Die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes im Mittelalter ist enorm: Für die bäuerliche Landwirtschaft war der Wald unverzichtbar und wurde in vielfältiger Weise genutzt. Vom Waldboden sammelten die Dorfbewohner Laub, Kräuter, Äste und Moose. Vor allem von Ulmen, Linden und Eschen wurde Laubheu geschnitten, das man trocknete und als Winterfutter einbrachte. Natürlich wurde Holz auch als Brennstoff, Baumaterial oder Werkstoff für bäuerliche Geräte und alltägliche Dinge gebraucht. Besonders der Bedarf der mittelalterlichen Städte an Holz als Bau-, Brenn- und Werkstoff war riesig. Für zahlreiche Gewerbe war der Wald als Rohstofflieferant unabdinglich. Die wichtigsten Abnehmer waren Salinenbetriebe, Bergbau, Hüttenwesen, Köhler, Glashütten, Töpfer/Steinguthersteller, Sägemühlen und Papiermühlen. Holz wurde für die Herstellung und Gewinnung von Harz, Teer und Pech benötigt. Es wird deutlich: Der Wald war die wichtigste Ressource für die mittelalterliche Wirtschaft. Es wundert daher kaum, dass der Zugriff auf diese Ressource geregelt werden musste. Vor allem im Spätmittelalter entstanden die Weistümer, die altes, mündlich tradiertes Recht schriftlich fixierten. Das Weistum über den Büdinger Reichswald, das in dieser Arbeit untersucht werden soll, ist ein solcher Rechtstext, der unter anderem die Nutzung eines abgegrenzten Waldgebietes regelte. Dabei ist das unter anderem bei Jacob Grimm1 edierte Weistum aus dem 14. Jahrhundert nicht nur eine wichtige rechts- und sprachgeschichtliche Quelle, sondern gibt auch Auskunft über die wirtschaftliche Bedeutung des Büdinger Reichswaldes zur Entstehungszeit. Diese Arbeit versucht anhand des Weistums als Quelle und der Forschungsliteratur vier Fragen zu beantworten: Wem gehört der Büdinger Reichswald? Wie sah er aus? Wie wurde er genutzt und welche Konflikte gab es bei der Nutzung?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Weistümer als Quellen
- Quellenlage
- Waldnutzung im Spiegel der Quelle
- Wem gehört der Wald?
- Wie sieht der Wald aus?
- Wie wurde der Wald genutzt?
- Holznutzung
- Schweinemast, Weiderecht
- Zucht von Waldpferden
- Jagd
- Köhler und Pechgewinnung
- Konflikte
- Ergebnisse
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Weistum zum Büdinger Reichswald aus dem Jahr 1380, um die Waldnutzung im Spätmittelalter in Hessen zu beleuchten. Ziel ist es, die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes für die damalige Gesellschaft aufzuzeigen und die Rechte und Konflikte im Zusammenhang mit seiner Nutzung zu erforschen.
- Rechtliche und wirtschaftliche Bedeutung von Weistümern
- Die Nutzung des Büdinger Reichswaldes: Holznutzung, Tierhaltung, Jagd
- Konflikte um Waldnutzungsrechte
- Zusammenhang zwischen Waldnutzung und gesellschaftlichen Strukturen
- Der Büdinger Reichswald im Kontext der Forstgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit erläutert die Bedeutung des Waldes für die mittelalterliche Wirtschaft und stellt das Weistum zum Büdinger Reichswald als Quelle vor. Sie definiert die Forschungsfragen, die in dieser Arbeit behandelt werden.
- Weistümer als Quellen: Dieses Kapitel erläutert die Bedeutung von Weistümern als historische Quellen und beleuchtet die Forschung zu diesem Thema.
- Quellenlage: Dieses Kapitel beschreibt die verfügbaren Quellen zum Büdinger Weistum, einschließlich der verschiedenen Handschriften und Drucke. Es wird die Datierung des Weistums diskutiert.
- Waldnutzung im Spiegel der Quelle: Dieses Kapitel analysiert das Weistum, um die Waldnutzung im Büdinger Reichswald zu rekonstruieren. Es beleuchtet die Eigentumsverhältnisse, die Art des Waldes, die verschiedenen Nutzungsformen und die Konflikte, die im Zusammenhang mit der Nutzung entstanden sind.
Schlüsselwörter
Weistum, Büdinger Reichswald, Waldnutzung, Spätmittelalter, Hessen, Holznutzung, Tierhaltung, Jagd, Konflikte, Forstgeschichte, Rechtsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte.
- Quote paper
- Lutz Benseler (Author), 2004, Die Waldnutzung im Spiegel des Weistums zum Büdinger Reichswald, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33375