Die vorliegende Arbeit behandelt den Aufruf des Heiligen Bernhard von Clairvaux zum Zweiten Kreuzzug im Jahre 1147, wobei der Brief 363 an die „Erzbischöfe der Ostfranken und Baiern“ die grundlegende Quelle bildet, da von seinen Reden keine schriftlichen Zeugnisse vorliegen und Briefe mit ähnlichem oder sogar identischem Inhalt wohl auch in andere Teile Europas entsandt worden sind, die Bernhard im Vorfeld des Kreuzzuges nicht persönlich aufsuchen konnte. Somit dient uns der vorliegende Brief als schriftliches Exempel für Bernhards predigtartige Aufrufe zum Kreuzzug.
Ich werde im Rahmen dieser Arbeit den historischen Kontext und die näheren Umstände darlegen, die Bernhard dazu veranlaßten, in dieser entschiedenen Weise für den Kreuzzug einzutreten. Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auch, inwiefern es des Abtes eines durchaus bekannten aber dennoch einfachen Klosters in Burgund bedurfte, das erst wenige Jahre zuvor gegründet worden war und bei weitem nicht den mit Abteien wie Fleury, Saint-Denis oder Cluny vergleichbaren Einfluß hatte, um die Begeisterung für den Zweiten Kreuzzug in ganz Europa zu entfachen. Es liegt also die Vermutung nahe, daß die Person Bernhards eine nähere Betrachtung erfordert, um die Zusammenhänge der wieder aufkommenden Kreuzzugsbewegung zu verstehen. Hierbei dient die Vita Prima, die erste Biographie Bernhards, die von berühmten Zeitgenossen wie Wilhelm von St. Thierry bereits zu seinen Lebzeiten begonnen und unmittelbar nach seinem Tod fertiggestellt worden ist, als maßgebliche Quelle.
Zunächst ist allerdings die Entstehung des Kreuzzugsgedankens im Hochmittelalter im allgemeinen zu beleuchten und somit in aller Kürze die Frage zu klären, warum gerade in jener Zeit eine solche alle gesellschaftlichen, politischen und klerikalen Schichten umfassende europäische Bewegung entstand. Auch ist in diesem Zusammenhang zu untersuchen, was wir genau unter einem Kreuzzug zu verstehen haben und was ihn qua definitionem von einem gewöhnlichen Kriegszug unterscheidet.
Einen ausführlichen Abschnitt nimmt darauffolgend die Analyse der Epistula 363 ein, in der Bernhard vehement für die Beteiligung am Kreuzzug wirbt. Das Ergebnis seiner Predigten war ein enormes Aufflammen der nahezu erloschenen Kreuzzugsbegeisterung und das Aufbrechen zum Zweiten Kreuzzug, der jedoch als desaströser Mißerfolg endete, was nicht ohne Folgen für das christliche Europa und vor allem für seine Urheber – in erster Linie Bernhard selbst– blieb.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorbedingungen für das Aufkommen des Kreuzzugsgedankens
- Was ist ein Kreuzzug?
- Voraussetzungen für den Aufruf zum Zweiten Kreuzzug
- Die Kreuzzugspredigt Bernhards von Clairvaux
- Die Person Bernhard von Clairvaux
- Epistula 363: Aufruf zum Kreuzzug
- Der Zweite Kreuzzug
- Die Gründe des Scheiterns und seine Folgen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Aufruf des Heiligen Bernhard von Clairvaux zum Zweiten Kreuzzug im Jahre 1147. Im Fokus steht die Analyse des Briefs 363 an die „Erzbischöfe der Ostfranken und Baiern“, der als grundlegende Quelle dient, da Bernhards Reden nicht schriftlich überliefert sind und ähnliche Briefe in andere Teile Europas geschickt wurden. Die Arbeit beleuchtet den historischen Kontext und die Umstände, die Bernhard zum Einsatz für den Kreuzzug motivierten.
- Die Entstehung des Kreuzzugsgedankens im Hochmittelalter
- Die Rolle Bernhards von Clairvaux in der Kreuzzugsbewegung
- Die Bedeutung der Epistula 363 für die Mobilisierung der Bevölkerung
- Der Verlauf und das Scheitern des Zweiten Kreuzzugs
- Die Folgen des Kreuzzugs für Europa und für Bernhard selbst
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt den Brief 363 Bernhards von Clairvaux als zentrale Quelle für die Analyse des Aufrufs zum Zweiten Kreuzzug vor und erläutert den historischen Kontext sowie die Relevanz der Person Bernhards für die Kreuzzugsbewegung.
- Vorbedingungen für das Aufkommen des Kreuzzugsgedankens: Dieses Kapitel beleuchtet die politischen und religiösen Entwicklungen des 11. Jahrhunderts, die zur Entstehung des Kreuzzugsgedankens führten, insbesondere den Machtzuwachs islamischer Reiche und die Bedrohung der christlichen Welt durch die Seldschuken.
- Was ist ein Kreuzzug?: Dieses Kapitel bietet eine Definition des Kreuzzugs als „holy war“ und beleuchtet die Ideologie und Organisation des Kreuzzugs als Pilgerfahrt ins Heilige Land.
- Voraussetzungen für den Aufruf zum Zweiten Kreuzzug: Dieses Kapitel analysiert die politischen und religiösen Umstände, die im 12. Jahrhundert den Aufruf zum Zweiten Kreuzzug begünstigten.
- Die Kreuzzugspredigt Bernhards von Clairvaux: Dieses Kapitel befasst sich mit der Person Bernhard von Clairvaux und seiner Rolle als Schlüsselfigur im Zweiten Kreuzzug, insbesondere mit der Bedeutung der Epistula 363 als Mittel der Kreuzzugspropaganda.
- Der Zweite Kreuzzug: Dieses Kapitel beschreibt den Verlauf des Zweiten Kreuzzugs und seine Ziele.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen des Kreuzzugs im Hochmittelalter, insbesondere mit dem Aufruf zum Zweiten Kreuzzug, der Person Bernhard von Clairvaux, der Epistula 363, der Rolle des Papstes, der politischen und religiösen Situation im 12. Jahrhundert, dem Verlauf und dem Scheitern des Zweiten Kreuzzugs sowie den Folgen für Europa und für Bernhard selbst.
- Arbeit zitieren
- Jörg Röder (Autor:in), 2004, Bernhard von Clairvaux: Epistula 363 - Der Aufruf zum Zweiten Kreuzzug. Der historische Kontext und seine Folgen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33139