Das Warschauer Ghetto in der Fotografie. Analyse einer Aufnahme des Soldaten Joe Heydecker


Hausarbeit, 2013

12 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kontext der Aufnahme der Fotografie
2.1. Warschauer Juden vor Errichtung des Gettos
2.2. Bildung zu Warschauer Getto
2.3. Lebensverhältnisse im Getto

3. Biografie des Autors des Fotos
3.1. Kindheit
3.2. Aufenthalte in Europa
3.3. Der deutsche Soldat

4. Analyse der Fotografie
4.1. Beschreibung des Fotos
4.2. Interpretation des Fotos

5. Schluss

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Warschauer Ghetto ist das am besten dokumentierte. Reichhaltige historische Quellen, wie z.B. Tagebüchern (z.B. Kapla, Szajnlewin), Fotosammlungen (z.B. Heydecker, Jöst) und Filmaufnahmen, die deutsche Soldaten heimlich und gegen die Bestimmungen Aufnahmen machten. In der folgende Hausarbeit handelt es ich um die Analyse eines Fotos, das von einem deutschen Soldaten, dessen Name Joe J. Heydecker ist, im März 1941 aufgenommen wurde[1]. In welchem Kontext wurde diese Fotografie aufgenommen? Wer ist Joe J. Heydecker im März 1941? Was sind seine Motive, dieses Foto aufzunehmen? Was lehrt uns dieses Foto aus einer geschichtlichen Perspektive? Was lehrt uns diese Quelle über das Leben im Warschauer Ghetto? Um dieses Fragestellungen zu beantworten, werden verschiedene Aufsätze benutzt. Für die geschichtlichen Informationen über das Ghetto werden vor allem das Buch von Ruta Sakowska[2] und das von Markus Roth und Andrea Löw[3] benutzt. Bezüglich der Biografie des Autors des Fotos wird das von Heydecker geschriebenes Buch[4] benutzt.

In einem ersten Teil der Ausarbeitung wird der Kontext im Ghetto im März 1941 bestimmt. Anschließend wird in einem zweiten Teil versucht, das Leben vom Autor des Foto zu zeichnen. In einem dritten Teil wird die Fotografie analysiert und interpretiert werden.

2. Kontext der Aufnahme der Fotografie

2.1. Warschauer Juden vor Errichtung des Gettos

In den Jahren 1918-1939 besaß Warschau die größte jüdische Gemeinschaft in Europa und nach New York die zweite größte der Welt[5]. Am Vorabend des Krieges lebten hier mindestens 350.000 Juden, fast ein Drittel der Bevölkerung Warschaus[6]. Formell waren die Juden zwar gleichberechtigt, doch in der Praxis gab es zahlreiche Diskriminierungen. Im Staats- Militärdienst blieben den Juden nämlich vor allem viele Stellen verschlossen[7]. Weiterhin arbeiteten die Juden in den Wirtschaftlichen Handwerk, Handel, Industrie[8]. Kleinbürgertum und Proletariat bildeten den Kern der Bevölkerung[9]. Die Mehrheit der Warschauer Juden lebte in einfachen Verhältnissen vor allem im Nordwesten der Stadt, oft in heruntergekommen Häusern[10].

Vier Wochen nach Beginn des deutschen Überfalls auf Polen besetzte die Wehrmacht Ende September 1939 Warschau[11]. Zwischen Oktober 1939 und November 1940 traten alle in Deutschland in den Jahren 1933 bis 1939 eingeführten antijüdischen Gesetze und Bestimmungen im besetzen Polen sofort in Kraft. Vor Errichtung des Ghettos hatten die Juden in Warschau schon eine Politik Antijuden erlitten; die jüdische Bevölkerung wurde in Warschau praktisch vollständig ausgeraubt[12]. Der jüdischen Bevölkerung wurden Bankeinlagen, Bankkonten und Sparkonten blockiert und wöchentliche Auszahlungen auf 250 Zloty beschränkt. Ab Dezember 1939 wurden sie vom Großhandelsumsatz ausgeschlossen und der jüdische Handel wurde nun sich immer mehr auf das Sammeln von Abfällen und Schrott beschränkt. Dann wurden den Juden einen wesentlichen Teil der Apotheken, Zahnarztpraxen und Labors ausgeraubt[13]. Jüdische Buchhandlungen und Bibliotheken wurden auch geschlossen[14]. Über die Enteignungen hinaus wurden Willkürakte immer häufiger. Nazideutsche Beamte drangen oft in Geschäfte und Wohnungen ein und raubten den Juden Waren, Schmuck und Möbel aus[15]. Dennoch machte die Gestapo die größte Beute, indem sie große Summen kassierte[16]. Anfang 1940 wurde es Juden Synagogen, Grundschulen, Bahn, Geschäfte und Cafés verboten und später verbot man den Bibliotheken, Bücher an Juden auszuleihen[17].

Der Arbeitszwang für die jüdischen Männer zwischen 14 und 60 Jahren wurde formal im Dezember 1939 eingeführt. Die Warschauer Juden arbeiteten tatsächlich seit den ersten Tagen nach der Einnahme Warschaus für die Deutschen. Im Januar 1940 zählt man ungefähr 1.500 jüdische Arbeiter und im Dezember 1940 ungefähr 5.000[18].

2.2. Bildung zu Warschauer Getto

Am 2 Oktober 1940 erfolgte der Befehl zur Bildung eines Ghettos[19]. Innerhalb von sechs Wochen musste die gesamte jüdische Bevölkerung von Warschauer in das festgelegte gebiet ziehen[20], während die dortigen nichtjüdischen Anwohner gezwungen wurden, Ihre Wohnungen zu verlassen. Hierher wurden nicht nur Juden aus Warschau, sondern auch aus anderen polnischen Regionen und aus dem unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft stehenden deutschen Reichsgebiet und anderen besetzen Ländern deportiert. Mehr als 250.000 Menschen wurden umgesiedelt, ungefähr 138.000 Juden und 113.000 Polen[21]. Der Umzug spielte sich unter chaotischen Formen ab, denn vielen Menschen gelang es nicht rechtzeitig, ein Dach über dem Kopf zu finden[22]. Am 16. November 1940 wurden deutsche und polnische Polizisten an den Eingängen stationiert und das Ghetto hermetisch abgeriegelt[23]. Das Ghetto befand sich im Zentrum der Stadt Warschauer und wurde mit einer drei Meter hohen Mauer plus einem halben Meter Stacheldraht umgeben[24]. Im Januar 1941 war die Fläche des Ghettos ungefähr 307 Hektar groß, wo etwa 400.000 Menschen eingeschlossen wurden[25]. Im April 1941 zählte man 450.000 Personen innerhalb vom Ghetto, mit einer Bevölkerungsdichte von 146.000 Personen pro Quadratkilometer[26]. Im Januar 1941 enthielt das Ghetto etwa 27.000 Wohnungen, also 7-8 Personen auf ein Zimmer[27]. Deutsche Polizeikräfte übernahmen das Wachdienst an den Außenmauern. Die sich aus 3 Einheiten mit insgesamt 37 Polizisten zusammenfassenden deutschen Polizeiposten waren an den Mauer in drei Wachlokalen untergebracht; entlang der Mauern gab es auch motorisierte Polizeipatrouillen[28]. Auf der Innenseite war der Jüdische Ordnungsdienst für die Bewachung verantwortlich[29].

2.3. Lebensverhältnisse im Getto

Das Leben im Ghetto wurde von Juden organisiert. Wie in anderen Ghettos setzte die deutsche Besatzungsmacht in Warschau einen Judenrat ein, zu dessen Vorsitzenden sie Adam Czerniaków, der ein Ingenieur und ein Intellektueller war, ernannte. Der Rat war als Bindeglied zwischen den deutschen Stellen und der jüdischen Bevölkerung. Er organisierte Leben, Arbeit und Fürsorge im Ghetto[30].

Die Arbeitsbedingungen in den Arbeitslagern im Ghetto waren schrecklich. Die Menschen arbeiteten bei der Flussregulierung und bei der Austrocknung von Sümpfen, hungernd, oft bis zu den Kien im eiskalten Wasser, ohne Schutzkleidung[31]. Das Leben im Ghetto war ziemlich merkwürdig. Es hat für die Reichen an nichts gefehlt, für Geld konnte man alles kaufen[32]. Zur gleichen Zeit waren die Lebensbedingungen im Ghetto furchtbar. Die Wohnbedingungen waren trostlos. Es fehlte an Kohle, Gas, Elektrizität, und heißes Wasser war schwer zu bekommen[33]. In den Heimen fehlte auch die elementarste Einrichtung: Betten, Tische, Besen, Waschschüsseln. Oft lagen die Leute in einer Reihe auf dem Fußboden und die Mehrzahl der Umsiedler hatte kein Bettzeug[34]. Das Ghetto war auch von Anfang an überfüllt und für den großen Teil der im Warschauer Ghetto lebenden Menschen gab es nie genügend Essen. Zum Alltag gehörten von Anfang an verhungernde Menschen auf den Straßen. Denn wurden wenige Lebensmitteln geliefert und diese wurden auch nicht gleichmäßig verteilt. Also starben meistens die Mittellosen, die Kinder und die Alten vor allem vor Hunger, und die Andre vor Krankheiten und Erschöpfung[35]. Ziel der deutschen Politik in den eroberten Gebieten war das Verschwinden der Juden. Wie das Verschwinden aussehen sollte, formulierte Distriktschef Dr. Ludwig Fischer ganz deutlich: „Die Juden werden vor Hunger und Elend eingehen und von der jüdischen Frage wird nur noch ein Friedhof übrig bleiben“. Zum Alltag gehörten auch ständige Erschießungen. Juden durften nach geringsten Übertretungen deutscher Anordnungen an Ort und Stelle erschossen werden. Jeden Monat starben so etwa 5000 Menschen.

[...]


[1] http://www.bildarchivaustria.at/Pages/ImageDetail.aspx?p_iBildID=1565443

[2] Sakowska, Ruta: Menschen im Ghetto. Die jüdische Bevölkerung im besetzen Warschau 1939-1943, Osnabrück 1999.

[3] Löw, Andrea / Roth, Markus: Das Warschauer Getto. Alltag und Widerstand im Angesicht der Vernichtung, München 2013.

[4] Heydecker, Joe, J.: Das Warschauer Ghetto. Fotodokumente eines deutschen Soldaten aus dem Jahr 1941, München, 1983.

[5] Vgl. Löw, Andrea / Roth, Markus: Das Warschauer Getto. Alltag und Widerstand im Angesicht der Vernichtung, München 2013, S. 13.

[6] Ebd., S. 9.

[7] Ebd.

[8] Vgl. Sakowska, Ruta: Menschen im Ghetto. Die jüdische Bevölkerung im besetzen Warschau 1939-1943, Osnabrück 1999, S. 13.

[9] Ebd.

[10] Vgl. Löw / Roth, S. 9.

[11] Ebd., S. 13.

[12] Vgl. Ruta, S. 50.

[13] Ebd., S. 51.

[14] Ebd.

[15] Ebd.

[16] Ebd.

[17] Ebd., S. 52.

[18] Ebd., S. 53.

[19] Ebd., S. 55.

[20] Vgl. Jelich, Franz-Josef (Hrsg.): Die Ausstellung „Oneg Schabbat – das Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos“. Zur Erinnerungskultur in Polen und Deutschland. Klartext, Essen 2006, S. 31

[21] Vgl. Sakowska, S. 55.

[22] Vgl. Jeglich, S. 31.

[23] Vgl. Sakowska, S. 56.

[24] Vgl. Sakowska, S. 56.

[25] Ebd.

[26] Ebd.

[27] Ebd.

[28] Ebd., S. 57.

[29] Vgl. Jelich, S. 31.

[30] Vgl. Löw / Roth, S. 17.

[31] Vgl. Sakowska, S. 62.

[32] Vgl. Jeglich, S. 33.

[33] Vgl. Sakowska, S. 110.

[34] Ebd.

[35] Sakowska, S. 116

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Das Warschauer Ghetto in der Fotografie. Analyse einer Aufnahme des Soldaten Joe Heydecker
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin)
Veranstaltung
Geschichte im Objektiv: Fotographie als Quelle über den Holocaust in Osteuropa
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
12
Katalognummer
V334655
ISBN (eBook)
9783668253247
ISBN (Buch)
9783668253254
Dateigröße
507 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Der Autor der vorliegenden Arbeit ist kein Deutsch-Muttersprachler. Bitte haben Sie Verständnis für grammatikalische Fehler und Uneinheitlichkeiten im Ausdruck.
Schlagworte
warschauer, ghetto, fotografie, analyse, aufnahme, soldaten, heydecker
Arbeit zitieren
Benoit Decormeille (Autor:in), 2013, Das Warschauer Ghetto in der Fotografie. Analyse einer Aufnahme des Soldaten Joe Heydecker, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/334655

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