Zielsetzung dieser Arbeit ist es, die nunmehr anzuwendenden regulatorischen Anforderungen von IFRS 10 und 12 theoretisch und empirisch darzustellen. Neben den Grundlagen soll insbesondere die Erfassung von Zweckgesellschaften im Anhang des Konzernabschlusses dargestellt werden. Hierfür werden zunächst die Merkmale und Einsatzmöglichkeiten von Zweckgesellschaften erläutert und im Anschluss die Bilanzierungsvorschriften beschrieben. Darauf aufbauend erfolgt eine empirische Analyse der Konzernabschlüsse der DAX und MDAX Unternehmen, in welcher die Auswirkungen der Regeländerungen sowie die Bedeutung von Zweckgesellschaften dargestellt werden sollen.
Für Geschäftsjahre beginnend ab dem 1. Januar 2014 haben EU-Unternehmen das neue Konsolidierungspaket – bestehend aus den International Financial Reporting Standards (IFRS) 10, 11 und 12–verpflichtend für die Erstellung des Konzernabschlusses anzuwenden. Die neuen Standards lösen u. a. die in der Vergangenheit stark kritisierten Vorschriften des International Accounting Standard (IAS) 27 Konzern- und separate Abschlüsse sowie die für Zweckgesellschaften ergänzenden Vorschriften nach dem Standing Interpretation Committee (SIC) 12 Konsolidierung–Zweckgesellschaften ab.
Im Zusammenhang mit den geänderten Regelungen wurde u. a. die Möglichkeit zur Umgehung der Einbeziehung von sog. Zweckgesellschaften in den Konzernabschluss sowie die gegenseitigen Verwerfungen der beiden Standards erheblich kritisiert. Durch diese Off-Balance-Sheet-Finanzierung werden Vermögensgegenstände bzw. Schulden und somit erhebliche Risiken nicht aus den Konzernabschlüssen ersichtlich. Banken, aber auch viele andere Konzernunternehmen, nutzten Zweckgesellschaften u. a., um risikobehaftete bzw. ausfallgefährdete Kredite und Forderungen nicht in ihrer Bilanz abbilden zu müssen, wodurch große Risiken nicht ersichtlich waren.
Durch Finanzierungs- und Ausfallzusagen der Banken wurden die nicht abgebildeten Risiken während der Finanzmarktkrise jedoch zurückgeholt und waren weiterhin fällig. Zweckgesellschaften sind in der Unternehmenswelt zum Teil derart komplex ausgestaltet, dass eine konsistente Beurteilung der Einbeziehung zum Konsolidierungskreis nicht immer eindeutig ist. Um der grundlegenden Konzeption der IFRS-Rechnungslegung zur Bereitstellung sämtlicher entscheidungsnützlicher Informationen gerecht zu werden und vor dem Hintergrund der immer zunehmenderen Globalisierung, war eine Überarbeitung der Konsolidierungsvorschriften notwendig.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1 Einleitung
- 2 Zweckgesellschaften - SPEs
- 2.1 Merkmale und Charakteristika
- 2.2 Hintergründe und Beispiele für den Einsatz
- 3 Das Konsolidierungspaket
- 3.1 Hintergründe des Konsolidierungspakets
- 3.2 Konzeptionelle Neuorientierung durch IFRS 10
- 3.2.1 Das neue Beherrschungskonzept
- 3.2.2 Konsolidierungskreis und mögliche Änderungen bei Zweckgesellschaften
- 3.3 Neuorientierung im Konzernanhang
- 4 Berichterstattung über Zweckgesellschaften in der Praxis
- 4.1 Aufbau und Vorgehensweise
- 4.2 Analyse der Geschäftsberichte und Darstellung der Ergebnisse
- 4.3 Interpretation und Diskussion der Ergebnisse
- 5 Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Arbeit untersucht die Auswirkungen des Konsolidierungspakets, insbesondere IFRS 10 und IFRS 12, auf die Berichterstattung über Zweckgesellschaften (SPEs) in deutschen Konzernabschlüssen. Die Untersuchung basiert auf einer empirischen Analyse von Geschäftsberichten deutscher Unternehmen.
- Beherrschungskonzept nach IFRS 10
- Konsolidierungskreis und Änderungen bei SPEs
- Anhangangaben zu SPEs gemäß IFRS 12
- Empirische Analyse der Berichterstattungspraxis
- Auswirkungen des Konsolidierungspakets auf die Transparenz
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Kapitel 1: Einleitung
Dieses Kapitel stellt die Relevanz des Themas dar und führt in die Thematik der SPEs ein. Es werden die Forschungsfragen und die Methodik der Arbeit erläutert.
- Kapitel 2: Zweckgesellschaften - SPEs
Dieses Kapitel definiert den Begriff der SPE und erläutert deren Merkmale und Charakteristika. Außerdem werden Hintergründe und Beispiele für den Einsatz von SPEs dargestellt.
- Kapitel 3: Das Konsolidierungspaket
Dieses Kapitel behandelt die Hintergründe des Konsolidierungspakets, insbesondere IFRS 10 und IFRS 12. Es werden das neue Beherrschungskonzept und die daraus resultierenden Änderungen im Konsolidierungskreis sowie die Neuorientierung im Konzernanhang erläutert.
- Kapitel 4: Berichterstattung über Zweckgesellschaften in der Praxis
Dieses Kapitel analysiert die Geschäftsberichte deutscher Unternehmen, um die tatsächliche Berichterstattungspraxis im Hinblick auf SPEs zu untersuchen. Die Ergebnisse werden dargestellt und interpretiert.
Schlüsselwörter (Keywords)
Zweckgesellschaften (SPEs), Konsolidierung, IFRS 10, IFRS 12, Beherrschungskonzept, Konzernanhang, empirische Analyse, Geschäftsberichte, Transparenz.
- Quote paper
- Alfred Nickisch (Author), 2015, Special Purpose Entities in deutschen Konzernabschlüssen. Erste empirische Befunde, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/334590