Die Tonspur von „Belle de jour“ entfaltet eine ästhetische Wirkung, sie fasziniert. Roland Mörchen vergleicht in seinem Aufsatz im „Filmdienst“ Buñuels akustisches Arrangement mit einer experimentellen, aber nie übertriebenen Geräuschkunst. Doch Ästhetik ist nicht alles: Oft genug klaffen Bild und Ton auseinander, verwirren die Zuschauer und tragen dazu bei, dass die Grenzen zwischen Realität und Traum verwischen. Leitmotivisch kehrt von der Eingangssequenz bis zum Ende das eindringliche Läuten der Glöckchen am Pferdegeschirr der Kutsche wieder und wieder. Surreales Meeresrauschen und mysteriöses Katzenmiauen komplettieren das Arsenal Buñuelscher Klangbilder. Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist eine Analyse der Bild-Ton-Montage in Buñuels „Belle de jour“. Die bisherigen Untersuchungen des Films haben in diesem Bereich viele Fragen offengelassen, der Tonspur mit ihren markanten Geräuschen wird - erstaunlicherweise - kaum Beachtung geschenkt. Lediglich einzelne Phänomene, die über die Darstellung von Wirklichkeit hinausgehen, gewinnen das Interesse der Forschung. Zu nennen wären da vor allem die Glöckchen der Kutsche, die als wiederkehrendes Leitmotiv besonders ins Augenmerk rücken. In der Literatur fehlt indes eine umfassende Darstellung der Bild-Ton-Montage. Die vorliegende Arbeit begeht den Versuch, anhand von Exempeln formale Kategorien für die Phänomene der Tonspur anzubieten, die nicht der Wirklichkeitsdarstellung dienen und so eine Abweichung von einer „Normalität“ repräsentieren. Dabei kristallisieren sich, so die These, im Die Bild-Ton-Montage in Buñuels „Belle de jour“ Wesentlichen drei Kategorien heraus: Geräusche sowie Stimmen aus dem Off und überlappender Ton als Klammer zwischen zwei Szenen, der so eine Verbindung zwischen Realität und Traum schafft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kategorien der Bild-Ton-Montage
- Analyse einzelner Sequenzen
- Wirkung ohne Ursache
- Stimmen im Kopf
- Wiese in der Camargue
- Der Asiat
- Die Katzen
- Meeresrauschen
- Uhrzeit
- Flashback
- Klammer zwischen Traum und Realität
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Bild-Ton-Montage in Luis Buñuels Film „Belle de jour“ und analysiert, wie die bewusst eingesetzte Dissonanz zwischen Bild und Ton die Grenzen zwischen Realität und Traum verschwimmen lässt. Dabei werden die formalen Kategorien der Bild-Ton-Montage definiert und anhand einzelner Szenen exemplarisch betrachtet.
- Analyse der formalen Kategorien der Bild-Ton-Montage
- Untersuchung der Funktion von Dissonanzen zwischen Bild und Ton
- Deutung des Einflusses der Bild-Ton-Montage auf die Wahrnehmung von Realität und Traum
- Betrachtung der Bedeutung des Tons für die Charakterisierung von Séverine
- Die Bedeutung des Tons als narrativem Element
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungslücke und die Zielsetzung der Arbeit dar. Sie zeigt auf, dass die bisherige Forschung zum Film sich hauptsächlich auf die inhaltliche Analyse konzentriert und die Bedeutung der Tonspur vernachlässigt. Im zweiten Kapitel werden die formalen Kategorien der Bild-Ton-Montage definiert, die in der Arbeit betrachtet werden. Das dritte Kapitel analysiert einzelne Szenen und untersucht, wie die Bild-Ton-Montage die Wahrnehmung des Films beeinflusst.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der Bild-Ton-Montage, dem Surrealismus, der Traumdeutung, Luis Buñuel, "Belle de jour", Geräuschmontage, Tonspur, Dissonanz, Realität und Traum.
- Quote paper
- Lutz Benseler (Author), 2004, Die Bild-Ton-Montage in Buñuels 'Belle de jour', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33377