Burgen und Stadtbefestigungen in Israel


Ausarbeitung, 2010

53 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Das Königreich Jerusalel

Jaffa (Stadt)

Mirabel

Arsuf

Caesarea

Atlit

Castellum Regis

Montfort

Judin

Akkon

Safed

Vadum Jacub

Qal'at Subeibe

Belvoir

Beisan

Jerusalem – Stadtmauer

Jerusalem – Davidsturm

Ibelin

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Münze Balduin III von Jerusalem mit der schematischen Darstellung des Davidturmes.

Es ist ein schwieriges Unterfangen, einen Text über ein Thema zu schreiben, zu dem es schon eine unüberschaubare Vielzahl von Veröffentlichungen gibt. Die Kreuzzüge sind für Wissenschaftler und Laien schon immer interessant gewesen. Zum Teil hatte das religiöse Gründe. Auch die Ansicht, daß kühne Männer heroische Taten unternommen haben, um ein fernes ideales Ziel zu erreichen, spielt bei der nie versiegenden Rezeption dieses Teils der Weltgeschichte eine große Rolle.

Aus der Zeit der Kreuzzüge sind uns viele Werke von mittelalterlichen Verfassern überliefert worden. Hier ist in erster Linie Wilhelm von Tyrus mit seiner „Geschichte der Kreuzzüge“ zu nennen. Weiterhin schrieb Albert von Aachen die „Geschichte des ersten Kreuzzuges“ oder Sébastien Mamerot „Eine Chronik der Kreuzzüge“. Das erste für diese Arbeit relevante modernere Buch ist die „Geschichte des Königreichs Jerusalem“ von Reinhold Röhricht aus dem Jahr 1898.1

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Jerusalem Stadtmauer: Damaskustor.

Am ausführlichsten beschäftigt sich aber Steven Runciman in seiner „Geschichte der Kreuzzüge“ mit der Thematik.2 Das Werk aus den Jahren von 1957 bis 1960 ist sehr detailliert. Es zeichnet sich außerdem durch sehr gute Lesbarkeit aus. Ergänzend sollte aber die „Geschichte der Kreuzzüge“ von Hans Eberhard Mayer von 2005 zur Hand genommen werden, der die neueren Erkenntnisse der Forschung in diesem Werk einbezieht.3 Walter Zöllner hat ebenfalls eine „Geschichte der Kreuzzüge“ geschrieben, die einen kurzen Überblick der Ereignisse und Zusammenhänge für denjenigen gibt, der weniger Zeit zur Auseinandersetzung mit diesem Abschnitt der Geschichte hat.4

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Jerusalem Davidsturm. Am Turm ist der antike Sockel des herodianischen „Phasaelisturm“ aus Großquadern gut von den mittelalterlichen Aufbauten zu unterscheiden.

Neben allen diesen Überblickswerken existieren viele Arbeiten, die sich mit spezielleren Aspekten beschäftigen. Wahllos aus der Vielzahl seien hier stellvertretend genannt: Martin Rheinheimer „Das Kreuzfahrerfürstentum Galiläa“ oder Bodo Hechelhammer „Kreuzzug und Herrschaft unter Friedrich II.“. In der Jahresschrift der Landesgruppe Sachsen-Anhalt der Deutschen Burgenvereinigung e. V. wurde bereits 1992 ein Artikel von Thomas Biller veröffentlicht, der sich knapp zusammenfassend mit dem Burgenbau in den Kreuzfahrerstaaten auseinandersetzt.5

Weitere Spezialliteratur ist in den Fußnoten dieses Textes zu entnehmen.6

Um einen Einstieg in das Thema zu finden, ist zu berücksichtigen, daß die Zeit der Kreuzzüge einen Zeitraum von 200 Jahren umfaßt, gerechnet vom Kreuzzugsaufruf 1095 auf dem Konzil von Clermont bis zum Fall von Akkon im Jahre 1291. Das entspricht auf die Neuzeit umgerechnet der Epoche von den napoleonischen Befreiungskriegen bis heute. Und die Zeit war auch damals schnellebig. Wechselnde Allianzen innerhalb eines Jahres, gewonnene und verlorene Schlachten und die hohe Sterblichkeit auch der Herrschenden führten zu einem atemberaubenden politischen Geschehen, so daß es erforderlich ist, sich auf die Hauptereignisse zu beschränken, um einen Überblick über die Zeit zu geben. Wichtig waren in diesen unruhigen Zeiten die Befestigungsanlagen, die einerseits als Rückzugsorte dienten und andererseits als Wirtschaftszentren das Leben im Lande ermöglichten. Dieser Artikel befaßt sich hauptsächlich mit Burgen, die der Verfasser auf einer Reise durch Israel gesehen hat. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird nicht erhoben. Es wurde aber eine Vielzahl von wissenschaftlichen Arbeiten gesichtet, deren Ergebnisse hier zusammengefaßt sind.

Das Königreich Jerusalel

Das Heer der Kreuzfahrer zog an der Mittelmeerküste entlang bis Jaffa. Dort wendete es sich ins Landesinnere und erreichte am 7. Juni 1099 Jerusalem. Die ägyptischen Fatimiden hatten sich gut auf den Angriff vorbereitet. Die Stadt war mit Vorräten hinreichend versehen. Vom Umland waren alle Lebensmittel und alles Holz in die Stadt gebracht, Brunnen und Felder unbrauchbar gemacht worden. Die Bevölkerung wurde hinter den Stadtmauern in Sicherheit gebracht. Die christliche Bevölkerung war aus der Stadt vertrieben worden. Insgesamt belief sich die Zahl der Einwohner auf zirka 40.000 einschließlich mehrerer Tausend Soldaten. Das Kreuzfahrerheer wird etwa dieselbe Stärke gehabt haben.7

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Jerusalem, historische Ansicht der Grabeskirche.

Am 12. Juni erfolgte ein erster Angriff der Kreuzfahrer auf die Stadt. Es fehlte aber am nötigsten Belagerungsgerät, so daß der Angriff nach hohen Verlusten abgebrochen werden mußte. Er schlug fehl, weil es zur Bezwingung der Mauern an Sturmgerätschaften fehlte. Am 15.Juni beschloß der Kriegsrat, von weiteren Sturmangriffen abzusehen, bis das entsprechende Material herangeschafft war. Das Kreuzfahrerheer verfügte weder über Holz und Werkzeug, noch über erfahrene Zimmerleute, um weitere Angriffe vortragen zu können. Da fügte es der Zufall, daß in Jaffa einige genuesische Schiffe eintrafen. Die Schiffe wurden zerlegt und zum Bau von Belagerungsgerät, insbesondere dreier Belagerungstürme, verwendet.

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Caesarea. Torhalle.

Einen Monat nach Ankunft, in der Nacht vom 13. zum 14. Juli, konnte dann ein weiterer Angriff durchgeführt werden. Der Belagerungsturm, der am Zionsberg aufgestellt war, wurde schon am ersten Tag zerstört. Die beiden anderen, am Goliathsturm und an der Nordostecke der Stadtbefestigung auf-gestellten wurden be-schädigt. Am 15. Juli kam dann der Erfolg. Ein flämischer Ritter Letold stürmte die Mauer. Gott-fried von Bouillon folgte, und bald waren Hunderte Kreuzfahrer in der Stadt. Der Widerstand brach zusammen. In den näch-sten Tagen kam es zu einem unvorstellbar grau-samen Massaker an der muslimischen und jüdi-schen Bevölkerung der Stadt.

Die Zitadelle, der Davidsturm, ergab sich nach Zusicherung freien Geleits. Nach wenigen Tagen erfuhren die Kreuzfahrer von einem fatimidischen Heer, das die Stadt zurückerobern wollte. Sie zogen ihm entgegen und schlugen es am 12. August 1099 in der Schlacht bei Askalon in die Flucht. Diese Schlacht wird im Allgemeinen als das Ende des 1. Kreuzzuges angesehen.

In Palästina besaßen die Kreuzfahrer zu diesem Zeitpunkt nur die Städte Jaffa, Lydda, Ramla, Bethlehem und Hebron. Alles andere war eine Zone der Anarchie, weil jegliche Staatsgewalt fehlte.

Die Masse des Kreuzfahrerheeres kehrte nach Europa zurück. Nur etwa 300 Ritter und 2.000 Soldaten blieben in Palästina. Es gab keine Planungen, was mit den eroberten Städten geschehen sollte. In einem schwierigen Prozeß kam es schließlich zur Bildung einer Staatsgewalt. Das Wahlkönigtum etablierte sich im entstehenden Königreich Jerusalem. Erst unter den Königen Balduin I. und Balduin II. konnte man von stabilen Herrschaftsverhältnissen sprechen.

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Jerusalem. Graben der Davidsburg.

Noch ausgeprägter als im mittelalterlichen Europa waren der Ablauf der Ereignisse und die Struktur der Herrschaften (Seigneu-rien) von der extrem hohen Sterblichkeit der Franken, vom wechselnden Kriegs-glück und von der Einigkeit bzw. Uneinigkeit der Gegner abhängig. Die Sterblichkeit des hohen Adels, die auf mangelnde Anpassung an die klimatischen Verhältnisse des Orients zurückzuführen war, führte häufig dazu, daß dynastische Erbfolgen er-schwert wurden.

Unter der Herrschaft der beiden Balduins wurden jährlich Feldzüge unter-nommen, die der Eroberung weiterer Territorien oder zur Abwehr feindlicher Angriffe dienen sollten. Die Strategie, alles zu gewinnen oder alles zu verlieren, hatte Gefan-genschaft und Tod zur Folge, Beute oder Verlust aller Habe. Die Gefangennahme des Königs und der Grafen kam mehrfach vor und brachte jeweils die Territorien in eine schwierige Lage.

Häufig wurden die Kreuzfahrerstaaten nur dadurch gerettet, daß ihre Gegner oft uneinig waren und daß der Tod eines Herrschers auch dort Thronstreitigkeiten zur Folge hatte.

Im Jahr 1131 starb Balduin II. Mit ihm waren alle bedeutenden Gestalten der ersten Phase der Kreuzzugszeit nicht mehr am Leben. Eine neue Generation von Kreuzfahrern übernahm die Macht. Es bahnten sich Konflikte zwischen der im Land etablierten Gruppe des Adels und den abenteuerlustigen, auf Eroberung bedachten Neuankömmlingen aus.

Jaffa (Stadt)

Joppe (bibl.)

Die Stadt Jaffa ist eine uralte Besiedelung. Durch Archäologen wurden bronzezeitliche Befestigungsanlagen aus der Zeit um 1700 v. Chr. entdeckt. Die Stadt rühmt sich, der älteste Hafen der Welt zu sein, und Plinius legt ihre Anfänge in das Jahr 40 nach der Sintflut.8 Die Stadt wurde 1468 v. Chr. vom ägyptischen Pharao Thutmosis erobert. Unter dem Namen Yapu war sie phönizische Hafenstadt. Später stand sie als Joppe unter hellenistischem Einfluß. Die Makkabäer eroberten den Ort im 2. Jahrhundert v. Chr. Im Jahr 66 zerstörten die Römer die Stadt während des jüdischen Aufstandes. Unter Konstantin dem Großen wurde die Stadt Bischofssitz. Seit der Eroberung im Jahr 636 durch den Kalifen Omar stand der Ort unter arabischem Einfluß.

Bis zum Ausbau Caesareas blieb Jaffa der wichtigste Hafen des Königreiches Jerusalem. Die Stadt wurde außerdem der Hauptort der Grafschaft Jaffa (seit 1153 einschließlich Askalons). Erster Inhaber der Grafschaft, die auch später immer im Besitz der königlichen Familie blieb, war Gottfried von Bouillon. Er befestigte Jaffa 1100. Als 1134 der Graf von Jaffa, Hugo II. von Le Puiset, in einen Konflikt mit König Fulko geriet, wurde er der Grafschaft enthoben. Sie wurde aufgelöst und in mehrere Baronien aufgeteilt. Jaffa wurde Krongut. Ab 1247 gehörte der Ort der Familie Ibelin.

1187 fiel ganz Palästina einschließlich Jaffas an Sultan Saladin. Doch bereits 1191 wurde Jaffa von Richard Löwenherz während des dritten Kreuzzuges kampflos eingenommen. Er war nach der Eroberung Akkons auf dem Wege, Jerusalem zurückzuerobern. Zu diesem Zweck benötigte er einen Rückzugs- und

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Jaffa. Ansicht der Altstadt

Versorgungsort, als der Jaffa dienen sollte. 1192 eroberte Saladin Jaffa im Handstreich. Das ankommende Heer Richard Löwenherz’ konnte die Stadt jedoch wieder zurückgewinnen.9 1198 schloß König Amalrich II. von Jerusalem (1197-1205) mit dem Bruder Saladins, el-Adil, einen Vertrag, demzufolge Jaffa im Tausch für Beirut an letzteren fiel. Der Vertrag galt für sechs Jahre.10 Während des fünften Kreuzzuges zog Kaiser Friedrich II. von Akkon aus nach Jaffa. Es sollte eine Demonstration militärischer Stärke sein. Er befestigte die Stadt erneut. Sein Gegenspieler, des ayyubidische Sultan von Ägypten, al-Kamil, befand sich in militärischen Auseinandersetzungen mit den anderen Nachfolgern Saladins. Auch Friedrich befand sich in einer schwierigen Lage. Er war vom Papst mit dem Bann belegt worden. Deshalb widersetzten sich viele Führer im Königreich seinen Führungsansprüchen. Da für beide Seiten eine militärische Auseinandersetzung fragwürdig war, kam es 1229 zum Vertrag von Jaffa. Die Christen erhielten Betlehem, Nazaret, Lydda, Sidon und Toron sowie Jerusalem mit Ausnahme der al-Aqsa-Moschee und des Felsendoms. Am 18. März 1229 krönte sich Friedrich II. zum König von Jerusalem.

1252/54 baute König Ludwig IX. von Frankreich die Befestigungsanlagen weiter aus. 1268 führte der Mameluckensultan Baibars einen Feldzug nach Palästina. Seine Ziele waren die beiden einzigen Orte, die den Franken südlich von Akkon noch verblieben waren, die Stadt Jaffa und die Burg Atlit. Jaffa war unter der Herrschaft Johanns von Ibelin, der von den Muslimen als Philosoph und Rechtsgelehrter anerkannt war, nicht behelligt worden. Sein Sohn Guido war in dem Glauben, daß auch er einen Angriff nicht zu befürchten hat. So war die Stadt in keiner Weise auf einen Angriff vorbereitet, als das Heer Baibars am 7. März vor ihren Mauern erschien. Innerhalb von zwölf Stunden wurde die Stadt erobert. Die Zitadelle wurde abgerissen und das Baumaterial nach Kairo zum Bau der großen Moschee gebracht.

In der Folgezeit blieb Jaffa über die Jahrhunderte ein unbedeutender Ort. Heute ist Jaffa ein Teil der Stadt Tel Aviv-Yafo.

Mirabel

Mirabel (frc.), Mirabellum (lat.)

Die Kreuzfahrer erkannten den strategischen Wert des Berges am Paß von Afek. In den Jahren 1134 bis 1143 wurde die Herrschaft Mirabel von König Fulko an Balian

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Abb. 4: Mirabel. Gesamtansicht der Burg.

von Ibelin vergeben. Er erbaute in den folgenden Jahren die Höhen-burg.11 Insbesondere am Westturm kann man die Kreuzfahrerbauweise leicht erkennen. Die Mauern sind zwei Meter dick. Über dem Eingang befindet sich eine griechische Inschrift. Der Stein ist ein wiederverwendetes Stück aus dem 4./5. Jahrhundert. Die Inschrift lautet „Martyrium des heiligen Kerykos“. Kerykos war ein Märtyrer aus der Zeit des römischen Kaisers Diokletian (236-316).

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Mirabel. Gotisches Portal im Innenhof..

Die Geschichte der Burg ist mit dem Namen Manasses von Hierges verbunden. Er war mit der königlichen Familie verwandt. 1140 wurde er von seiner Cousine, Königin Melisande, zum Konstabler, dem Oberbefehls-haber der Armee, ernannt. Nach König Fulkos Tod war er der wichtigste Beamte im Königreich.

1150 heiratete Manasses in die Familie Ibelin ein und war danach Herr von Mirabel und Ramla. Er blieb in den folgenden Jahren in den Auseinandersetzungen zwischen Königin Melisande und ihrem Sohn Balduin III: ein treuer Anhänger der Königinwitwe. 1152 beanspruchte Balduin die Herrschaft über das gesamte Königreich. Melisande konnte dem zunächst durch die Teilung des Landes entgegenwirken. Balduin zog aber viele Barone auf seine Seite und konnte bald die Herrschaft über das ganze Land ausdehnen. Manassas wurde in seiner Burg Mirabel überrascht und gefangen genommen. Gegen das

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mirabel. Innenhof. Deutlich zeichnen sich die osmanischen Einbauten durch kleinformatige Quader von den Kreuzfahrerbauten ab.

Versprechen, den Osten zu verlassen, gelangte er in die Freiheit zurück. Die Herrschaften Ramla und Mirabel übernahm Hugo von Ibelin. In ottomanischer Zeit wurde die Burg überbaut. Man kann die Strukturen der Kreuzfahrerzeit aber in dem zentralen Turm und der Ringmauer wiedererkennen.12

Arsuf

Arsur (frc.), Tel Arshaf (hebr.), Apollonia (hellenistisch)

Die Stadt wurde im 6. oder 5. Jahrhundert v. Chr. gegründet. Der ursprüngliche Name

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Arsuf. Ansicht von Norden..

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Arsuf. Portal des Hauptturmes der Kernburg.

Arschuf geht auf den phönizischen Fruchtbar-keitsgott Reschef zurück. In der hellenistischen, römischen und byzantinischen Zeit wuchs die Stadt und erreichte ihren wirtschaft-lichen Höchststand. Ihr zweiter Name Apollonia weist auf den Namen des griechischen Gottes Apollo. Die frühe arabische Phase führte zum Verfall der Wirtschaft und zur Verkleinerung der Stadt auf ein Drittel der ursprünglichen Fläche. Sie erhielt aber in dieser Zeit ihre erste Stadt-mauer.13

Kurz nach der Eroberung Jerusalems im Jahre 1099 machten die Kreuzfahrer erste Versuche, die Stadt in ihre Gewalt zu bringen. Gottfried von Bouillon tauschte mit den Arsufern Geiseln aus. Im Spätherbst 1100 zog er aber trotzdem mit einem Heer vor die Stadt, um sie zu belagern. Die fränki-sche Geisel, ein Ritter Gerhard de Avesnes aus dem Hennegau, wurde daraufhin von den Arsufern gefesselt auf der Stadtmauer aufgehängt. Er war den Geschossen der Angreifer schutzlos ausgeliefert. Die Belagerung mußte am 15. Dezember 1100 erfolglos abgebrochen werden. Ein Teil der fränkischen Armee blieb aber im Lande und verheerte die Umgebung Arsufs. Obwohl die Arsufer Bürger ihren Tributzahlungen nachkamen, folgten nach Ostern 1101 weitere Kampfhandlungen. Eine genuesische Flotte war im Heiligen Land eingetroffen. König Balduin vereinbarte, daß die Genuesen ein Drittel der Beute bekommen sollten. Sie errichteten daraufhin eine Seeblockade, die die Versorgung der Stadt fast unmöglich machte. Balduin schloß Arsuf vom Land her ein. Daraufhin unterwarf sich die Stadt den Kreuzfahrern. Zunächst verwaltete Robert von Puglia, Herr von Caifa, die Stadt. Später wurde eine eigene Herrschaft Arsur gebildet.14

Die Kreuzfahrer reparierten die Stadtbefestigung und errichteten eine Zitadelle auf dem Felsen am Meeresufer.

1187 nach der Schlacht bei Hattin kam Arsuf unter ayyubidische Herrschaft. Saladin ließ den Ort schleifen.15 1191 nach der Schlacht zwischen Saladin und Richard Löwenherz unweit der Stadt kam sie wieder in die Hände der Kreuzfahrer. 1207 wurde Johann von Ibelin durch Heirat mit Melisende von Arsuf Eigentümer der Stadt. Sein Sohn Johann II. von Arsuf erbaute 1241 die Zitadelle. Dessen Sohn Balian erkannte, daß er dem Druck der Mamelucken nicht würde standhalten können. Er verkaufte alle Rechte an der Stadt 1261 den Johannitern. Diese bauten die Zitadelle und die Stadtbefestigung weiter aus.16 Das Stadtterritorium wurde im Südosten erweitert und mit einer neuen Mauer versehen. An der Ostseite entstand ein mit zwei Türmen flankiertes neues Tor. Ein neun Meter breiter Graben wurde ausgehoben. In der Zitadelle baute man an der Nordseite einen großen Küchenkomplex für die Versorgung der Besatzung. An verschiedenen Stellen verstärkte man die Mauern, so zum Beispiel die Talusmauern des Donjons.17

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Arsuf. Südbastion.

1265 kam die Stadt nach einer 40-tägigen Belagerung in den Besitz des mameluckischen Sultans. Die Burg war mit reichlichen Vorräten und einer großen Besatzung von 270 Rittern gut auf eine Belagerung vorbereitet gewesen. Nach der Zerstörung eines Walles durch das Feuer der Belagerungsmaschinen des Angreifers drangen die Mamelucken jedoch in die Stadt ein. Drei Tage später ergab sich die Besatzung der Zitadelle. Obwohl ihr freier Abzug versprochen worden war, wurde sie in die Gefangenschaft geführt. Baibars zerstörte die Stadt und die Befestigungen so nachhaltig, daß sie über Jahrhunderte nicht wieder besiedelt wurde.

Die Stadtbefestigung bestand aus einer 2,2 Meter dicken Mauer aus Kurkar-Blöcken.18 Sie wurde durch einen neun Meter breiten Graben geschützt. Die Feldseite des Grabens war mit einer Conterescarpenmauer befestigt. Im Südosten der Stadt sind ein Teil der Mauer und ein Turm erhalten. In der Mitte der Ostmauer befand sich ein Stadttor mit zwei halbrunden aus der Mauer herausragenden Türmen. Das Tor hatte eine Breite von 2,2 Metern und war über eine Holzbrücke zu erreichen.19

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Arsuf. Vorratsspeicher.

Die Zitadelle befand sich an der Nordwestecke der Stadt. An der Seeseite schützte der dreißig Meter hohe Uferfelsen. Die anderen Seiten waren von einem Wall-Graben-System umgeben. Der Graben war mit Escarpenmauern versehen. Der äußere Wall verfügte über fünf Halbrundtürme mit einem Durchmesser von 23 Metern und Bogenschützenscharten. Die Kernburg wurde durch einen Donjon und ein durch zwei Halbrundtürme geschütztes Tor dominiert.

Caesarea

Qaisariya (arab.), Caesarea maritima (lat.)

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Caesarea: Ostmauer der Stadtbefestigung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Caesarea: Ruinen der Ritterstraße.

[...]


Anmerkungen

1 Röhricht, Reinhold: Geschichte des Königreichs Jerusalem (1100-1291). Innsbruck 1898.

2 Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge. 3. Auflage. München 2001.

3 Mayer, Hans Eberhard: Geschichte der Kreuzzüge. 10., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart 2005.

4 Zöllner, Walter: Geschichte der Kreuzzüge. 6. Auflage. Berlin 1990.

5 Biller, Thomas: Burgen in den Kreuzfahrerstaaten. Vom Adelssitz zur „Festung“. In: Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt 1 (1992), S. 5-14.

6 Rheinheimer, Martin: Das Kreuzfahrerfürstentum Galiläa. Frankfurt am Main u. a. 1990; Hechelhammer, Bodo: Kreuzzug und Herrschaft unter Friedrich II. Handlungsspielräume von Kreuzzugspolitik (1215-1230). Ostfildern 2004 (Mittelalter-Forschungen. Band 13).

7 Otto, Eckart: Jerusalem – die Geschichte der Heiligen Stadt von den Anfängen bis zur Kreuzfahrerzeit. Stuttgart 1980, S. 213.

8 Gorys, Erhard und Andrea: Heiliges Land. Ein 10 000 Jahre altes Kulturland zwischen Mittelmeer, Rotem Meer und Jordan. 6., aktualisierte Auflage. Ostfildern 2008, S. 323.

9 Runciman 2001 (wie Anm. 2), S. 830.

10 Runciman 2001 (wie Anm. 2), S. 874.

11 Kennedy, Hugh: Crusader castles. Cambridge 2001, S. 38.

12 Kennedy 2001 (wie Anm. 11), S. 38.

13 Anonymus: Apollonia-Arsuf – A Crusader City and Fortress on the Mediterranean Coast. Stichwort “Arsuf”. http://www.mfa.gov.il, aufgerufen am 30. Juli 2012.

14 Runciman 2001 (wie Anm. 2), S. 382-383.

15 Roll, Israel: Der frühislamische Basar und die Kreuzfahrerburg in Apollonia-Arsuf. In: Piana, Mathias (Hg.): Burgen und Städte der Kreuzfahrerzeit. Petersberg 2008, S. 252-262, hier S. 256.

16 http://maxime.goepp.free.fr.

17 Roll 2008 (wie Anm. 15), S. 261.

18 Kurkar: ortsübliche Bezeichnung für das lößartige anstehende Sedimentgestein.

19 Siehe Anm. 16.

Ende der Leseprobe aus 53 Seiten

Details

Titel
Burgen und Stadtbefestigungen in Israel
Autor
Jahr
2010
Seiten
53
Katalognummer
V334842
ISBN (eBook)
9783668251540
ISBN (Buch)
9783668251557
Dateigröße
5511 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Burgen, Stadtbefestigungen, Israel, Jerusalem, Davidsburg, Wehranlagen, Kreuzzüge
Arbeit zitieren
Detlef Mewes (Autor:in), 2010, Burgen und Stadtbefestigungen in Israel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/334842

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