Als Gerhard Schröder in den Wahlkämpfen zur Bundestagswahl 2002 sowie zur Landtagswahl in Niedersachsen 2003 mit aller Deutlichkeit erklärte, dass Deutschland sich an einem Irak-Feldzug der USA nicht beteiligen würde 1 - auch nicht wenn es hierfür ein UN-Mandat gäbe - kam es zu einer Verschlechterung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses. Dieses war derart stark ausgeprägt, dass US-Präsident George W. Bush am Wahlabend des 22. September 2002 Schröder nicht zum Wahlsieg gratulierte.
Seitdem machten Begriffe wie „Deutsche r Sonderweg“ oder „Altes Europa“ die Runde. Die diplomatischen Beziehungen zu Washington erlebten einen Nachkriegstiefpunkt - erstmals wich eine Bundesregierung deutlich vom außenpolitischen Kurs der USA ab. Auch die bis dahin guten Beziehungen zu London, Warschau und Madrid kühlten ab. Dagegen fand die deutsch- französische Freundschaft eine zumindest unter Schröder und Jacques Chirac kaum für möglich gehaltene Renaissance 2 , die gemeinsame Anti-Krieg-Haltung von Deutschland und Frankreich ermöglichte dies. Nachdem sich auch Russland offen gegen den Irak-Krieg ausgesprochen hatte, sprach man zu diesem Zeitpunkt von der diplomatischen Achse Paris-Berlin- Moskau.
Diese neuartigen Entwicklungen im Herbst/Winter 2002/2003 waren für außenpolitische Experten wie Chr istian Hacke oder Hanns Maull Anlass, die deutsche Außenpolitik stärker zu beleuchten und sie auch kritischer zu beurteilen als dies noch vor 1998 der Fall war. Insbesondere Maull nahm mit seinem Buch „Deutschland im Abseits?“ gemeinsam mit weiteren Autoren eine sehr kritische Bewertung der aktuellen Außenpolitik der Regierung Schröder/Fischer vor.
Die vorliegende Arbeit mit dem Titel „Kennzeichen rot-grüner Außenpolitik“ soll nun zunächst die Außenpolitik unter Schröder mit der unter Helmut Kohl von 1991 bis 1998 vergleichen. Dabei wurde bei der Untersuchung der Kohlschen Politik bewusst der Zeitraum nach 1991 gewählt, da die Außenpolitik bis einschließlich 1990 unter den besonderen Umständen des Kalten Krieges und der Teilung Deutschlands stattfand und daher ein Vergleich mit der Schröderschen Politik nicht sinnvoll wäre. Gleichzeitig soll im Kapitel, welches sich mit der Außenpolitik Schröders befasst, eine Analyse der wichtigsten Thesen aus „Maull, Deutschland im Abseits?“ Gegenstand der Untersuchung sein, um zum Schluss eine möglichst objektive Bewertung der Außenpolitik der rot- grünen Bundesregierung vorzunehmen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 1. Einleitung
- 2. KENNZEICHEN KOHLSCHER AUBENPOLITIK SEIT 1991
- 2.1 Die veränderte weltpolitische Lage nach 1990
- 2.2 Der Golfkrieg 1991
- 2.3 Der Bürgerkrieg in Jugoslawien 1992
- 3. ROT-GRÜNE AUBENPOLITIK AUS DER SICHT VON HANNS MAULL - DIE WICHTIGSTEN THESEN
- 3.1 Das Verhältnis zu den USA
- 3.2 Die deutsch-französische Freundschaft vor neuen Herausforderungen
- 4. SCHLUSSFOLGERUNG – WIE IST DIE ROT-GRÜNE AUBENPOLITIK TATSAECHLICH ZU BEWERTEN?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Außenpolitik der rot-grünen Bundesregierung unter Gerhard Schröder im Vergleich zur Außenpolitik von Helmut Kohl zwischen 1991 und 1998. Ziel ist es, die Kennzeichen der rot-grünen Außenpolitik zu analysieren und sie im Kontext der wichtigsten Thesen aus Hanns Maulls Werk „Deutschland im Abseits?\" zu bewerten.
- Vergleich der außenpolitischen Ansätze von Helmut Kohl und Gerhard Schröder
- Analyse der rot-grünen Außenpolitik im Kontext der Irak-Krise
- Bedeutung der deutsch-amerikanischen und deutsch-französischen Beziehungen
- Bewertung der Rolle Deutschlands in der internationalen Politik
- Kritische Analyse der Thesen von Hanns Maull zur Außenpolitik der rot-grünen Regierung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert den Kontext der deutsch-amerikanischen Beziehungen im Vorfeld des Irakkriegs. Sie beschreibt die außenpolitische Haltung Deutschlands unter Schröder und die Auswirkungen auf die Beziehungen zu den USA und anderen europäischen Ländern.
- Kapitel 2: Kennzeichen Kohlscher Außenpolitik seit 1991
Dieses Kapitel analysiert die Veränderungen in der deutschen Außenpolitik nach dem Fall der Mauer. Es untersucht die Herausforderungen, denen sich Deutschland nach der Wiedervereinigung gegenüber sah, und die außenpolitischen Strategien von Helmut Kohl in den Krisensituationen des Golfkriegs und des Bürgerkriegs in Jugoslawien.
- Kapitel 3: Rot-grüne Außenpolitik aus der Sicht von Hanns Maull - Die wichtigsten Thesen
Hier werden die Thesen von Hanns Maull aus seinem Buch „Deutschland im Abseits?\" im Kontext der rot-grünen Außenpolitik untersucht. Es werden insbesondere die Kritikpunkte an der deutsch-amerikanischen Beziehung und die Rolle Deutschlands in der europäischen Sicherheitspolitik beleuchtet.
Schlüsselwörter
Rot-grüne Außenpolitik, Gerhard Schröder, Helmut Kohl, Irak-Krieg, deutsch-amerikanische Beziehungen, deutsch-französische Freundschaft, Hanns Maull, „Deutschland im Abseits?\", Europäische Sicherheitspolitik, Weltmacht wider Willen, Die Außenpolitik der Bundesrepublik.
- Arbeit zitieren
- Dominique Sévin (Autor:in), 2004, Kennzeichen rot-grüner Außenpolitik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33369