Menschen erzählen gerne und ständig eigenerlebte Geschichten oder Geschichten anderer. Sie stehen so in Interaktion mit verschiedenen Zuhörern, die wiederum Geschichten erzählen. Erzählen ist also eine sprachliche und zugleich soziale Handlung, um Ereignisse und Erfahrungen auszutauschen (vgl. Ehlich 1980: 20). Jedoch erzählen wir keine trivialen Dinge, alltägliches wie: „heute morgen bin ich aufgestanden und habe mir zuerst die Zähne geputzt“, dürfte niemanden interessieren. Eine Erzählung die demnach die Reaktion „na und, was willst du mir damit sagen“ hervorruft, ist wohl zum Scheitern verurteilt und befriedigt den Zuhörer nicht im geringsten. Eine Geschichte muss also „erzählträchtig“ (Quasthoff 1980: 19) sein, d.h. sie sollte besondere, herausragende oder auch neue Inhalte hervorbringen, also die Funktion der Unterhaltung, Wissensübermittlung u.ä. erfüllen, inhaltsrelevant sein. Je nach Situation, ob im Alltag, wie z.B. bei Gesprächen mit Eltern und Freunden oder in Institutionen, wie im Krankenhaus, vor Gericht oder bei Behördengesprächen sind andere Inhalte relevant. Schon allein durch den Inhalt können demnach Alltagsgespräche von institutionellen Gesprächen abgesondert werden. Diese Arbeit soll nun zeigen, dass ebenso auf formaler Ebene Unterschiede bestehen. Es wird außerdem weniger um den turn-by-turn-talk gehen, als um die Diskurseinheit Erzählung, also das Erzählen von Geschichten innerhalb von Gesprächen. Wie diese eingeführt und beendet werden, immer vor dem Hintergrund des Vergleichs von Alltagserzählungen und Erzählungen in institutionellen Kontexten.
Ich werde mit einer allgemeinen Einführung zu konversationellen Erzählungen beginnen und diese vor dem Hintergrund der Diskurseinheit erläutern. Des Weiteren soll die Organisation narrativer Diskurseinheiten dargestellt werden, die verschiedene Jobs sowie das Prinzip des primären Sprechers beinhalten. In Abschnitt 4 wird es um den Unterschied von Alltagserzählungen und Erzählungen in Institutionen gehen, woraufhin sich der folgende Punkt mit der Analyse der Diskurseinheiten im Hinblick auf Einleitungs- und Beendigungssequenzen befasst.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Konversationelle Erzählung und Diskurseinheit
- Inhaltliche und formale Beschränkungen
- Die Organisation von narrativen Diskurseinheiten
- Die „Jobs“
- Das Prinzip des primären Sprechers
- Das Zuständigkeitsprinzip
- Das Prinzip der Verantwortung
- Fazit
- Erzählen im Alltag und im institutionellen Kontext
- Einleitung und Beendigung von konversationellen Erzählungen - Die Analyse
- Erzählungen im Alltag
- Einleitung
- Beendigung
- Erzählungen in Institutionen
- Einleitung
- Beendigung
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit Einleitungs- und Beendigungssequenzen von Erzählungen in Alltag und Institution. Sie untersucht, wie diese Sequenzen in verschiedenen Kontexten konstruiert werden und welche formale Unterschiede zwischen Alltagserzählungen und Erzählungen in Institutionen bestehen.
- Die Merkmale und Funktionen von konversationellen Erzählungen
- Die Organisation von narrativen Diskurseinheiten und das Prinzip des primären Sprechers
- Der Vergleich von Einleitungs- und Beendigungssequenzen in Alltagserzählungen und Erzählungen in Institutionen
- Die Bedeutung von discourse markers und anderen formalen Elementen in der Konstruktion von Erzählungen
- Die Rolle von Inhalt und Form in der Unterscheidung zwischen Alltagserzählungen und Erzählungen in Institutionen
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird der Begriff der konversationellen Erzählung eingeführt und ihre sprachlichen und sozialen Funktionen beleuchtet. Es wird betont, dass Erzählungen nicht trivial sein dürfen, sondern „erzählträchtig“ sein müssen, um ein Publikum zu fesseln. Das Kapitel zeigt außerdem auf, dass Erzählungen in verschiedenen Kontexten unterschiedliche Inhalte und Funktionen haben.
Kapitel 2 widmet sich den Regeln und Beschränkungen, denen konversationelle Erzählungen unterliegen. Hier werden die Merkmale der Diskurseinheit als Grundlage für die Analyse von Erzählungen hervorgehoben. Es wird außerdem der Einfluss des Prinzips des primären Sprechers auf den Diskursverlauf erläutert.
Kapitel 3 untersucht die Organisation von narrativen Diskurseinheiten. Hier werden verschiedene „Jobs“ vorgestellt, die im Laufe einer Erzählung erfüllt werden. Es wird außerdem auf die Bedeutung von discourse markers hingewiesen, die zur Abgrenzung von Diskurseinheiten dienen.
Kapitel 4 befasst sich mit den Unterschieden zwischen Alltagserzählungen und Erzählungen in Institutionen. Die unterschiedlichen Inhalte und Funktionen von Erzählungen in diesen Kontexten werden herausgestellt.
Kapitel 5 analysiert Einleitungs- und Beendigungssequenzen von konversationellen Erzählungen in Alltag und Institution. Es werden Beispiele aus verschiedenen Kontexten vorgestellt und die jeweiligen Muster und Besonderheiten analysiert.
Schlüsselwörter
Konversationelle Erzählung, Diskurseinheit, Discourse Markers, Primärer Sprecher, Erzählträchtigkeit, Alltagserzählung, Institutionelle Erzählung, Einleitungssequenz, Beendigungssequenz
- Arbeit zitieren
- Ellen Becker (Autor:in), 2004, Einleitungs- und Beendigungssequenzen von Erzählungen in Alltag und Institution, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33207