Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
1.2 Aufbau der Arbeit
2. Der Mittelstand
2.1 Definition
2.2 Wirtschaftliche Situation und Bedeutung
3. Die Unternehmensfinanzierung im Mittelstand
3.1 Klassische Finanzierungsarten
3.2 Einflüsse des Basel III Reformpaket auf die klassische Finanzierungskanäle
3.3 Factoring als alternative Finanzierungsart
4. Factoring
4.1 Definition Factoring
4.2 Funktionen des Factoring
4.2.1 Finanzierungsfunktion
4.2.2 Delkrederefunktion
4.2.3 Dienstleistungsfunktion
4.3 Arten des Factoring
4.3.1 Echtes und unechtes Factoring
4.3.2 Inhouse-Factoring
4.3.3 Standart-Factoring
4.3.4 Offenes und stilles Factoring
4.3.5 Fälligkeits-Factoring
4.3.6 Export- und Import-Factoring
5. Chancen des Factoring
5.1 Erleichterte Unternehmensfinanzierung
5.2 Wettbewerbsvorteil und Wachstum
6. Risiken des Factoring
6.1 Verschlechterung der Kundenbeziehungen
6.2 Hohe Kosten
7. Fazit
Literaturverzeichnis
Monographien:
Sammelwerke:
Zeitschriftenartikel:
Internetquellen:
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Größenkategorien im Mittelstand nach der IfM Bonn
Abbildung 2: Basismodell einer Factoring-Finanzierung
Abbildung 3: Erhöhung der Eigenkapitalquote durch die Bilanzkürzung
1. Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
Der deutsche Mittelstand gilt als das Rückgrat der sozialen Marktwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland. In keinem anderen Land Europas hat der Mittelstand so eine wichtige Bedeutung für die Wirtschaft wie in Deutschland und wird zurecht als der Wirtschaftsmotor der hiesigen Wirtschaft bezeichnet. Trotz der Wirtschaftsstärke hat der deutsche Mittelstand zunehmend auch mit unterschiedlichen Herausforderungen zu kämpfen. Vor allem die Finanzierung spielt für den Mittelstand eine besondere Rolle und stellt viele Unternehmen im Mittelstand vor besonderen Problemen. Die Zurückhaltung der Banken bei der Vergabe von kurzfristigen Krediten, wie auch die neuen Bankenregularien aufgrund der Basel III Reform erschweren viele KMUs den Zugang zu Krediten. Es ist von daher von enormer Bedeutung das mittelständische Unternehmen Zugang zu alternativen Finanzierungsmöglichkeiten suchen. Eine dieser alternativen Finanzierungsmöglichkeiten kann das Factoring sein, was aufgrund der Finanzkrise immer mehr an Bedeutung gewinnt. Diese Arbeit soll aufzuzeigen, welche Chancen das Factoring als alternative Finanzierungsmöglichkeit für den deutschen Mittelstand mit sich bringt, aber auch welche Risiken dessen Nutzung haben verbirgt.
1.2 Aufbau der Arbeit
Zunächst wird auf die Definition “der deutsche Mittelstand“ nach der europäischen Kommission und des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn, sowie auf dessen wirtschaftliche Bedeutung für die deutsche Wirtschaft eingegangen. Im zweiten Abschnitt wird die Finanzierung im Mittelstand erläutert. Es werden die klassischen Finanzierungsarten sowie die Problematik für die Finanzierung durch Banken dargestellt, die aus dem Basel III hervorgeht. Anschließend wird auf Factoring als alternative Finanzierungsmöglichkeit hingewiesen. Abschnitt vier befasst sich mit der Definition von Factoring sowie den verschiedenen Funktionen, welche das Factoring mit sich bringt. Zudem werden die unterschiedlichen Arten des Factorings vorgestellt. Darauf folgt die Analyse und Erläuterung der Chancen und Risiken die sich aus dem Factoring resultieren. Abschließend wir die Hausarbeit mit einem Fazit abgerundet.
2. Der Mittelstand
2.1 Definition
Für den deutschen Mittelstand gibt es keine allgemeingültige und einheitliche Definition und aufgrund der Heterogenität bezüglich Branche, Umsatz, Mitarbeiteranzahl oder Rechtsform auch verschiedene Abgrenzungen. Zum einen gibt es die Definition der europäischen Kommission und zum anderen die Definitionen des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn. Die Definition der europäischen Kommission geht feingliedriger vor und zählt ein Unternehmen nur dann zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), wenn es nicht mehr als 249 Beschäftigte hat und einen Jahresumsatz von höchstens 50 Millionen Euro erwirtschaftet oder eine Bilanzsumme von maximal 43 Millionen Euro aufweist.[1] Da jedoch in der wissenschaftlichen Forschung in Deutschland sich die Definition des IfM Bonn als allgemein akzeptiert durchgesetzt hat, werden wir in dieser Ausarbeitung auf die Definitionen des IfM Bonn Bezug nehmen, nach der mittelständische Unternehmen nach quantitativen und qualitativen Kriterien abgegrenzt werden.
Der Mittelstand, auch als kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bekannt, umfasst nach dem IfM Bonn, Unternehmen, die weniger als 500 Arbeitnehmer beschäftigen und die einen Jahresumsatz von bis zu 50 Mio. Euro erwirtschaften.[2] Alle Unternehmen mit 500 Arbeitnehmern und mehr sowie ab einen Jahresumsatz von 50 Mio. Euro werden dagegen als Großunternehmen eingestuft.[3] Dies wird in der folgenden Abbildung nochmals dargestellt.
Größenkategorien im Mittelstand nach der IfM Bonn
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1 Quelle: Eigene Abbildung nach: IfM Bonn - Günterberg, B., Wolter, H.J. (2003), S. 17
Zu den qualitativen Kriterien werden die Einheit von Eigentum und Unternehmensführung, eine enge Beziehung von Unternehmer und Mitarbeitern, eine enge Verbindung von Unternehmen und Unternehmer und die Konzernunabhängigkeit gerechnet. Überträgt man diese Definition in die Praxis, spricht man gemäß dem IfM Bonn zusammenfassend von mittelständischen Unternehmen, wenn bis zu zwei natürliche Personen oder ihre Familienmitglieder bis zu 50% der Anteile eines Unternehmens halten und diese natürlichen Personen der Geschäftsführung angehören.[4] Eine exakte Erfassung des Mittelstands kann jedoch aufgrund der oben beschriebenen Definitionsschwierigkeiten nur bedingt erfolgen.
2.2 Wirtschaftliche Situation und Bedeutung
Der Mittelstand hat eine herausragende Bedeutung für die deutsche Volkswirtschaft. Der deutsche Mittelstand ist Wirtschafts- und somit Job-, Ausbildungs-, Innovations- und Exportmotor.[5] Nach dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gehören mehr als 99% aller Unternehmen in Deutschland dem Mittelstand an. Sie beschäftigen mit 15,7 Mio. gut 60% aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer und stellen ca. 80% aller Ausbildungsplätze bereit. Vier von fünf Auszubildenden werden somit im deutschen Mittelstand ausgebildet - das entspricht rund 1,29 Mio. der bundesweit 1,56 Mio. betrieblichen Ausbildungsplätze. Während große deutsche Unternehmen in Krisenzeiten von 2008 bis 2011 die Zahl der Ausbildungsplätze um knapp 8% erhöht haben, verzeichnete der deutsche Mittelstand eine doppelt so große Steigerung von gut 16%.
Dessen herausragender Beitrag in der Ausbildungspolitik sorgt für die qualifizierten Fachkräfte von morgen. Wie man erkennen kann, kommt dem Mittelstand neben einer hohen Bedeutung auf dem Arbeitsmarkt, auch eine wichtige Rolle auf dem betrieblichen Ausbildungssystem zu.[6] Umsatzes deutscher Unternehmen. Zum Vergleich haben die 30 DAX-Unternehmen inklusive ihrer ausländischen Konzerntöchter im Jahre 2011 einen Umsatz von 1,19 Bill. € erwirtschaftet. Außerdem erzielt der Mittelstand knapp 55% der gesamten Bruttowertschöpfung, zahlt mit ebenfalls 50% die Hälfte aller Unternehmenssteuern in Deutschland und erwirtschaftet mehr als ein Drittel der gesamten Umsätze. Der deutsche Mittelstand gehört zum innovativsten in ganz Europa. Rund 57% von denen brachten zwischen 2008 und 2010 mindestens eine Innovation auf dem Markt. Im deutschen Mittelstand wurden 2011 rund insgesamt 9,5 Mrd. Euro, in Forschung und Entwicklung investiert. Zwischen 2004 und 2011 sind die Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Mittelstand um ca. 87% gestiegen. Bei großen Unternehmen war es im selben Zeitraum lediglich ein Plus von 30%. Für Deutschland als Exportweltmeister, spielt der Mittelstand eine bedeutende Rolle.[7] Der Exportumsatz im Jahr 2011 in Höhe von 195,2 Mrd. Euro wird von gut 350.000 Klein- und Mittelständische Unternehmen generiert. Das sind 97,5% aller deutschen Exportunternehmen. Jedes zweite deutsche kleinere Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 2 und 10 Mio. Euro ist bereits direkt oder indirekt im Export tätig.[8] Mit 95% sind fast alle mittelständischen Unternehmen auch Familienunternehmen und werden zu 85% eigentümergeführt, deshalb ist die Basis Ihrer Geschäftsstrategie auch oft eine besonders langfristig orientierte Geschäftspolitik. Das hat stabile Kundenbeziehungen, eine stete Personalpolitik und eine starke Bindung zur Region zur Folge. Zudem sind aufgrund der vergleichsweise hohen Eigenkapitalquote, mittel- und langfristige Investitionen auch in Krisenzeiten möglich.
3. Die Unternehmensfinanzierung im Mittelstand
3.1 Klassische Finanzierungsarten
Mittelstandsunternehmen in Deutschland stehen grundsätzlich folgende Finanzierungsinstrumente zur Verfügung:
- Interne Finanzierung über laufenden Cashflow, Rücklagen oder Barreserven,
- Öffentliche Förderung durch Darlehen oder Beteiligung,
- Externe Finanzierung über Fremdfinanzierung,
- Externe Finanzierung über neues Beteiligungskapital.[9]
Der deutsche Mittelstand finanziert sich allerdings überwiegend mit Fremdkapital. Im Jahr 2013 lag die Eigenkapitalquote bei deutschen Mittelstandsunternehmen durchschnittlich bei 28.6 %. Viele Unternehmen mit einer niedrigen Eigenkapitalquote finden sich vor allem unter den Kleinunternehmen. Somit spielt das Fremdkapital eine existenzielle Rolle für den Mittelstand. Die Hauptfinanzierungsart von Fremdkapital sind dabei klassische Bankkredite. Speziell bei Investitionen wird neben den Bankkrediten auch Eigenkapital aus Gewinn Thesaurierungen und Gesellschafterdarlehen, sowie Fördermittel verwendet. Alternative Finanzierungsformen wie z.B. Mezzanine, Beteiligungskapital oder Factoring, werden am wenigsten genutzt mit gerade mal 5% aller Fälle.[10] Weiterhin bestehen gegenüber Private Equity erhebliche Vorbehalte. Da diese Finanzierungsform vielfach mit starkem Renditedruck, einem Fokus auf kurzfristige Ergebnisoptimierung und der Gefahr einer Unternehmenszerschlagung in Verbindung gebracht wird.
3.2 Einflüsse des Basel III Reformpaket auf die klassische Finanzierungskanäle
Als Reaktion auf die schwere globale Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise, die 2008 ausbrach, einigten sich die größten Wirtschaftsnationen (G20) auf eine strengere Regulierung der Kreditinstitute. Das in diesem Zusammenhang vom Baseler Ausschuss ausgearbeitete Konzept Basel III soll das global vernetzte Finanzsystem stabilisieren. Ziel ist es, das Finanzsystem auf ein tragfähigeres Fundament zu stellen, um das Risiko neuer Krisen einzugrenzen.[11] Obschon Basel III an die Kreditinstitute adressiert ist, werden sich die geänderten Regelungen auch auf die Unternehmensfinanzierung auswirken und könnten die Kreditvergabe für den Mittelstand erschweren.[12] Zukünftig dürften gerade Betriebe mit schlechterem Rating (somit die meisten KMU) mit höheren Finanzierungskosten oder Anforderungen an Sicherheiten zu rechnen haben. Auch Finanzierungen, die per se risikoreicher sind – wie Existenzgründungen, Unternehmensnachfolgen und Innovationen –, werden voraussichtlich schwerer. Im Ergebnis können die neuen Regelungen die langfristige Finanzierung über Bankkredite für den Mittelstand erschweren und somit zu einem Existenzrisiko werden. Dementsprechend sind die Unternehmen gezwungen alternative Finanzierungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen und zu analysieren um Ihre zukünftige Finanzierungswege zu sichern. Unternehmen mit einer soliden Finanzierungsstruktur sind für die Änderungen, die mit Basel III in den nächsten Jahren auf den Mittelstand zukommen, gut aufgestellt. Allerdings sollten auch diese Mittelständler die Aufgabe annehmen, die eigene Finanzierung kritisch unter die Lupe zu nehmen und ggf. alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu prüfen um für Krisenzeiten gewappnet zu sein.
3.3 Factoring als alternative Finanzierungsart
Auf der Suche nach einer alternativen Finanzierungsart ist darauf zu achten, dass es die Nachteile der klassischen Bankkredite nicht beinhaltet. Diese sind die verschärften Eigenkapital- und Sicherheitsanforderungen im Hinblick auf Basel II und Basel III. Um sich unabhängiger vom Kreditmarkt zu machen und schnell verfügbare Liquidität zu sichern, bietet sich Factoring an. In der Factoring-Finanzierung spielen die Eigenkapitalverhältnisse keine Rolle und ist besonders für Unternehmen mit einer geringen Eigenkapitalquote eine ideale Alternative. Einer repräsentative Studie des Bundesverbands Factoring für den Mittelstand (BFM) zufolge hält jeder zweite Finanzentscheider Factoring heute für eine stabile Basis der Unternehmensfinanzierung. Mit 82 % ist die Akzeptanz in Unternehmen der Größenklasse 12,5 bis 25 Millionen Euro Umsatz besonders hoch.[13] Was der tatsächlichen Nutzung von Factoring angeht, so nutzen bei Unternehmen mit einer Mitarbeiteranzahl von 1 bis 15 Mitarbeiter 19,3%, bei 16 bis 25 Mitarbeiter 8,9%, bei 26 bis 50 Mitarbeiter 16,7%, bei 51 bis 100 Mitarbeiter 18,9%, bei 101 bis 500 Mitarbeiter sind es 26,6%.[14]
4. Factoring
4.1 Definition Factoring
Unter dem Finanzierungsbegriff Factoring versteht man den fortlaufenden Verkauf von kurzfristigen Geldforderungen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen an einem Factoring-Unternehmen. Das Factoring-Unternehmen (Factor) verpflichtet sich auf Basis eines abgeschlossenen Rahmenvertrages seinem Forderungsverkäufer (Factoring-Kunde) die laufenden Forderungen aus Lieferungen und Leistungen gegen seine Abnehmer (Debitoren) abzukaufen.[15] Factoring kann damit der Innenfinanzierung zugeordnet werden, da es sich um eine Umfinanzierung, genauer gesagt um eine Kapitalfreisetzung durch den Verkauf von Forderungen an den Factor handelt. Factoring hat aus betriebswirtschaftlicher Sichtweise drei verschiedene Funktionen. Diese sind Finanzierungsfunktion, Dienstleistungsfunktion sowie Delkrederefunktion (Schutz bei Zahlungsunfähigkeit des Debitors).[16] Die nachfolgende Abbildung stellt das klassische Basismodell einer Factoring-Finanzierung und das Zusammenspiel zwischen den drei involvierten Beteiligten grafisch dar.
Basismodell einer Factoring-Finanzierung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2 Quelle: www.käuferportal.de
1. „Factoring beginnt mit der doppelten Rechnungsausstellung: Es geht jeweils eine Rechnung an den Kunden und eine an das Factoring-Unternehmen
2. Die automatische Bonitätsprüfung erfolgt durch das Factoring-Unternehmen
3. Bei einer positiven Bonitätsprüfung wird die Forderung an das Factoring-Unternehmen automatisch veräußert
4. Das Factoring-Unternehmen zahlt beim Forderungskauf bis zu 90 % des offenen Betrages an das fordernde Unternehmen“[17]
In der Praxis ist der Ablauf z.B. wie folgt:
- Ein Unternehmen stellt heute eine Rechnung an einen Debitor in Höhe von 10.000 Euro mit einem Zahlungsziel von 60 Tagen.
- Am folgenden Tag verkauft das Unternehmen die Forderung an einen Factor und erhält dafür eine Auszahlung von z.B. 90%, also 9.000 Euro.
- Gemäß dem Zahlungsziel bezahlt der Debitor seine Rechnung z.B. nach 64 Tagen.
- Es erfolgt die Endabrechnung: Die verbleibenden 1.000 Euro abzgl. der Factoring-Gebühr, abzgl. Zinsen für genau 64 Tage, ergibt einen Restbetrag von z.B. 910 Euro, die ausgezahlt werden.
4.2 Funktionen des Factoring
Wie bereits erwähnt, übernimmt der Factor für das Unternehmen im Standardverfahren drei wichtige betriebswirtschaftliche Funktionen. Das ist die Finanzierungs-, Dienstleistungs- sowie die Delkrederefunktion.[18]
4.2.1 Finanzierungsfunktion
Das Factoring bietet in der Regel eine sofortige Finanzierung an. Nach dem Aufkauf der Forderungen überweist der Factor 80 % - 90 % des Forderungsbetrages an den Verkäufer. Den nicht ausbezahlten Differenzbetrag behält der Factor als Sicherheitsleistung im Falle eines Forderungsausfalles seitens des Debitors.[19]
4.2.2 Delkrederefunktion
Beim Kauf der Forderungen übernimmt der Käufer das volle Ausfallrisiko für den Forderungsverkäufer. Im Fall eines Zahlungsausfalles, in dem ein Debitor des Forderungsverkäufers seine Rechnung nicht bezahlt, greift diese Absicherung. Der Factoring-Kunde muss dabei die erhaltenen Beträge nicht zurückzahlen. Diese Absicherungsfunktion ist bei vielen Factoring-Kunden beliebt und ist ein ausschlaggebender Grund, einen Factoring-Vertrag abzuschließen. Factoring-Unternehmen können je nach vereinbartem Leistungsumfang auch weitere Dienstleistungen dem Forderungsverkäufer anbieten.[20]
4.2.3 Dienstleistungsfunktion
Als weitere Factoring-Leistung kann das Unternehmen die Dienstleistungsfunktion in Anspruch nehmen. Diese ermöglicht dem Factoring-Nutzer sein Debitorenmanagement auf den Factor zu übertragen. Dabei umfasst das Debitorenmanagement die Debitorenbuchhaltung, Mahnwesen, Inkasso und die Bonitätsprüfung.[21]
4.3 Arten des Factoring
Das Factoring ist ein sehr flexibles Instrument der Unternehmensfinanzierung. Kunden die vom Factoring profitieren möchten, müssen nicht alle drei Funktionen des Factorings in den Factoring-Vertrag übernehmen. Sie haben die Möglichkeit nur bestimmte Funktionen zu übernehmen, um sich die Factoring-Leistung an Ihr Unternehmen anzupassen. Im Laufe der Zeit haben sich bestimmte Modelle des Factorings am Markt etabliert und werden auch in der betriebswirtschaftlichen Literatur unter verschiedenen Varianten unterteilt.
4.3.1 Echtes und unechtes Factoring
Unter dem echten Factoring wird ein Factoring-Verfahren verstanden, bei denen der Factor das Ausfallrisiko übernimmt. Dabei gewährt der Factor einen vollen Delkredereschutz. Übernimmt der Factor das Delkredererisiko nicht, handelt es sich um ein unechtes Factoring. Aufgrund der fehlenden Risikoübernahme, wird das unechte Factoring besonders günstig angeboten. In den Anfängen des modernen Factorings in Deutschland in den 1950er bis 1970er Jahren war zunächst das unechte Factoring vorherrschend. In den letzten Jahrzehnten hat das echte Factoring stark zugenommen und mittlerweile die vorherrschende Stellung eingenommen.[22]
[...]
[1] Vgl. Europäische Kommission (2006), S. 14.
[2] Vgl. Günterberg, B., Wolter, H.J. (2003), S. 10 f.
[3] Vgl. Günterberg, B., Wolter, H.J. (2003), S. 17.
[4] Vgl. Günterberg, B., Wolter, H.J. (2003), S. 4; Wallau, F. (2006), S. 13 ff.
[5] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2014), S. 1 ff.
[6] Vgl. Commerzbankstudie: Investitionsstrategien im Mittelstand (2014), S. 14.
[7] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2014), S. 1 ff.
[8] Vgl. IfM Bonn: Kennzahlen zu Auslandsaktivitäten laut Umsatzsteuerstatistik (2011), S. 1.
[9] Vgl. Hummel (2011), S. 40.
[10] Vgl. KFW Mittelstandspanel (2014), S. 3.
[11] Vgl. Müller, S., Brackschulze, K. (2011), S. 104.
[12] Vgl. Angelkort, A., Stuwe, A. (2011), S. 15 f.
[13] Vgl. Bundesverband Factoring im Mittelstand (2012), S. 3.
[14] Vgl. www.statista.de (2011)
[15] Vgl. Jahrmann (2009), S. 156.
[16] Vgl. Schulte (2006), S. 180.
[17] käuferportal.de (2011), S. 40.
[18] Vgl. Becker (2011), S. 256.
[19] Vgl. Vollmer-Mengen (2009), S. 27.
[20] Vgl. Vollmer-Mengen (2009), S. 27.
[21] Vgl. Vollmer-Mengen (2009), S. 27.
[22] Vgl. Bette, K. (1999) S. 1; Stumpf (2012), S. 1045 ff.