Kommunikationsmodelle nach Watzlawick, Bühler und Schulz von Thun. Eine Analyse ihrer Anwendbarkeit bei Thomas Manns "Buddenbrooks"


Facharbeit (Schule), 2011

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorstellung der einzelnen Kommunikationsmodelle
2.1 Das Organonmodell nach Karl Bühler
2.2 Das Vier-Seiten-Modell nach Friedemann Schulz von Thun
2.3 Die fünf Kommunikationsregeln nach Paul Watzlawick

3. Dialoganalyse von Romanauszügen
3.1 Das Organonmodell
3.2 Das „Vier-Seiten-Modell“
3.3 Die fünf Kommunikationsregeln

4. Schlussteil als reflektierende Zusammenfassung

5. Materialanhang

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Jeder kennt sie und jeder hat sie einmal in der Schule gelernt: Kommunikations-modelle. Sie sollen eine Möglichkeit geben, in Gesprächen erfolgreich zu kommunizieren. Doch eigentlich nutzt sie keiner wirklich, zumindest nicht bewusst. Deshalb ist es auch schwer zu sagen, ob die bekannten Modelle von Bühler, Watzlawick und Schulz von Thun auch wirklich funktionieren und vor allem ob man sie zu Charakterisierung eines Kommunikationspartners in einem Dialog verwenden kann. Denn genau das, ist eigentlich das Spannende an diesen Modellen. Ist es möglich Aussagen über die Person, über einzelne Charaktereigenschaften der selbigen nur anhand eines gegebenen Dialogs zu treffen, ohne sie persönlich zu kennen?

Bezogen auf das Fach Deutsch, stellt sich damit die folgende Frage: Können diese Modelle auch in der Schule Anwendung finden, um Charaktere eines Romans zu analysieren?

Am Beispiel von Thomas Manns Weltbestseller und mehrfach verfilmten Roman „Buddenbrooks – Verfall einer Familie“[1] werde ich im Folgenden versuchen, diese Modelle im Hinblick auf ihre Möglichkeit zur Charakterisierung einer Person des Dialogs anzuwenden. Zuvor stelle ich die einzelnen Kommunikationsmodelle erläuternd dar.

Letztlich wird eine reflektierende Zusammenfassung folgen, in der ich meine Ergebnisse präsentieren werde.

2. Vorstellung der einzelnen Kommunikationsmodelle

2.1 Das Organonmodell nach Karl Bühler

Karl Bühler (1879-1963) entwickelte eines der grundlegendsten Modelle der mensch­lichen Kommunikation: Sein berühmtes Organonmodell zeigt Bühlers Auffassung von Sprache als „Werkzeug“ [griech. Organon] des Menschen.

Bühler sagt „Die Sprache ist dem Werkzeug verwandt“[2]. Mit Sprache können wir also „arbeiten“, im Speziellen können wir uns damit anderen mitteilen; und zwar mit Hilfe von Sprachzeichen (Z). Diese treten immer mit mindestens einem Sender und mindestens einem Empfänger in Sinnbezug zueinander.[3] Meist wird sich über Gegenstände oder Sachverhalte unterhalten, manchmal aber Abb. 1 : Organonmodell von Karl Bühler auch nur über die Beteiligten selbst.

Wenn der Sender mit Hilfe der Sprachzeichen als Werkzeug eine Nachricht sendet, gibt dieser seinen Gefühlszustand - gewollt oder ungewollt - zum Ausdruck. Über die Darstellung werden Gegenstände und Sachverhalte verdeutlicht. Die Sprachzeichen bilden ein Symbol für diese.[4]

Der Empfänger der Nachricht bekommt durch die Sprachzeichen ein Signal übermittelt, welches diesem mitteilt, was der Sender dem Empfänger sagen möchte. Dieses Signal kann beim Empfänger auch eine Verhaltenssteuerung darstellen4, indem sich dieser entsprechend der Erwartungen des Senders verhält.

2.2 Das Vier-Seiten-Modell nach Friedemann Schulz von Thun

Friedemann Schulz von Thun (*6. August 1944) entwickelte ein Kommunikationsmodell, in welchem er die unterschiedlichen Botschaften, die eine Nachricht haben kann, darstellt. In „Die vier Seiten einer Nachricht“ gibt Schulz von Thun auch Aufschluss darüber, wie diese unterschiedlichen Botschaften vom Empfänger verstanden und interpretiert werden können.

Jede Nachricht besteht aus vier Arten von Botschaften5: Der Sachbotschaft, der Selbstoffenbarungsbotschaft, der Beziehungsbotschaft und dem Appell.

Sachinhalt

Jede Nachricht enthält zunächst einmal eine Sachinformation5, die klaren Aufschluss über den Gegenstand der Kommunikation gibt.

Selbstoffenbarung

Diese Art einer Botschaft gibt Informationen über die Person des Senders preis.5 Wie der Name bereits erläutert, „offenbart“ der Sender einer Nachricht ein wenig über sich selbst, über seine Bedürfnisse und Interessen und gibt auch indirekt Auskunft über seine Gefühle.

Beziehungsinhalt

Durch den Beziehungsinhalt einer Nachricht wird deutlich, welches Verhältnis zwischen Sender und Empfänger besteht bzw. wie der Sender den Empfänger einschätzt. „Die in einer Botschaft enthaltenen Beziehungsaspekte spiegeln sich oft auch in der Art der Formulierung oder im Tonfall wieder“[5].

Appell

Der „letzte“ Bestandteil einer Nachricht ist der Appell. Der Sender möchte den Empfänger meist dazu bewegen, etwas zu tun oder zu unterlassen, zu fühlen oder zu denken.5

Ein Appell soll also dazu dienen eine gewisse Reaktion bzw. ein gewisses Verhalten beim Empfänger der Nachricht, wie zum Beispiel Hilfsbereitschaft, auszulösen.

Schulz von Thun sagt ebenfalls, dass Nachrichten beim Empfänger unterschiedlich interpretiert werden können, als sie von Sender gemeint waren. Er spricht hier von den „vier Ohren des Empfängers“. Diese stellen die Empfangssensibiltät[6] für die vier Seiten einer Nachricht dar; je nachdem auf welchem Ohr der Empfänger „hört“, interpretiert er die Nachricht entsprechend.

Eine grafische Zusammenfassung dieses Modells zeigen die Abbildung 2 und 3 im Materialanhang auf den Seiten 13 und 14.

2.3 Die fünf Kommunikationsregeln nach Paul Watzlawick

Walter Simon hat in „Gabals großen Methodenkoffer“ eine treffende Einleitung zu diesem Modell formuliert:

Der Kommunikations- und Sozialpsychologe Paul Watzlawick (geboren 1921 in Österreich) übte maßgeblichen Einfluss auf […]die Sozialpsychologie aus. In seiner Auffassung von Kommunikation beschränkt sich Watzlawick nicht auf die Wirkung auf den Empfänger, sondern interessiert sich vielmehr für die zwischenmenschliche Sender-Empfänger-Beziehung.[7]

Er betrachtet die Kommunikation zwischen dem Sender und Empfänger einer Nachricht als ein System. Dieses System besteht unter anderem aus unterschiedlichen Elementen, den Kommunikationspartnern. Zwischen diesen Elementen besteht eine Wechselbeziehung („Interaktion“), da in einer Konversation jedes Element dem jeweils anderen eine Antwort sendet.

Watzlawick hat mit den folgenden fünf Kommunikationsregeln eine Art „Analyse­raster“[8] für die zwischenmenschliche Kommunikation entwickelt:

Regel 1: Man kann nicht, nicht kommunizieren

Paul Watzlawick meint damit, dass ein Mensch grundsätzlich immer kommuniziert. Ob er dies durch eine aktive Sprechhandlung tut oder durch nonverbale (Mimik, Gebärde, Blick) bzw. paraverbale (Tonfall, Sprachziel) Kommunikation; für den Sozialpsychologen gilt, dass Kommunikation ständig stattfindet. Auch durch das Verhalten kann man kommunizieren.

Regel 2: Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt

Diese Regel erinnert stark an das „Vier-Seiten-Modell“ von Schulz von Thun, da sie zusätzlich zum Beziehungsaspekt den Inhalt einer Nachricht berücksichtigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Inhalts- und Beziehungsebene bei Paul Watzlawick

Watzlawick sagt, dass der Sender bei einer Übermittlung einer Nachricht dem Empfänger diese grundsätzlich auf zwei unterschiedlichen Ebenen zukommen lässt. „Die Inhaltsebene liefert Informationen zur Sache, während die Beziehungsebene Informationen über das persönliche Verhältnis der Gesprächspartner bietet.“[9]

Regel 3: Die Interpunktion der Ereignisfolge definiert die Beziehung

Kommunikationspartner stellen in einem Gespräch Beziehungsstrukturen untereinander her, welche die Regeln für wechselseitige Verhaltensverstärkung repräsentieren. Diese Beziehungstrukturen sollten bei beiden Partnern weitgehend übereinstimmen, wenn sie dies nicht tun, kann es dazu kommen, dass sich die Kommunikationspartner gegenseitig über das Verhalten des jeweils anderen „aufregen“ und sich daher immer weiter anstacheln. Ein zufriedenstellendes Gespräch ist dann meist nicht mehr möglich.

Regel 4: Kommunikation kann digital oder analog erfolgen

Paul Watzlawick prägt hier die Fachbegriffe „digitale“ und „analoge Kommunikation“. Unter „digitale“ Kommunikation versteht er, dass beide Kommunikationspartner wissen, wie die Zeichen einer Nachricht (Buchstaben, Wörter, Zahlen) zu interpretieren sind, da „zwischen ihnen eine gemeinsame, durch die Erziehung vermittelte Grundlage besteht.“9

Kontrastiv dazu führt Watzlawick die „analoge Kommunikation“ an, welche bei einem Gespräch immer dann vorherrscht, wenn die übermittelten Zeichen nur „ungefähre“ oder „indirekte“10 Deutungen zulassen. Nonverbale Kommunikation, also Mimik und Gestik, sowie paraverbale Kommunikation (Tonfall und Sprachstil) sind ein Beispiel dafür[10]. Es ist dem Gegenüber nicht unbedingt klar, wie diese Zeichen zu interpretieren sind; eine klare Regelung fehlt in diesem Zusammenhang. So ist zum Beispiel das Lächeln einer Person nicht unbedingt als Zufriedenheit oder Sympathie zu deuten, es kann auch Schadenfreude ausdrücken. In Kombination mit dem Satz (digital) „Ich freue mich“, wird die Bedeutung, hier also Zufriedenheit, jedoch klar.[11]

Regel 5: Kommunikation verläuft entweder symmetrisch oder komplementär

Die Kommunikation baut entweder auf Gemeinsamkeiten oder auf Unterschieden zwischen den Gesprächspartner hinsichtlich der Beziehung unter ihnen auf. Stehen die Partner in einem gleichrangigen Verhältnis zueinander, spricht Watzlawick von symmetrischer Kommunikation. Bei der komplementären Kommunikation sind die Sprechanteile ungleichmäßig verteilt und ein Gesprächspartner dominiert und unterdrückt den anderen.10

[...]


[1] MANN, Buddenbrooks 2008.

[2] BIERMANN & SCHURF, Texte, Themen und Strukturen – Deutschbuch für die Oberstufe 1999, S. 92.

[3] Vgl. BIERMANN & SCHURF, Texte, Themen und Strukturen – Deutschbuch für die Oberstufe 1999, S. 92.

[4] Vgl. WAGNER, Grundlagen der mündlichen Kommunikation 1999, S. 22.

[5] SIMON, GABALs großer Methodenkoffer – Grundlagen der Kommunikation 2004, S.49ff.

[6] Vgl. SIMON, GABALs großer Methodenkoffer – Grundlagen der Kommunikation 2004, S.49ff.

[7] SIMON, GABALs großer Methodenkoffer – Grundlagen der Kommunikation 2004, S.22.

[8] SIMON, GABALs großer Methodenkoffer – Grundlagen der Kommunikation 2004, S.24.

[9] SIMON, GABALs großer Methodenkoffer – Grundlagen der Kommunikation 2004, S.24ff.

[10] SIMON, GABALs großer Methodenkoffer – Grundlagen der Kommunikation 2004, S.24ff.

[11] Vgl. SIMON, GABALs großer Methodenkoffer – Grundlagen der Kommunikation 2004, S.24ff.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Kommunikationsmodelle nach Watzlawick, Bühler und Schulz von Thun. Eine Analyse ihrer Anwendbarkeit bei Thomas Manns "Buddenbrooks"
Veranstaltung
Deutsch Leistungskurs
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
16
Katalognummer
V335022
ISBN (eBook)
9783668247741
ISBN (Buch)
9783668247758
Dateigröße
1078 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Deutsch, Buddenbrooks, Kommunikationsmodelle, Schul von Thun, Watzlawick, Bühler, Thomas Mann
Arbeit zitieren
Peter Gläsel (Autor:in), 2011, Kommunikationsmodelle nach Watzlawick, Bühler und Schulz von Thun. Eine Analyse ihrer Anwendbarkeit bei Thomas Manns "Buddenbrooks", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/335022

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