Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit der Vereinbarkeit von umfassenden sozialen Sicherungssystemen und einem effizienten Wirtschaftssystem. Intuitiv würde man einem ausgeprägten Wohlfahrtsstaat mit weitreichenden sozialen Dienst- und Geldleistungen wohl nicht unbedingt eine hohe Wirtschaftskraft zusprechen – sondern diese eher von besonders liberalen Staatsmodellen erwarten. Diesem unterbewussten „Bauchgefühl“ soll in dieser Arbeit durch die wissenschaftliche Analyse des Fallbeispiels Schweden überprüft werden.
Dem Wirtschafts- und Sozialmodell der nordischen Länder insgesamt wird nachgesagt, ein hohes Maß an Verteilungsgerechtigkeit und wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit zu verbinden. Sie vereinen ökonomische Merkmale, die im „Mainstream“ der Wirtschaftswissenschaften als kaum vereinbar gelten, denn laut der „reinen“ Volkswirtschaftslehre werden dynamische, innovative Märkte vor allem durch eine zurückhaltende Staatlichkeit und ein gewisses Maß ökonomischer Ungleichheit ermöglicht und gefördert. Im Norden hingegen gelten die Volkswirtschaften im überdurchschnittlichen Maße als „gemischt“, das heißt die Rolle des Staates im Wirtschaftsleben ist in vergleichender Perspektive sehr stark ausgeprägt. Die besondere Kombination aus relativ hoher ökonomischer Wettbewerbsfähigkeit, der weitreichenden Egalität beziehungsweise Universalität, dem ausgeprägten sozialen Leistungsumfang und der starken Rolle des Staates im Wirtschaftsleben machen einen Blick auf die Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik der nordischen Länder lohnenswert.
Gerade die Betrachtung des Beispiels Schwedens kann interessant sein, da Schweden nach der schweren Wirtschaftskrise in den frühen 1990er Jahren schon seit dem neuen Jahrtausend (zusammen mit Dänemark und den Niederlanden) wieder als Modell einer Alternative zum liberal-angelsächsischen Modell gilt. Insgesamt zeigte Skandinavien im Vergleich zu anderen Ländern (viele verblieben von 2001 bis 2005 in einer Phase der wirtschaftlichen Stagnation) ein robustes Wachstum, rückte schnell wieder in die Spitzengruppe innovativer Länder auf und hielt sein Sozialstaatsniveau trotz einiger „Krisenpakete“ zur Stabilisierung der Wirtschaft aufrecht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Begriffsdefinitionen und theoretischer Rahmen
- 2.1 Wohlfahrtsstaat nach Esping-Andersen
- 2.2 Die drei Wohlfahrtsregime
- 3. Fallbeispiel Schweden
- 3.1 Schweden als idealtypisches Modell des sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaats
- 3.2 Wirtschaftsindikatoren Schwedens
- 4. Abschließende Bewertung: Wirtschaftliche Dynamik trotz oder aufgrund von umfassender sozialer Sicherung?
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Vereinbarkeit eines ausgeprägten Wohlfahrtsstaates mit einem effizienten Wirtschaftssystem. Die Arbeit stellt die Frage, ob ein hohes Maß an sozialer Absicherung mit wirtschaftlicher Dynamik vereinbar ist. Sie analysiert das Beispiel Schweden und untersucht, ob die hohe Wirtschaftskraft des Landes auf dem umfassenden Sozialstaatssystem basiert oder trotz dessen erreicht wird.
- Begriffsdefinition und theoretischer Rahmen des Wohlfahrtsstaates nach Esping-Andersen
- Die drei Wohlfahrtsregime: liberal, konservativ-korporatistisch und sozialdemokratisch
- Schweden als idealtypisches Beispiel für den sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaat
- Analyse von Wirtschaftsindikatoren Schwedens
- Die Rolle des schwedischen Staates im Hinblick auf die wirtschaftliche Situation
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel dieser Arbeit definiert zentrale Begriffe des Werks Esping-Andersens und erläutert die drei Modelle der Wohlfahrtsregime. Kapitel Zwei analysiert die Einordnung Schwedens in den sozialdemokratischen Idealtypus. Kapitel Drei beleuchtet verschiedene Wirtschaftsindikatoren Schwedens und untersucht die Dynamik der schwedischen Wirtschaft.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen sozialdemokratisches Wohlfahrtsstaatsmodell, Esping-Andersen, Schweden, Wirtschaftsdynamik, soziale Sicherung, Wohlfahrtsregime, Wirtschaftsindikatoren, und die Rolle des Staates im Wirtschaftsleben.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2016, Das sozialdemokratische Wohlfahrtsstaatsmodell in Schweden nach Gøsta Esping-Andersen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/333995