Eine genauere Analyse der Struktur und eines möglichen Wandels der Familie beruht zunächst auf einer klaren Definition des Begriffes. Lange Zeit wurde diese gekennzeichnet durch den Typus der modernen Klein- oder Kernfamilie nach Parsons. Im Vordergrund der typischen Familienform in modernen Industriegesellschaften steht dabei das Zusammenleben von Vater, Mutter und einem oder mehreren leiblichen Kindern. Ein weiteres Merkmal der so genannten „Normalfamilie“ ist die klare Aufgaben- und Rollenverteilung zwischen den Ehepartnern.
Bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts war das Modell der Klein- bzw. Kernfamilie unumstritten. Der stetige Wandel verdeutlicht jedoch, dass dieser enge Familienbegriff der aktuellen Situation nicht mehr gerecht wird. „Da gibt es schockierende Entwicklungen: Wilde Ehen, Ehen ohne Trauschein, Zunahme der Einpersonenhaushalte im Quadrat, Alleinerziehende, allein herumirrende Elternteile…“, erklärte Beck in seinem Eröffnungsvortrag auf dem 25. deutschen Soziologentag. Spätestens hier wird klar, dass eine breitere Definition des Begriffs ‚Familie’ zum Tragen kommen muss. Nave-Herz zeigt auf, dass die Institution Familie vor allem durch folgende drei Merkmale und Funktionen gekennzeichnet wird:
a) Eine biologisch- soziale Doppelnatur, die durch die Reproduktions- und Sozialisationsfunktion zum Ausdruck kommt.
b) Ein besonderes Kooperations- und Solidaritätsverhältnis mit spezifischen Rollenstrukturen, -definitionen und -bezeichnungen.
c) Die Generationsdifferenzierung wie zum Beispiel Vater- Kind- Verhältnis, Mutter- Kind- Verhältnis und Eltern- Kind- Verhältnis.
Fragt man nun nach der aktuellen Situation der Familien in Deutschland kommen zunächst demographische und binnenfamiliale Veränderungen, sowie Veränderungen im Familienzyklus zum Tragen, die in den folgenden Abschnitten näher erläutern werden. In den Erklärungen zur Struktur der Familie setzt sich die Theorie der Differenzierung privater Lebensformen immer mehr durch. Dies soll anhand von Beispielen näher erklärt und beleuchtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Demographische Veränderungen
- Geburtenrückgang
- Abnahme der Eheschließungen und verändertes Eheverhalten
- Zunahme von Scheidungen
- Veränderungen in der Familiengröße
- Binnenfamiliale Veränderungen
- Veränderungen im Familienzyklus
- Differenzierung privater Lebensformen
- Alleinlebende
- Alleinerziehende
- Nichteheliche Lebensgemeinschaften
- Kinderlose Ehen
- Abbildungen und Graphiken
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Veränderungen in der Struktur und im Wandel der Familie in Deutschland. Die Analyse konzentriert sich auf die demographischen, binnenfamilialen und zyklischen Veränderungen, die die traditionelle Familienform in Frage stellen. Die Arbeit beleuchtet dabei die Differenzierung privater Lebensformen und untersucht die Ursachen für den Wandel der Familienstruktur in Deutschland.
- Demographischer Wandel und die Auswirkungen auf die Familienstruktur
- Veränderungen in der Binnenfamilie und in den Rollenverteilungen
- Entwicklung des Familienzyklus und der Bedeutung von Lebensereignissen
- Differenzierung der Familienformen und die Zunahme alternativer Lebensmodelle
- Soziokulturelle Faktoren, die den Wandel der Familienstruktur beeinflussen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Das Kapitel definiert den Begriff der Familie und stellt die traditionelle Familienform nach Parsons dar. Es erläutert die Entwicklung des Familienbildes im 20. Jahrhundert, die von der „Normalfamilie“ mit klaren Rollenverteilungen geprägt war. Die Arbeit beleuchtet die zunehmende Emotionalisierung und Intimisierung der Familienmitglieder sowie die Abwertung von Ledigen und die Aufwertung von Verheirateten. Das Kapitel endet mit der Erkenntnis, dass die traditionelle Familiendefinition in der heutigen Zeit nicht mehr zutreffend ist und eine breitere Definition des Begriffs „Familie“ notwendig wird.
Demographische Veränderungen
Geburtenrückgang
Der Rückgang der Geburten in Deutschland ist ein besorgniserregendes Phänomen. Die Zahl der Lebendgeborenen ist in den letzten 50 Jahren drastisch gesunken. Das Kapitel beschreibt die Entwicklung der Geburtenzahlen und vergleicht die Situation in der Bundesrepublik Deutschland und der ehemaligen DDR. Es werden die Ursachen des Geburtenrückgangs untersucht, wie zum Beispiel die Abnahme der Mehrkindfamilie, die Zunahme von nichtehelichen Geburten und die „späte Mutterschaft“.¹
¹ siehe Abbildung 1
- Arbeit zitieren
- Andrea Anschütz (Autor:in), 2003, Struktur und Wandel der Familie in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33314