Heinrich von Kleists Werke sind getragen von der Faszination des Widerstandes. Er sympathisiert mit dem Widerstand gegen Okkupation und Unterwerfung. Dabei behandelt er stets auch die immanente Gefahr der Verselbständigung der Form und Entkoppelung von den ursprünglichen Wertvorstellungen. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit waren die Ideale, die sich die bürgerliche Revolution in Frankreich 1789 auf ihre Fahnen schrieb. Ideale, die auch Kleist für sich beanspruchen konnte, ließen sie doch einen breiten Interpretationsspielraum offen. Sollte die Freiheit dem französischen Bürger gelten, oder auch den feudal Geknechteten im unfreien Europa? Hatte man bei der Gleichheit auch die der Geschlechter gemeint? Und waren die Sklaven in den Kolonien die Brüder der Revolutionäre Frankreichs? Fragen die in der Nationalversammlung diskutiert und die spätestens mit der Machtübernahme Napoleons de facto verneint worden waren.
Kleists Novelle „Die Verlobung in San Domingo“ spielt, vor dem Hintergrund dieser Wertediskussion, im Jahr 1803 in der französischen Kolonie Saint Domingue. Der Dichter greift die Widerstandsthematik auf und zeichnet darin eine, in seiner Zeit verbreitete Vorstellung gesellschaftlicher Ordnung, patriarchaler und rassistischer Prägung. In der Novelle lässt sich Kleists Variante einer „aufgeklärten“ Nomenklatur herausarbeiten. Diese Arbeit analysiert „Die Verlobung in St. Domingo“ unter den Kategorien Rasse und Geschlecht. Zum besseren Verständnis ist ein historischer Aufriss vorangestellt. Ein erstes kleineres Kapitel betrachtet, wo sich Kleists Skepsis gegenüber Revolutionen und seine nationalistische Kritik an der Eroberungspolitik eines Bonaparte wiederfinden lässt, die nicht mit einer Kritik an den Idealen der Französischen Revolution verwechselt werden dürfen. Viel Spaß beim lesen!
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Historischer Hintergrund
- Revolution & Nation
- Rassismen
- Sklaverei
- Fronten im Rassenkampf
- Rassistische Stereotype
- Gustavs rassistische Kategorisierungen
- Schwarze Hure - Weiße Heilige
- Geschlechterrollen & -bilder
- Die Apolitische
- Motivation Emotion
- Verführter Verführer
- Die Waffen der Frau
- Rollenzuschreibungen
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Heinrich von Kleists Novelle „Die Verlobung in St. Domingo“ unter den Kategorien Rasse und Geschlecht. Dabei wird die Geschichte der französischen Kolonie Saint Domingue und die dort stattfindenden Unabhängigkeitskämpfe als historischer Kontext beleuchtet. Kleists Skepsis gegenüber Revolutionen und seine Kritik an der Eroberungspolitik Napoleons werden im Kontext der französischen Revolution und ihrer Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit betrachtet.
- Rassistische Verhältnisse in der Kolonie Saint Domingue
- Die Darstellung von Geschlechterrollen und -bildern in der Novelle
- Kleists Kritik an der französischen Revolution und deren Folgen
- Die Rolle von Nation und Gesellschaft in der Geschichte des Kolonialismus
- Die literarische Auseinandersetzung mit dem Thema Sklaverei und Unterdrückung
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort führt in die Thematik der Novelle und die Hintergründe von Kleists Werk ein. Der historische Hintergrund beleuchtet die Situation in der französischen Kolonie Saint Domingue während der Unabhängigkeitskämpfe im frühen 19. Jahrhundert. Im Kapitel „Revolution & Nation“ wird Kleists Kritik an der französischen Revolution und ihrer Folgen im Kontext der Kolonialgeschichte analysiert. Das Kapitel „Rassismen“ setzt sich mit der Darstellung von Rassismus und Sklaverei in der Novelle auseinander, während „Schwarze Hure - Weiße Heilige“ auf die stereotypen Geschlechterrollen und die Verführungsdynamiken zwischen den Figuren eingeht. Schließlich wird in den Kapiteln „Geschlechterrollen & -bilder“ Kleists Sicht auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft sowie die Konstruktion von männlichen und weiblichen Rollen und Bildern in der Novelle analysiert.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie Rassismus, Sklaverei, Kolonialismus, Geschlechterrollen, Revolution, Nation und Literaturanalyse. Sie konzentriert sich auf die Interpretation von Heinrich von Kleists Novelle „Die Verlobung in St. Domingo“ und analysiert die Darstellung von Rassen- und Geschlechterverhältnissen sowie die Kritik an der französischen Revolution. Darüber hinaus werden die historische und gesellschaftliche Bedeutung der Kolonie Saint Domingue und die Rolle von Nation und Gesellschaft in der Geschichte des Kolonialismus beleuchtet.
- Arbeit zitieren
- Pascal Grübl (Autor:in), 2001, Verlobung unter Ungleichen - Nation, Rasse und Geschlecht in Heinrich von Kleist´s Verlobung in St. Domingo, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33508