862, dann 881 auf dem Gebiet des Ostfränkischen Reiches, in der bayerischen Ostmark. Doch dabei handelte es sich noch nicht um eine groß angelegte Invasion. Der gegenseitige Kampf um die Landnahme drehte sich weiter und trieb die ungarischen Stämme aus ihrer Heimat zwischen Dnjepr und Unterer Donau nach Siebenbürgen, wo sie fünf Jahre lang den östlich der Donaulinie liegenden Teil des Karpatenbeckens friedlich bewohnten[10]. Erst im Herbst 900 ließen die Ungarn beidseits der Donau ein Heer gegen Bayern ziehen. Die schnellen Reitergruppen der Ungarn waren vor allem mit Pfeil und Bogen bewaffnet, vielleicht führten sie auch Schwert und Lanze mit sich[11]. Das Fehlen schwerer Waffen (besonders von Belagerungsgerät) und die Gewohnheit der Ungarn, einen längeren Kampf zu vermeiden, dafür aber schnelle Attacken zu führen, die nach Misslingen des ersten Angriffs gleich abgebrochen wurden, stellten den ostfränkischen Heerbann vor die Notwendigkeit, die eigene Kampfweise grundlegend umzustellen[12]. Wirksamen Schutz gegen die ungarischen Einfälle boten dagegen Mauern und Burganlagen, an denen die ungarischen Angriffe stets scheiterten[13], vor allem auch deswegen, weil sie keine Belagerungswaffen besaßen und überhaupt längere Belagerungen scheuten[14]. Das Ungarnheer war leichte Reiterei, die auf Bewegungskrieg und Fernkampf perfekt eingestellt war.

[...]


[1] Vgl. HOLTZMANN, Robert, Wattenbach, W., Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. Die Zeit der Sachsen und Salier, Darmstadt 1967, S. 26.

[2] Vgl. HOLTZMANN, Robert, 1967, S. 26.

[3] Thietmar von Merseburg, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 8, Sp. 694 – 695.

[4] Thietmar von Merseburg: Chronik, neu übertragen und erläutert von W. Trillmich (Hrsg.), in: FSGA, 9, Darmstadt 1962, S. 25.

[5] Die Sachsengeschichte des Widukind von Corvei. Hg von Paul Hirsch und Hans E. Lohmann. Hannover

1935 (Nachdruck 1975) (= MGH SSrG 60), S. 28, Z. 15 – 17.

[6] BOGYAY, Thomas von: Lechfeld. Ende und Anfang. Geschichtliche Hintergründe, ideeller Inhalt und Folgen der Ungarnzüge. München 1955. S. 7.

[7] LÜTTICH, Rudolf: Ungarnzüge in Europa im 10. Jahrhundert. Lübeck 1910. S. 33f.

[8] Vgl. T. BOGYAY, 1955, S. 11.

[9] Vgl. T. BOGYAY, 1955, S. 43.

[10] Vgl. R. LÜTTICH, 1965, S. 37.

[11] Vgl. R. LÜTTICH, 1965, S. 34.

[12] Aufgrund des schnellen Rückzugs der Ungarn gelang es den Verteidigern zwar verhältnismäßig oft, das

Feld zu behaupten, aber diese Siege hatten oft keine Folgen, da die Ungarn keine Verluste erlitten hatten (vgl.

R. Lüttich, 1965, S. 36 f.).

[13] Vgl. R. LÜTTICH, 1965, S. 37.

[14] Aufgrund der relativ kleinen Reiterscharen der Ungarn, die unabhängig von ihrer weit entfernten Heimat

ihre Verpflegung in den jeweiligen Gebieten, in denen sie sich gerade aufhielten, durch Raub sicherstellen

mussten, wäre es den Ungarn auch gar nicht möglich gewesen, längere Zeit in einem Raum zu bleiben.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Ungarneinfälle und deren Abwehr zur Zeit Heinrichs I.
Hochschule
Technische Universität Darmstadt
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V32988
ISBN (eBook)
9783638335713
Dateigröße
514 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ungarneinfälle, Abwehr, Zeit, Heinrichs
Arbeit zitieren
Dimitrij Schlothauer (Autor:in), 2004, Ungarneinfälle und deren Abwehr zur Zeit Heinrichs I., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32988

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Ungarneinfälle und deren Abwehr zur Zeit Heinrichs I.



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden