[...] Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der vorliegenden Arbeit, die Folgen der Osterweiterung auf die Außenpolitik und die internationale Rolle der EU zu untersuchen. Dabei wird Außenpolitik im engen Sinne verstanden, so dass nur auf die diplomatischen und sicherheitspolitischen (hauptsächlich militärische) Dimensionen der EU-Handlungen, die den Inhalt der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik darstellen, Bezug genommen wird. Die Osterweiterung der EU vollzog sich am 01. Mai 2004 und wurde als symbolischer Akt gefeiert, in dem die Spaltung Europas in Ost und West endgültig überwunden wurde. Über diesen symbolischen Wert hinaus ist die Osterweiterung die bisher bedeutendste und herausforderndste Erweiterung der EU, angesichts der Staaten die aufgenommen wurden und den Rahmenbedingungen, in denen die Erweiterung stattgefunden hat. Mit der Osterweiterung nahm die Europäische Union erstmalig zehn neue Staaten zur gleichen Zeit auf. Dadurch wuchs die Bevölkerung der Union mit einem Schlag um 76 Millionen auf insgesamt 459 Millionen2. Dieser Anstieg wird in den ökonomischen Zahlen aber nicht reflektiert, denn die neuen Staaten sind relativ arm und erhöhen das Bruttoinlandsprodukt der Union um nur 5%. Dazu sind, bis auf Polen, alle Staaten Mittel- und Osteuropas3 (worauf hier Bezug genommen wird) klein und haben wenig diplomatische und militärische Ressourcen. Darüber hinaus haben die MOEs einen besonderen politischen Hintergrund, der sich auf ihre – und zukünftig auf die europäische – Außenpolitik reflektiert. Außer Polen und Ungarn haben sie erst Anfang der 90er Jahre ihre Souveränität erlangt und sie haben alle ein vierzigjähriges Dasein hinter dem eisernen Vorhang hinter sich. Dadurch bringen sie in die EU neue geopolitische Perspektiven und nationale Interessen sowie unterschiedliche Bedrohungswahrnehmungen und Sicherheitskulturen. Nach der Osterweiterung grenzt die Europäische Union an neuen instabilen Regionen, wo ein großes Wohlstandsgefälle im Vergleich zu EU besteht und wo ein stabilitätsexportierendes Handeln der Union nötig sein wird. [...] 2 Vgl. Dauderstädt, M. 2004: Das erweiterte Europa in einer bedrohlichen Welt. In: Integration, 1-2/2004, S. 28ff 3 im Folgenden durch MOE abgekürzt
Inhaltsverzeichnis
- I Einleitung
- 1 Problemstellung
- 2 Forschungsstand und Struktur der Arbeit
- II Die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU vor der Osterweiterung
- 1 Die GASP zwischen Anspruch und Wirklichkeit
- 2 Von der EPZ zur GASP - die Strukturen der europäischen Außenpolitik
- 2a Die Anfangsjahre der europäischen außenpolitischen Kooperation: die EPZ
- 2b Die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik: zweite Säule der Europäischen Union
- 2c Fazit: strukturelle Grenzen der außenpolitischen Handlungsfähigkeit der EU
- 3 Die GASP im Spannungsfeld nationaler Interessen
- 4 Bestandsaufnahme: Die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU vor der Osterweiterung
- III Die GASP auf dem Prüfstand - Der Irak-Konflikt und seine intra-europäischen Folgen
- IV Die Außenpolitik der Länder Mittel- und Osteuropas und die GASP
- 1 Die Außen- und Sicherheitspolitik der MOES
- 2 Die mitteleuropäischen Staaten und die GASP
- 2a Die MOEs und die ESVP
- 2b Die MOEs und die transatlantische Beziehung
- 2c Die Neumitglieder und der Osten: Nachbarschafts- und Ostpolitik
- V Die GASP nach der Osterweiterung: Ist größer auch besser?
- VI Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen der Osterweiterung auf die Außenpolitik und die internationale Rolle der Europäischen Union. Dabei wird der Fokus auf die diplomatischen und sicherheitspolitischen Dimensionen der EU-Handlungen gelegt, die den Kern der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) bilden. Die Arbeit analysiert, wie die Osterweiterung die Handlungsfähigkeit der EU in internationalen Angelegenheiten beeinflusst und welche Herausforderungen sich für die GASP in Bezug auf die Integration neuer Mitgliedstaaten mit unterschiedlichen historischen Erfahrungen und Interessen ergeben.
- Die Osterweiterung als Katalysator für Veränderungen in der EU-Außenpolitik
- Die GASP im Spannungsfeld zwischen nationalstaatlichen Interessen und gemeinsamer europäischer Politik
- Die Rolle der neuen Mitgliedstaaten aus Mittel- und Osteuropa in der GASP
- Die Herausforderungen für die GASP im Kontext des Irak-Konflikts und der veränderten internationalen Sicherheitslage
- Die Auswirkungen der Osterweiterung auf die Handlungsfähigkeit der EU in der Welt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problemstellung ein und erläutert den Forschungsstand sowie die Struktur der Arbeit. Im zweiten Kapitel wird die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der EU vor der Osterweiterung untersucht, wobei insbesondere die Herausforderungen der GASP im Spannungsfeld zwischen Anspruch und Wirklichkeit sowie die strukturellen Grenzen der außenpolitischen Handlungsfähigkeit der EU beleuchtet werden. Kapitel III betrachtet die GASP im Kontext des Irak-Konflikts und analysiert die intra-europäischen Folgen. In Kapitel IV wird die Außenpolitik der Länder Mittel- und Osteuropas und deren Einfluss auf die GASP behandelt. Schließlich werden in Kapitel V die Folgen der Osterweiterung für die GASP und die internationale Rolle der EU betrachtet.
Schlüsselwörter
Osterweiterung, Europäische Union, Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP), Außenpolitik, Internationale Rolle, Handlungsfähigkeit, Nationale Interessen, Mittel- und Osteuropa (MOE), Irak-Konflikt, Sicherheitskultur, Geopolitik.
- Quote paper
- Mara Roman (Author), 2004, Größer und besser? Zu den Folgen der Osterweiterung auf die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33202