Vorgestellt werden ökonomische und ökologische Ansätze das Problem einer langfristig tragbaren Entwicklung des Verhältnisses zwischen Mensch und Umwelt anzugehen (Abschnitt 1). Das Problem, welches sich dahinter verbirgt, lässt sich einleitend damit umreißen, dass der Mensch als abhängiger Bestandteil der irdischen Biosphäre in Wechselwirkung mit und in dieser lebt, grundlegend von dem langfristigen Bestand des Metasystems „Umwelt“ abhängt und mit all seinen Aktivitäten (im Besonderen mit wirtschaftlichen Aktivitäten) auf dieses System einwirkt. Um dieses Verhältnis langfristig tragbar (oder anders ausgedrückt: nachhaltig) zu gestalten, gibt es diverse Ansätze unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen, die – ausgehend vom status quo – in normativer Weise verschiedene Vorstellungen über eine zu erreichende ökonomischökologische Nachhaltigkeit konzeptualisieren.
Besonderes Augenmerk wird auf modellhafte Vorstellungen der ökonomischen Theorie zu einer langfristig tragbaren Entwicklung des Verhältnisses Mensch-Umwelt gelegt; grundlegende Modelleigenschaften werden in Abschnitt 2 und 4 behandelt. Bei den ökonomischen Ansätzen geht es letztlich darum, die Konsummöglichkeiten für die Zukunft aufrecht zu erhalten und die Bedingungen, an welche dies geknüpft ist, zu untersuchen. Dies geschieht in Abschnitt 3 und 4. Der Schwerpunkt dieser Ausarbeitung liegt in der Auseinandersetzung mit dem Problem konstanten Konsums gemäß des SOLOW’schen Ansatzes einer schwachen Nachhaltigkeit unter Einbezug der HARTWICK-Regel. Die Kernaussagen dieses Ansatzes werden insbesondere in Abschnitt 4 behandelt.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Ansätze zur Konzeptualisierung des Gedankens der Nachhaltigkeit
2 Ein ökonomischer Ansatz – Grundlegende Modellannahmen
3 Nicht erneuerbare Ressourcen als Produktionsfaktor
3.1 Die Bedeutung der Ressourcensubstitution
3.1.a Kapital und Ressource als perfekte Substitute
3.1.b Kapital und Ressource als perfekte Komplemente
3.1.c Cobb-Douglas-Produktionsfunktion
4 Ein Modell konstanter Konsummöglichkeiten
4.1 Die Hartwick-Regel
4.2 Modellbeschreibung
4.3 Konstanter Konsum
4.3.a Herleitung eines konstanten Konsumniveaus
4.3.b Kurze Erläuterung der Hotelling-Regel
4.4 Zusammenfassung
5 Kritik
Literaturverzeichnis
Einleitung
Vorgestellt werden ökonomische und ökologische Ansätze das Problem einer langfristig tragbaren Entwicklung des Verhältnisses zwischen Mensch und Umwelt anzugehen (Abschnitt 1). Das Problem, welches sich dahinter verbirgt, lässt sich einleitend damit umreißen, dass der Mensch als abhängiger Bestandteil der irdischen Biosphäre in Wechselwirkung mit und in dieser lebt, grundlegend von dem langfristigen Bestand des Metasystems „Umwelt“ abhängt und mit all seinen Aktivitäten (im Besonderen mit wirtschaftlichen Aktivitäten) auf dieses System einwirkt. Um dieses Verhältnis langfristig tragbar (oder anders ausgedrückt:nachhaltig) zu gestalten, gibt es diverse Ansätze unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen, die – ausgehend vomstatus quo– in normativer Weise verschiedene Vorstellungen über eine zu erreichende ökonomisch-ökologische Nachhaltigkeit konzeptualisieren.
Besonderes Augenmerk wird auf modellhafte Vorstellungen der ökonomischen Theorie zu einer langfristig tragbaren Entwicklung des Verhältnisses Mensch-Umwelt gelegt; grundlegende Modelleigenschaften werden in Abschnitt 2 und 4 behandelt. Bei den ökonomischen Ansätzen geht es letztlich darum, die Konsummöglichkeiten für die Zukunft aufrecht zu erhalten und die Bedingungen, an welche dies geknüpft ist, zu untersuchen. Dies geschieht in Abschnitt 3 und 4.
Der Schwerpunkt dieser Ausarbeitung liegt in der Auseinandersetzung mit dem Problem konstanten Konsums gemäß des Solow’schen Ansatzes einerschwachen Nachhaltigkeitunter Einbezug der Hartwick-Regel. Die Kernaussagen dieses Ansatzes werden insbesondere in Abschnitt 4 behandelt.
1 Ansätze zur Konzeptualisierung des Gedankens der Nachhaltigkeit
Wie einleitend angemerkt, lässt sich keine allgemeingültige Definition und kein allumfassendes Verständnis des Nachhaltigkeitsbegriffes anführen. Vielmehr muss dieser Begriff kontextgebunden und in einem definierten Rahmen hergeleitet und entsprechend konzeptualisiert werden.
Grundlegend wird angenommen, dass Nachhaltigkeit im Sinne einer Rücksichtnahme auf die Interessen und Belange zukünftiger Generationen verstanden wird, wobei es gilt, diese Interessen zu benennen und entsprechende Verhaltensweisen in der Gegenwart zu implementieren. Dies ist dort von Bedeutung, wo gegenwärtiges Verhalten in evidenter Form Auswirkungen auf die Möglichkeiten in der Zukunft hat. Die gegenwärtige Nutzung von erneuerbaren Ressourcen und der Abbau von Bestandsressourcen entfalten eine derartigeintertemporale Wirkung, so dass zwischen den Generationen eine Konkurrenzbeziehung entsteht, wie man sie inintratemporaler Form bspw. zwischen Marktakteuren identifiziert, welche bezüglich ihres Anteils am Sozialprodukt konkurrieren (die Nachfrage, welche beim Anbieter A befriedigt wird, kann Anbieter B auf dem selben Markt nicht mehr für sich beanspruchen). Die intertemporale Konkurrenzbeziehung lässt sich entsprechend wie folgt umschreiben: Konsum heute bedeutet Konsumverzicht morgen.
Das zukünftige Interesse aus ökonomischer Sicht kann als einlangfristig konstantes Konsumniveaubeschrieben werden, so dass sich entsprechende Konzepte der Nachhaltigkeit in diesem Kontext damit befassen, wie Ressourcen – und damit Produktions- und Konsummöglichkeiten – über die Zeit eingesetzt und erhalten werden können.
Ein anderer Blickwinkel, welcher keinen (offensichtlich) anthropozentrischen Fokus aufweist, bezieht sich auf die ökologischen Aspekte, welche bedingen, dass das Gesamtökosystem (und entsprechend die Subsysteme) vor tiefgreifenden Veränderungen oder gar einem Kollaps bewahrt werden muss – um weiterhin als Lebensraum für die menschliche Spezies geeignet zu sein.[1]Bevor im nachfolgenden Abschnitt explizit auf den Grundgedanken ökonomischer Nachhaltigkeit eingegangen wird, werden in Anlehnung an Perman et al. einige ausgiebig diskutierte Nachhaltigkeitskonzepte stichwortartig vorgestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Übersicht 1: ‚Six concepts of sustainability’.
Aus Perman et al. 2003, S. 86; eigene Übersetzung.
Perman et al. weisen ausdrücklich daraufhin, dass keinem der Ansätze alleinige Gültigkeit zugesprochen werden könne und solle - vielmehr handele es sich um komplementäre Perspektiven und Herangehensweisen (vgl. Perman et al. 2003, S.86). An den unter Nummern eins und zwei aufgeführten Beispielen wird dies deutlich: Sollen die Konsummöglichkeiten (pro Kopf) auf Dauer konstant bleiben, so sind konstante Produktionsmöglichkeiten eine grundlegende Voraussetzung dafür; Ansatz vier kann als spezifische Variante des Zweiten verstanden werden. Der letzte Ansatz entstammt der politischen und soziologischen Wissenschaftsrichtung und soll hier nicht näher erläutert werden; bemerkenswert ist lediglich die Mehrperspektivität, welche der Nachhaltigkeitsbegriff hervorruft, so dass die verschiedensten Konzepte aus den unterschiedlichsten Wissenschaften angeführt werden können.
2 Ein ökonomischer Ansatz – Grundlegende Modellannahmen
Im Folgenden wird skizziert, inwiefern sich die Ökonomie (genauer: die Teilgebiete der Wachstums- und Ressourcentheorie) dem Thema einer nachhaltigen Entwicklung annimmt. Obige Ansätze unter Nummer eins und zwei bilden den gedanklichen Rahmen, innerhalb dessen modellhaft die Prämissen der ökonomischen Nachhaltigkeit untersucht werden. Die spezifischen Themen, welche sich aus diesen Ansätzen ergeben, beinhalten zum einen die Idee eines für alle Generationenkonstanten Konsumssowie die Erfordernisse über die Zeitkonstanter Produktionsmöglichkeiten. Der normative Aspekt dieser Ansätze zielt auf die Notwendigkeit ökonomischer Verhaltensweisen, welche in ihrer Gegenwärtigkeit die Zukunft „unbeschadet“ lassen.
Grundlegende Modellannahmen
Betrachtet wird der Fall, in dem lediglich eine Rohstoffart (einenicht erneuerbare Ressource) abgebaut und indirekt über einen Produktionsprozess in Verbindung mit Kapital zur Nutzenstiftung eingesetzt wird; die Produktionsfunktion kann allgemein alsQt = f(Kt, Rt)beschrieben werden.[2]Weiterhin wird eine über die Zeit konstante Population unterstellt, so dass bei der Untersuchung der Bedingungen konstanten Nutzens (Konsums) kein Unterschied zwischen aggregiertem Nutzen (Konsum) und jenem pro Kopf auftritt, wenn auf eventuelle Änderungsraten Bezug genommen wird. Technischer Fortschritt bleibt unberücksichtigt.
Den Individuen aller Generationen lässt sich die gleiche Nutzenfunktion der Form
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
zuordnen.[3]Die Wohlfahrtsfuntion lässt sich wie folgt beschreiben:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Sie soll unter folgenden Nebenbedingungen maximiert werden[4]:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Ressourcenverbrauch (Rt) wird durch den Gesamtbestand begrenzt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
[1]Vgl. Perman, R., Ma, Y., McGilvray, J., Common, M.: Natural Resource and Enviromental Economics. 3rd ed., Harlow, Financial Times Prentice Hall, 2003, S. 94. Perman et al. weisen daraufhin, dass ausschließlich „umweltbezogene“ ökologische Ansätze letzten Endes ebenfalls anthropozentrische Tendenzen aufweisen, da der Erhalt der Umwelt stets mit dem Erhalt der Lebensräume für den Menschen gleichgesetzt werden kann.
[2]Vgl. Perman et al. 2003, S. 88. Qtsteht für ein Outputniveau im Zeitpunktt, welches unter Einsatz von KapitalKtund RessourcenRt(eine spezifische nicht erneuerbare Ressource) erzielt wird. Zur besseren Veranschaulichung wird folgend auf die Berücksichtigung des Faktors Arbeit verzichtet.
[3]Vgl. Ströbele, W.: Rohstoffökonomik. München, Vahlen, 1987, S.16. Der Nutzen hängt ausschließlich vom Konsum ab; mehr Konsum bedeutet größerer Nutzen bei abnehmendem Grenznutzen.
[4]K*gibt die Veränderung des Kapitalbestandes an; diese ergibt sich als Anteil am OutputQ, der nicht konsumiert wird. S*steht für die Bestandsveränderung der Ressource und wird durch den RessourceneinsatzRtzur Erzielung des OutputQdeterminiert.
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