Burnout-Prävention im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements


Projektarbeit, 2015

55 Seiten


Leseprobe

INHALTSVERZEICHNIS

1 Ausgangssituation des Unternehmens und Zielsetzung der Projektarbeit
1.1 Vorstellung des Unternehmens
1.2 Zielsetzung der Projektarbeit und Vorgehensweise

2 Psychische Belastung, Stress, Burnout
2.1 Definition des Begriffs Burnout
2.2 Burnout-begünstigende Faktoren und Ursachen
2.3 Symptome des Burnout
2.4 Diagnosemöglichkeiten
2.5 Abgrenzung, Differenzialdiagnosen
2.5.1 Depression
2.5.2 Psychosomatische Ursachen für Erschöpfungszustände
2.5.3 Mit Erschöpfung einhergehende somatische Störungen
2.6 Entstehung und Phasen des Burnout

3 Analyse der aktuellen Situation im Unternehmen
3.1 Interview mit der Sozialberaterin
3.2 Interview mit dem Unternehmensbereichsleiter Personal
3.3 Interview mit der Betriebsärztin
3.4 Vergleichende Analyse
3.2.1 Aussagen zu besonders belasteten Berufsgruppen
3.2.2 Umgang mit erschöpften Mitarbeitern durch die Vorgesetzten
3.2.3 Vorgehen im Fall der Erkrankung eines Mitarbeiters
3.2.4 Aussagen zu Maßnahmen der Burnout-Prävention

4 Entwicklung der Zielvorstellung

5 Möglichkeiten der Burnout-Prävention bei der SVA 32 5.1 Burnout-Prävention als Führungsaufgabe
5.1.1 Gesunde Führung
5.1.2 Förderliches Verhalten der Vorgesetzten
5.2 Burnout-Prävention durch die Sozialberatung und das BGM
5.2.1 Gesundheitszirkel
5.2.2 Gesundheitstage und Kursangebote
5.3 Maßnahmen zur Burnout Prävention durch die Betriebsärztin
5.3.1 Arbeitsanalyse, Gefährdungsbeurteilung und Krankenstandsanalyse
5.3.2 Beratung in psychischen Notlagen
5.4 Möglichkeiten der Burnout Prävention durch das Personalwesen
5.4.1 Rahmenbedingungen der Arbeit
5.4.2 Coaching-Angebote
5.4.3 Mentoring
5.4.4 Einfluss des Führungsstils

6 Handlungsempfehlungen zu einem Präventionsprogramm
6.1 Information der MitarbeiterInnen zum Angebot
6.1.1 Mitarbeiterinformation via Intranet, Flyer und Mitarbeiterzeitschrift
6.1.2 Informationen zu den Beratungsmöglichkeiten im Unternehmen
6.2 Arbeitszeitmodelle, Arbeitszeitkonten, Auszeitangebote
6.3 Psychische Gesundheit als kontinuierlicher Verbesserungsprozess
6.4 Mitarbeiterpartizipation
6.5 Verhaltens- und Verhältnisprävention

7 Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Internetquellen

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Ausgangssituation des Unternehmens und Zielsetzung der Projektarbeit

1.1 Vorstellung des Unternehmens

Die Schienenverkehrs AG (nachfolgend SVA) ist ein Unternehmen mit derzeit ca. 2.900 MitarbeiterInnen. Bei der SVA handelt es sich um einen der größten und modernsten Nahverkehrsbetriebe in Deutschland und den größten Anbieter von Verkehrsdienstleistungen im Verkehrsverbund. Die Firmenvision „Menschen bewegen Menschen“, welche im Unternehmensleitbild der SVA verankert ist, spiegelt sich ebenso in der Arbeitsgestaltung wieder. Neben gezielter Entwicklung und Weiterbildung wird auch die Sozialkompetenz der MitarbeiterInnen als Schlüssel zum Unternehmenserfolg gesehen (vgl. SVA: SVA als Arbeitgeber, Online unter URL anonymisiert [Zugriff am: 24.01.2015]).

Um den Unternehmenserfolg der SVA nachhaltig, auch in Zeiten zunehmender Arbeitsbelastung und Aufgabenverdichtung, zu sichern, ist jedoch eine ausgeglichene Work-Life-Balance notwendig. Die SVA, als ein Beteiligungsunternehmen der Landeshauptstadt, steht unter zunehmendem Kostendruck – welcher sich auch auf die Arbeitsbelastung der MitarbeiterInnen niederschlägt. So werden Neueinstellungen derzeit nur bei altersbedingter Fluktuation oder bei begründeten, zusätzlichen Aufgaben durch die Erweiterung des Stadtbahnnetzes vorgenommen. Ein bereits vor knapp zehn Jahren begonnener Restrukturierungsprozess des Unternehmens, der von einer externen Unternehmensberatung begleitet wurde, konnte 2010 abgeschlossen werden. Dieser brachte Produktivitätssteigerungen, Kostensenkungen und Umsatzsteigerungen. Derzeit beträgt der Kostendeckungsgrad des Unternehmens ca. 90 Prozent.

Mehrfach wurde die SVA in den vergangenen Jahren zu den besten Arbeitgebern in der Nahverkehrsbranche gewählt – dies bestätigt zudem im Jahr 2014 der erste Platz in einer Umfrage von Focus (vgl. SVA: Rekordwert bei Stellenbesetzungen, Online unter URL anonymisiert [Zugriff am: 21.12.2014]). Die Sozialleistungen des Unternehmens beinhalten sowohl flexible Arbeitszeitmodelle mit einer großzügigen Gleitzeitregelung für die Angestellten der Verwaltung und flexible Dienstplangestaltung für die MitarbeiterInnen im Fahrdienst, wie auch individuell auf die Bedürfnisse der Beschäftigten zugeschnittene Teilzeitmodelle.

1.2 Zielsetzung der Projektarbeit und Vorgehensweise

Der Begriff Burnout ist derzeit in aller Munde. Rapide ansteigende Arbeitsunfähigkeitstage wegen psychischer Belastung werden von den Krankenkassen vermeldet. Im Zeitraum zwischen 2004 und 2011 hat sich der Anteil der Arbeitsunfähigkeitsfälle wegen Burnout verachtfacht. Die Ausfallzeit der Erschöpften liegt bei etwa 23 Arbeitsunfähigkeitstagen je Fall. Ebenfalls hat die Anzahl der vorzeitigen Berentungen aufgrund psychischer Erkrankungen massiv zugenommen. Lag die Zahl 2001 noch bei 26,6 Prozent aller Renten-Neuzugängen, so ist sie bis zum Jahr 2010 auf 39,3 Prozent gestiegen – Tendenz zunehmend. Psychische Erkrankungen sind somit inzwischen die häufigste Diagnosegruppe bei vorzeitiger Verrentung (vgl. Spreiter 2013:15 f.).

Um dem hohen Anspruch als von den MitarbeiterInnen geschätztem Arbeitgeber weiterhin gerecht zu werden, um die Leistungsfähigkeit der MitarbeiterInnen zu erhalten und Erschöpfungserkrankungen vorzubeugen wird im Rahmen dieser Projektarbeit die folgende Forschungsfrage untersucht:

Welche sinnvollen Maßnahmen hinsichtlich der Prävention von Burnout können bei der SVA getroffen werden?

Hierzu wird die derzeitige Situation des Unternehmens gemeinsam mit der Betriebsärztin, dem Unternehmensbereichsleiter Personal und der Leiterin der Sozialberatung mittels Experteninterviews betrachtet. Ebenfalls werden die Möglichkeiten des betrieblichen Gesundheitsmanagements ausgelotet, den MitarbeiterInnen Präventivmaßnahmen zur Stressreduzierung anzubieten und die Führungskräfte hinsichtlich dieses Themas zu sensibilisieren.

2 Psychische Belastung, Stress, Burnout

2.1 Definition des Begriffs Burnout

Das Verb „to burn out“ wurde schon von Shakespeare Ende des 16. Jahrhunderts verwendet (vgl. Spreiter 2013:29). Erstmalig fand der Begriff „Burnout“ 1974 im wissenschaftlichen Kontext bei Herbert J. Freudenberger Verwendung. Er nutzte die Bezeichnung „Staff burn-out“ in einem Artikel des Journal of Social Issues Staff und beschreib die Symptome als „Nachlassen bzw. Schwinden von Kräften oder Erschöpfung durch übermäßige Beanspruchung der eigenen Energie, Kräfte oder Ressourcen“ (vgl. Wirtz u. a. 2014:312).

Christina Maslach bezeichnete 1982 das Burnout-Syndrom als Folge der Belastungen, die in psychosozialen Berufen auftreten und zu emotionaler Erschöpfung, Depersonalisierung und verringerter Leistungsfähigkeit führen (vgl. Myers u. a. 2014:796). Nach Ferdinand Jaggi ist Burnout keine Krankheit im engeren Sinne mit eindeutig zuteilbaren diagnostischen Kriterien, vielmehr lässt sich Burnout über körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung aufgrund beruflicher Überlastung beschreiben. Er weist jedoch darauf hin, dass es sich nicht um Arbeitsmüdigkeit handelt, sondern vielmehr um einen fortschreitenden Prozess, der mit wechselhaften Gefühlen der Erschöpfung und Anspannung einhergeht (vgl. Jaggi 2008:6).

Burnout ist in der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen ICD 10 als eigenständige Gesundheitsstörung aufgeführt (Kapitel XXI, Punkt Z 73.0) und wird wie folgt beschrieben: „Ausgebranntsein: Burnout, Zustand der totalen Erschöpfung“ (Wirtz u. a. 2014:326). Diese Kategorie kann jedoch durch Mediziner gegenüber keiner Krankenkasse abgerechnet werden. Die Patienten werden daher meist mit dem Krankheitsschlüssel ICD-10 F32, der als Diagnose „depressive Episode“ angibt, zu Fachärzten für Psychosomatik und Psychotherapie überwiesen (vgl. ebenda). Hiermit ist die Burnout-Symptomatik einfach klassifiziert und mit den Krankenkassen abrechenbar. Festzustellen bleibt jedoch, dass das Gesundheitssystem in Deutschland auf die große Welle von psychisch erschöpften Menschen nicht vorbereitet ist und sowohl seitens der Fachärzte für Psychosomatik und Psychotherapie, als auch seitens der Versicherungsträger ein großer Nachholbedarf hinsichtlich der Patientenbetreuung besteht (vgl. Spreiter 2013:29 f.).

2.2 Burnout-begünstigende Faktoren und Ursachen

Die Ursachen für ein Burnout können sowohl in privaten Konflikten, als auch im beruflichen Umfeld des Patienten/der Patientin liegen, wobei die meisten AutorInnen von einer multikausalen Entstehung ausgehen. Das Ergebnis des Ausbrennens am Arbeitsplatz ist auf das Zusammenspiel von organisationalen und personalen Faktoren zurück zu führen. Diese können von enttäuschten Rollenerwartungen über negative Wahrnehmung der Umwelt bis hin zum Selbstverbrennen bei narzistischer Persönlichkeit reichen (vgl. Burisch 2005:198). Allen Faktoren gemein ist jedoch ein zu hohes Stressniveau. Zu unterscheiden sind hierbei Stressor und Stressreaktion. Äußere Stressoren (z.B. Lärm) und innere Stressoren (z.B. Gefühl der Überforderung) können bei fehlenden Bewältigungsstrategien zu Burnout führen (vgl. Jaggi 2008:8).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Grundmodell der Standortbestimmung (Uhle & Treier 2013:22).

Im organisationalen Kontext sind besonders hohe Arbeitsbelastung, mangelnde (Human-)Ressourcen, unklare Aufgabenverteilung, ständige Erreichbarkeit, hohe (geforderte) Einsatzbereitschaft, Arbeitsplatzunsicherheit, wachsende Anforderungen an persönliche Mobilität und hohes Arbeitstempo als Auslöser eines Burnout zu nennen (vgl. Spreiter 2013:32). Weiterhin können Gratifikationskrisen, welche mit unzureichender Würdigung der erbrachten Leistungen, mangelnden Aufstiegsmöglichkeiten und fehlender Wertschätzung durch die Vorgesetzten einhergehen, mögliche Ursachen sein (vgl. Schneider 2013:18 f.).

Mobbing kann ebenfalls der Auslöser eines Burnouts sein. Hierbei handelt es sich um schikanöse Handlungen, welche über einen Zeitraum von 3-6 Monaten wiederholt gegen das Opfer gerichtet werden. Als typische Mobbing-Handlungen gelten Gerüchte, das Ignorieren oder lächerlich machen des Opfers. Von sensiblen Personen können jedoch auch ohne „absichtliche Schikane“ des Verursachers Handlungen missverstanden und als Mobbing empfunden werden. Mobbing stellt einen erheblichen, Burnout begünstigenden, Stressor dar (vgl. Jaggi 2008:8 f.).

Auf der persönlichen Seite der PatientInnen stellen Perfektionismus, zu hohe persönliche Leistungserwartungen, Angst vor Arbeitsplatzverlust, Wünsche nach Anerkennung und materieller Sicherheit, unklare Abgrenzung zwischen Beruf und Privatleben, steigende Anforderungen an emotionale Kompetenz sowie Angst vor Kritik und fehlende Konfliktfähigkeit potenzielle Auslöser dar (vgl. Spreiter 2013:32).

Wenn der sogenannte „Job-Man-Fit“ – also die Passung zwischen Mitarbeiter, Arbeitsaufgaben und Ressourcen im Arbeitsumfeld nicht passt, so steigt die Gefahr, einen Burnout zu erleiden, erfahrungsgemäß an (vgl. ebenda). Die Quantität der Arbeit alleine ist noch kein Auslöser für eine psychische Erkrankung, vielmehr ist entscheidend, wie die Arbeit zu bewältigen ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Burnout-verursachende Faktoren (vgl. Kernen & Meier 2014:217).

Die Burnout-begünstigenden Faktoren sind nach Kernen und Meier meist in einer Kombination von persönlichen und privaten Faktoren zu finden. Im Durchschnitt herrschen die Arbeitsfeld-Faktoren vor, was in der obigen Abbildung mit der leicht nach rechts verschobenen blauen Fläche dokumentiert wird. Diese Tatsache ist auch in der Burnout-Intervention in den nachfolgenden Kapiteln berücksichtigt.

2.3 Symptome des Burnout

Burnout-Symptome können sowohl auf der emotionalen, der sozialen als auch auf der intellektuellen Ebene auftreten. Als emotionale Symptome können vermindertes Einfühlungsvermögen, leichte Reizbarkeit, geringe emotionale Belastbarkeit, Intoleranz, Ungeduld, Ohnmachtsgefühle und Suizidgedanken genannt werden (vgl. Spreiter 2013:36 f.). Soziale Burnout Symptome äußern sich durch Depersonalisation, fehlende Empathie gegenüber MitarbeiterInnen und Kunden, Absentismus, Ehe-/ oder Familienprobleme, sozialen Rückzug, sowie Rückzug in mediale Welten (Fernsehen,Computerspiele) (vgl. ebenda). Auf der intellektuellen Ebene sind folgende Burnout Symptome zu beobachten: Gefühl der Überforderung bei komplexen Aufgabenstellungen, Black-outs, Konzentrationsstörungen, fehlende Flexibilität und nachlassende Phantasie, Kündigung des psychologischen Vertrags (Dienst nach Vorschrift) und Unproduktivität (vgl. Jaggi 2008:7). Zu den körperlichen Symptomen zählen Energiemangel, Schlafstörungen und Alpträume, ein geschwächtes Immunsystem, muskuläre Verspannungen, Rücken- und Kopfschmerzen, Medikamenten- Sucht- und Genussmittelabusus, Magen- und Darmbeschwerden sowie Hörsturz und Tinitus (vgl. Spreiter 2013:37 f.).

2.4 Diagnosemöglichkeiten

Da die in Abschnitt 2.2 dargestellten Symptome auch auf andere schwerwiegende psychische Erkrankungen hinweisen können, ist die Diagnose in jedem Fall durch einen Facharzt für Psychosomatik oder Psychotherapie vorzunehmen. Dieser wählt die im vorliegenden Fall geeigneten Diagnosetools aus und grenzt mittels Differenzialdiagnose ab. Dies ist insbesondere deshalb wichtig, weil die Überschneidungsbereiche mit anderen psychiatrischen Diagnosen wie Depression und Anpassungsstörung groß sind. Hierauf wird im Abschnitt 2.5 vertiefend eingegangen.

Als klassische klinische Diagnosemöglichkeiten sind die Fragebögen des Maslach Burnout Inventory (MBI – 22 Items) und das Tedium Measure (21 Items) zu nennen, für deren deutsche Übersetzung jedoch, unter anderem, Normen fehlen. Deutschsprachige Alternativen sind die Burnout-Screening-Skalen I und II (BOSS – je 30 Items) und das Hamburger Burnout-Inventar (HBI – 40 Items) (vgl. Wirtz u. a. 2014:995). Der nachfolgende Selbsttest wurde von Fengler anhand des MaslachBurnout Inventory geringfügig modifiziert, um zu verdeutlichen, welche Faktoren im Arbeitsleben zu Erschöpfung, Leistungsminderung und Entfremdung führen können (vgl. Fengler 2013:23 f.).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Selbsttest (vgl. Fengler 2013:23 f.).

Fengler weist jedoch darauf hin, dass nicht die Zahl der bejahten Items allein ausschlaggebend für die Selbsteinschätzung des Burnout-Risikos sein sollte, sondern vielmehr die Selbstwahrnehmung und persönliche Beunruhigung über einzelne Antworten (vgl. ebenda).

2.5 Abgrenzung, Differenzialdiagnosen

„Es gibt keine allgemein anerkannte gültige Definition von Burnout“ (Harrer 2013:41). Um eine Krankheit mit möglichst geringer Irrtumswahrscheinlichkeit von symptomatisch ähnlichen Diagnosen abzugrenzen, wird die Differenzialdiagnostik eingesetzt (vgl. Wirtz u. a. 2014:386). Die vorrangigen Symptome des Burnout und depressiver Verstimmung sind reduziertes Interesse und Freude sowie verminderter Antrieb. Um das mit Burnout einhergehende Symptom des chronischen Erschöpfungszustands von anderen Krankheiten abzugrenzen, sind weitere körperliche und laborchemische Untersuchungen zu veranlassen, damit körperliche Ursachen für den Zustand ausgeschlossen werden können. Nachfolgend werden somatische und psychosomatische Störungen, welche mit Erschöpfung und anderen Burnout Symptomen einhergehen können erläutert (vgl. Hillert 2014:19).

2.5.1 Depression

Die Abgrenzung von Burnout zur Depression ist insofern schwierig, da besonders hinsichtlich der emotionalen Erschöpfung eine hohe Korrelation besteht. Je ausgeprägter ein Burnout ist, umso mehr überlappt er mit einer depressiven Episode (vgl. Ahola, Kirsi u. a. 2014. Relationship between burnout and depressive symptoms http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2213058614000060 [Zugriff am 21.12.2014]). Depressionen gehen oftmals mit einem Einbruch des Selbstwertgefühls, Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen einher, bei Burnout tritt diese Symptomatologie jedoch nicht auf (vgl. Jaggi 2008:11). Während Burnout sich vor allem auf berufliche Überlastung beschränkt, treten Depressionen auch in psychosozialen Krisensituationen im privaten Kontext auf. „Zu einer Depression gehört immer die mehr oder minder stark ausgeprägte Unfähigkeit zu fühlen“ (Spreiter 2013:38). Jedoch treten emotionale Erkaltung, verringerte Eigeninitiative, Gleichgültigkeit und ähnliche unspezifische Symptome ebenfalls bei Burnout Patienten auf (vgl. Hillert 2014:18).

Depressionen schließen durch Projektionen der psychischen Erkrankung mittels Somatisierung auch körperliche Symptome ein. Diese Komponente unterscheidet die Depression vom Burnout. Jedoch ist eine scharfe Trennung von Burnout und Depression letztlich nicht möglich (vgl. Jaggi 2008:11). Abschließend kann jedoch gesagt werden, dass mit zunehmender Schwere eines Burnout die Wahrscheinlichkeit einer Depression ansteigt (vgl. Hansch 2014:17).

2.5.2 Psychosomatische Ursachen für Erschöpfungszustände

Als mit Erschöpfung einhergehende psychische Störungen sind Chronic Fatigue Syndrom, posttraumatische Belastungsstörung, Insomnie, Panikattacken und der SubstanzmiSVArauch von Alkohol und Tranquilizern zu nennen. Das Chronic Fatigue Syndrom wird nach der klinischen Definition durch eine mindestens sechs Monate anhaltende lähmende Erschöpfung gekennzeichnet und geht charakteristisch mit Konzentrationsschwäche und Merkfähigkeitsstörungen sowie Muskel- und Gliederschmerzen einher (vgl. Jaggi 2008:13f.).

Einer posttraumatischen Belastungsstörung muss „ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß“ (Wirtz u. a. 2014:1206) vorangegangen sein. Insomnie kann, ebenso wie Panikattacken und Alkohol- und Medikamentenabusus, ein Begleitsymptom von Burnout sein, jedoch weist das alleinige Auftreten der selbigen noch keinen Burnout aus.

2.5.3 Mit Erschöpfung einhergehende somatische Störungen

Zu den mit Erschöpfungszuständen einhergehenden somatischen Krankheiten zählen Fibromyalgie, Hypothyreose, Borreliose, Herz- und Niereninsuffizienz, SchlafapnoeSyndrom, Diabetes, Anämie, Leukämien und Restless-Legs-Syndrom (vgl. Hillert 2014:19). Somatische Krankheiten lassen sich durch körperliche und laborchemische Untersuchungen bestimmen. Um die Diagnose „Burnout“ von rein körperlichen Ursachen abzugrenzen, ist nach der medizinischen Untersuchung die Befragung mittels der unter Punkt 2.4 genannten Fragebogen vorzunehmen.

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Ende der Leseprobe aus 55 Seiten

Details

Titel
Burnout-Prävention im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements
Hochschule
Donau-Universität Krems - Universität für Weiterbildung  (Zentrum für Management im Gesundheitswesen)
Autor
Jahr
2015
Seiten
55
Katalognummer
V334346
ISBN (eBook)
9783668244412
ISBN (Buch)
9783668244429
Dateigröße
1421 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Burnout, Burnout-Prävention, Stressbedingte Erkrankungen, BGM, Betriebliches Gesundheitsmanagement, Prävention
Arbeit zitieren
Silke Katharina Brell (Autor:in), 2015, Burnout-Prävention im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/334346

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