Es besteht die landläufige Meinung, das II. Vatikanische Konzil habe das Latein als Liturgiesprache abgeschafft und tatsächlich findet man mit Ausnahme mancher Ordenskirchen kaum noch Messen in lateinischer Sprache. Dieses Verschwinden des Lateinischen ist auch nicht auf die katholische Kirche in Deutschland beschränkt. Liest man die Texte des Konzils, so erkennt man nicht nur hier, dass die Konzilsinterpretation bzw. dessen Umsetzung häufig mit den Texten verwechselt wird, obwohl sie nicht selten über die Textintention hinausgeht.
Der folgende Text zeigt, dass es den Konzilsvätern um die Zulassung der Volkssprache ging, ohne dass damit das Latein gänzlich verdrängt wird. Ein kluger Mann hat einmal festgestellt: „Das Konzil wollte die Volkssprache in der Liturgie, nicht die Liturgie in der Volkssprache.“ Angesichts der heutigen Globalisierung, dem unverminderten Reisetrend und der Tendenz, alles in englischer Sprache auszudrücken, ist es sicher ein Verlust, dass die katholische Kirche ihre weltweite Sprache nahezu aufgegeben hat und man nicht mehr in der ganzen Welt an einer Messe aktiv teilnehmen und mitbeten kann.
Der Vorstellung der Texte des Konzils folgt zunächst ein Abriss, in dem dargestellt wird, welche Rolle das Lateinische als Liturgiesprache bis ins 20. Jahrhundert spielte. Im zweiten Hauptteil wird dann auf das Zweite Vatikanische Konzil und seine Öffnung zur Volkssprache näher eingegangen. Der dritte Teil befasst sich mit der Folgezeit, die zum einen aus weiterführenden Instruktionen und Stellungnahmen des kirchlichen Lehramtes bestand, zum anderen aber neben breiter Zustimmung immer wieder Kritik und Widerstand hervorrief.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Latein als Liturgiesprache des westlichen Ritus
- Von der griechischen zur lateinischen Liturgiesprache
- Exkurs: Das orientalische Prinzip
- Erste Ausnahmen in der westlichen Liturgie
- Das Konzil von Trient und die Liturgiesprache
- Zwischen Trient und dem Zweiten Vatikanischen Konzil
- Das Zweite Vatikanische Konzil
- Die Vorbereitung
- Die Konzilsdebatte
- Artikel 36 und 39
- Artikel 54
- Artikel 63
- Artikel 101
- Artikel 113
- Zusammenfassung der wichtigsten Änderungen
- Ausführung und Resonanz
- Instruktionen des Hl. Stuhls zur Einführung der Volkssprache
- Inter Oecumenici (26. September 1964)
- Tres abhinc annos (4. Mai 1967)
- De interpretatione textuum liturgicorum (25.1.1969)
- Liturgicae instaurationes (5. September 1970)
- Varietates legitimae (21. Jan. 1994)
- Liturgiam authenticam (28.3.2001)
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Abhandlung beschäftigt sich mit der Entwicklung der Liturgiesprache im westlichen Ritus, insbesondere mit dem Übergang vom Latein zur Volkssprache. Die Arbeit untersucht die historischen Hintergründe und die Rolle des Zweiten Vatikanischen Konzils in diesem Prozess. Sie analysiert die wichtigsten Konzilstexte und deren Umsetzung in der Praxis, wobei die Instruktionen des Heiligen Stuhls zur Einführung der Volkssprache im Fokus stehen.
- Die historische Entwicklung der lateinischen Liturgiesprache
- Das Zweite Vatikanische Konzil und die Zulassung der Volkssprache
- Die Umsetzung der Konzilsbeschlüsse durch den Heiligen Stuhl
- Die Bedeutung der Muttersprache in der Liturgie
- Die Auswirkungen der Sprachentwicklung auf die Liturgie und das Kirchenleben
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beginnt mit einer provokanten Aussage von Prosper Guéranger über den Hass gegenüber der lateinischen Sprache und führt ein in das Thema der Liturgiesprache, insbesondere im Zusammenhang mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Sie stellt die landläufige Meinung über die Abschaffung des Latein durch das Konzil infrage und beleuchtet die Intention der Konzilsväter, die Volkssprache zuzulassen, ohne das Latein zu verdrängen.
- Latein als Liturgiesprache des westlichen Ritus: Dieses Kapitel verfolgt die Geschichte der lateinischen Liturgiesprache vom frühen Christentum bis zum Konzil von Trient. Es behandelt die Gründe für die Verbreitung des Latein als Liturgiesprache und beleuchtet die ersten Ausnahmen von dieser Regel in der westlichen Liturgie.
- Das Zweite Vatikanische Konzil: Dieses Kapitel beleuchtet die Vorbereitungen zum Konzil und die Debatten um die Liturgiesprache in der Konzilsdebatte. Es analysiert die relevanten Artikel der Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“ und deren Inhalte, die die Zulassung der Volkssprache in der Liturgie ermöglichen.
- Ausführung und Resonanz: Das Kapitel befasst sich mit der Umsetzung der Konzilsbeschlüsse durch den Heiligen Stuhl. Es analysiert die wichtigsten Instruktionen, die zur Einführung der Volkssprache erlassen wurden und deren Auswirkungen auf die Liturgie in der Praxis.
Schlüsselwörter
Latein, Liturgiesprache, Volkssprache, Zweites Vatikanisches Konzil, Sacrosanctum Concilium, Liturgiekonstitution, Inter Oecumenici, Tres abhinc annos, De interpretatione textuum liturgicorum, Liturgicae instaurationes, Varietates legitimae, Liturgiam authenticam, Römischer Ritus, Muttersprache.
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- Dr. theol. Peter H. Görg (Author), 2004, Die Sprache der Liturgie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33061