Der Bahnhofsbuchhandel als Absatzweg der Publikumszeitschriften. Seine besonderen Merkmale und seine Stellung im Pressevertriebssystem der Bundesrepublik Deutschland


Seminararbeit, 2000

23 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Vertriebswege der Publikumszeitschriften
2.1 Einzelhandel
2.2 Presse-Grosso
2.3 Abonnementsverkauf
2.4 Lesezirkel
2.5 Werbender Buch- und Zeitschriftenhandel
2.5 Bahnhofsbuchhandel

3 Die besondere Stellung des Bahnhofsbuchhandels
3.1 Direktbelieferung
3.2 Bahnhofsbuchhandel als Nebenbetrieb der DB
3.3 Pachtvertrag mit der Deutschen Bahn AG
3.4 Festsetzung der Pachthöhe
3.5 Umsatz

4 Das Serviceangebot im Bahnhofsbuchhandel
4.1 Bahnhofsbuchhandelskriterien
4.2 Sortiment
4.3 Ladenöffnungszeiten
4.4 Ladengröße und Modernisierung

5 Der Verband Deutscher Bahnhofsbuchhändler e.V.

6 Probleme im Bahnhofsbuchhandel
6.1 Umsatzrückgang und Kostenerhöhung
6.2 Monopolisierung

7 Ausblick

8 Literaturverzeichnis

9 Anhang: Handout des Referates

1 Einleitung

Aufgrund seiner besonderen Merkmale, die in vorliegender Arbeit näher betrachtet werden sollen, nimmt der Bahnhofsbuchhandel (BB) im Pressevertriebssystem der Bundesrepublik Deutschland eine Sonderstellung ein. Entgegen des üblichen Einzelhandels wird der BB nicht grosso-beliefert, sondern erhält seine Ware direkt vom Verlag. Leider führt diese Besonderheit auch dazu, daß die Daten des BB in der umfassenden und umfangreichen Einzelhandelsstrukturanalyse (EHASTRA), die den “gesamten stationären grossobelieferten Presseeinzelhandel in der Bundesrepublik Deutschland erfaßt”[1], nicht erhoben werden.

Dabei gewinnt der BB in der Bundesrepublik zunehmend an Bedeutung, da er “in der Regel über ein breiteres Angebot verfügen und ungleich höhere Umsätze erzielt als durchschnittlich allgemeine Presseverkaufsstellen”.[2] Besonders im Bereich der fremdsprachigen Titel reicht das Repertoire schon heute teilweise an das eines Großhandels heran. Mittlerweile sei der Bahnhofsbuchhandel “ungefähr zwanzigmal leistungsfähiger als der übrige Presseeinzelhandel in Deutschland”[3] so Reto Hartmann, Vorstandsvorsitzender der Konzernleitung Valora Holding AG, Bern. Inwieweit diese Größe stimmt, bleibt natürlich kritisch zu hinterfragen, aber die zunehmende Bedeutung des BB kann als unumstritten gelten. Positive Bilanz zieht somit auch der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Bahnhofsbuchhändler e.V. Gustav Stirnberg auf der Jahreshauptversammlung 1999 in Leipzig: “Wir haben es geschafft, zu den besten Pressespezialisten in Deutschland zu gehören”[4].

Seit 1978 werden nun in regelmäßigen Intervallen parallel zu EHASTRA auch die Strukturmerkmale des Bahnhofsbuchhandels erhoben. 1993 schlossen sich der Verband Deutscher Bahnhofsbuchhändler e.V. und die Verlage erstmals zu einer gemeinsamen Erhebung zusammen. Die Ergebnisse dieser Strukturanalyse veröffentlicht das Fachorgan für den Vertrieb von Printmedien “der neue vertrieb”. Ein Großteil der in dieser Arbeit verwendeten Daten stammen aus diesem Verbandsorgan für Presse-Grosso, Lesezirkel, werbenden Buch- und Zeitschriftenhandel und Bahnhofsbuchhandel.

2. Die Vertriebswege der Publikumszeitschriften

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wie oben angeführte Tabelle zeigt, stehen dem Verlag verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, sein Vertriebsstück an den Konsumenten zu bringen. Der verbreitetste Weg ist nach wie vor der über den Pressegroßhandel zum Einzelhandel und von da aus zum Konsumenten. Grundsätzlich stehen dem Verlag neben der Vermietung die beiden Verkaufsarten “Abonnement” und “Einzelverkauf” zur Verfügung. Rein treten die beiden Arten aber nie auf, denn eine typische Abozeitschrift kann auch einen guten Einzelverkaufswert haben.[6] Die unterschiedlichen Vertriebswege sollen im Folgenden nur kurz aufgelistet werden, um die Stellung des Bahnhofsbuchhandels zu kennzeichnen.

2.1 Einzelhandel

Den Einzelverkauf definiert das Wörterbuch des Vertriebs als “Verkauf von Presseerzeugnissen über Bahnhofsbuchhandel und Einzelhandel”[7]. Der Presseeinzelhandel der BRD setzt sich aus Betrieben zusammen, der 32 verschiedene Geschäftsarten angehören, z.B. Lebensmittelgeschäft, Schreibwarenläden, Trinkhallen etc.[8]. Bus auf den Bahnhofsbuchhandel werden die Einzelhändler grosso-beliefert, d.h. sie erhalten ihre Presseerzeugnisse nicht direkt durch den Verlag, sondern mittels eines Großhändlers. 1997 lag die Summe der Einzelhändler in der BRD bei 114.242. Das entspricht einer Zahl von 1,4 Einzelhändlern auf 1000 Einwohner.[9]

2.2 Presse-Grosso

Das Presse-Grosso stellt in der Vertriebskette zwischen Einzelhandel und Verlagen als Großhandel die Zwischenstufe dar. Die wichtigste Funktion des Presse-Grossos beschreibt das Wörterbuch des Vertriebs in der “Lösung des logistischen Problems, die richtige Warenmenge zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ort zu bringen.”[10] Allerdings sind die Aufgaben des Grossos mit dieser Liefertätigkeit bei weitem nicht erschöpft. Hinzu kommen wichtige Aufgaben wie “Markterkundung, Markterschließung, Einzelhandelsberatung”[11]. Das Pressegrosso ist der bedeutendste Vertriebspartner der deutschen Verlage. Im Jahr 1993 erreichte es einen Umsatz von 7,3 Milliarden, des entspricht einem Anteil von 48% des Jahresumsatzes[12]. 97 Presse-Grosso-Firmen belieferten damals 105.667 Angebotsstellen[13].

2.3 Abonnementsverkauf

Das Abonnement definiert das Wörterbuch des Vertriebs als eine “laufende Abnahme eines periodischen Presseerzeugnisses. Das Abonnement kann direkt beim Verlag oder über Werber bestellt werden...”[14] Ein Vorteil bei dieser Absatzform für den Verlag ist die längerfristige Planungsmöglichkeit mit diesen Absatzzahlen, ein entscheidender Nachteil die fehlende Korrespondenz zwischen Verlag und Leser, anhand der sich spontan sinkende oder steigende Verkaufszahlen für eine Auflage ablesen lassen. Somit kann der Verlag eine direkte Information über das Interesse an einem bestimmten Thema o.a. erhalten.

2.4 Lesezirkel

Beim Lesezirkel ist eher von einer Handels- als von einer Vertriebssparte zu sprechen. Die Zeitschriften werden hier nicht verkauft, sondern gegen Gebühr vermietet. Neben der Vermietung von Lesemappen an Privathaushalte werden hauptsächlich Ärzte, Friseure, Gaststätten etc. beliefert. Von den Lesezirkelinhabern wird das Sortiment bestimmt, direkt von den Verlagen bezogen und einzeln in strapazierfähige Pappumschläge eingeheftet. Die Erstmappen enthalten jeweils die neusten Ausgaben, nach der Verleihzeit werden sie zu einem fallenden Preis noch bis zu acht mal weitervermietet. Pro Erscheinungsintervall werden etwa 3,3 Mio. Zeitschriftenexemplare durch die 230 Lesezirkelunternehmen vertrieben[15].

2.5 Werbender Buch- und Zeitschriftenhandel

“Der werbende Buch- und Zeitschriftenhandel akquiriert durch intensive Werbeaktivitäten an Haustüren und in Haushalten Abonnements, die er selbst oder über Boten ausliefern”[16] läßt. Die Bezieherwerberbung erfolgt fast ausschließlich durch den Einsatz von Werbern. 1993 teilten sich 270 Unternehmen dieser Branche einen Umsatz von 0,67 Milliarden[17].

2.6 Bahnhofsbuchhandel

Zu den Unternehmen des Bahnhofsbuchhandels zählen Presseverkaufsstellen auf dem Gelände eines öffentlichen Verkehrsträgers. Aufgrund verschiedener Besonderheiten hinsichtlich der Sortimentsgröße, der Öffnungszeiten, der Lieferbedingungen etc. werden die Bahnhofsbuchhändler von den üblichen Einzelhändlern unterschieden. Hinzu kommen Zeitungs- und Zeitschriftenverkaufsstellen auf S- und U-Bahnhöfen, Flughäfen sowie auf kommunalen Verkehrseinrichtungen, die zur Versorgung der Reisenden beitragen. Sonderformen des Bahnhofsbuchhandels sind der Bahnsteighändler und die Bahnhofsgaststätten, die Zeitungen im Auftrag der im Bahnhof befindlichen Buchhandlung verkaufen.

Darüber, ob der Bahnhofsbuchhandel nun eine Sonderstellung im Einzelhandel einnimmt oder eine gänzlich eigene Verkaufssparte bildet, ist sich die Literatur nicht einig. Der Bahnhofsbuchhandel kennt zur Absatzseite hin ebenso wie der allgemeine Einzelhandel nur letzte Abnehmer, also Einzelkäufer. Insofern ist er eindeutig dem Einzelhandel zuzurechnen. Dieser Argumentation folgt auch Schwindt, der den Presseeinzelhandel zunächst in den “allgemeinen” und den “Bahnhofsbuchhandel”[18] einteilt. Auf der anderen Seite stehen Definitionen, die dem BB auf der “Einzelhandelsstufe eine Sonderstellung einräumen”[19] oder diesen gar gänzlich vom Einzelhandel abzugrenzen versuchen, so das Wörterbuch des Vertriebs, das “Die spezielle Einzelhandelsform Bahnhofsbuchhandel, die eine eigenständige Vertriebssparte ist und von den Verlegern direkt beliefert wird ... gemeinhin nicht dem Presseeinzelhandel zugerechnet”[20] wissen will.

[...]


[1] http://www.bundesregierung.de/01/presse_fs.html

[2] Brummund, Peter: Struktur und Organisation des Pressevertriebs, Teil 1: der deutsche Zeitungs- und Zeitschriftengroßhandel, München, New York, London, Paris: K.G. Saur Verlags KG, 1985, S. 85.

[3] der neue vertrieb (dnv) 4/99 S. 35.

[4] dnv 5/99 S. 78.

[5] Quelle: http://www.emil-dittmann.de/

[6] Müller, Hans-Dieter: Die Wege der Publikumszeitschrift unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklungsmöglichkeiten, Diplomarbeit, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 1969, S. 15.

[7] o.V.: Wörterbuch des Vertriebs, Gruner + Jahr AG & Co, Hamburg 1985, S. 23.

[8] Schwindt, Peter: Struktur und Organisation des Pressevertriebs, Teil 2: Zeitungen und Zeitschriften im Einzelhandel, München, New York, London, Paris, K.G. Sauer Verlag KG, 1985, S. 9.

[9] Quelle: http://bundesregierung.de/01/presse_fs.html

[10] o.V.: Wörterbuch des Vertriebs, Gruner + Jahr AG & Co, Hamburg 1985, S. 46.

[11] Ebd, S. 46

[12] MBR – Die marktorientierte Bezugsregulierung für den Zeitungs- und Zeitschriftenhandel, Arbeitskreis MBR des Verbandes Presse-Grosso und des VDZ (Hrsg.), o.J, S. 35

[13] ebd.

[14] o.V.: Wörterbuch des Vertriebs, Gruner + Jahr AG & Co, Hamburg 1985, S. 7.

[15] MBR – Die marktorientierte Bezugsregulierung für den Zeitungs- und Zeitschriftenhandel, Arbeitskreis MBR des Verbandes Presse-Grosso und des VDZ (Hrsg.), o. J., S. 34.

[16] http://www.emil-dittmann.de/

[17] MBR – Die marktorientierte Bezugsregulierung für den Zeitungs- und Zeitschriftenhandel, Arbeitskreis MBR des Verbandes Presse-Grosso und des VDZ (Hrsg.), o. J., S. 35.

[18] Schwindt, Peter: Struktur und Organisation des Pressevertriebs, Teil 2: Zeitungen und Zeitschriften im Einzelhandel, München, New York, London, Paris: K.G. Sauer Verlags KG, 1985, S. 9

[19] Dreppenstedt, Erno: Der Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt, Dissertation, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg 1965, S. 272.

[20] o.V.: Wörterbuch des Vertriebs, Gruner + Jahr AG & Co, Hamburg 1985, S. 45.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Der Bahnhofsbuchhandel als Absatzweg der Publikumszeitschriften. Seine besonderen Merkmale und seine Stellung im Pressevertriebssystem der Bundesrepublik Deutschland
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für KMW)
Veranstaltung
Seminar: Wie kommt die Botschaft zum Leser?
Note
2,3
Autor
Jahr
2000
Seiten
23
Katalognummer
V3301
ISBN (eBook)
9783638120111
Dateigröße
528 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bahnhofsbuchhandel, Absatzweg, Publikumszeitschriften, Seine, Merkmale, Stellung, Pressevertriebssystem, Bundesrepublik, Deutschland, Seminar, Botschaft, Leser
Arbeit zitieren
Jana Lippmann (Autor:in), 2000, Der Bahnhofsbuchhandel als Absatzweg der Publikumszeitschriften. Seine besonderen Merkmale und seine Stellung im Pressevertriebssystem der Bundesrepublik Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3301

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